„Gott sei Dank“ - ein Hoch auf 100 Interviews in „Gemeinde aktuell“

Liebe Leserinnen und Leser!

In diesem Heft „Gemeinde aktuell“ können wir bereits das 100. Interview veröffentlichen. Das klingt gut und ist eine großartige Sache. Mehr als 100 Menschen sind hier persönlich zu Wort gekommen, einige sogar schon zweimal und für zahlreiche Interviews waren auch Paare bereit. Alle haben aus ihrem Leben und von ihrem Glauben berichtet. Das ist ein großes Anliegen der Interviews, damit lernen wir uns gegenseitig kennen und nehmen Anteil aneinander.

Häufig wird in der Gemeinde erwähnt, wie hilfreich die persönliche Vorstellung für das Miteinander ist und wie sehr die einzelnen Beispiele auch andere ermutigen. Immer wieder können wir dabei von Gottes Wegen hören und staunen, wie Gott heute wirkt. Dafür wollen wir ihm danken.

Oft sind wir als Redaktionsteam überrascht, wie intensiv die Gespräche sind und was uns berichtet wird. Erst überlegen wir, wen wir fragen können, wer noch nicht dran war und versuchen auf eine gewisse Abwechslung zu achten.
Wenn wir dann eine Zusage haben, muss ein Termin für ein gemeinsames Treffen gefunden werden. Nicht selten drängt dabei die Zeit, weil das Interview geschrieben, noch mal abgestimmt und korrigiert werden muss, bis es in den Druck geht. Und dann freuen wir uns über positive Rückmeldungen, dass Menschen schon darauf warten, wieder jemanden kennenzulernen.

Gerade wegen der Interviews werden unsere Gemeindenachrichten gerne weitergereicht und regelmäßig von Menschen außerhalb der Gemeinde gelesen. Bei einigen persönlichen Geschichten haben wir direkt erfahren, wie es anderen Menschen in bestimmten Situationen und Nöten geholfen hat. Einige haben tatsächlich das Gespräch gesucht und neue Kontakte werden geknüpft. Das ist alles sehr ermutigend.
Es ist für uns ein riesengroßes Geschenk, wenn sich immer wieder Menschen für ein Interview bereiterklären. Es geht nicht darum, dass nur „besondere“ Gemeindeglieder drankommen, sondern wir freuen uns über jeden, der sich dafür öffnet. Nicht selten zögern unsere Interviewpartner am Anfang, aber am Ende sind sie froh, dass sie es gemacht haben. Für Manche ist es eine richtige Mutprobe oder ein Vertrauensschritt, der sie voranbringt.

Oft bekommen sie dann erstaunliche Rückmeldungen. Die Interviews sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gemeindearbeit mit dem Zentrum, unserem Gott zu danken, Jesus zu vertrauen und anderen von unserem Glauben zu erzählen, um sie zu ermutigen und einzuladen.
Vielen Dank für alle Offenheit, denn das ist ansteckend, so werden die Berichte auch offen aufgenommen. Wir freuen uns schon, wenn weiterhin viele diese Gelegenheit nutzen und bereit sind, persönlich zu erzählen und ihren Glauben zu bekennen.

Im Namen des Redaktionsteams Daniel Liebscher



100
Oktober und November 2023

Meine Frau und Freunde haben mich zum Glauben geführt

Freddy Schröpfer (32) ist glücklich mit Eva verheiratet und Vater von zwei Jungs. Von Beruf ist er KFZ-Mechatroniker sowie ein leidenschaftlicher Autofan. Frank Herter traf ihn zu einem gemütlichen Frühstück.

Woher kommt deine Leidenschaft für Autos?

Schon als Kind interessierte ich mich für Autos. Über die angeheiratete Familie lernte ich Oldtimer kennen und lieben.

Was ist dein Lieblingsauto?

Der alte VW Bulli.

Hast du neben dem Autoschrauben und deiner Familie noch ein anderes Hobby?

Mit Freunden gestalte ich gern aktiv meine Freizeit. Außerdem fahre ich mit Vergnügen Moped & Oldtimer. Im Juni sind wir beispielsweise mit dem Moped nach Berchtesgaden gefahren und wieder zurück. Das war super. Beim Autoschrauben in der Garage kann ich abschalten.

Wie bist du zum Glauben gekommen?

Eva lebt ihren Glauben aktiv, seit wir uns kennen gelernt haben. Zuerst in unserer Beziehung, später mit den Kindern. Ich hatte keinen Zugang dazu. Dann lernte ich einen Freund kennen; im Nachhinein weiß ich, Gott hat diese Freundschaft vorbereitet. Erst nach fast zwei Jahren fanden wir wieder regelmäßig zueinander. Gemeinsam gingen wir joggen. Dabei sprachen wir viel über das Leben und den Glauben. Dies fiel mir unter Männern leichter. Mir ist klar geworden, dass nicht alles in meinem Leben Zufall sein kann. Ein Beispiel: Als ich mich für eine Ausbildung bewarb, fuhr mich meine Oma zum Einstellungstest – ich war ja erst 17. Auf der Fahrt dorthin geriet sie in Lebensgefahr, sie bekam schwere gesundheitliche Probleme. Glücklicherweise kam uns plötzlich eine OP-Schwester zu Hilfe. Ich verpasste meinen Termin. Gleichzeitig öffnete Gott eine andere Tür – ein Herzenswunsch wurde wahr. Ich bemerkte im weiteren Berufsleben, dass mich Gott durch dieses Erlebnis/ Ereignis vor diesem Standort bewahren wollte. Oma geht es gut – GOTT SEI DANK. Während eines Treffens lud mein Freund mich 2022 zum Glaubenskurs ein. Ich hatte Respekt davor, aber dachte mir: Wenn er dabei ist, „dann machste das mit“. Ich meldete mich an. Später stellte sich heraus, dass er nicht dabei sein würde. Da dachte ich mir: „Och, nee!“ Ich ging trotzdem hin und durfte andere tolle Mitarbeiter kennen lernen. Wir verstanden uns sehr gut, die Chemie stimmte, ein Witz war immer parat. Durch die sehr lockere Atmosphäre ließ ich meine allerletzten Befürchtungen fallen, dass es streng und angespannt werden könnte.

Was hat der Glaubenskurs bei dir bewirkt?

Ich bin dem Glauben an Jesus nähergekommen. Ich konnte weitere Fragen stellen. Was mir nicht bewusst war, dass Gott, Jesus und der Heilige Geist eins sind. Oder, dass man durch das Vertrauen in Gott viel gelassener leben kann. Das bewundere ich übrigens sehr an meiner Frau. Sie weiß: Gott führt uns, er hat einen Plan – und macht keine Fehler. Ich habe manchmal Ängste vor Erkrankungen. Sie kann so etwas durch ihren Glauben abgeben. Dazu bekam ich eine Buchempfehlung: „Heilung durch Gottes Wort“. Das war sehr beeindruckend. Ich habe täglich Sätze gelesen, die genau für mich passend waren. Wo ich dachte: „Das gibt´s doch gar nicht. Das ist jetzt genau für mich!“ Gott hat weitere Freundschaften vorbereitet - sogar über den Glauben können wir gemeinsam sprechen. Als ich einem erzählte, dass ich im Glaubenskurs bin und mich nun im Oktober taufen lassen möchte, war er total begeistert.

Vervollständige mal den Satz: Ein Leben ohne Gott ist für mich wie ...

… ein Auto ohne Turbo oder ein Auto mit halber Leistung.
Wie oft habe ich mich über angespannte Autofahrer aufgeregt (lacht). Eva wies mich häufig darauf hin, dass Dankbarkeit viel wertvoller ist.

Was fasziniert dich an Jesus Christus?

Er gibt mir Kraft und Mut in sämtlichen Lebenssituationen, hat einen hervorragenden Plan mit mir und ich kann alle Sorgen bei ihm abgeben.

Was ist deine Lieblings-Bibelstelle?

Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1. Petrus 5,7)

Was bringt dich zum Danken?

Inzwischen auch zahlreiche Kleinigkeiten. (schmunzelt) Außerdem bin ich überreich gesegnet! Meine Frau, die immer ein offenes Ohr und viel Verständnis hat, unsere zwei einzigartigen Kinder, meine Arbeit, meine Freunde und vieles mehr.

Was ist dein größtes Gebetsanliegen?

Schutz für die Familie, Frieden auf der Erde, Zusammenhalt der Menschen und keine gesellschaftliche Spaltung. Oder ein aktuelles Beispiel: Ich betete für einen Arbeitskollegen, der einen lebensgefährlichen Arbeitsunfall hatte.

Wie lebst du bzw. lebt ihr als Familie dein/euer Leben mit Jesus im Alltag?

Wir danken Gott und bringen ihm Anliegen und Herausforderungen, außerdem danken wir vor dem Essen. In den Gottesdienst gehen wir gern. Nach der Ausbildung von Eva freue ich mich auf einen Hauskreis. Evtl. kann ich an einem Jüngerschaftskurs teilnehmen.

Was schätzt du besonders an unserer Gemeinde?

Die Herzlichkeit. Ich fühle mich sehr wohl. Besonders fasziniert mich, dass ich von zahlreichen Gemeindemitgliedern geschätzt wurde, als ich mit dem Glauben noch nicht viel zu tun hatte. Daniel, unser Pfarrer, hat mich mehrmals herzlich eingeladen – ohne mich zu drängen. Die zahlreichen Kinder in der Gemeinde empfinde ich als großen Segen.

Wo siehst du deinen Platz in unserer Gemeinde?

Ganz klar bei der praktischen Hilfe. Ich helfe gern, wo Not am Mann ist.

Vervollständige bitte den Satz: Gemeinde ist für mich ...

… eine wohltuende Gemeinschaft.
Ich komme gern. Alle sind freundlich und offen für jeden. Das finde ich toll.

Lieber Freddy, vielen Dank für das offene, herzliche Gespräch. Wir wünschen dir und deiner Familie weiter den Segen und Schutz Gottes.


nach oben



99
August und September 2023

Gott lässt dich nie allein!

Kathrin (39, Erzieherin in Elternzeit) und Stephan (37, Industriemechaniker) Höflich wohnen gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Thilda im Freiberger Stadtteil Zug in einem Vier-Generationenhaus. Daniela Gneuß hat sie in ihrer gemütlichen Dachgeschosswohnung getroffen.

Ihr Lieben, welches Buch liegt denn momentan auf euren Nachttischen? Gibt es eine Filmempfehlung von euch?

S.: Ich habe zuletzt das Buch „Eden Culture“ von Johannes Hartl gelesen, das fand ich sehr gut.
K.: Auf meinem Nachttisch liegen momentan jede Menge Kinderbücher (lacht). Aber ich selber lese auch sehr gern und habe mir vorgenommen, dies wieder mehr zu tun. Derzeit lese ich von Francine Rivers „Saat des Segens“, darin geht es um die Frauen in der Bibel. Es ist in Romanform geschrieben, basiert aber natürlich auf vielen Bibeldetails. Dadurch liest es sich sehr gut. Als nächstes Buch steht „Esther“ von Leo Bigger auf meinem Plan.
S.: Den Film „Klang des Herzens“ können wir beide sehr empfehlen, darin geht es um die Magie der Musik und die Kraft der Liebe. Dieser Film ist uns beiden lange nachgegangen.

Wie war euer Weg nach Freiberg?

K.: Ich stamme ursprünglich aus Mulda und bin dort aufgewachsen, habe aber als junge Erwachsene teilweise in Annaberg bei meinen Großeltern gelebt. 2018 bin ich von Mulda nach Freiberg gezogen, da ich als Single dort mehr Möglichkeiten für Unternehmungen sah und auch, um Menschen kennenzulernen. Seit 2020 arbeite ich in Freiberg in einem Kindergarten der Kinderarche.
S.: Ich bin in Schlema geboren. Kurz darauf ist meine Familie dann von Zwönitz nach Brand-Erbisdorf gezogen. 1995 zogen wir dann weiter in das Haus meiner Großeltern nach Freiberg im Stadtteil Zug.

Gibt es Dinge, die ihr besonders gern gemeinsam macht?

K.: Wir wandern sehr gern, das haben wir als gemeinsames Hobby entdeckt. Das geht auch zusammen mit Thilda richtig gut. Im letzten Urlaub in Österreich haben wir das ausprobiert und es hat gut geklappt. Wir machen auch sehr gern Gesellschaftsspiele und musizieren zusammen.
S.: Ich persönlich liebe es, mit dem Rad zu fahren. Das machen wir auch zu zweit bzw. nun zu dritt, aber die anspruchsvolleren Touren sind dann doch eine Sache für mich allein. Ein weiteres Hobby sind für mich Klemmbausteine, z.B. von Bluebrixx, und Lego; mit diesen habe ich schon wirklich große Konstruktionen zusammengebaut.
K.: Die Klemmbausteine habe ich auch ein Stück weit für mich entdeckt. Seit ich bemerkt habe, dass es auch Bausätze für Blumen gibt, ist das total mein Ding. Da wir auch zwei Stubenkatzen haben, die echte Blumen immer anfressen, sind die Blumen aus Klemmbausteinen eine sehr gute Deko-Alternative. Ich bastle generell sehr gern und beschäftige mich mit kreativen Dingen. Im Advent bekommen zum Beispiel viele von meinen lieben Menschen um mich herum einen Adventskalender.

Wer oder was hat euch in eurem Glaubensleben geprägt? Gab es Vorbilder? Oder war es ganz anders?

S.: Ich stamme aus einem christlichen Elternhaus und habe von Anfang an ein grundtiefes Gottvertrauen vorgelebt bekommen. Besonders meine Omas haben mich positiv geprägt. Von ihnen ging für unsere Familie viel Segen aus, der bis heute spürbar ist. Der Glaube hält uns als Großfamilie zusammen, das finde ich sehr beeindruckend und bewegend. Mir wurde immer vermittelt, dass der Glaube an den Dreieinigen Gott das beste Fundament ist.
K.: Bei mir war es ganz anders. In meiner Familie wurde der christliche Glauben nicht gelebt. Als Kind war ich irgendwie immer auf der Suche nach etwas und bin in die Christenlehre gegangen. Aber meine Heimatgemeinde war für Nichtchristen nicht unbedingt einladend. Durch meine Mutter hatte ich aber trotzdem Bibelwissen mitbekommen, so dass mir die Geschichten der Bibel nicht völlig fremd waren und ich mich darin recht gut auskannte. Als ich sechs Jahre alt war, wurde mein Bruder mit einer Behinderung geboren, was mein bis dahin sorgloses Leben ziemlich durcheinandergewirbelt hat. Meine Eltern waren jetzt natürlich sehr mit meinem kleinen Bruder beschäftigt, und ich musste irgendwie schnell erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. In der Schule wurde ich deswegen viel gemobbt, weil ich anders als die Kinder in meinem Alter war. Aber ich habe mich nicht davon abbringen lassen, weiter in diese Schule zu gehen und habe viele Dinge mit mir selber ausgemacht. Während meiner Ausbildungen erst zur Diätassistentin und später zur Erzieherin habe ich bei meinen Großeltern in Annaberg gewohnt. Dort durfte ich einfach Ich sein, das war für mich wie Heimat und Zuhause. Durch eine schwere persönliche Krise als Erwachsene habe ich viele Dinge in meinem Leben hinterfragt; mit Gott geschimpft, warum gerade mir all diese schlimmen Dinge passiert sind, ihm all dies immer wieder vorgehalten. In dieser Zeit hatte ich viele gute Gespräche mit einer Kollegin, die mich auch in meiner Besonderheit damals ausgehalten hat. Letztendlich hat sie mich zum Glaubenskurs eingeladen, und dort konnte ich endlich all meine Fragen loswerden. Nach den Abenden im Glaubenskurs haben wir oft noch sehr lange im Auto gesessen und darüber gesprochen. In dieser Zeit habe ich auch eine Therapie begonnen, einfach weil ich gemerkt habe, dass es so mit mir nicht weitergehen konnte. Als ich deswegen bei meinem Arzt war, hatte just an jenem Morgen jemand die Visitenkarte eines Therapeuten bei ihm abgegeben und er meinte, ich sollte es doch einfach mal probieren. Rückblickend war diese Krise für mich sehr wichtig und entscheidend für mein weiteres Leben. Gott hat mir gesagt, es ist auch wichtig, dass ich mich selber finde und nicht immer nur für andere da bin. Das war so gut für mein Selbstwertgefühl. Ich bin aus dem Glaubenskurs heraus in einen Hauskreis eingestiegen. Später bin ich zu „Mittendrin“, einem Treff für junge Erwachsene, gegangen und habe dort Stephan kennengelernt. Er ist dann auch mit in meinen Hauskreis gekommen, da er nach langjähriger Montagetätigkeit neuen Anschluss in der Gemeinde gesucht hat. Dort sind wir uns schnell nähergekommen und haben vor zwei Jahren geheiratet. Mein Wunsch bzw. meine Entscheidung, mich taufen zu lassen, flossen in die Hochzeitsplanung mit ein. Meine Taufe fand dann während der Trauung statt. Das war natürlich ganz besonders festlich; und ich habe mich durch diesen Rahmen wirklich wie eine Braut Christi gefühlt, das fand ich sehr bewegend und sehr schön. Ich habe jetzt immer das Gefühl, dass Gott mich begleitet. Das hat er mir in meiner großen Krise versprochen und dazu steht er, davon bin ich fest überzeugt. Ich muss nichts mehr nur mit mir allein ausmachen. Welch eine spürbare Befreiung!

Was könnt ihr Menschen mitgeben, die selber in einer Krise stecken?

S.: Wenn es Probleme mit anderen Menschen sind, dann sollte man unbedingt das Gespräch suchen und Probleme offenlegen.
K.: Ich selber habe ja früher oft Dinge runtergeschluckt, aber Reden ist so wichtig. Reden mit Gott, aber auch reden mit Menschen. Gott kennt schon die Lösung, manchmal in Form von Menschen, manchmal auch in Form einer Therapie. Ich finde es wichtig, in oder nach der Krise Probleme aufzuarbeiten. Aber dazu braucht es immer auch eine Entscheidung und Zeit. Doch es lohnt sich.

Wie lebt ihr euren Glauben im Alltag?

S.: Wir lesen gemeinsam das Buch „Frühstück mit Gott“, obwohl das manchmal auch erst abends wird. Mit unserer Tochter gibt es eine gemeinsame Zubettgehzeit mit einer gemeinsamen Gebetszeit, mit Fürbitte und Dank. Ich selber lese noch die Bibel über meine Bibellese-App, die habe ich ja immer dabei. Als ich früher oft auf Dienstfahrten war, habe ich mir über diese App immer die Bibel vorlesen lassen.
K.: Mir ist es wichtig geworden, dankbar auf das Leben zu schauen, deswegen führe ich ein Dankbarkeitstagebuch. Als Ehepaar und Familie hören wir oft Lobpreis oder musizieren selber, und das Tischgebet ist bei uns ein festes Ritual. Durch die Geburt von Thilda mussten wir uns ein Stück weit neu finden: wie wir im Alltag Glauben leben, wie wir es zeitlich integrieren können. Wir haben gemerkt, wie wichtig und hilfreich dafür feste Rituale sind, die man dann einfach macht. Sie helfen uns und dienen als Halt und Geländer und können durchtragen, auch durch Krisen. Uns zu Gott führen. Sie sind Ergänzung für uns zu unserem Glaubensleben, aber sie sind sehr hilfreich in herausfordernden Zeiten, damit überhaupt „irgendetwas“ läuft.

Wenn es möglich wäre, welche Person aus der Bibel würdet ihr gern treffen? Warum?

S.: Ich würde gern Elia treffen. Er musste sehr schwierige Situationen durchmachen und hat trotz aller Zweifel durchgehalten. Er hatte einen tiefen Glauben und war Gott in seinem Auftrag gehorsam. Er lebte aus der Gnade. Ich finde ihn als Mann des Glaubens sehr beeindruckend.
K.: Esther! Sie würde ich sehr gern treffen. Sie stand dazu, wer sie war und woher sie kam, trotz eines hohen Preises. Überhaupt würde ich sehr gern mal mit allen Frauen aus der Bibel reden, ich finde ihre Rollen faszinierend. Gott hat durch die Frauen oft sehr stark gewirkt, z.B. am Auferstehungsmorgen. Sie sind die ersten Zeugen, sie erzählen zuerst von der Auferstehung weiter.

Liebe Kathrin, lieber Stephan, vielen Dank für eure Offenheit und die Einblicke in euer Leben. Schön, dass ihr da seid! Wir wünschen euch als Ehepaar und Familie Gottes himmlischen Frieden!


nach oben



98
Juni und Juli 2023

Gott ist für mich

Susan Humpisch ist 45 Jahre, verheiratet und stammt aus Freiberg. Sie hat zwei erwachsene Töchter und arbeitet als Zahntechnikerin in einer Freiberger Zahnarztpraxis. Daniela Gneuß hat sich mit ihr in ihrem einladenden Zuhause in Zug getroffen und ihr herzliches und offenes Wesen sehr genossen.

Liebe Susan, welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

(lacht) Das ist das Buch „Unterwegs mit dir - Vier Frauen auf einer Glaubensreise“. Es liegt nicht direkt auf meinem Nachttisch sondern eigentlich immer dort, wo ich gerade Zeit zum Lesen habe. Es ist total schön, dass ich mich selber in jeder von den vier sehr unterschiedlichen Frauen persönlich wiederfinde. Das hätte ich so beim Kauf dieses Buches nicht gedacht.

Was isst du am liebsten?

(lacht wieder) Das ist Karpfen blau. In Coronazeiten konnte man ja nur begrenzt Geburtstag feiern, und da habe ich mir selber dieses Essen geschenkt und zubereitet, hatte spontan Lust darauf. Seitdem ist es ein festes Ritual meines Geburtstages und ich lade meine Familie dazu ein.

Susan, wie bist du aufgewachsen? Wer hat dich christlich geprägt?

Ich bin sehr traditionell aufgewachsen. Auf Wunsch meiner Mutti habe ich Christenlehre und Konfirmation mitgemacht, aber wir waren als Familie eher selten im Gottesdienst. Nach der Konfirmation bin ich dann erstmal eigene Wege, ohne Glaubensbezug gegangen. Erst zu meiner Hochzeit rückte Gott wieder in mein Blickfeld und es war mir wichtig, dass die Eheschließung mit Gottes Segen erfolgt, auch wenn mein Mann kein Christ ist. Unsere beiden Töchter wurden geboren und ich schickte sie auch zu Christenlehre und Konfiunterricht. Dann kam Daniel Liebschers Anruf mit der Einladung zum Glaubenskurs und ich habe mich getraut, gemeinsam mit einer Freundin hinzugehen. Damit begann mein Glaubensleben wieder ganz neu und viel tiefer als vorher. Nach dem Kurs bin ich in einen Hauskreis eingestiegen, das war eine sehr gute Entscheidung.

Wie lebst du heute deinen Glauben?

Ich bin immer noch in dem Hauskreis und dort tanke ich regelmäßig auf, habe gute Gemeinschaft und erlebe Gott. Das Miteinander mit den Glaubensgeschwistern gibt mir Kraft für den herausfordernden Alltag. Beim Üben mit der Gitarre habe ich immer meine ganz persönliche Lobpreiszeit. Ich gehe regelmäßig zu den Veranstaltungen der Evas, das finde ich jedes Mal sehr erfrischend, ermutigend und inspirierend. Zu guter Letzt blicke ich abends im Bett gemeinsam mit Gott auf den Tag zurück, wofür bin ich dankbar und was war herausfordernd oder nicht schön.

Gab es in deinem Leben Krisen? Wie bist du damit umgegangen? Was hat dir geholfen?

Mein Leben lief eigentlich immer geradlinig und gut, manchmal kam bei mir der Gedanke auf, dass es eigentlich zu gut läuft. Aber das hat sich dann schnell geändert. Ich war 2012 mit meinem damaligen Arbeitgeber sehr unzufrieden und hatte beschlossen, mich - nach mehreren nicht befriedigenden Gesprächen mit ihm - beruflich neu zu orientieren. Das funktionierte dann sehr gut und ich fand einen neuen Arbeitgeber, der Vertrag war unterschrieben und ich war guten Mutes, neu durchzustarten. Im Januar sollte es losgehen. Dann kam der 8.12. 2012, an diesem Tag erlitt ich zu Hause einen Schlaganfall - mit 34 Jahren - und es war für mich, als ob das Leben stehen bliebe. Ich konnte nicht sprechen, lesen und schreiben und in meinem Kopf purzelten viele Dinge durcheinander. In der anschließenden Reha, die nach dem Krankenhausaufenthalt kam, lernte ich all diese Dinge neu. Gleichzeitig fühlte ich mich aber in dieser Zeit nicht als Mensch gesehen und wahrgenommen, sondern nur als Arbeitskraft. In der Zeit der Reha trat mein neuer Arbeitgeber vom Vertrag zurück. Das war natürlich sehr schmerzlich und ich sah für mich nicht wirklich, wo ist mein Platz, wie geht es beruflich weiter. Im Prinzip war ich mit dieser Situation völlig überfordert und fühlte mich ausgeliefert, den Instanzen, der Krankenkasse, der Reha Maßnahme. Rückblickend kann ich aber doch in allem Gottes Führung und Bewahrung erkennen. Beruflich wäre ich bei meinem neuen Arbeitgeber vom Regen in die Traufe gekommen. Ich bekam dann vom Integrationsamt eine Dame an die Seite gestellt, die sehr nett war, kompetent und sich rührend kümmerte. Über viele Umwege fand ich einen neuen Arbeitgeber und konnte in meinen Beruf zurückkehren. In der Zeit der Reha, in der ich noch nicht wieder sprechen oder strukturiert denken konnte war es mir sehr wichtig, das Vaterunser wieder im Kopf sortiert zu bekommen. Das habe ich mir Stück für Stück zurückgeholt und das gab mir großen Halt. Das gleiche habe ich mit Liedern gemacht, die ich kannte, auch diese haben ich wieder aktivieren können. Es gab noch weitere Krisen in meinem Leben, aber auch da kann ich rückblickend sagen, dass Gott mich und meine Familie immer im Blick hatte, er war immer da, auch wenn wir es in dem Moment nicht gesehen oder gespürt haben. Er trägt durch.

Deine Töchter sind beide aus dem Haus. Wie war oder ist das Loslassen für dich?

Das Loslassen der Kinder ist der Lauf der Zeit und für mich etwas ganz Normales. Aber ich bin für meine Mädels immer da und sie wissen, dass sie jederzeit kommen können, bei Problemen oder auch einfach so. Mit beiden telefoniere ich sehr oft, manchmal mehrmals in der Woche, manchmal auch sehr lange.

Wo siehst du deinen Platz in der Gemeinde?

Ich bin im Begrüßungsdienst in der Kapelle Zug integriert und bei den Geburtstagsbesuchen. Diese machen mir besonders viel Freude. Ich nehme mir gern Zeit für die älteren Jubilare und bin dann auch mal zwei Stunden da. Manchmal kommt auch die Gitarre zu so einem Besuch mit.

Wenn es möglich wäre, welche Person aus der Bibel würdest du gern treffen? Warum?

Vielleicht am ehesten eine von den Personen, die Jesus nachgefolgt sind. Warum? In verschiedenen Situationen habe ich manchmal Zweifel, warum Dinge passieren müssen, warum es Leid gibt. Zeitzeugen, die Jesus persönlich erlebt haben würden mir helfen, diese Zweifel eher wieder loszulassen.

Liebe Susan, vielen Dank für das Gespräch und deine Offenheit. Wir wünschen dir Gottes Frieden und seinen Segen! Schön, dass du da bist!


nach oben



97
April und Mai 2023

Wir sind wieder zu Hause

Rahel Kramer ist 32 Jahre alt und seit acht Jahren mit Paul verheiratet. Ursprünglich stammt sie aus Brand-Erbisdorf, ist aber von ganzem Herzen Freibergerin. Gemeinsam haben die beiden zwei Kinder: Mattheo (6) und Frederik (3). Beruflich arbeitet Rahel als Erzieherin in einem Freiberger Kindergarten. Daniela Gneuß hat sich mit ihr in ihrer Dachgeschoßwohnung getroffen.

Liebe Rahel, gibt es ein Lieblingsbuch von dir?

Ja, das ist ein zweiteiliger Roman von Francine Rivers: „Die Sehnsucht ihrer Mutter“ und „Die Hoffnung ihrer Tochter“. In der Reihe geht es um eine Mutter-Tochter-Beziehung, sehr empfehlenswert.

Kannst du einen Film empfehlen?

Eher zwei Serien: Downtown Abbey (kommt auf Netflix) und „The Chosen“. Ich schau mir auch sehr gern die Reihe von ERF „Mensch Gott“ an. Ich liebe es, die Vielschichtigkeit von Menschen und deren Beziehungen zu entdecken. Deren Schönheit und Potenzial, aber auch deren Verletzlichkeit und Fehler.

Was isst du am liebsten?

Ein saftiges Rumpsteak mit gebratenen Zwiebeln, und nichts ist so erfrischend wie ein Glas spritziges Mineralwasser.

Liebe Rahel, wer oder was hat dich für dein Glaubensleben geprägt bzw. prägt dich noch heute? Gab es Vorbilder? Oder war alles ganz anders und du musstest Umwege gehen?

Was prägt mich … Das tägliche Leben und die wunderbaren Menschen in meinem Umfeld. ♡
In Bezug auf den Glauben hat meine Mama das Fundament gelegt, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Sie hat ihren Glauben immer sehr offen und authentisch gelebt. Trotz einiger Schicksalsschläge und oft herausfordernder Lebensumstände wusste sie stets, dass sie sich auf Jesus verlassen kann und er für sie kämpft. Dafür habe ich sie immer bewundert. Und einen ihrer Lieblingssätze habe ich immer im Ohr: „Sag Gott Dank, alle Zeit für alles.“ Das ist auch für mich zu einem Leitsatz geworden, für den ich mich aber immer wieder neu entscheiden muss. Sehr gewachsen bin ich auch während meiner Ausbildungszeit in Bad Lausick. Es war eine sehr tiefgehende und glückliche Zeit. Ich durfte meine wilde Seite entdecken und habe Freundschaften fürs Leben geknüpft. Ich bin quasi ein stückweit aufgeblüht. Ich bin sehr dankbar, dass ich in meinem Glaubensleben keine Umwege gehen musste.
Glaubensvorbilder sind für mich Johannes Hartl und Maria Prean. Genauso aber auch viele andere Menschen, die Glauben leben und von denen ich die Biographien lese oder höre. Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen.

Gab es Krisen in deinem Leben? Wie bist du damit umgegangen? Wer oder was hat dir geholfen?

Ja. Der Tod meines Vaters, als ich 14 Jahre alt war, und eine lebensbedrohliche Krankheit meines älteren Sohnes. Ich war ein richtiges „Papakind“ und sein Tod war für mich ein großer Verlust. Aber es gab verschiedene Faktoren, die mir viel Kraft gegeben haben. Ich hatte im und nach dem Sterbeprozess viel Zeit, mich zu verabschieden. Mein Papa hatte an seinem Lebensende noch zu Jesus gefunden. Und zu wissen, dass ich ihn wiedersehen werde, hat mich sehr getröstet. Meine Familie, und besonders meine Schwestern, schenkten mir in dieser Zeit viel Rückhalt. Eine zweite Krise gab es kurz nach der Geburt meines zweiten Kindes. In dieser Zeit erkrankte zunächst der Kleine am RS-Virus und musste stationär behandelt werden. Noch am Tag der Entlassung bekam mein älterer Sohn plötzlich hohes Fieber. Seine harmlose Erkältung entwickelte sich zu einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung und Sepsis. Ich konnte in diesem Moment nur noch zu Gott schreien und ein mehrwöchiger Kampf begann. Mein Mann war im Krankenhaus an Mattheos Seite; meine Mama kam, um den Kleinen zu versorgen, damit ich mehrmals täglich ins Krankenhaus fahren konnte. Wir wurden von ganz vielen Menschen im Gebet und praktisch begleitet. Es hat uns sehr viel Kraft gekostet, aber ich habe mich auch unglaublich getragen gefühlt, und Gott war ganz nah und spürbar. Wir haben in dieser Zeit erfahren dürfen, wieviel Kraft im Gebet liegt. Und trotz langer Ungewissheit gab es immer wieder kleine und große Wunder. Manchmal finde ich es fast ein bisschen traurig, dass man in guten Zeiten so schnell vergisst, wie kostbar es ist, ganz eng mit Jesus verbunden zu sein.

Du warst ja vor ein paar Jahren schon mal Teil unserer Gemeinde, was ist in der Zwischenzeit passiert? Was war der Grund für den Umzug? Und was der Grund, wieder nach Hause zu kommen?

Wir sind damals arbeitsbedingt nach Zwickau gezogen, und während dieser Zeit wurde unser zweites Kind geboren. Daraus wurden dann vier Jahre. Uns war aber schnell bewusst, dass Zwickau keine Dauerlösung für uns ist und wir irgendwann wieder zurückkehren möchten. Das haben wir mit dem Ende meiner Elternzeit im August 2022 auch getan. Und es tut richtig gut, wieder zu Hause zu sein.

Wo siehst du deinen Platz in der Gemeinde?

Den finde ich gerade wieder neu.  Vor dem Umzug hatte ich an mehreren Stellen ehrenamtlich mitgearbeitet, woran ich auch großen Spaß hatte. Jetzt war es für uns als Familie erstmal wichtig, wieder gut in Freiberg anzukommen; nach langer Elternzeit gut in die Berufstätigkeit zu starten und unseren Alltag neu zu strukturieren. Ansonsten bin ich gespannt, wo zukünftig mein Platz in der Gemeinde sein wird und was für Pläne Gott für mich noch so hat.

Du bist berufstätig und mit Familie und Job gut beschäftigt. Wo ist gemeinsame Zeit für euch als Ehepaar?

Da entwickeln sich für uns gerade wieder ganz neue Möglichkeiten. Die Jungs werden immer selbstständiger, und mit der Familie vor Ort haben wir auch wieder öfter die Möglichkeit, nur zu zweit unterwegs zu sein. Und der Abend gehört uns beiden. Was bis 20:00 Uhr nicht fertig ist, darf liegen bleiben und wird am nächsten Tag erledigt.

Wie lebst du deinen Glauben im Alltag?

Prinzipiell habe ich das Gefühl, es ist zu wenig. Ich würde gern mehr Zeit investieren, lass mich aber zu schnell ablenken. Als erstes mach ich morgens, wenn ich mein Handy zur Hand nehme, die Bibleapp auf und lese immer den Vers des Tages mit der dazugehörigen kleinen Andacht. Dann versuche ich auch manchmal, mich mit meiner Bibel hinzusetzen und einfach zu lesen. Dabei merke ich, dass das viel intensiver ist, als sich einfach ans Handy zu setzen. Das kommt aber leider gerade etwas zu kurz. Doch ich rede im Alltag oft mit Gott, bete und erzähle ihm die Sachen, die mich gerade beschäftigen. Oft höre ich Lobpreismusik, manchmal bewusst und manchmal nebenbei bei meiner Beschäftigung; beides tut mir gut. Ich bin im Austausch mit anderen Christen. Und die Serie „The Chosen“ gibt mir persönlich sehr viel.

Ihr habt zwei wunderbare Kinder, was wollt ihr ihnen als Fundament mitgeben?

Epheser 3,17-20:
Ich bete, dass Christus durch den Glauben immer mehr in euren Herzen wohnt und ihr in der Liebe Gottes fest verwurzelt und gegründet seid. So könnt ihr mit allen Gläubigen ihr ganzes Ausmaß erfassen, die Breite, Länge, Höhe und Tiefe. Und ihr könnt auch die Liebe erkennen, die Christus zu uns hat. Eine Liebe, die größer ist, als ihr je begreifen werdet. Dadurch wird euch der Reichtum Gottes immer mehr erfüllen. Durch die mächtige Kraft, die in uns wirkt, kann Gott viel mehr tun, als wir je bitten oder auch nur hoffen würden.
Das ist nicht nur unser Trauspruch, auf dieses Fundament möchten wir unsere ganze Familie bauen. Und mir ist noch besonders wichtig, dass die beiden in allen Lebensumständen „das Gute, das Wahre und das Schöne“ entdecken dürfen.

Kindererziehung ist ein harter Job, der Eltern oft an ihre Grenzen bringt. Was hilft dir, wenn gefühlt gar nichts mehr geht?

Manchmal merke ich es bei mir selber rechtzeitig und dann hilft es mir, aus der Situation rauszugehen, kurz zu beten, ein Lobpreislied zu hören. Wenn mein Mann da ist, dann gebe ich ihm ein Zeichen und er übernimmt. Dann nehme ich mir Zeit für mich, manchmal hilft da auch schon ein kurzer Spaziergang oder ich lege mich in die Badewanne. Ist mein Mann in solchen Situationen nicht da, dann sage ich meinen Kindern, dass Mama fünf Minuten Auszeit braucht. Dann stecke ich den Kopf unter die Decke und höre Lobpreis … Das hilft mir sehr runterzukommen. Aber das ist zum Glück noch nicht so oft vorgekommen.

Was motiviert dich, Sonntag früh in allem Familientrubel zum Gottesdienst zu kommen?

Das merke ich meistens dann, wenn ich im Gottesdienst sitze und das Lied für die Kinder kommt: „Hier bist du richtig, du bist Gott wichtig.“ Da weiß ich, genau hier bin ich jetzt richtig.

Wenn es möglich wäre: Welche Person aus der Bibel würdest du gern treffen? Warum?

Rahel. Sie weiß, was warten heißt, und sie wurde für ihre Geduld belohnt. Auch meine Geduld wurde schon oft auf die Probe gestellt und Gott liebt es, sie zu prüfen. Aber Gott kennt meine Herzenswünsche und hat auch schon so viele von ihnen erfüllt, doch niemals sofort. So könnten wir uns schön über unsere Erfahrungen austauschen.

Liebe Rahel, vielen Dank für das Gespräch und die Einblicke in dein Leben und eure Familie. Wir wünschen euch weiter ein gutes Wiederankommen in Freiberg und Segen für dich und deine Familie. Schön, dass ihr da seid!


nach oben



96
Februar und März 2023

Ein Leben angefüllt mit Dankbarkeit

Helga Heise ist fast 85 Jahre alt und wohnt in einer gemütlichen Wohnung am Seilerberg, mit einem wunderbaren Blick ins Grüne. Sie ist seit vielen Jahren ein treues Mitglied unserer Gemeinde und man kann sie fast jeden Sonntag im Gottesdienst treffen. Frau Heise hat zwei Töchter, drei Enkeltöchter und zwei Urenkel. Bis zu ihrem Ruhestand arbeitete sie vorwiegend als wissenschaftliche Fachübersetzerin. Sie ist eine sehr aktive, lebensfrohe und dankbare Frau. Daniela Gneuß verbrachte mit ihr in Vorbereitung auf dieses Interview zwei kurzweilige und sehr interessante Stunden.

Liebe Frau Heise, welches Buch liegt momentan auf Ihrem Nachttisch?

Dort habe ich keines liegen, weil ich im Bett nicht lese. Mein letztes Buch, mit dem ich aber noch nicht ganz durch bin, ist „Jaffa Road“ von Daniel Speck. Obwohl ich kein ausgesprochener Romanleser bin, hat mich dieser doch sehr beeindruckt. Daneben lese ich ein Buch von Gerhard Desczyk mit dem Titel „Zwischenfälle“, wahre Begebenheiten aus dessen Leben. Ich lese sehr gern Biografien und Autobiografien.

Frau Heise, möchten Sie uns erzählen, wie und wo Sie aufgewachsen sind? Was hat Sie geprägt? Was fanden Sie in Ihrer Kindheit gut, was herausfordernd? Wurden Sie im Glauben erzogen?

Ich bin in Rochlitz aufgewachsen mit zwei älteren Brüdern (9 ½ und 10 ½ Jahre älter) und einer 5 Jahre jüngeren Schwester, die ich mir sehnlichst gewünscht hatte. Von meinen Brüdern hatte ich in der Kindheit leider nicht viel, aufgrund des großen Altersunterschiedes und weil sie mit 15 bzw. 16 Jahren in den Krieg eingezogen wurden. Gott sei Dank kamen beide wieder! Wir hatten eine sehr schöne und große Wohnung und vor allem einen wunderschönen Garten; und ich liebte es, mich überall frei bewegen zu können. Oft fand man mich auf den Bäumen unseres Gartens (sehr zum Schrecken der Nachbarn!). Ich stromerte herum und spielte mit den Kindern aus der Nachbarschaft, wie es früher halt so war. Wir genügten uns selbst. Ich war von klein auf sehr wissbegierig und beobachtete vieles in der Natur. Aber auch technisch war ich sehr interessiert. Mein Vater war Zahnarzt und oft schlich ich mich in den Raum unseres Zahntechnikers und sah ihm bei seiner Arbeit zu. Ob ich im Glauben erzogen worden bin? In gewissem Maß schon: Wir beteten vor dem Mittagessen und dem Schlafengehen, in der Kirche waren wir allerdings meist nur zu Weihnachten. Aber als ich in meiner Kindheit und Jugend von Gott und Jesus erfuhr, wollte ich auch da, meinem Wissensdurst entsprechend, immer mehr wissen. Einmal hat mich mein Vater zu Silvester gefragt, ob ich mit ihm in die Kirche gehen möchte. Das war außergewöhnlich, für mich aber ein besonderes und gewissermaßen prägendes Erlebnis. Der Glaube ist in mir allmählich gewachsen, und ich sehe ihn als eine Gabe Gottes an, denn er hat mir von Kindheit an bis heute sehr oft geholfen.

Gab es in Ihrem Leben Krisen? Wer hat Ihnen dann geholfen?

Ich würde es nicht Krisen nennen, sondern harte und schwere Zeiten; und ja, die gab es in meinem Leben. Einschneidend war der Sturz meiner jüngsten Tochter als Kleinstkind von einem hohen Stühlchen mit schwerwiegenden Folgen für ihr ganzes Leben. Doch ich wurde mit der Situation nicht allein gelassen. Meine ältere Tochter Birgit hat immer sehr liebevoll mit ihrer kleinen Schwester gespielt und ihr so ein Stück weit eine schöne und normale Kindheit ermöglicht. Auch mein Mann war in Notsituationen da und half mir, wenn er auch beruflich sehr eingespannt und gefordert war. Das hat mich doch oft sehr entlastet. Meine Tochter Birgit ist mir auch heute noch eine große Stütze, auch wenn sie selber ein sehr ausgefülltes Leben hat. Aber es gab auch noch andere schwierige Zeiten und herausfordernde Situationen in meinem Leben: zum Beispiel die Erkrankung meines Mannes an Parkinson und eine schwere Darmoperation meinerseits. Da hat mir das Gebet und das Vertrauen auf Gott sehr geholfen. Vor der großen Darmoperation hat mich unser damaliger Pfarrer Oertel besucht und wir haben gemeinsam gebetet. So bin ich ohne Angst in die Operation gegangen und habe alles gut überstanden, Gott sei Dank! Auch aus dieser Zeit ist das Wort „Gott sei Dank“ tief in mir verwurzelt und kommt mir häufig über die Lippen. Oft habe ich im Nachhinein erst gesehen, wie ich Rettung erfahren durfte, wie Gott mich getragen hat. Pfarrer Oertel und seine Frau waren mir in guten und schlechten Zeiten stets gute Wegbegleiter und Glaubensvorbilder. Ich bin ihnen für viele gute Begegnungen und Gespräche sehr dankbar. Heute ist auch Helga Kluge für mich ein Glaubensvorbild und eine gute Gebetsbegleiterin.

Liebe Frau Heise, Sie sind Teil eines Gebetskreises unserer Gemeinde und gehen regelmäßig zur Bibelstunde. Wie leben Sie Ihren Glauben sonst noch im Alltag?

Das beginnt schon morgens im Bett, ich danke für den neuen Tag. Danach mache ich, wenn möglich auf dem Balkon, meine Atemübungen und verbinde diese mit einer Meditation. Das habe ich für mich selber so entwickelt. Zunächst kommt nochmal viel Dank an den Herrn, danach öffne ich mich für Jesus und bitte um seine Führung und Begleitung. Schließlich verneige ich mich vor dem Dreieinigen Gott, der mir Kraft, Hoffnung und Zuversicht schenkt. Dann ende ich mit Lob, Dank und Preis und der Bitte um Festigkeit im Glauben, Geduld, Gelassenheit und ein heiteres Gemüt. Nach dem Frühstück lese ich in Ruhe die Losung für den Tag. Es folgt ein längeres Gebet mit Fürbitte, insbesondere für all meine Lieben, und ein Lied.

Wenn es möglich wäre, welche Person aus der Bibel würden Sie gern treffen und warum?

Natürlich Jesus, das ist ja selbstverständlich. Aber darüber hinaus würde ich gern Maria treffen. Ich bewundere ihre Demut, ihre Hingabe und ihr Vertrauen zu Gott. Aus dem Alten Testament würde ich gern Hiob treffen. Er kannte Schmerz und Leid und hielt trotzdem an Gott fest.

Frau Heise, Sie dürfen auf acht Jahrzehnte zurückschauen, wirken und sind in allem sehr dankbar und lebensfroh. Was möchten Sie der jungen Generation mit auf den Weg geben?

Mein Konfirmationsspruch aus Römer 12,12 war prägend für mein ganzes Leben:
Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.

Ich durfte das Geschenk des Glaubens allmählich empfangen und er ist gewachsen, auch wenn ich kein besonderes Erweckungserlebnis hatte. Ich kann sagen, durch regelmäßiges Beten wächst der Glaube. In der Not gibt das Gebet Erleichterung, Hoffnung und Zuversicht, auch wenn es nicht immer Erfüllung gibt. Ich würde der Jugend wünschen, dass sie das Gebet als Kraftquelle für den Alltag für sich neu entdeckt. Da fällt mir das Lied ein: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht‘ mich nicht“. Ich selber habe das oft genauso erleben dürfen und erlebe es auch heute noch.

Video: Mein Hoffnung und meine Freude

Liebe Frau Heise, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen, dass Sie sich auch weiterhin getragen und gesegnet wissen.


nach oben



95
Dezember 2022 und Januar 2023

Jesus ist der Mittelpunkt in meinem Leben

Markus Köhler ist 52 Jahre alt und seit einiger Zeit Mitglied in unserer Gemeinde. Man sieht ihn fast jeden Sonntag in unseren Gottesdiensten. Daniela Gneuß hat ihn getroffen, sich mit ihm über sein Leben, Jesus und die Gemeinde unterhalten, wobei es auch viel zu lachen gab. Neben Jesus liebt er Fußball und Formel 1.

Lieber Markus, welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

M.: Das ist das Buch „Regenbogenkind“ von Katharina Rudolph. Es hat meinem Papa gehört und ich denke, er hat es noch kurz vor seinem Tod im letzten Jahr gelesen. Und nun lese ich es.

Wo und mit welchem familiären Hintergrund bist du aufgewachsen? Wie war dein Weg nach Freiberg?

M.: Ich stamme aus Bautzen. Mein Vater war dort Pastor der Adventgemeinde und ich bin als ein Pastorenkind aufgewachsen. Ich war der Jüngste in unserer Familie und habe noch 3 Geschwister: zwei Brüder und eine Schwester. Als meine Mutter mit mir schwanger war, war sie bereits 39, ich war sozusagen eine Risikoschwangerschaft. 1978 sind wir als Familie nach Freiberg gezogen, auf den Meißner Ring; und mein Vater hat als Pastor hier in Freiberg die Adventgemeinde aufgebaut. Dort haben wir bis 1993 gewohnt. Momentan lebe ich in einer Wohngruppe der Diakonie und arbeite in den Freiberger Werkstätten Friedrich von Bodelschwingh. Zu unserer Wohngruppe gehören 15 Bewohner. Ich habe ein eigenes Zimmer und zusammen mit zwei anderen Bewohnern gestalte ich meinen Tagesablauf relativ selbstständig.

Dass du diesen Platz in der Wohngruppe bekommen hast, ist dir sehr wichtig und nicht selbstverständlich. Warum genau?

M.: Bis 2020 lebte ich allein in einer Wohnung, das war für mich nicht so schön und manchmal problematisch. Am 11.5.2020 bekam ich in der Werkstatt einen Anruf von meiner Betreuerin. Es stellte sich heraus, dass in der Wohngruppe „Traumhaus“ in der Schillerstraße ein Platz frei geworden ist und ich Probe wohnen darf. Dort sein zu dürfen, war ein großer Wunsch von mir. Letztendlich habe ich diesen Platz dann bekommen. Im letzten Jahr ist die gesamte Wohngruppe in ein Haus auf dem Meißner Ring gezogen. Jetzt wohne ich wieder dort, wo ich früher mit meiner Familie gelebt habe, das freut mich sehr. Der Kreis schließt sich für mich wieder und genau das ist für mich ein krasses Glaubenserlebnis. Jetzt habe ich ein Zimmer mit einem wunderbaren Ausblick auf das Münzbachtal; ich bete für die Menschen, die dort leben, und segne sie.

Du hast mir erzählt, dass du dein Leben nochmal völlig neu auf Jesus ausgerichtet hast. Magst du uns daran teilhaben lassen?

M.: Ja, das war ein Prozess. 2018 war ein Jahr, in dem ich sehr viele Probleme hatte. Ich hatte Fehler gemacht und war davon und von mir selber frustriert. Ich fragte mich immer wieder, wo mein Platz ist und hatte einfach eine große Sehnsucht nach dem wahren Sinn meines Lebens. Im Jahr 2020 durfte ich am Glaubenskurs in unserer Gemeinde teilnehmen und da gab es einen entscheidenden Tag für mich. Beim Kurs am 2. Februar ging es um das Thema Heiliger Geist. Ich war wiedermal sehr traurig über viele Fehler, die ich gemacht habe, und wir haben konkret dafür gebetet. Da sprach Jesus zu mir: „Markus, du bist mein Kind! Du gehörst zu mir! Ich habe noch so viel Besseres für dich!“ Ich bin danach noch zu einem Geburtstag gegangen und dort gab es eine Lobpreiszeit. Auch da sprach Jesus wieder zu mir: „Markus, ich habe alles für dich! Du brauchst all das andere nicht!“ Jesus ist der Mittelpunkt in meinem Leben, er hat alles für mich! Nie mehr will ich ohne ihn leben!

Gab es in deinem Leben Krisen? Wie bist du damit umgegangen?

M.: Schwer war für mich, als meine Mama 2007 mit 76 Jahren verstorben ist. Ich war kurz vorher noch bei ihr. Sie fehlt mir sehr. Auch wenn ich weiß, dass sie bei Jesus ist. Ich würde gern oft an ihr Grab gehen, aber das ist in der Nähe von Magdeburg und da kann ich nicht so oft hin. Meine Schwester Christiane und ihr Mann Andy haben mir einen kleinen Grabstein für meine Mama machen lassen. Der liegt im Garten meiner Wohngruppe, eine sehr große Freude für mich. So ist mir meine Mama im Alltag ein Stück weit nah und irgendwie dabei.

Wie lebst du den Glauben in deinem Alltag?

M.: Ich bete sehr oft am Tag, liebe Lobpreiszeiten und Gemeinschaft mit anderen Christen. An Orten oder zu Events in Freiberg, wo Jesus groß gemacht wird, bin ich eigentlich immer mit dabei. Besonders freue ich mich schon auf den Christmarktstand der Christlichen Gemeinden in Freiberg. Dort trifft man immer Menschen und kann ihnen durch Jesus Gutes tun.

Markus, man trifft dich fast jeden Sonntag im Gottesdienst. Ich finde, du ziehst dich immer sehr schick dafür an und kommst nie ohne Krawatte. Oft hast du auch Süßigkeiten für die Kinder dabei. Erzähl doch mal, was begeistert dich am Gottesdienst?

M.: Im Gottesdienst kann ich Gemeinschaft mit Gott haben und mit anderen Glaubensgeschwistern. Stimmt, ich bringe oft Süßigkeiten für die Kinder mit. Jesus war immer ein Freund der Kinder und hat sie nicht weggeschickt. Ich mag Kinder sehr und darum bringe ich manchmal Süßigkeiten mit und verteile sie nach dem Gottesdienst.

Wenn du eine Person aus der Bibel treffen könntest, wer wäre das?

M.: Ich wäre gern mit dem Apostel Paulus rumgereist. Hätte gern miterlebt, wie er die Gute Nachricht in die Welt brachte und die Menschen mit Gottes Wort versorgte.

Lieber Markus, danke für das Gespräch und Gottes Segen weiterhin für dich. Schön, dass du da bist!


nach oben



94
Oktober und November 2022

Gott sieht mich

Matthias Carl ist 50 Jahre alt und arbeitet als Prüfsachverständiger für technischen Brandschutz. Mit seiner Frau Beatrix und den drei Kindern Lorenz-Gabriel (18), Verena-Sophie (15) und Hanna-Elina (12) lebt er in Freiberg. In der Gemeinde arbeitet er im Begrüßungsdienst mit und empfängt unsere Gottesdienstbesucher regelmäßig mit einem freundlichen „Guten Morgen!“ Daniela Gneuß hat ihn zum Gespräch getroffen.

Lieber Matthias, welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

M.: Ich bin nicht so der Buchleser, wie wahrscheinlich viele von uns Männern. Dafür höre ich sehr gerne Hörbücher, besonders im Auto. Wenn ich doch mal lese, dann gern „National Geographic“ und das „Mosaik“-Heft, das ich seit 1981 sammle.

Und was ist dein Lieblingsfilm?

M.: „Forrest Gump“, „Normal ist anders“ und ich mag auch „Star Trek“ und andere Science-Fiction-Filme.

Hast du ein Lieblingsessen und -getränk?

M.: Oh ja, das ist gespickte Schweineschulter mit Klößen und Rotkraut, und ich trinke gerne mal ein Radler.

Matthias, wie war dein Weg hierher nach Freiberg?

M.: Die ersten 27 Jahre meines Lebens habe ich in Erfurt verbracht. Dort bin ich geboren, aufgewachsen, habe die Schule besucht, eine Lehre absolviert, mein Abitur gemacht und dann studiert. 1999 sind wir ins Rhein-Main Gebiet gezogen und ich habe dort in einem Ingenieurbüro gearbeitet. 2007 habe ich den Arbeitgeber gewechselt und dort ergab sich 2013/14 für uns als Familie ein Umzug zurück in die neuen Bundesländer. Das war schon lange ein gemeinsamer Wunsch, der nun umgesetzt werden konnte. Ich bin in der ersten Zeit noch gependelt, bis wir dann als Familie durch Gottes Führung eine Wohnung in Freiberg beziehen konnten. Die Wohnsituation hat sich jedoch nach ein paar Jahren verändert, und ein lang gehegter Wunsch nach einem eigenen Haus geriet wieder in den Fokus. Gott zeigte uns viele Möglichkeiten auf, half uns bei diversen Entscheidungen und war uns sehr gnädig, sodass wir im Jahre 2020 in unser neues Haus einziehen konnten.

Magst du uns erzählen, wie du aufgewachsen bist? Spielte der Glauben in deinem Leben schon immer eine Rolle? Hast du Glaubensvorbilder?

M.: Ich bin traditionell landeskirchlich aufgewachsen. Zum Essen und beim Zubettgehen haben meine Eltern mit mir und meiner Schwester gebetet, aber darüber hinaus spielte der Glaube bei uns keine entscheidende Rolle. Meine Eltern haben mir freigestellt, ob ich zur Konfirmation oder zur Jugendweihe gehen möchte. Ich habe beides gemacht, um ein Jahr versetzt. Aus irgendeinem Grund, ich weiß wirklich nicht genau weshalb, konnte ich meine Klassenkameraden dazu motivieren, auch mit zum Konfi-Unterricht zu kommen. Wir haben als Gruppe tolle Sachen unternommen, es hat Spaß gemacht, dort hinzugehen. Der damalige Jugendwart hat mich sehr geprägt. Obwohl ich gern und mit Spaß zu den Treffen gegangen bin, hatte ich noch kein Bewusstsein dafür, dass ich für echten Glauben eine lebendige Beziehung zu Gott brauche. Damals stand für mich die Gemeinschaft im Fokus.

Wann kam es denn für dich zu einer „echten“ Gottesbeziehung?

M.: In meiner Studienzeit hatte ich Kontakt mit den Studenten für Christus (SFC), und das wurde für lange Zeit meine geistliche Heimat. Auf Grund einer zerbrochenen Beziehung hatte ich eine Lebenskrise, in der ich viele Dinge hinterfragt habe. Ich musste erfahren, dass ich mit meiner Prägung „Selbst ist der Mann“ an meine Grenzen komme und es eben nicht so ist, dass ich mein Leben allein meistern kann. Mit dem damaligen Leiter des SFC habe ich dann ein Übergabegebet gesprochen. Es wurde nicht alles sofort besser, aber ich habe tief in mir drinnen gespürt, ich bin nicht allein. Gott sieht mich. Ich konnte endlich Glauben leben. Es gab Situationen in Gottesdiensten und bei Predigten, wo ich ganz deutlich gemerkt habe: Das ist genau für mich, damit bin ich gemeint.

Wo siehst du deinen Platz in der Gemeinde? Was motiviert dich mitzuarbeiten?

M.: Ich habe die Gabe des „Dienens und Helfens“ und das mache ich wirklich gern. Mir fallen Menschen auf, die Unterstützung brauchen. Ich spreche sie an und frage, ob sie Hilfe benötigen und helfe ihnen dann. Ich fühle mich in der Gemeinde wohl, darum möchte ich sie mitgestalten und ein aktiver Teil von ihr sein. Meine Frau und ich treffen uns gemeinsam mit einem anderen Ehepaar regelmäßig zum Hauskreis. Den Austausch über den Glauben im Alltag und das gemeinsame Bibellesen genieße ich sehr und bringe mich dort gern ein.

Was motiviert dich, am Sonntag früh in allem Trubel zum Gottesdienst zu kommen?

M.: Ich komme dort zur Ruhe. Wichtig sind mir neben der Predigt das Sündenbekenntnis im Gottesdienst sowie der Vergebungszuspruch und der Schlusssegen. Das bewusste Ablegen der Sünden vor dem Herrn, auch was sich die ganze Woche über an Mist angesammelt hat, das empfinde ich als so wertvoll. Darüber hinaus genieße ich den Lobpreis (Davon kann es gern mehr geben!) und die Gemeinschaft. Und letztendlich: Wo sollte man denn sonst am Sonntagmorgen sein, wenn nicht im Gottesdienst?!

Wenn es möglich wäre, welche Person aus der Bibel würdest du gern treffen? Warum?

M.: Eigentlich Jesus. Aber außerdem würde ich gern Nehemia treffen. Er hat sich von Gott rufen lassen, hat seinen Auftrag bekommen und angenommen. Er war ein treuer Diener Gottes, hat auf Gott gehört und seinen Auftrag trotz vieler Widerstände ausgeführt. Das beindruckt mich sehr; von Nehemia kann ich viel lernen.

Lieber Matthias, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen dir und deiner Familie Gottes Segen. Schön, dass du da bist!


nach oben



93
August und September 2022

Unsere gemeinsame Vision ist Lobpreis

Franziska und Tobias Gietzelt (beide 29) leben mit ihren drei Mädchen (Jasmin 5, Ellena 3 Jahre und Marie 4 Monate alt) in Freiberg am Seilerberg. Tobias ist Diplomingenieur für Maschinenbau, Franziska hat einen Bachelor-Abschluss in Biologie. In unserer Gemeinde kann man die beiden im Lobpreis erleben und Tobias zusätzlich am Technikpult. Seit dem 1. Juli ist Franziska unsere neue Reinigungskraft in der Gemeinde. Daniela Gneuß hat das sympathische Ehepaar in gemütlicher Runde am Abend getroffen.

Ihr Lieben, welches Buch liegt momentan auf eurem Nachttisch?

F.: Eigentlich haben wir keinen Nachttisch, da steht momentan das Bettchen unserer Tochter. Aber das macht nichts, da wir nicht die großen Leser sind. Wenn ich aber lese, dann ist es tatsächlich die Bibel, oder es sind Fachzeitschriften.

Was ist euer Lieblingsessen?

T.: Bei mir ist es die ganz klassische Pizza, Franzi liebt türkischen Dürüm und Kaffee.

Wie seid ihr aufgewachsen, wer oder was hat euch geprägt? Gab es Glaubensvorbilder?

T.: Ich bin durch mein Elternhaus in Freiberg christlich geprägt und war eigentlich von Kindheit an mit der Gemeinde verbunden. Zu einem persönlichen Glauben bin ich aber erst durch Kontakt mit der Jungen Gemeinde gekommen. Ich fand es spannend zu erleben, wie Gleichaltrige ihren Glauben intensiv leben und vorangehen. Stark geprägt hat mich aber auch die Jesus-Gemeinde in Dresden, in der wir als Paar in unserer Studentenzeit waren.
F.: In meinem Elternhaus in Halsbrücke war und ist der Glaube der zentralste Punkt. Das hat mich vor vielem bewahrt und führte mich mit zwölf Jahren zu einer eigenen Entscheidung für Jesus. Sehr geprägt haben mich mein inzwischen verstorbener Opa und mein Vater. Nachdem ich Tobias kennengelernt hatte, war ich auch immer öfter in der Jungen Gemeinde und habe die Kontakte mit den anderen Jugendlichen sehr genossen. Ebenso wie Tobias konnte ich auch in unserer Gemeinde in Dresden viel lernen, besonders hinsichtlich Mitarbeiterschaft im Reich Gottes.

Tobias, du hast als Jugendlicher im Knabenchor gesungen und spielst auch noch Schlagzeug; wie kam es dazu?

T.: Meine Eltern hatten schon sehr zeitig den Wunsch, dass ich in den Knabenchor gehe, aber ich habe mich lange dagegen gewehrt, hatte einfach keine Lust dazu. Erst in der 5./6. Klasse wollte ich in einer Kurrende mitsingen. Meine Mutter meinte dann, dass ich für eine gezielte stimmliche Ausbildung auch an die Musikschule gehen könnte, und so bin ich letztlich doch in den Knabenchor gekommen.
Das Schlagzeug hingegen war ein sehr frühzeitiger Wunsch von mir selber, aber aufgrund unserer Wohnsituation konnten meine Eltern mir diesen Wunsch nicht erfüllen. Als ich dann in der Jungen Gemeinde war, wurde eine Band gebildet, bei der ich erst am Klavier, dann am Cajon und letztendlich am Schlagzeug sein durfte. Durch den JG-Raum hatte ich nun endlich auch die Möglichkeit zum ausgiebigen Üben, weshalb meine Eltern dann ein Schlagzeug kauften. Letztendlich kann die Gemeinde jetzt von beiden Dingen profitieren.

Gab es in eurem Leben Krisen? Wie seid ihr damit umgegangen? Wer oder was hat euch geholfen?

F.: Eine heftige Situation für mich persönlich war die Pflege meiner todkranken Schwägerin in meinem Elternhaus, als ich 19 war. Der Glaube war das Einzige, was uns da als Familie durchgetragen hat. Oftmals ging auch kein Beten, sondern eigentlich nur ein „Herausschreien“ aller Not. Aber letztendlich konnte meine Schwägerin ihr Leben Jesus geben und in Frieden sterben. Auch wenn mein Kopf damals wie heute sagt, dass die Pflege und Begleitung meiner Schwägerin richtig waren, so war dieses Erleben für mich als Jugendliche sehr herausfordernd und die nachträgliche Verarbeitung dessen teilweise schwieriger als vermutet.

Franzi, wo siehst du deinen Platz in der Gemeinde?

F.: Dort, wo ich gebraucht werde und Gott mir die Gaben und Möglichkeiten dazu schenkt. Momentan darf ich dreifache Mama sein. Wenn es möglich ist, dann bin ich gern im Lobpreis tätig, im Kindergottesdienst oder bei praktischen Dingen.

Seit kurzem arbeitest du in der Gemeinde als Reinigungskraft. Wie kam es dazu?

F.: Als Daniel die Stelle in der Gemeinde angesagt hat, ist es mir sofort ins Herz gefallen. Wir haben schon lange für eine kleine Nebentätigkeit für mich gebetet, da meine bisherige berufliche Tätigkeit mit drei kleinen Mädels nicht mehr machbar war. Ich habe eine Pension geleitet, war rund um die Uhr erreichbar und musste mich um sehr viel kümmern, z.B. auch um Veranstaltungen am Wochenende. Das, was ich dort aufgebaut habe, muss und kann ich jetzt loslassen, und letztendlich kümmert sich Gott darum, dass und wie es dort weitergeht. Jetzt bei der neuen Stelle als Reinigungskraft kann ich unsere Jüngste immer dabeihaben. Ich liebe es wirklich, und es ist für mich ein Privileg, im Haus Gottes zu putzen und lobpreissingend durch die Räume zu wirbeln. Als ich dann gehört habe, dass genau das der Wunsch der Gemeindeleitung war, war das für mich eine doppelte Gebetserhörung.

Die Idee der Gemeindeleitung ist, das Reinigen der Räume mit Gemeindeleben zu verbinden. Wie denkst du, ist das umsetzbar?

F.: Gewisse Reinigungsprojekte sind am besten mit vielen Helfern umsetzbar und fördern nähere Kontakte. Beim gemeinsamen Arbeiten lernt man sich oft am besten kennen, das durften Tobias und ich auch schon erfahren. Solche speziellen Aktionen sind auch gut als Hauskreise möglich und eine Chance, sich aktiv in das Gemeindeleben einzubringen. Zum Abschluss solcher Projekte könnte man noch gemeinsam essen. Ich persönlich finde, dass das sehr verlockend klingt.

Tobias, wo siehst du deinen Platz in der Gemeinde? Was motiviert dich, deine Zeit zu investieren?

T.: Ich sehe meinen Platz beim Lobpreis und im Technikteam. Ich war schon immer technikinteressiert. Es macht mir Freude, das Beste aus der Musik rauszuholen. Optimal ist es, wenn die Arbeit des Technikers keiner mitbekommt, dann ist es gut gelaufen. Ich sehe meinen Platz auch mit darin, den Nachwuchs im Technikteam im Blick zu haben und zu fördern. Gott zu dienen mit meinen Gaben und Fähigkeiten und so den Menschen Gott näherzubringen, das ist meine Motivation. Und diese beiden Sachen, Lobpreis und Technik, machen mir auch wirklich sehr viel Freude.

Was motiviert euch, Sonntag früh in allem Familientrubel in den Gottesdienst zu kommen?

F.: Zuerst ist es die Sehnsucht, Gemeinschaft mit Gott zu haben und ihm die Ehre zu geben. Für mich ist der Gottesdienst oft in allem Trubel wie eine Break-Taste, und ich komme meistens zur Ruhe und darf einfach da sein. Das ist für mich eine wichtige Kraftquelle für die Woche. Dann lieben wir es auch, in Gemeinschaft mit anderen Menschen zu sein, sich auszutauschen und zu begegnen. Für unsere Kinder ist der Kindergottesdienst das absolute Highlight der Woche. Dort können sie Jesus noch näher kennenlernen und sie schließen wertvolle Freundschaften.

Wie wollt ihr euch als Ehepaar in der Gemeinde einbringen? Habt ihr Pläne oder eine Vision? Gibt es Träume?

F.: Unsere gemeinsame Vision ist schon immer der Lobpreis für Gott. Ein großer Wunsch bzw. eine Vision ist ein Lobpreis-Chor in der Gemeinde mit eigener Band. Es ist uns ein großes Anliegen, dass man als Einheit Gott die Ehre bringt.
T.: Eine andere Vision oder Vorstellung ist das Gestalten eines weiteren Gottesdienstes (z. B. in der Kapelle Zug). Vielleicht am Sonntagnachmittag mit Lobpreis, Input, gemeinsamem Essen etc. Gerade für die Menschen, die Hemmungen haben, in die Kirche zu gehen, wollen wir ein weiteres Angebot schaffen, damit auch sie sich zu Gott eingeladen fühlen.

Wenn es möglich wäre, welche Person aus der Bibel würdet ihr gern treffen und warum?

T.: Jesus! Wir werden ihn ja alle mal treffen, aber ihm schon vorab zu begegnen und zu sehen, wie er als Mensch war, welche Ausstrahlung und Wirkung auf andere er hatte, das würde ich gern erleben.
F.: Bei mir ist es David. Er hatte eine tolle Herzenshaltung. Obwohl er so viel Mist gebaut hatte, war er doch immer extrem bußfertig. David war ein Mann nach dem Herzen Gottes; so jemand kennenzulernen reizt mich sehr. Darüber hinaus liebe ich die Psalmen.

Ihr Lieben, vielen Dank für das Gespräch! Wir wünschen euch für eure Familie und eure Dienste Gottes Segen! Schön, dass ihr da seid!


nach oben



92
Juni und Juli 2022

Gott ist treu!

Antje (42) und Thomas Bauch (41) sind seit vielen Jahren Teil unserer Gemeinde und stammen beide aus dem Erzgebirge. Antje arbeitet als Qualitätsmanagerin in der Papierfabrik Weißenborn. Man trifft sie auch als Mitarbeiterin bei den Evas und Leiterin des Mädels-Hauskreises. Thomas ist Teamleiter für Heizkostenabrechnung bei Minol in Mulda. In unserer Gemeinde sieht man ihn oft im Einsatz als Mitarbeiter am Technikpult und in der Begleitung von Menschen im Rahmen einer Jüngerschaft oder Zweierschaft. Gemeinsam mit ihren Kindern Jakob (13) und Lisa (10) leben die beiden seit Anfang letzten Jahres wieder im ehemaligen Gemeindehaus in der Beutlerstraße 5. Daniela Gneuß hat sich mit diesem sehr sympathischen Ehepaar auf ein Gespräch am Abend getroffen.

Ihr Lieben, welches Buch liegt denn momentan auf eurem Nachttisch?

A.: Ich lese sehr gern spannende Krimis, und genau so einer liegt momentan auf meinem Nachttisch.
T.: Ich habe erst seit kurzem überhaupt wieder einen Nachttisch (lacht), aber das ist nicht schlimm, denn ich bin nicht so der große Leser. Was mich hingegen sehr fasziniert, sind Superhelden-Filme und elektronische Musik.

Welches Essen darf auf eurem wöchentlichen Speiseplan auf keinen Fall fehlen?

A.: Ich liebe die selbstgemachten Eierkuchen unseres Sohnes Jakob.
T.: Ich mag Fleisch in jeglicher Form. Da kommt mir die nun beginnende Grillsaison sehr entgegen.Ich liebe

Gab es in eurem Leben Glaubensvorbilder? Menschen, die euch geprägt haben?

A.: Bei mir war es mein Vater. Er hat mich gefordert und in allem sehr unterstützt. Durch seine positive Vaterfunktion hat er mir von Anfang an Gott gespiegelt. Dadurch hatte ich später mit der Rolle Gottes als liebender Vater überhaupt keine Probleme. Für mich ist mein Vater ein Glaubensvorbild.
T.: Auch ich wurde durch mein Elternhaus geprägt. Beide Eltern waren im kirchlichen Dienst, dadurch erlebte ich von klein auf Gemeinde- und Glaubensleben sehr nah. Später in der Jugendarbeit gab es einen Jugendwart (Stephan Nacke), mit dem wir sehr viel unterwegs waren, und er ist mir in vielen Dingen Vorbild geworden. Auch während des Studiums und in der Zeit danach gab es für mich viele gute Leiter und Vorbilder.

Gibt es für euch als Ehepaar eine gemeinsame Vision?

T.: Ja, die gibt es. Vor etlichen Jahren bin ich bei einer Rüstzeit auf das Lied „Today“ von Brian Doerksen aufmerksam geworden. Er singt darin über den Vers aus Josua 24,15: „Ich und meine Familie wollen dem Herrn dienen.“ Das hat mich damals sehr angesprochen und berührt. Dieser Vers bzw. diese Entscheidung zieht sich durch unsere ganze Freiberger Zeit. Wir waren beide viele Jahre in der Jugendarbeit aktiv, wo wir diese Entscheidung gelebt haben; unser Haus und unsere Herzen waren immer offen für die Jugendlichen. Das zog sich dann weiter mit der Entscheidung, als Mieter in das Gemeindehaus Beutlerstraße zu ziehen und damit auf besondere Weise aktiv am Gemeindeleben teilzunehmen. Manchmal hieß das auch für uns als Familie, einfach mal „ruhig“ zu sein, wenn unten im Saal Veranstaltungen waren. Es war mit der Gemeinde und uns ein sehr gutes Miteinander und wir durften so fünf gesegnete Jahre erleben. Getragen wurde das alles von der bewussten Entscheidung: Nicht nur ich möchte dem Herrn dienen, sondern auch meine Familie und mein ganzes Haus.

Möchtet ihr uns teilhaben lassen an eurer jetzigen Wohnsituation und dem Weg dahin? Wie seid ihr dabei mit Höhen und Tiefen umgegangen? Wer oder was hat euch geholfen?

A.: Mit dem Wasserschaden im Gemeindehaus im Oktober 2018 stand für uns das Leben erstmal Kopf und wir fühlten uns aus der Bahn geworfen. Innerhalb einer Woche mussten wir komplett ausziehen, uns von Dingen trennen und uns neu sortieren, fühlten uns entwurzelt. In dieser Zeit erlebten wir eine immens große Hilfsbereitschaft durch Freunde, Gemeinde und Familie. Wir hatten Helfer beim Ausräumen, für uns wurde Essen gekocht und unsere Kinder wurden ein Stück weit aufgefangen. Unsere Sachen und Möbel, die nicht zerstört waren, konnten wir schnell und unkompliziert bei Freunden einlagern. In all diesen Umständen fühlten wir uns trotz allem gut versorgt. Wir als Familie wurden umgehend von Familie Maersch und später von Familie Gneuß aufgenommen. Für diese enorme Hilfsbereitschaft sind wir sehr dankbar.
T.: Lange Zeit war ungewiss, wie es mit uns und dem Gemeindehaus weitergeht. Können wir zurückkehren? Saniert die Gemeinde das Haus oder wird es verkauft?
A.: Wir haben die Situation angenommen und sind als Familie näher zusammengerückt. Als Ehepaar haben wir uns gegenseitig getragen. War einer von uns von den ganzen Umständen und der Warterei zermürbt oder niedergeschlagen, so konnte der andere ihn wieder aufrichten. Es gab keinen Tag, an dem wir beide am Boden lagen. Unsere Kinder haben gespürt, dass wir uns von Gott getragen fühlten; das hat ihnen Sicherheit gegeben. Für mich ein sehr großes Geschenk! Im Hintergrund hatten wir viele Menschen, die für uns gebetet haben. Sei es um Kraft, um alles aus- und durchzuhalten, oder um Klarheit zu bekommen, wie und wo es für uns als Familie weitergeht. Auch das war und ist ein großes Privileg!
T.: Darüber hinaus hat uns diese Situation zum Nachdenken gebracht: Was brauchen wir zum Leben und woran hängt unser Herz? In dieser Zeit haben wir gespürt, dass unser Zuhause bei Gott ist. Unabhängig davon haben wir uns weiterhin sehr stark mit der Beutlerstraße 5 verbunden gefühlt und den Wunsch gehegt, dort wieder Teil des geistlichen Lebens unserer Gemeinde zu sein sowie Beziehungen aufbauen und leben zu können. Als dann die Entscheidung gefallen war, dass das Haus zum Verkauf steht, haben wir die Entscheidung vor Gott hingelegt. Wir wurden ermutigt und erhielten auch von unseren geistlichen Wegbegleitern Zuspruch. Letztendlich erschien es uns machbar, und trotz aller Zerstörung konnten wir uns vorstellen, dass es wieder schön wird. So haben wir den Schritt gewagt und uns der Herausforderung gestellt, das Haus zu kaufen und mit fachkundiger Unterstützung Stück für Stück wieder aufzubauen. Nach 3 ½ Jahren können wir nun sagen: Wir sind angekommen. Die Beutlerstraße 5 war und ist unser Zuhause. Zwar sind wir schon Anfang letzten Jahres eingezogen, doch nun haben wir einen Wohnzustand erreicht, der eben jenes Gefühl des Ankommens für uns beinhaltet.

Ihr habt zwei wunderbare Kinder, was wollt ihr ihnen als Eltern auf ihre eigenen Wege mitgeben? Wie baut ihr Gott in euren Alltag als Familie ein?

A.: Starke Wurzeln und Flügel. Sie sollen zu selbstständigen Menschen werden, die sich von Gott geliebt fühlen und wissen, dass sie in seinen Augen wertvoll sind. Egal, was das Leben oder andere Menschen gerade sagen. Wir wollen unsere Kinder zu beziehungsfähigen Menschen erziehen. Neben den Tischgebeten zu den gemeinsamen Mahlzeiten, beten wir abends vorm Schlafengehen mit unseren Kindern und danken Jesus mit ihnen gemeinsam für alles Schöne, was sie an diesem Tag erlebt haben. Darüber hinaus segnen wir unsere Kinder morgens, wenn sie zur Schule aufbrechen, und abends, wenn sie ins Bett gehen. Das haben sie inzwischen schon so für sich verinnerlicht, dass sie uns bei dieser Gelegenheit auch oft segnen.

Ihr seid beide aktive und treue Mitarbeiter in der Gemeinde. Was motiviert euch, hier Zeit und Kraft zu investieren?

A.: Mein Fokus liegt momentan auf dem Mädels-Hauskreis mit Mädels von 13 bis ca. 18 Jahren. Seit ich 14 bin, hat mir Gott Jugendarbeit aufs Herz gelegt, und ich liebe diese wunderbaren Geschöpfe einfach. Mir ist es wichtig, für die Mädels Zuhörerin, Beterin und Ratgeberin zu sein. Mein Vater hat mir immer vermittelt: „Du bist etwas ganz Besonderes!“, und der Schlüssel dazu ist Liebe und Anerkennung. Dass die Mädels das erfahren dürfen, außerhalb ihrer Familien, dafür möchte ich den Raum schaffen.
T.: Seit es das Technik-Team gibt, bin ich als Mitarbeiter dabei. Durch meine Begeisterung für Technik und guten Klang ist es mir ein Herzensanliegen, dass das, was gesungen und gesprochen wird, in guter Qualität bei der Gemeinde ankommt und damit die Botschaft hörbar transportiert wird. Daher bietet mir der Platz am Mischpult eine gute Möglichkeit, meine Gaben und Fähigkeiten in der Gemeinde einzubringen.

Wenn es möglich wäre: Welche Person aus der Bibel würdet ihr gern treffen und warum?

A.: Ich würde gern König David treffen. Er ist eine beeindruckende Persönlichkeit und tritt mutig für Gott ein, auch wenn er Fehler gemacht hat. Oft hatte er einen Plan und wusste, wo er hingehört oder wie der Weg sein soll. Solch eine gottesfürchtige geistliche Autorität würde ich mir auch mehr in der heutigen Zeit wünschen.
T.: Für mich wäre Jesus die Person, die ich treffen möchte. Er hat damals eine absolute Faszination ausgestrahlt. Gerade, wie er Situationen gelöst hat, wie er Menschen gesehen hat und mit ihnen umgegangen ist … Da wäre ich wirklich sehr gern dabei gewesen!

Ihr Lieben, vielen Dank für das Gespräch! Es war schön, bei euch zu Gast zu sein; und wir wünschen euch als Ehepaar und Familie weiterhin Gottes Segen!


nach oben



91
April und Mai 2022

Gott ist gut

Johanna Lemke (20) ist seit vielen Jahren Teil unserer Gemeinde und fühlt sich besonders in der Jugendarbeit wohl. Gemeinsam mit ihrer Mama lebt sie auf einem großen Hof in Hohentanne mit Katzen, Hühnern und Obstplantagen. Sie befindet sich momentan im 2. Semester eines dualen Studiums für soziale Arbeit und absolviert den praktischen Teil im Kretzschmarstift in Freiberg. Daniela Gneuß hat sich mit ihr getroffen.

Johanna, was darf auf deinem wöchentlichen Speiseplan auf keinen Fall fehlen?

Ich liebe Pasta in jeglicher Form, egal ob als Fastfood oder in gesunder Variante. Sie macht einfach immer satt.

Welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

Dort liegt schon seit einer Weile das Buch „Mit 50 € um die Welt“ von Christopher Schacht. Ein sehr beeindruckender Mensch.

Hast du Hobbys oder Leidenschaften?

Seit zwölf Jahren spiele ich Akkordeon und seit ein paar Jahren Klavier, das habe ich mir selber beigebracht. Klavier spiele ich momentan in Bands zum Lobpreis. Wenn ich mit meinen Talenten Gott gemeinsam mit anderen die Ehre geben kann, dann ist das für mich das Tüpfelchen auf dem i.

Liebe Johanna, wie bist du aufgewachsen? Wofür bist du rückblickend dankbar? Was war schwierig?

Ich bin auf dem Hof in Hohentanne aufgewachsen; bis ich acht Jahre alt war, gemeinsam mit meinen beiden deutlich älteren Schwestern. Mein Papa lebte nicht mit bei uns, er hatte ein Haus ganz in der Nähe. Er war nicht mein leiblicher Vater, aber für mich war er mein Papa und ich fühlte mich von ihm absolut geliebt. Er war Künstler und Schauspieler. Auch wenn er für mich keine hundertprozentig stabile Vaterrolle übernehmen konnte, hat er mir doch eine große Portion Lebensfreude und Unvoreingenommenheit mitgegeben. Meine Mama ist meine Konstante im Leben und ich bewundere sie sehr für ihren Kampfgeist. Sie hat mir Selbstständigkeit und Stärke mitgegeben, davon zehre ich auch heute noch und bin ihr sehr dankbar dafür. Schwierig fand ich in der Zeit manchmal, dass meine Mama oft zwei verschiedene Rollen für mich einnehmen musste: die fürsorgliche und die strenge.

Gab oder gibt es für dich Glaubensvorbilder? Wer oder was hat dich geprägt?

Als ich klein war, hat mich meine ältere Schwester Julia einfach zu den Spieleabenden der JG mitgenommen und mit elf dann auch zu meiner ersten Konfi-JG-Rüstzeit. Dort habe ich zum ersten Mal lebendigen Glauben erlebt, fand das ansteckend und habe mich bekehrt. Diesen lebendigen Gott wollte ich unbedingt auch in meinem Leben haben! Nach meiner Konfirmation bin ich dann regelmäßig zur JG gegangen. Geistlich geprägt haben mich auch die Annaberger Rüstzeiten. Dort konnte ich aufarbeiten, was sich über das ganze Jahr angesammelt hatte, besonders hinsichtlich meiner Vaterrolle. Glaubensvorbilder sind für mich die Frauen in meiner Familie. Meine älteste Schwester hält trotz Schwierigkeiten im Leben am Glauben fest, das finde ich sehr beeindruckend. Meine Oma und meine Mama sind für mich Frauen des Gebets, sie beten auch konkret für unsere Familie.

Gab es in deinem Leben Krisen? Wer oder was hat dir geholfen? Was rätst du Jugendlichen in ähnlichen Situationen?

Eine große Krise hatte ich in der 9. Klasse. Ich hatte eine schwere Depression und bin irgendwann mental zusammengebrochen. Es kam zu einer Einweisung ins Krankenhaus mit der Option, mich stationär in eine psychiatrische Einrichtung aufzunehmen, welche mir große Hilfe geboten hätte. Aber ich hatte keine Lust, aus meinem Alltag herausgerissen zu werden und dann vielleicht auch noch das Schuljahr wiederholen zu müssen. Auf einmal überkam mich eine große Zuversicht, dass ich aus dieser Krise mit Gottes Hilfe und ohne Psychiatrie herauskomme. Ich hatte eine intensive Zeit mit Gott, habe viel aufgearbeitet und Gott an mir arbeiten lassen. Gott hat in der Zeit einen neuen Menschen aus mir gemacht. Er ist mir in dieser Krise begegnet und hat das Steuer herumgerissen. Für diese Wende in meinem Leben bin ich sehr dankbar, auch wenn es schmerzlich war. Letztendlich bin ich gestärkt aus dieser Situation gegangen. Ich habe in der Zeit enorm viel Rückhalt und Kraft durch meine Mama bekommen, und sie hat mir vertraut, dass ich es schaffen kann. Eine weitere Krise hatte ich 2018, als mein Papa nach einem schweren Krankheitsverlauf verstorben ist. Er war kein Christ und hatte ein starres Gottesbild, welches nicht das beste war. Es war mir ein großes Gebetsanliegen, dass er vor seinem Tod zum Glauben findet. Meine Mama und ich konnten für ihn beten und ihn segnen, und er hat seinen Frieden mit Gott gemacht. Mein Ratschlag an Jugendliche in ähnlichen Situationen: Reden, ganz viel reden, mit Gott, auch wenn es ziellos wirkt. Er ist da und er ist gut, davon bin ich zutiefst überzeugt. Redet mit vertrauten Menschen, erzählt ihnen, wie es euch geht, fresst nichts in euch hinein. Mir hat geholfen, dass ich mir ein Netzwerk aus Menschen aufgebaut habe, die ich gern mag und die mich unterstützen. So konnte ich mit vielen reden, und keiner ist überfordert von mir und meiner Situation gewesen. So bin ich persönlich mit meinen Krisen umgegangen, und das ist meine Geschichte.

Wie kam es zu deiner Berufswahl? Was gibt dir Kraft in herausfordernden Arbeitssituationen? Was rätst du Jugendlichen, die vor der Berufswahl stehen?

Ich wollte unbedingt eine Arbeit mit und an Menschen machen. Das bereitet mir Freude und gibt mir viel zurück. Den praktischen Teil meines Studiums absolviere ich im Kretzschmarstift in einer Wohngruppe für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Geprägt wurde ich diesbezüglich auf jeden Fall auch von meinem Vater. Er hat in einem Hafenorchester gearbeitet, wo auch Menschen mit Behinderung integriert waren. Dann bekamen Bekannte von uns ein behindertes Kind. Mit diesem habe ich viel interagiert und die berufliche Richtung wurde so immer konkreter. Die Arbeit mit behinderten Menschen ist mit aller Herausforderung sehr schön. Ich bekomme bei guter Arbeit ein direktes Feedback und wir lachen viel gemeinsam. Das ist total schön. Kraft gibt mir auch, den Fokus von mir und meinen Umständen weg auf mein Gegenüber zu legen. Im Kretzschmarstift sind fast alle Bewohner gläubig, und diesen unverkopften kindlichen Glauben zu erleben, macht mich sehr dankbar. Jugendlichen, die sich beruflich orientieren wollen, rate ich: Macht Praktika in der gewünschten Fachrichtung, möglichst viele. So merkt ihr am besten, was für euch passt und was nicht.

Hast du Träume bzw. Visionen, wo du später einmal stehen möchtest?

Mein allergrößter Wunsch ist, dass ich meinen Frieden mit dem Weg finde, den ich einschlage, und immer ein gutes Ziel vor Augen habe. Beim Zurückschauen möchte ich sagen können: Es war vielleicht nicht alles gut, aber ich bin o.k. damit.

In diesem Jahr gibt es wieder eine wunderbare Jahreslosung. Was sind deine persönlichen Erfahrungen damit?

Als Einladung über meinem persönlichen Jahr stehen zu haben, dass ich jederzeit zu Gott kommen kann, das gibt mir zum einen total viel Kraft. Zum anderen sehe ich es als Mahnung an mich selbst, dass wir niemanden verurteilen oder ablehnen dürfen; gerade in diesen schlimmen Zeiten, wo es so viele verschiedene Meinungen gibt. Das steht uns nicht zu, wir müssen neu lernen, das Urteilen Gott zu überlassen.

Was fasziniert dich an Gott?

Er ist einerseits für mich so riesig und mächtig, andererseits voller Liebe und Wärme. Eigentlich habe ich vor großen Dingen Angst, aber bei Gott ist das ganz anders. Auf seinem Schoß ist für mich immer Platz, jederzeit, egal wie sehr das Leben um mich herum tobt. Dort, an seinem Herzen, fühle ich mich absolut geborgen. Ich muss keine Entscheidung im Leben allein treffen, das finde ich sehr befreiend. An seine Hand kann ich mich klammern, so fest, wie ich es gerade brauche. Gott ist gut!

Liebe Johanna, vielen Dank für dieses Gespräch und die tiefen Einblicke in dein Leben. Wir wünschen dir für deinen weiteren Weg Gottes Segen!


nach oben



90
Februar und März 2022

Ich bin von Gott geliebt, so wie ich bin

Anja Mehnert (49) gehört erst seit kurzem zu unserer Gemeinde, aber man kann sie gemeinsam mit ihrem Mann Heiko sehr oft in unseren Gottesdiensten treffen. Im vergangenen Mai hat sie sich neu von Gott finden lassen. Anja arbeitet als Frisörin und hat einen Sohn (Ben, 30). Daniela Gneuß hat sie in ihrer gemütlichen Wohnung in Niederschöna, mit wunderbarem Blick über die Felder, auf einen Kaffee getroffen.

Anja, hast du ein Lieblingsessen?

Na klar, das ist der Klassiker: Spaghetti mit selbst gemachter Tomatensoße à la Heiko.

Welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

Die Autobiographie von Jane Goodall „Grund zur Hoffnung“, ein ganz wunderbares Buch. Dadurch lerne ich an dieser Frau eine ganz neue Seite kennen.

Gibt es einen Film, der dir besonders lieb ist?

Oh ja, er heißt „Im Winter ein Jahr“. Im Prinzip geht es darum, dass es auch nach schweren Schicksalsschlägen in der Familie immer irgendwie weitergeht. Mir persönlich hat der Film in einer Krise sehr geholfen, gefühlt habe ich ihn mir schon 1000mal angeschaut.

Was oder wer hat dich geprägt? Wer gab dir positive Grundlagen mit? Gab es besondere Erlebnisse, die dir heute noch wichtig sind?

Ich habe die ersten fünf Lebensjahre bei meinen Großeltern in Naundorf gelebt. Ihnen hat der christliche Glaube sehr viel bedeutet; und durch sie bekam ich eine tiefe Prägung, auf der ich heute wieder aufbauen kann. In besonders guter Erinnerung sind mir die Nachtgebete mit meiner Omi und die Besuche der Gottesdienste. Dort hat mir das Singen besonders gut gefallen und ich habe immer einen tiefen Frieden empfunden. Omi war eine sehr besondere Frau, hat im Frauendienst gearbeitet und bei Beerdigungen das Kreuz getragen. Für mich ist sie mein Glaubensvorbild.

Wie kam es zu der neuen Suche nach Gott?

Das war von Gott ganz wunderbar gelenkt … Ich habe ganz für mich schon oft und regelmäßig gebetet, z.B. im Urlaub im Allgäu, wenn wir Kapellen besucht haben. So eine Grundsehnsucht war immer da, aber auf den richtigen Weg kam ich dann eher zufällig. Ich habe bei meiner Mutti in deren Urlaub Blumen gegossen und dabei ein Gemeinde-aktuell-Heft auf ihrem Tisch liegen sehen. Beim Durchblättern sind mir viele bekannte Gesichter aufgefallen, die mir teilweise sehr vertraut waren. Ich habe daraufhin einfach ganz mutig bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit im Friseursalon einen Mitarbeiter der Gemeinde angesprochen, wurde zum Evasgottesdienst eingeladen und kam dann auch regelmäßig zu den Gottesdiensten. Ich fühlte mich sofort willkommen und aufgenommen. Rückblickend kann ich sagen, dass Gott mir ganz viele Pflastersteine für diesen neuen Weg hingelegt hat und dann bin ich einfach losgegangen.

Du hast daraufhin in deinem Glaubensleben einen Neustart gewagt. Wie genau dürfen wir uns das vorstellen?

Ich habe mich mit Daniela verabredet und wir waren gemeinsam rund um Naundorf und Niederschöna viel spazieren. In der Natur nehme ich Gott und mich oft sehr viel besser wahr und von daher haben wir diese Art der Zweierschaft für uns entdeckt. Auf diesen Spaziergängen konnte ich mich total öffnen und Dinge ans Licht holen, die lange im Verborgenen rumort hatten. Dabei sind auch viele Tränen geflossen, Tränen der Freude, aber auch des Schmerzes. Ich durfte eine neue Kraft im gemeinsamen Gebet erleben. Zeitgleich gab es in der Gemeinde eine Zeugnisreihe, und gleich auf dem ersten Spaziergang habe ich zu Daniela gesagt: „Das Licht, das ihr habt und das euch Kraft gibt, das möchte ich auch haben. Ich will diesen Gott, der euch trägt, auch wieder in meinem Leben dabeihaben.“ Und so haben wir im Wald eine Lebensübergabe gemacht - eine der besten Erfahrungen meines Lebens.

Was hat sich seitdem bei dir verändert? Was ist neu entstanden? Was gibt dir Kraft?

Seitdem ruhe ich mehr in mir, und Dinge, die passieren, werfen mich nicht mehr so schnell aus der Bahn. Und ich bin mutiger geworden, auch darin, mehr auf mich selber zu achten. Ich nehme Gott im Alltag und in meinem Leben viel präsenter wahr, richte meine Antennen immer wieder neu auf ihn aus und erlebe ihn in großen und kleinen Dingen. Es fühlt sich an, als hätte er all die Jahre sehnsüchtig auf mich gewartet. Ich wollte wieder verbindlich Glauben und Gemeinschaft leben und bin darum in einen Hauskreis eingestiegen. Hier genieße ich die Vielfalt, die verschiedenen Blickwinkel und den persönlichen Austausch sehr. Es sind viele neue und wertvolle Menschen in mein Leben getreten, das finde ich so schön. Gott hat wunderbares Bodenpersonal! Als ich angesprochen wurde, ob ich mir vorstellen kann, in einem Bereich der Gemeinde mitzuarbeiten, habe ich mich zuerst etwas schwergetan, mich dann aber spontan für die Jakobi Kids entschieden. Und ich liebe das! Ich selber nehme immer wieder auch viel von den Botschaften, die die Kinder hören, mit; für mich ein sehr großer Schatz.

Wie erlebst du das alles?

Es ist für mich wie nach Hause kommen und ich spüre immer öfter einen tiefen Frieden. Spannend finde ich, wenn sich persönliche Gespräche mit anderen Teilnehmern aus dem Hauskreis ergeben. Da entdecke ich oft Gemeinsamkeiten. Mein Vertrauen wird durch das Teilen von Erfahrungen gestärkt, ich bekomme auch mal Korrektur und andere Blickwinkel auf Situationen. Ich lerne, dass Dinge sich für mich zum Guten verändern können, dass Gott mir Kraft gibt für Schwierigkeiten. Eine wichtige Erfahrung ist auch, dass ich lerne, mit meiner Vergangenheit versöhnter umzugehen. Da bin ich auf einem Weg, auf dem es nach einem guten Ziel aussieht.

Welche Erfahrungen sind für dich ganz besonders?

Unsere Gottesdienste. Ich fühl mich im Haus des Herrn immer willkommen und bin völlig „im Moment“, kann dieses Gefühl ganz schwer in Worte fassen. Für mich persönlich ist der Gottesdienst absolut alltagstauglich und mein „Kraftfutter“ für die Woche. Eine weitere neue Erfahrung ist mein neuer Wert, den ich von Gott zugesprochen bekommen habe. Ich bin von ihm geliebt, so wie ich bin, und bei ihm bin ich unabhängig von der Meinung anderer Menschen. Ich möchte nie mehr zurück, nie mehr ohne Gott sein!

Hast du Ideen oder Sehnsüchte, was noch passieren sollte?

Ich lass es auf mich zukommen. Ich bin dankbar für jede Erfahrung, die ich mache und stelle mich Gott zur Verfügung. Dann warte ich gespannt, was oder wen er mir vor die Füße legt.

Was fasziniert dich an Gott?

Da fällt mir der Bibelvers aus Jesaja 43,1 ein, wo Gott uns beim Namen nennt:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Das finde ich so richtig toll! Er ruft mich bei meinem Namen, er kennt meinen Namen, er kennt mich, die Anja! Das ist mir so tief ins Herz gefallen!

Liebe Anja, vielen Dank für das Gespräch! Wir wünschen dir Gottes Segen, weiterhin viele gute Erlebnisse mit Gott und freuen uns sehr, dass du Teil unserer Gemeinde bist. Dankeschön!


nach oben



89
Dezember 2021 und Januar 2022

Was wirklich zählt im Leben

Frau Gudrun Hein ist seit ca. zwei Jahren ein festes Mitglied unserer Gemeinde und bestätigt: „Hier habe ich meine geistliche Familie gefunden.“ Sie nahm am Glaubenskurs 2020 teil, in dessen Ergebnis sie feststellte: „Indem Gott uns sucht, finden wir uns selber.“ Daniela Gneuß traf sie in ihrem Haus am Försterberg in Freiberg und führte, bei einem liebevoll gedeckten Tisch, mit ihr einen regen und bereichernden Austausch.

Liebe Frau Hein, Sie haben am letzten Glaubenskurs teilgenommen, ehe die einschneidenden Corona-Maßnahmen in Kraft traten. Wie hatten Sie vom Glaubenskurs erfahren? Wer hat Sie eingeladen?

Von einer lieben Nachbarin und Glaubenskurs- Erfahrenen erhielt ich eine herzliche Einladung zum Glaubenskurs, verbunden mit der Ermutigung: „Wir brauchen nicht großen Glauben, sondern Glauben an einen großen GOTT.“ Diese persönliche Aufforderung empfand ich als eine weitere wichtige Führung bei der neu aufgenommenen Intensivierung meines Glaubenslebens. Zwei wesentliche Schlüsselerlebnisse gingen dieser Erneuerung und dem Wachsen im christlichen Glauben voraus: Mein intensives Bibellesen, Verstehen und Verinnerlichen des Inhalts wurden mir durch eine Israel-Reise zum Bedürfnis. Diese führte mich nicht nur zu historisch und biblisch bestehenden Realitäten. Alle Sinne waren beim Erleben dieser Heiligen Stätten in großem Staunen und erreichten mein „innerstes Sein“. In großer Demut und Dankbarkeit spürte ich in der „Grabeskirche Jerusalem“ die geistliche Allmacht, den Heiligen Geist. Das zweite Schlüsselerlebnis war das Kennenlernen der Missionarin Maria Prean in Hochimst („Vision für Afrika“). Ihr überragendes Glaubenszeugnis und dessen Früchte bereicherten und forderten mich auf, mehr Gutes zu tun.

Welchen ersten Eindruck gewannen Sie vom Glaubenskurs? Was hat Sie motiviert, dabeizubleiben?

Unsicherheit bewegte mich voran dahingehend, dass meine Teilnahme aufgrund meines Alters als zu späte Entscheidung eingeschätzt werden könnte. Jedoch widerlegten die herzliche Aufnahme, die vermittelte Aufgeschlossenheit von Gemeindemitgliedern und Kursteilnehmern nicht nur meine Bedenken. Sie bestätigten auch, dass jeder, auch der späte Neubeginn und die damit einhergehende Vertiefung des Glaubenslebens, der Einladung Gottes und seinem Willen - und somit dem Anliegen des Glaubenskurses - entspricht. Die offene und besondere Atmosphäre im Glaubenskurs fiel mir sofort auf. Sie wurde von Pfarrer Liebscher, dem ökumenisch besetzten Mitarbeiterteam der Kirchgemeinden Freibergs und den jeweiligen Hauskreis-Teilnehmern geprägt. Der gesungene Lobpreis (als innige Anbetungsform Gottes) und der zugewandte Umgang der Teilnehmer miteinander ergänzten das christliche Gemeinschaftsempfinden. Erst mein wiederholtes, bewusstes Beobachten an den folgenden Kursabenden ließ mich erkennen und verdeutlichte mir, dass die anwesenden Gemeindemitglieder mit Selbstverständnis, in Freude von innen her ihr Christsein als persönliche, lebendige Beziehung mit dem Himmlischen Vater ausstrahlten und lebten. Jeder dieser Vortragenden hatte hier Zeugnis gegeben, aus persönlicher Erfahrung seines lebendigen Glaubens heraus. Deshalb erlebte ich sehr bewusst und in großer Dankbarkeit diese geistlich gesegnete Kursatmosphäre.

Wem würden Sie die Teilnahme am Glaubenskurs empfehlen?

Im Glaubenskurs werden vor allem die Grundlagen - wichtige Fragen und Antworten zum christlichen Glauben - vermittelt. Darin besteht dann für nach Glauben suchende Menschen überhaupt erst eine Entscheidungsgrundlage, um diese so wertvolle und wichtige Lebensorientierung für sich zu finden und – Christ zu werden. Wie bereits hervorgehoben, haben uns Glaubensuchende die vortragenden Gemeindemitglieder als lebendige Christen, und somit im Glauben befähigte Berufene, so wirkungsvoll überzeugt. Für mich war es ein Schlüsselerlebnis. Um den konkreten Weg zum Christsein, dem Neubeginn im Glauben, und dessen Vertiefung als Gottes Geschenk erfahren zu dürfen, wurden den Kursteilnehmern Angebote unterbreitet, die individuell in Anspruch genommen werden konnten. Das war sehr gut so. Deshalb bietet der Glaubenskurs altersunabhängig allen, die nach christlichem Glauben oder dessen Vertiefung suchen, ein wertvolles Lebens-Angebot, eine „Schulung des Heiligen Geistes“.

Wie würden Sie Ihr Leben vor und nach dem Glaubenskurs beschreiben?

Sowohl mein Lebensstil als auch dessen Inhalt haben sich sehr verändert: Mein Leben wurde infolge der CORONA-Maßnahmen, wie für so viele andere Menschen auch, fast auf Null gesetzt. Zu Hause bleiben, war angesagt. Sehr bald verstand ich jedoch diese Situation nicht nur als Pflicht und Schutz, sondern zunehmend auch als gelebte persönliche Chance: Bereits 2011 trat ich quasi in den Ruhestand ein. Dennoch praktizierte ich in den folgenden kostbaren Jahren ein „Dauernd-unterwegs-sein“ (ca. 30 Tausend gefahrene Kilometer pro Jahr). In dieser Zeit galt meine Zuwendung und Fürsorge vorrangig meiner hochbetagten geliebten Mutter, die ich intensiv in ihrer Häuslichkeit in Sosa im Erzgebirge bis zu ihrem Versterben (Karsamstag 2020) begleitete und betreute. Als starke, lebendige Persönlichkeit und handelnde Christin gab unsere Mutter uns Orientierung und Halt. Mit ihrer Liebe und Güte, mit Verständnis und Geborgenheit wurden wir von ihr reich beschenkt – sie war mir ein Lebens- und Glaubensvorbild. Mit meinem helfenden Handeln erwiderte ich in großer Dankbarkeit und Verbundenheit die erfahrene Liebe und wertorientierte, christliche Prägung durch mein Elternhaus. Ich bin sehr dankbar, dass mich zwischenzeitlich eine „geistliche Mutter“ (manchmal auch Seelsorgerin) in Glaubensfragen begleitet. Die CORONA-Zeit gewährte mir die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und wieder zu mir selbst zu finden. Das war mir gerade nach dem Glaubenskurs und dessen gesegnetem Wirken für mein Christsein ein besonderes Bedürfnis. Daraus leitete sich auch meine konkrete Fragestellung ab: Was ist noch wesentlich für mein Leben und darüber hinaus? Wo gehöre ich wirklich hin in der mir noch geschenkten Lebenszeit? Nach einer ehrlichen Lebens-Bilanz der letzten Jahre einerseits und der erfahrenen Gnade durch die Vergebung Gottes andererseits sind meine Sünden und Versäumnisse getilgt - und somit bin ich frei geworden. Welch ein großes Geschenk! Deshalb habe ich das als trennend von Gottes Willen Erkannte in meinem Leben aufgegeben oder geändert. Eine besonders schwere Entscheidung für mich bestand in diesem Zusammenhang in der Trennung nach einer langjährig gelebten Partnerschaft. Erst dank der mehrfach unmittelbar erlebten Führung, Hilfe und Liebe Gottes, die er mir spürbar ins Herz gelegt hat, ist mir eine persönliche Glaubensbeziehung möglich geworden, in der ich innerlich gefestigt bin und weiter wachsen will.

Gibt es seit dem Glaubenskurs liebgewordene Rituale?

Mein Start in den Tag hat sich seit dem Glaubenskurs verändert. Ich beginne den Morgen nicht mehr mit dem „Zeitgeist“, den Nachrichten, sondern lade Gott meistens bewusst in den Tag ein. Es ist mir ebenso ein Bedürfnis, mich mit guten geistigen Impulsen zu füllen. Vor allem wachse ich am Bibellesen, sehe oder höre mir über YouTube Predigten an, zum Beispiel von Maria Prean oder Dr. Charles Stanley.

Man trifft Sie regelmäßig im Gottesdienst. Was ist Ihnen hier besonders wichtig und wertvoll?

In unseren Gottesdiensten erlebe ich lebendige, klare Botschaft der Verkündigung von Pfarrer Liebscher und von Gemeindevertretern sowie eine Lebendigkeit des Christseins in der Gemeinde. Man spürt das im Miteinander, in persönlichen herzlichen Kontakten und im Interesse aneinander. Durch die vielen liebevollen Mitarbeiter wird eine aktiv gelebte Gemeinschaft mit gesegnetem Wirken begründet.

Liebe Frau Hein, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiter Gottes Segen und viele gute Zeiten mit unserem Herrn!


nach oben



88
Oktober und November 2021

Gott hat in unserem Leben immer einen roten Faden gespannt

Ruben und Mirjam Wagner (beide 28 und aus dem Erzgebirge stammend) bereichern seit ca. zwei Jahren unsere Gemeinde. Ruben hat einen Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen und ist diplomierter Werkstofftechniker. Mirjam hat ebenfalls einen Bachelor, jedoch in Ernährungswissenschaften und ist noch dazu Physiotherapeutin. Momentan ist der Alltag der beiden sehr geprägt von den beiden Wirbelwinden Naemi (2½ Jahre) und Adele (10 Monate). Heute stellen sie sich der Gemeinde vor und geben Einblicke in ihr Leben. Ruben erlebt man in unserer Gemeinde als Techniker und beim Lobpreis, Mirjam arbeitet im Elki-Kreis mit. Daniela Gneuß hat sie als Familie in ihrer wunderschönen Altbauwohnung an der Hornstraße getroffen.

Habt ihr einen Lieblingsfilm, eine Filmempfehlung für uns?

R.: Wir schauen kaum fern und selten Filme. Wir haben gemerkt, dass uns Filme im Nachgang noch lange beschäftigen und unsere Gedanken prägen, das war nicht immer gut. Deswegen haben wir uns entschieden, nur ausgewählte Medien zu konsumieren.

Was liegt momentan auf euren Nachttischen? Was lest ihr gern?

M.: Bücher lesen wir ehrlich gesagt eher weniger. Aber sehr gern schmökern wir in der Zeitschrift „Anders leben“, weil diese uns in der Vereinbarkeit von Glauben und einem nachhaltigen Leben sehr anspricht. Dann findet man bei uns auch immer wieder Kletterzeitschriften, da wir beide leidenschaftliche Kletterer sind.

Könnt ihr diesem Hobby momentan überhaupt nachgehen?

M.: Doch, schon, aber anders als früher ohne Kinder. In unserer Urlaubsplanung spielen Klettergebiete eine große Rolle. Wir waren in Spanien, Kroatien, Italien und sogar in Dänemark zum Klettern. Im Alltag klettern wir an den Felsen in der Umgebung – für unseren Geschmack viel zu selten (lacht). Seit wir Kinder haben, fahren wir mit Freunden oder anderen Familien in den Urlaub. Dann können wir abwechselnd klettern und mit den Kindern spielen. Das Klettern ist für uns auch immer wieder ein gutes Ehetraining, da wir uns gegenseitig sichern; da muss man sich auch auf den anderen absolut verlassen können.

Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?

M.: Wir kennen uns schon seit der 5. Klasse, sind aber erst ein Jahr vor dem Abitur ein Paar geworden.
R.: Nach dem Abitur sind wir dann beide für ein Jahr ins Ausland gegangen: ich nach Kroatien und Mirjam nach England. Als diese Zeit rum war, habe ich Mirjam sofort gefragt, ob sie mich heiraten möchte. Ich war mir sicher: Wenn wir dieses Jahr als Paar überstanden haben, dann schaffen wir alles gemeinsam.

Wie verlief euer Glaubensleben? Was hat euch geprägt?

M.: Durch meine Familie war ich fest in der Landeskirche integriert und habe immer an vielen Angeboten, die es altersentsprechend gab, teilgenommen. Meine ganz persönliche Zeit mit Gott begann erst so richtig nach dem Abitur in England. Ich habe immer an Gott geglaubt, aber dort habe ich ihn erst richtig intensiv erlebt und wahrgenommen. Ich war sehr viel allein, war weniger abgelenkt, dadurch hatte er mehr Raum zum Wirken. Da habe ich auch angefangen, Fastenzeiten einzuplanen und Ruben hat von Kroatien aus mit gefastet. Ich denke, da hat Gott angefangen, mich auf alles weitere vorzubereiten. Während meiner Studienzeit in Jena habe ich in der SMD (Studentenmission) mitgearbeitet und sie geleitet. Die SMD betreibt eine Arbeit, die sehr öffentlichkeitswirksam ist. Dort habe ich dann endgültig gelernt, mich aus meiner Komfortzone herauszubegeben und meine „Christenblase“ zu verlassen, für meinen Glauben auch öffentlich einzustehen. In Jena ist die linke Szene sehr aktiv und es war oft ein Kampf, dass an der Uni christliche Aktionen überhaupt erlaubt wurden. Wir haben unter anderem auf der Straße missioniert und Markustheater vorgeführt; und ich durfte lernen, über meine eigenen Grenzen zu gehen. Das war für mich ein absoluter Gewinn und eine weitere gute Vorbereitung von Gott. Nach dem Studium sind wir 2015 als frisch verheiratetes Paar nach Dresden gezogen und haben unsere geistliche Heimat in der FeG Dresden Süd gefunden. Wir wurden schnell Mitarbeiter und haben bei der Gemeindegründung mitgemacht.
R.: Mein Glaubensleben als Kind und Jugendlicher verlief ähnlich wie bei Mirjam. Allerdings habe ich in der Zeit im Erzgebirge auch von den Rüstzeiten sehr viel Prägendes und Formendes mitgenommen. Während meines Studiums in Freiberg war ich auch in der SMD und der EKSG (ev.-kath. Studentengemeinde) und habe in einer sehr tollen WG mit drei anderen Christen gelebt. Wahrscheinlich war das die weltbeste Männer-WG und auf jeden Fall für mich eine sehr besondere Zeit. Meine intensivste Zeit mit Gott begann für mich in der FeG Dresden Süd. Dort habe ich gelernt, meinen Glauben mehr nach außen zu leben und davon zu erzählen.
M.: Nach unseren beiden Studien- und Berufsabschlüssen 2018 haben wir mit einem VW-Bus eine Reise durch Südosteuropa gemacht, bis nach Albanien. Ich war hochschwanger und viele haben mich für verrückt gehalten (lacht). Ich habe darin kein Problem gesehen, Gott war ja dabei.

Was genau hat euch dann letztendlich nach Freiberg verschlagen?

R.: Das hat berufliche Gründe. Während meine vielversprechenden Bewerbungen in Dresden nicht klappten, habe ich in Freiberg die Möglichkeit bekommen zu promovieren, und wir wollten die täglichen Pendelfahrten zwischen Dresden und Freiberg vermeiden. Mirjam wollte nie nach Freiberg. Aber es war, als ob Gott zu uns einfach gesagt hat: „Geht nach Freiberg!“ Genau das haben wir getan und Mirjams Vorbehalte gegen Freiberg hat Gott Stück für Stück ausgeräumt. Nun sind wir hier, fühlen uns wohl und finden es einfach wunderschön, hier zu leben.

Was bedeuten euch Freundschaften?

R.: Ich persönlich pflege seit meiner Jugend eine Zweierschaft mit einem Freund, die hat sich über die Jahre erhalten und vertieft. Ich denke, gerade wir Männer haben oft einen Mangel an solchen tiefen und guten Beziehungen. Aber es ist so wichtig, sich auf Augenhöhe über die „richtigen“ Männerthemen austauschen zu können und gegebenenfalls auch zu korrigieren. Auch wenn ich Mirjam als wichtigsten und nächsten Menschen in meinem Leben habe, ist mir diese Zweierschaft Gold wert.

Gab es in eurem Leben auch Krisen? Wie seid ihr damit umgegangen?

R.: Das Jahr 2019 war ein sehr intensives Jahr für uns. Im Januar wurde unsere Tochter Naemi geboren. Im Mai trafen wir die Entscheidung, nach Freiberg zu gehen; und kurz darauf hatte ich auf der A17 einen Autounfall mit Totalschaden, ein LKW hatte mich übersehen. Und im selben Jahr bekam ich eine Schwellung am Hals, die sich als gutartiger Tumor an der Halsschlagader herausstellte und operiert werden musste. Mit allen Risiken, die so eine OP an der Halsschlagader mit sich bringt.
M.: Aber in der Zeit hat uns das Netz unserer Gemeinde in Dresden sehr gut aufgefangen und umbetet. Bei uns beiden war das Grundvertrauen, dass es Gott gut mit uns meint und gut ist, nie weg. Ich würde sagen, das war fast schon ein naiver kindlicher Glaube, der uns in dieser Zeit getragen hat. Wir hatten die feste Zusage von Gott, dass er mit uns noch etwas vorhat. Daran haben wir uns gehalten. Das hat uns Kraft gegeben. Ruben hat die OP sehr gut überstanden. Durch den Autounfall, so einschneidend er auch war, wurden wir in unserer Entscheidung für Freiberg bestätigt, weil damit die Pendelei für Ruben weggefallen ist.

Wie erlebt ihr Gott in eurem Familienalltag? Als Ehepaar? Jeder für sich?

M.: Wir versuchen, im Alltag eine natürliche Beziehung zu Gott vorzuleben. Die Kinder erleben, dass auch wir als Eltern Sorgen haben, sie im Gebet mit Gott besprechen und abgeben. Wir wünschen uns, dass Gebet im Alltag, also Reden mit Gott, auch für sie etwas ganz Normales wird.
R.: Unser Leben ist ja momentan sehr von Familienzeiten geprägt. Wenn ich dann doch mal allein unterwegs bin, dann bin ich recht schnell in Kontakt mit Gott und spreche mit ihm.
M.: Mir und uns ist der Hauskreis sehr wichtig. Es ist oft die einzige Möglichkeit in der Woche, um mal über einen Bibeltext nachzudenken und sich auszutauschen. Im Lockdown haben wir uns online getroffen. Aber auch jetzt genießen wir es, dass durch den Einsatz der Technik auch die dabei sein können, die die Kinder ins Bett bringen.
R.: Wir durften erleben, dass Gott uns immer den Weg vorbereitete und wollen offen bleiben für seine Veränderungen, auch wenn das bedeuten würde, wieder von hier wegzugehen. Dafür wollen wir bereit sein. Jetzt sind wir in Freiberg, und das ist sehr schön, obwohl wir nie hierher wollten. Gott versorgt uns hier sehr gut mit allem, was wir brauchen: Gemeinde, Freunde, Familie, eine wunderschöne Wohnung und noch so vieles andere mehr. Dafür sind wir total dankbar.

Lieber Ruben, liebe Mirjam, ich danke euch für das Gespräch und eure Offenheit. Bleibt weiterhin in allem gesegnet! Schön, dass ihr da seid!


nach oben



87
August und September 2021

Mit Gott neu durchstarten

Nora Friedrich ist 48 Jahre alt, wohnt in und stammt aus Freiberg. Sie und ihr Ehemann Sven haben drei Kinder: Lilien, Til und Theo. Nora arbeitet als Physiotherapeutin in eigener Praxis. In der Gemeinde kennt man sie vom Begrüßungsdienst an der Kirchenpforte. Daniela Gneuß hat sich mit dieser hochsympathischen, quirligen Frau bei einem Kaffee in ihrer wunderschönen Wohnung im Münzbachtal getroffen.

Liebe Nora, gibt es bei dir ein Lieblingsessen?

N.: Oh ja, Quark und Kartoffeln, ganz profan. Das könnte ich jeden Tag essen.

Hast du ein Lieblingsbuch bzw. einen Film, den du empfehlen kannst?

N.: Seit ich neu zum Glauben gekommen bin, hat sich mein Lese- und Fernsehverhalten komplett verändert. Es ist mir jetzt sehr wichtig, mich mit guten Inputs zu füllen und ich schaue kaum noch fern. Ich lese sehr gern Biographien, die sich mit dem christlichen Glauben beschäftigen, z.B. Bücher von Hans-Peter Royer oder über Open Doors: „Mit Jesus im Feuerofen“. An Filmen finde ich „Woran glaubst du?“ und „Unplanned“ sehr wertvoll.

Spielte für dich der Glaube schon in der Kindheit eine Rolle? Wer war dein Vorbild?

N.: Da hat mich meine Mutti sehr gut und vorbildhaft geprägt. Ich habe durch sie schon als Kind einen lebendigen und praktischen Glauben und ein Leben mit einer persönlichen Beziehung zu Jesus erlebt. Das durften wir als Kinder hautnah und echt miterleben.

Du sagst selber, dass du dann deinen Glauben eher traditionell gelebt hast. Wie hast du zurück zu einem lebendigen Glauben und zu unserer Gemeinde gefunden?

N.: Das ist richtig, ich lebte meinen Glauben „So ein bissel halt“ und meine Gebete reichten nicht weiter als bis zur Zimmerdecke. Von außen wirkten wir wie eine normale christliche Familie, aber mein Glaube war tatsächlich nur traditionell, nicht lebendig. Das änderte sich am 8. Dezember 2017. An diesem Tag bekam ich meine Krebsdiagnose, und innerhalb eines Wimpernschlags brach mein ganzes bis dahin perfektes, durchorganisiertes, übervolles, stressiges und auf 100 % Fitsein gebautes Lebenshaus zusammen. Es fühlte sich an, als würde mir der Boden unter den Füßen weggerissen, und nichts, was mir bis dahin wichtig war, konnte mir Halt geben. Aber diese schlimme Diagnose war der Auslöser für jeden weiteren Schritt, denn mir wurde klar, dass nur Jesus mir helfen konnte. Zu diesem Zeitpunkt wurde in der Gemeinde zur Teilnahme am Glaubenskurs eingeladen. Meine Schwester ist dort Mitarbeiterin und sie hat mich dann auf meinen Wunsch hin dort angemeldet.

Wie hast du dann den Glaubenskurs erlebt? Wem würdest du ihn empfehlen?

N.: Er war der Beginn meines Lebens mit Jesus. Gott hatte das perfekte Timing geschenkt: Ich wurde nach meiner OP montags aus dem Krankenhaus entlassen, und am Mittwoch startete der Glaubenskurs, mit mir! Ich konnte jedes Mal dabei sein. Das allein ist für mich schon ein großes Wunder, denn die Chemotherapie begann erst danach. Ich habe im Glaubenskurs echte Begleitung erlebt, wurde aufgefangen und getragen, erlebte wunderbare Gemeinschaft … Es waren einfach die 1000 kleinen und großen Dinge, die mir in dieser herausfordernden Zeit Halt und Kraft gegeben haben. Ich habe gespürt, dass Gott mich in meiner Not sieht und nicht fallen lässt, dass er einen guten Plan hat, auch wenn ich diesen Plan nicht kannte. Und ich wurde neu herausgefordert, mein Leben bis dahin zu hinterfragen. Empfehlen würde ich den Glaubenskurs jedem, der auf der Suche ist; der Fragen zum Glauben hat und diese immer schon mal stellen wollte, oder der Jesus, Gott und den Heiligen Geist einfach mal kennenlernen möchte. Ich würde sagen, eine Teilnahme lohnt sich immer!

Wie bist du vor dieser Lebenswende mit Krisen umgegangen? Was konkret hat sich verändert?

N.: Früher war es immer ein Kampf gewesen, und ich habe alles aus eigener Kraft versucht und gemacht, halt „selbst“ und „ständig“. Ich dachte immer, ich muss mir selber helfen. Heute weiß ich, nur Jesus kann mir wirklich helfen. Ohne ihn geht es nicht. Für mich eine riesige Erleichterung.

Man trifft dich mit deiner Familie fast jeden Sonntag im Gottesdienst. Was ist deine Motivation und was sind deine Erfahrungen damit?

N.: Natürlich kann man auch zu Hause Glauben leben. Aber es ist Sonntag, wohin sollten wir denn an diesem Tag sonst gehen als zum Gottesdienst? Für uns ist der Gottesdienst ein fester Termin. Wenn ich daran glaube, dass Jesus am Sonntagmorgen in unserer Kirche gegenwärtig ist, dann will ich doch unbedingt dabei sein! Ich genieße sehr die Gemeinschaft, das Gebet, das Abendmahl, eigentlich das „Gesamtpaket“ Gottesdienst. Es stärkt mich für die Woche und gibt mir Kraft für die Herausforderungen. Was mir auch wichtig geworden ist: Ich setze damit auch ein Zeichen vor der unsichtbaren Welt.

Du hast an einem Kurs zum Thema Berufung teilgenommen? Wie kam es dazu?

N.: Wo ist mein Platz im Reich Gottes? Was hat Gott mit mir vor? Wie und wo kann ich mich einbringen bzw. dienen? Diese Fragen hatten mich in letzter Zeit immer mehr beschäftigt. Ich war und bin auf dem Weg und suchte nach konkretem „Handwerkszeug“. Als ich die Werbung für „FOCUSBERUFUNG“ auf unserer Homepage fand, hat sie mich förmlich angesprungen, und ich wusste sofort, dass ich da mitmache. Es klang, als wäre das extra für mich gemacht. Der Kurs geht über neun Monate, ist überkonfessionell und man trifft sich einmal samstags und einen Wochentag im Monat. Es gibt gemeinsame Aktionstage und eine Seelsorgewoche. In dieser Zeit werden verschiedene Themen angeboten und bearbeitet ,wie z.B. Lebensvision, Persönlichkeit, meine Biographie, Geistesgaben, Seelsorge, vom Glauben reden und einige andere. Das alles hilft dabei, gemeinsam die eigene Berufung zu finden. Es gab eine Straßenaktion, wo ich gelernt habe, wie man mit Fremden über den Glauben ins Gespräch kommen kann, ohne aufdringlich zu sein. Am spannendsten fand ich die Seelsorgewoche mit der herausfordernden Aufforderung an mich: „Pass auf, wie du über dich selber denkst!“

Konntest du einen Teil der Fragen für dich beantworten?

N.: Oh ja, ich bin z.B. niemand, der vor vielen Menschen gut reden kann. Aber ich bin eine Ermutigerin und kann andere Menschen in ihrer Not sehen und begleiten. Und meine Stärken liegen im Gebet und in der Begleitung von Einzelpersonen. Das jetzt konkret zu wissen hilft mir sehr für weitere Schritte. Bin gespannt, was Gott mir vor die Füße legt.

Wenn es möglich wäre, welche Person aus der Bibel würdest du gerne mal treffen und warum?

N.: Natürlich Jesus, er ist für mich ein Beispiel für Vollkommenheit. Aber darüber hinaus würde ich gern Josua treffen. Er war voller Hingabe, absolut treu und gehorsam.

Liebe Nora, vielen Dank für das erfrischende Gespräch. Wir wünschen dir weiter Gottes Segen und sind gespannt, auf welchen Wegen wir dich in der Gemeinde oder darüber hinaus erleben dürfen!


nach oben



86
Juni und Juli 2021

Ein Leben mit Posaunen zum Lob Gottes

In diesem Jahr feiert unser Posaunenchor sein 100-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass stellen sich Dagmar (52, pharmazeutisch-technische Assistentin) und Christoph Kuhn (51, Familienrichter) vor und geben Erfahrungen aus ihrem Leben und mit dem Posaunenchor weiter. Sie sind begeisterte Posaunisten und seit fast 25 Jahren dabei. Man kennt ihre Gesichter von den Auftritten des Posaunenchores in unserer Gemeinde. Zu ihrer Familie gehören noch die beiden Töchter Katharina und Juliane. Desweiteren ist Dagmar seit vielen Jahren Mitarbeiterin im Kindergottesdienst. Daniela Gneuß hat die beiden getroffen und sich von ihrer Begeisterung für das Blasen im Posaunenchor mitreißen lassen.

Ihr seid keine gebürtigen Sachsen, oder?

D: Nein, wir stammen beide aus der Nähe von Osnabrück und waren dort schon gemeinsam in der Schule und aktiv in der Kirchenkreisarbeit. Dabei haben wir uns auch kennen und lieben gelernt.
C: Seit 1997 sind wir beruflich in Freiberg. Davor gab es für unsere Familie einen Zwischenstopp auf Rügen, wo wir einige Jahre lebten. In Freiberg sind wir angekommen und fühlen uns wohl und akzeptiert, einfach zu Hause.

Welches Buch liegt momentan auf eurem Nachttisch?

D: „Der Gesang der Flußkrebse“, ein ganz wunderbares Buch!
C: „Das Feld“ von Robert Seethaler. Ein sehr spezielles Buch, aber ich mag seine Art zu erzählen sehr.

Erzählt mal: Wie seid ihr zur Posaune gekommen?

D: Ich habe Posaune schon als Kind spielen gelernt, so mit zwölf oder dreizehn. Eigentlich wollte ich gemeisam mit meiner Freundin das Trompetenspiel erlernen, aber damals wurden nur Posaunenspieler gesucht und so habe ich mich für dieses Instrument entschieden. Also, eigentlich war es eher Zufall, aber ein sehr schöner.
C: In meiner Familie waren Blasinstrumente fest etabliert, und es war für mich als Kind irgendwie selbstverständlich, dass ich das Posaunenspielen lerne.
D: Eigentlich waren wir ab dieser Zeit auch immer in Posaunenchören, da die Posaune ja nur mehrstimmig wirklich gut klingt. Insgesamt waren es vier Chöre, egal wo wir wohnten. Im Posaunenchor von Jakobi waren wir schon, als wir noch zur Domgemeinde gehörten. Durch einen Umzug innerhalb von Freiberg wurden wir dann auch Gemeindemitglieder. Gundula Rudloff stand damals mit Kinderwagen vor unserer Tür und begrüßte uns als neue Mitglieder der Gemeinde, das war irgendwie schon ein schöner Moment.

Wo sind eure Verbindungen zwischen Posaunenchor und Glaubensleben?

C: Im Prinzip ist unsere Musik eine andere Art Lobpreis. Wir spielen zur Ehre Gottes, das sogar mehrstimmig, laut und oft schmetternd, welch ein Privileg! Der Zweck des Posaunenchores ist das Lob Gottes. Die Art Musik, die wir spielen dürfen, ist so vielfältig. Egal ob es ein Stück von Bach ist oder Swing, jede Musik spiegelt das Wesen Gottes wieder. Davon ein Teil sein zu dürfen und mitzumachen, das ist toll!
D.: Posaunenchöre haben in vielen Kirchgemeinden eine lange Tradition und sind ein wichtiger Teil. Jeder Mensch hat ja einen anderen Zugang zu Gott. Für nicht wenige ist es diese Art von Musik.

Man spürt förmlich eure Begeisterung für den Posaunenchor und seine Arbeit. Was meint ihr: Woran genau liegt das?

C.: In unserem Posaunenchor sind wir ca. 20 Mitglieder, alle aus verschiedenen Gemeinden Freibergs und ein gutes Miteinander von Jung und Alt. Dieses unkomplizierte Zusammenspiel über die Gemeinden hinaus macht große Freude. Das Proben mit den anderen und das gemeinsame Blasen ist toll. Die Posaune ist ein Instrument, das auf Mehrstimmigkeit ausgelegt ist. Erst im Spiel mit den anderen Instrumenten klingt es letztendlich gut. Und das immer wieder zu erleben, wie jeder einzelne sich einbringt und es am Ende ein Wohlklang wird, das begeistert mich sehr.
D.: Einmal im Jahr gibt es immer ein Posaunenfest an wechselnden Orten. Das nehmen wir als eine gute Austauschmöglichkeit wahr und als wertvolle Zeit in Gemeinschaft, quasi viele begeisterte Posaunisten unter sich. Man kann sich neu inspirieren lassen, das ist ein großes Geschenk.
C.: Wir versuchen auch, gemeinsame Zeiten über das Proben hinaus zu haben, und es sind gute Freundschaften entstanden. Wir veranstalten einmal im Jahr ein Grillen, eine Weihnachtsfeier und vor zwei Jahren gab es eine Rüstzeit in Krummenhennersdorf. Diese möchten wir auf jeden Fall wiederholen.

Wie oft trifft sich der Posaunenchor normalerweise? Wie übt ihr Zwei, allen Umständen zum Trotz?

D.: Eigentlich einmal in der Woche donnerstags. Das ist seit Jahren ein fester Termin für uns und fordert natürlich Verbindlichkeit. Aber egal, wie voll oder hektisch unsere Woche auch ist: Auf diese Treffen freuen wir uns immer, es ist eines unserer Wochenhighligths.
C.: Jetzt in Coronazeiten gab es natürlich keine Treffen. Aber da wir beide Posaune spielen, konnten wir gut weiterüben. Wir haben uns wirklich jeden Donnerstagabend zusammengesetzt und zu zweit geprobt, das hat auch ein Stück weit Kraft gegeben. Natürlich gab es jetzt seit langer Zeit auch keine Auftritte unseres Chores, das schmerzt sehr. Umso mehr hatten wir Freude daran, zu Ostern vom Kirchturm und vor der Kirche zu blasen. So konnte die gute Botschaft auf diese Art und Weise weit erklingen und vielen Menschen Hoffnung geben. Gerade im letzten Jahr, als Ostern kein Gottesdienst sein durfte, war das ein großes Geschenk.

Was wünscht ihr euch persönlich für den Posaunenchor?

C.: Ich würde mir wünschen, dass wir neu in die Nachwuchsarbeit investieren. Generell sind wir ein offener Kreis und man kann als Musiker einfach dazukommen. Aber wir müssen auch die Kinder und Jugendlichen wieder neu für diese Art Musik gewinnen.
D.: Mein Wunsch wäre, dass wir öfter Teil des Gottesdienstes sind, wenn auch nicht immer als ganzer Posaunenchor. Und natürlich, dass unser Jubiläum stattfinden kann, auf das wir uns schon alle lange freuen.

Dagmar, dich kennt man auch aus dem Kindergottesdienst. Wie kam es zu dieser Arbeit?

D.: Ich habe schon als Jugendliche in Osnabrück bei der Kinder- und Jugendarbeit gern mitgemacht. Als ich dann selber Mutter wurde, war es irgendwann ein logischer Schritt von mir, mich in unserer Kirchgemeinde in der Kinderarbeit mit einzubringen. Ich profitiere auch selbst sehr davon. Es ist einfach begeisternd zu erleben, wie Kinder Glauben und Gott erleben und darin erste eigene Schritte gehen.

Was schätzt ihr an unserer Gemeinde?

D.: Uns gefällt es total gut, dass es so viele Familien mit Kindern gibt, die nicht nur in den Gottesdienst kommen, sondern in so vielen verschiedenen Bereichen dabei und aktiv sind, sei es beim Kirchenkaffee, in der Jungen Gemeinde, im Kinderchor, bei der Christenlehre oder den Evas. Auch hier lieben wir diese Mischung von Jung und Alt, jeder darf sich willkommen fühlen.

Wenn ihr eine Person aus der Bibel treffen könntet, wer wäre es und warum?

D.: Bei mir wären das Joseph und Maria, aber besonders Joseph. Sie waren ein junges unverheiratetes Paar und Joseph vertraute in allen Umständen voll auf Gott, ohne in letzter Konsequenz zu wissen, was passiert. Das beindruckt mich sehr.
C.: Ich würde gern König Salomo treffen. In meinen Augen war das quasi der erste Familienrichter. Seine Geschichte mit den beiden Müttern im Streit um das Kind wurde auch in meiner Studienzeit erwähnt. Ich finde seine Reaktion und Idee sehr spannend, da ich auch heute beruflich erlebe, wie Eltern an ihren Kindern zerren.

Liebe Dagmar, lieber Christoph, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen euch auf eurem weiteren gemeinsamen Weg im Posaunenchor und im Leben Gottes Segen!


nach oben



85
April und Mai 2021

Mit Gott durch den Familientrubel

Robert und Elisabeth Rehm sind beide 29 Jahre alt. Sie leben mit ihren Kindern Emma (4) und Paula (2) und den beiden Hunden Polly und Mika seit kurzem in Seifersdorf. Elisabeth ist ausgebildete Physiotherapeutin und im Moment als Vollzeitmama aktiv. Robert hat eine Theologie-Ausbildung abgeschlossen und ist seit März in unserer Gemeinde als Gemeindepädagoge angestellt. Mit diesem Interview stellen sich die beiden vor und geben einen Einblick in ihr Leben. Daniela Gneuß hat diese sympathischen Menschen mit ihren Kindern zu einem trubeligen Gespräch getroffen.

Welches Buch liegt momentan auf euren Nachttischen?

E.: Im Moment keines, da wir gerade über dem Umzug sind und vieles schon verpackt ist. Aber ich lese sonst wirklich sehr gern, meine Lieblingsautorin ist Karen Kingsbury. Ihre zuletzt veröffentlichte Reihe war „Leaving“, leider nur in Englisch erhältlich. Ich habe sie trotzdem gelesen und jetzt zumindest einen groben Überblick über die Handlung.

Gibt es Lieblingsfilme oder Filme, die ihr empfehlen könnt?

R.: Unbedingt „War Room“ und „Facing the Giants“. Das sind christliche Filme und die Themen daraus passen in viele Lebenssituationen. Deshalb eine große Empfehlung von mir, diese immer mal wieder anzuschauen. Man entdeckt jedes Mal etwas Neues, das einen anspricht.

Die Gemeinde kennt euch ja schon ein Stück weit, aber mögt ihr trotzdem kurz eure Glaubenswege bis hierher erzählen?

R.: Aufgewachsen bin ich in einem christlichen Elternhaus in Schwarzenberg. Meine Eltern haben mir vorgelebt, wie wichtig es ist, eine persönliche Beziehung zu Jesus zu haben. Meine eigene Entscheidung für ein Leben mit Jesus habe ich bei der Evangelisationsveranstaltung Pro Christ 2009 getroffen. Da gab es an jedem Abend einen persönlichen Aufruf zur Entscheidung für Jesus, und ich hatte ein großes Bedürfnis, diesem Bekehrungsaufruf zu folgen. Und dann ging´s los! Ich besuchte viele JGs und saugte alles auf, was ich an geistlicher Nahrung bekommen konnte. Ich war so hungrig! In jener Zeit habe ich auch Daniel Liebscher kennengelernt. Letztendlich kam es dazu, dass ich in der Jakobi-Christophorus-Gemeinde mein FSJ gemacht habe. In mir wuchs der Wunsch, hauptberuflich unbedingt etwas für Gott und Jesus zu tun, egal was und wie. Das war für mich der Anlass, Theologie zu studieren. Mit dem Studium in Leipzig begann glaubenstechnisch eine sehr besondere Zeit. Meine Erfahrung daraus ist, dass sich Jesus extremst um uns kümmert. Er möchte, dass wir geistlich und weltlich gut versorgt sind. Und eine weitere Erfahrung ist: Wenn etwas umkämpft wird, dann merke ich erst, wie wichtig es mir ist.
E.: Ich bin in einer sehr kirchenintegrierten Familie in Pappendorf aufgewachsen. Irgendwie haben bei uns alle etwas mit Kirche zu tun. Meine Mutter hat uns schon als Kinder die kirchlichen Feste und die Vorbereitungszeiten darauf auf ganz wunderbare Weise nahegebracht; das war sehr schön und wertvoll. So war für mich Glaube immer schon erlebbar. Eine persönliche Entscheidung für Jesus habe ich als Jugendliche während der Kirchenwochen getroffen, die damals von „Licht auf dem Berg“ in Annaberg organisiert wurden.

Wir sind sehr neugierig: Wie habt ihr euch kennengelernt?

E.: Über die Junge Gemeinde in Pappendorf. Angefangen hat es mit einer Freundschaft, und wir haben dann auch viele Dinge im Glauben gemeinsam unternommen, z.B. eine Jüngerschaftsschule besucht. Ich fand Robert eigentlich sofort toll, aber ich muss sagen, dass es eine ganze Weile gedauert hat, bis er das mitbekommen und es letztendlich gefunkt hat. Aber irgendwann war es dann soweit. Weihnachten 2012 haben wir uns verlobt und im Sommer 2013 geheiratet. Geplant ist, dass ihr mit den Eltern von Elisabeth in einer Art Wohngemeinschaft, quasi drei Generationen unter einem Dach, leben werdet.

Wie dürfen wir uns das vorstellen? Wie ist eure momentane Familiensituation?

E.: Wir wohnen in Seifersdorf auf dem Hof meiner Eltern in einer gemeinsamen Wohnung, aber mit Rückzugsorten für beide Seiten. Geplant ist, dass meine Eltern auf diesem Hof in einem anderen Gebäude eine Wohnung ausbauen und dann jede Familie für sich wohnt. Aber das dauert erst mal noch etwas. Das klingt jetzt alles nach einer „Notlösung“, weil es beengt sein wird und auch ein Stück weit herausfordernd, aber wir freuen uns trotzdem sehr darauf. Wir sind vom Herzen her bekennende „Landeier“ und hätten uns ein Leben in einer Stadt nur schwer vorstellen können. Ich freue mich auch sehr auf familiäre Entlastung durch meine Eltern. Da beide Mädchen zu Hause sind, liegt unsere Hauptaufgabe in der Betreuung der Kinder. Das ist sehr schön und natürlich auch anstrengend. Aber wir haben ein gutes Abendritual entwickelt. Einer bringt die Kids zu Bett und erledigt die Küchenarbeit und was sonst noch so anfällt. Das machen wir beide auf unterschiedliche Weise. In dieser Zeit hat der andere frei und darf machen, was er möchte. Quasi geschenkte Zeit, sehr schön!

Robert, du arbeitest nach deinem abgeschlossenen Theologiestudium nicht als Pfarrer. Habt ihr beide Frieden darüber? Wie geht es euch damit?

R.: Für uns als Paar kam recht früh die Frage auf, ob wir uns den Dienst einer Pfarrfamilie vorstellen können. Als unsere beiden Kinder dann geboren wurden, verstärkte sich das Überlegen natürlich noch. Fragen wie „Möchten wir in einer Stadt leben?“, „Möchten wir alle paar Jahre umziehen und die Kinder aus ihrem Umfeld herausreißen?“ drängten sich uns auf. Wir mussten uns damit auseinandersetzen, kamen aber nicht wirklich zu einer Lösung oder Entscheidung. Letztendlich wurde ich dann nicht als Pfarrer der Landeskirche übernommen. Zuerst war ich sehr erstaunt darüber, aber recht schnell kam auch eine große Erleichterung auf und eine Freude über die vielen neuen Möglichkeiten, die sich damit auftaten. Doch ich musste mich jetzt auf einmal selber kümmern, wie es beruflich weitergeht. Der Kontakt zur Gemeinde von Jakobi-Christophorus war während der Studienzeit nie abgebrochen, und unabhängig voneinander kamen nun verschiedene Menschen auf mich zu und fragten, ob ich mich vielleicht als Gemeindepädagoge sehen könnte. Nach einem kurzen Bewerbungsausflug in die Wirtschaft habe ich mich dann auf diese Stelle beworben. Darin sehe ich eine sehr gute Mischung aus der Freiheit, die ich geschenkt bekommen habe, und den Dingen, die mir am Herzen liegen.
E.: Ich trage das natürlich mit und finde es auch noch gut! Ich habe mich nicht wirklich als „Pfarrfrau“ gesehen und bin sehr dankbar und erleichtert, dass es so gekommen ist, wie es jetzt ist.

Robert, gibt es Träume, Wünsche oder Visionen für deine Arbeit als Gemeindepädagoge? Elisabeth, wo siehst du deinen Platz in unserer Gemeinde?

R.: Ich freue mich auf das Team der Ehrenamtlichen und bin gespannt, welche Arbeit mir „vor die Füße fällt“. Wirklich traurig bin ich, dass in dieser Coronazeit die Kinder und Familien von Gemeinde schwer oder gar nicht erreicht werden und sie eigentlich dadurch vom Gemeindeleben ausgeschlossen sind. Viele Eltern erleben momentan eine große Überlastung und Überforderung und haben oftmals keine Kraft mehr für ihre Kinder. Aber die Kinder dürfen nicht auf der Strecke bleiben. Beide brauchen dringend Stärkung, Eltern und Kinder. Das wird sicher erst mal ein Schwerpunkt meiner Arbeit sein.
E.: Ich möchte mich schon auch gern in die Gemeinde einbringen und muss schauen, was sich jetzt mit der neuen Wohnsituation an Möglichkeiten auftut. Bisher war mir das durch Roberts berufliche Termine kaum möglich.

Hallo? Wie ist euer Zugang zu Gott? Was begeistert euch an ihm?

E.: Ich mag es sehr, draußen in der Natur zu sein und zu erleben, was er sich alles Tolles ausgedacht hat.
R.: Für mich ist es sehr wichtig, jeden Tag in der Bibel zu lesen; das ist für mich ein Zugang. Ein weiterer ist im Moment familienkompatibler Lobpreis. Das ist zum Beispiel einfach mal eine Playlist auf Spotify anschalten und mitten im Familienalltag laufen lassen. Ein großes Geschenk! An Ruhe und Gelegenheit für eine Zeit der Stille mit Gott mangelt es mir momentan. Und oft wachse ich selbst im Glauben an den interessanten Fragen meiner Kinder. Diese Gespräche mit den beiden helfen mir, aus meiner „theologischen Soße“ herauszukommen. Uns begeistert an Gott, dass wir gerade eine Rundumversorgung durch ihn erleben. Trotz der wenigen Zeit, die wir auf Grund unserer Familiensituation bewusst mit ihm verbringen. Erst vor kurzem wurde uns überraschend ein größerer Geldbetrag erlassen. Gott beschenkt uns reich, ich finde das absolut cool!

Wenn es gehen würde, welche Personen aus der Bibel würdet ihr gern treffen?

R.: Natürlich Jesus, wen sonst! Aber wenn ich so genau darüber nachdenke, dann würde ich auch gerne Paulus kennenlernen. Wahrscheinlich würde ich mich oft fremdschämen; doch tatsächlich wäre es total spannend, ihn mal live zu erleben, weil er einfach sehr krass und emotional das Evangelium verkündet hat.

Vielen Dank für das Gespräch, ihr beiden. Wir freuen uns sehr auf deinen Dienst, lieber Robert, und wünschen euch als Familie ein gutes Ankommen in unserer Gemeinde.


nach oben



84
Februar und März 2021

Jeder kann sein eigenes Lied vor Gott bringen!

Franz Weidauer ist 28 Jahre alt, stammt aus Schwarzenberg und wohnt momentan in einer Wohngemeinschaft in Freiberg. Er hat in Freiberg Angewandte Mathematik studiert und ist der Gemeinde als E-Gitarrist aus dem Lobpreis bekannt. Ab dem Frühjahr möchte er sich auf neue spannende Wege begeben – ein Grund für uns, ihn der Gemeinde mit diesem Interview näher vorzustellen. Daniela Gneuß hat sich mit ihm unterhalten.

Hallo Franz, zu Beginn habe ich ein paar kurze Fragen zum Einstieg für dich. Hast du ein Lieblingsgetränk?

Oh ja, Kaffee in allen Variationen. Mein Favorit ist dabei der „Flat White“ im Kaffee Momo.

Welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

Ich bin tatsächlich kein großer Leser, aber erst gestern habe ich ein sehr packendes Buch gelesen. Es heißt „Nagel im Himmel“ und handelt von einem jungen Mann, der sich als mathematisches Genie entpuppt und einen für die Mathematik sehr wichtigen Beweis liefert, privat aber dramatische Umbrüche erleben muss.

Welchen Film kannst du empfehlen?

Ich bin großer „Star-Wars“-Fan und liebe auch die Filme von Christopher Nolan, z.B. „Inception“.

Du bist zum Studium nach Freiberg gekommen, wie hast du die Studentenzeit erlebt? Was hat dich dabei geprägt bzw. verändert?

Ich habe die meiste Zeit in einer Wohngemeinschaft (WG) gelebt, das fand ich für mich sehr spannend und schön. Mit Menschen unterschiedlichster Prägung und Nationalitäten auf engstem Raum zu wohnen, kann sehr herausfordernd sein. Ich habe es aber auch als bereichernd empfunden und bin dabei persönlich gewachsen und gereift. In dieser Zeit sind tiefe Freundschaften entstanden, die auch jetzt noch bestehen. Letztendlich waren die WGs immer auch ein Stück Missionsfeld für mich, wie ich meinen Glauben im Alltag leben kann. Für Studenten gibt es in Freiberg jetzt nicht so viele attraktive Angebote, das ist in einer Großstadt ganz anders. Deswegen bin ich auch selbst aktiv geworden und habe viele verschiedene Dinge angeschubst und mit organisiert. Nach dem Studium war ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig, habe aber immer noch am Studentenleben teilgenommen. Diese acht Jahre waren rückblickend für mich wie eine zweite Pubertät, ich konnte mich neu kennenlernen und vieles ausprobieren.

Wie war dein Glaubensleben bis hierher?

Ich stamme ja aus Schwarzenberg und kenne aus dieser Zeit auch unseren Pfarrer Daniel Liebscher. Unter seinen Fittichen bin ich meine ersten Glaubensschritte gegangen. Daraufhin bin ich recht schnell in die JG-Arbeit eingestiegen und fand dort erste geistliche Vorbilder im damaligen JG-Leiter und einem etwas älteren guten Freund. Sehr bereichernd fand ich auch meine damalige erste Zweierschaft. Das hat mich gelehrt, verbindlich mit Menschen unterwegs zu sein und Jüngerschaft praktisch zu leben. In Freiberg wollte ich meinen landeskirchlich geprägten Horizont erweitern und sehen, wie in anderen Gemeinden Glauben gelebt wird. Durch einen Kommilitonen bin ich in der Christusgemeinde gelandet und war dort Teil eines Hauskreises. In diesem Kreis habe ich viele charismatische Inputs bekommen, Ermutigung, geistliche Emanzipation; und mein Glaubensleben wurde herausgefordert. Der Kreis war für mich damals geistliche Heimat. Immer wieder und auch derzeit investieren Mentoren und Wegbegleiter in mich, das war und ist für mich absolut wertvoll. Mission habe ich immer als einen sehr wichtigen Punkt für mich gesehen. Durch das Mentoring durfte ich lernen: Fange klein an und gehe einen Schritt nach dem anderen. Es stellte sich heraus, dass ich mein Missionsfeld im Alltag finde, z.B. in der WG. Und das setzte ich praktisch um und durfte lernen zu zeigen, dass der Glauben für mich alltagstauglich und immer relevant ist. Momentan besteht neben dem Mentoring eine Zweierschaft, die in eine Freundschaft übergegangen ist. In ihr darf ich viel lernen und auch Dinge einbringen. Das finde ich absolut wertvoll und elementar für mich.

In deiner Studienzeit warst du sehr aktiv in der SMD tätig. Wie genau sah das aus?

Die SMD ist ein Netzwerk für Christen in Schule, Hochschule und Beruf. Ich bin seit 2012 dort aktiv und habe recht schnell Leitungspositionen übernommen. So habe ich in verschiedenen Bereichen mitgearbeitet, z.B. in der Band, im Lobpreis, bei Gebetstreffen. Das war für mich ein großes Lernfeld, und ich konnte wieder ein Wachstum erleben, es war aber auch sehr herausfordernd. Ich habe in dieser Zeit vieles hinterfragt, auch hinsichtlich meines Studienhintergrundes, der ja nun mal die Mathematik war. 2019 habe ich in Freiberg den internationalen Zweig der SMD mitgegründet, da es für Studierende aus dem Ausland fast gar keine Angebote gab. Ein besonderes Event dabei ist das „Timeout“, immer am Sonntagnachmittag. Dieser Tag ist für ausländische Studierende besonders schwierig, da das öffentliche Leben ruht und die Gefahr der Vereinsamung groß ist. Aber gerade auch die internationalen Studierenden sind sehr offen für den Glauben. Das ist ein großes Missionsfeld, dafür wollte ich eine Plattform schaffen. Auch in dieser Zeit habe ich wertvolle Freundschaften schließen können, z.B. bis nach Chile und in die Türkei.

Gab es in deinem Leben Krisenzeiten? Wie bist du damit umgegangen? Wer oder was hat dich aufgefangen?

2017 gab es für mich einen Break, in dieser Zeit hatte ich eine große persönliche und auch Glaubenskrise. Auslöser waren sicher eine Trennung und der Tod meiner Oma. Dazu kamen starke Glaubenszweifel und ich habe in vielen Dingen den Sinn für mich hinterfragt. Aufgefangen hat mich mein damaliger Mitbewohner Simeon, der für mich ein Wegbegleiter in der Krise war. Aber auch meine Eltern und meine Schwester waren immer für mich da. Ich habe in dieser Zeit mit Gott gekämpft und gerungen, ihm mein ganzes Leben hingehalten und um neue Führung gebeten. Schlussendlich löste sich dann einiges auf. Ich habe quasi auf „Reset“ gedrückt und mein Leben neu in Gott festgemacht. Rückblickend war dieses Jahr mein persönliches Wendejahr. Da kam auch wieder der Wunsch in mir auf, mich landeskirchlich zu vernetzen, und ich ging zu Jakobi.

Wie ist dein Zugang zu Gott? Was begeistert dich an ihm? Wie erlebst du ihn im Alltag?

Ich erlebe ihn durch Gebet, Musik, Lobpreis und Kunst, aber auch durch rationales Verstehen. Seine Größe und Weite, seine Schönheit und Schöpfung … Das ist mein Zugang zu Gott, gerade auch als Mathematiker. Ich finde es spannend, dadurch immer neue Zusammenhänge zu erkennen. Für mich ist die Kunst ebenfalls ein wichtiger Zugang zu Gott. Gott selber ist pure Kreativität und Schöpfung, und der Heilige Geist ist ein Geist der Neuschöpfung und der Schönheit. Warum sollte ein Schöpfergott uns systematisch täuschen? Lobpreis ist für mich mehr als Musik, sondern gesungenes Gebet und Ausdruck meiner Intimität mit Gott. Ich bin überzeugt, dass jeder sein eigenes Lied vor Gott singen kann. Es ist mir ein Anliegen, meinen Glauben im Alltag zu kultivieren. Durch Lobpreis kann ich das auch praktisch werden lassen. Und wenn ich in der Gemeinde im Lobpreis bin, möchte ich vom Überfluss abgeben. Ich musiziere zur Ehre Gottes, weil er es wert ist! Und natürlich erlebe ich Gott im Gebet, das ist mir nach meinem Krisenjahr neu wichtig geworden. Gebet ist wie Atmen, Jesus wahrnehmen und sicher sein, dass er der richtige Ort für meine Probleme und Anliegen ist. Das geht mal einfach und schlicht, aber auch mit Hingabe und Vollmacht. Ich erlebe immer wieder, dass pure Gottesnähe mein Herz verändert. Sehr spannend!

Ab diesem Frühjahr möchtest du gern zu neuen Ufern aufbrechen. Was ist dein Plan?

Das ist richtig, mein Vertrag an der Uni ist abgelaufen. Für mich war das ein Auslöser, mein Leben neu zu planen. Ich nahm an einem Seminar zur kreativen Lebensplanung teil und wollte mein Leben beruflich verändern, etwas riskieren. Da mich das Thema Glaube und Kunst schon seit einiger Zeit fasziniert hat, bin ich auf Crescendo in Leipzig gestoßen. Das ist eine Arbeit, die in Campus für Christus eingebettet ist. Ich habe mich dort für den vollzeitlichen Dienst beworben und suche dafür potentielle Unterstützer, da die Anstellung auf Spendenbasis läuft. Dieses Werk möchte Künstler ermutigen und ihnen eine Plattform geben, in ihre geistliche Berufung zu kommen. Fakt ist ja, dass auch nichtchristliche Künstler das kreative Gen von Gott bekommen haben. Wieviel mehr könnten unsere Gesellschaft und unsere Gemeinden von solcher kreativer Kunst beeinflusst werden! Schwerpunkte der Arbeit sind, Kunst in Gemeinden zu bringen, Künstler zum Glauben zu führen und Menschen zu helfen, auch durch die Kunst zum Glauben zu finden. Ich sehe einen Teil meiner Berufung darin, „Künstler für Gott“ zu sein. Durch diesen Dienst kann ich vollzeitlich für Gott arbeiten und trotzdem nah an den Menschen sein. Ich suche die Herausforderung und möchte die Zweifel aushalten. Ich möchte an meiner Berufung ansetzen und neue Schritte gehen; mich auf das Wasser wagen und testen, ob es trägt.

Welche Figur aus der Bibel hättest du gern kennengelernt?

Nehemia ist mir ein Vorbild in Sachen Leiterschaft. Er geht seinen Weg, auch wenn dieser einsam ist. Trotzdem leistet er einen priesterlichen Dienst für sein Volk, darin ist er für mich eine große Inspiration. Er ermutigt, auch einsame Wege zu gehen, wenn das „Ja“ von Gott dazu da ist. Aber auch Maria von Magdala hat mich beeindruckt, als sie Jesus die Füße mit Öl einreibt und darin ihre verschwenderische Liebe und Hingabe zeigt. Ich finde Menschen, die ihr Leben für die Gegenwart Gottes „verschwenden“, auch heute noch faszinierend und inspirierend.

Was nimmst du aus unserer Gemeinde mit? Was hast du an Vorschlägen für uns zur Verbesserung?

Sehr gut finde ich unter anderem das Miteinander von Jung und Alt. Von der Lobpreisarbeit nehme ich viele gute Inputs mit, besonders die übergemeindliche Lobpreisarbeit hat mir gut gefallen. Wenn mir etwas gefehlt hat, dann ist es vielleicht die Ausrichtung hin zu verbindlicher Jüngerschaft im Alltag und immer wieder die konkrete Frage, was meine nächsten Schritte als Jünger Jesu sind.

Liebe Franz,
danke für die Einblicke in dein Leben und das Teilhaben an deinen Visionen. Wir wünschen dir für deinen weiteren Weg Gottes Segen!


nach oben



83
Dezember 2020 und Januar 2021

Im Lobpreis habe ich Gott persönlich erlebt

Vivian Strohbach ist 19 Jahre alt, stammt aus Freiberg und wohnt mit ihrer Mama in Lichtenberg. Zu unserer Gemeinde gehört sie seit vier Jahren. Ihr Gesicht kennt man aus der Kinderchorarbeit und sie ist Mitarbeiterin in der Jungen Gemeinde. Im Juni nächsten Jahres wird sie ihren Verlobten Felix Reichelt heiraten. Am 1. Advent soll Vivian in den neuen Kirchenvorstand berufen werden. Mit diesem Interview stellt sie sich der Gemeinde vor. Daniela Gneuß hat sich mit ihr unterhalten.

Hallo Vivi, hast du ein Lieblingsessen und ein Lieblingsgetränk?

Ich esse am liebsten alles, was meine Omas kochen. Und ich liebe Cappuccino.

Welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

Einen Nachttisch habe ich gar nicht, am nächsten wäre der Schreibtisch. Und dort liegt tatsächlich meine Bibel, in der ich regelmäßig lese. Und jede Menge wunderschöne Notizbücher, in die ich alles Mögliche schreibe, was mich gerade beschäftigt. Da gibt es ein Gebetsbuch, ein Dankesbuch, ein To-Do-Buch … Ich liebe Notizbücher!

Du befindest dich noch in der Ausbildung, was genau machst du?

Ich studiere seit Oktober diesen Jahres an der TU Chemnitz Grundschullehramt im Hauptfach Englisch. Dass ich jetzt dort bin, hat Gott ganz wunderbar und beeindruckend geführt. Unter anderem ist für dieses Studium in Chemnitz ein Auslandsaufenthalt von zwei Monaten nötig, entweder vor oder während des Studiums. Und ich hatte die unerwartete Möglichkeit, auf den Punkt genau die nötige Zeit im Vorfeld in England zu verbringen. Das war für mich eindeutig Gottes Führung!

Dass du mal so aktiv in der Gemeinde unterwegs sein würdest, hättest du vor ein paar Jahren wahrscheinlich selber nicht gedacht. Wie kam es, dass der christliche Glaube in deinem Leben so eine große Rolle spielt? Wer hat dich geprägt?

Im April 2016 wurde ich von meiner Freundin Fräänz zum gefühlt 1000sten Mal zu einer JG-Rüstzeit eingeladen. Ich kenne sie seit meiner Kindheit, wir waren in Freiberg Nachbarinnen und sind beste Freundinnen. Sie war über die ganzen Jahre hartnäckig und hat mich immer wieder, aber ohne Druck, zu christlichen Veranstaltungen eingeladen, bis ich halt dann irgendwann mal Ja gesagt habe. Auf dieser Rüstzeit habe ich im Lobpreis Gott das erste Mal sehr intensiv erlebt und gespürt. Das war für mich ein sehr bewegendes Erlebnis. Von da an habe ich mich intensiv mit dem Glauben auseinandergesetzt und wurde Teil der JG. Im Herbst des gleichen Jahres habe ich mich bekehrt und im April darauf folgte die Taufe in einem kleinen Swimmingpool im Gemeindegarten. Stark geprägt und begleitet wurde ich durch Fräänz und durch ein Mentoring während einer Jüngerschaftsschule in Großhartmannsdorf. Dadurch bin ich im Glauben gewachsen, konnte reifen und vorwärts gehen.

Hattest oder hast du auch persönliche Krisen? Wer oder was trägt dich bzw. fängt dich dann auf?

Mein Verlobter Felix ist im Moment menschlich der erste, der mich auffängt, mit mir und für mich betet, wenn ich es gerade selber nicht kann. Er ist mir eine große Stütze an schlechten Tagen und ermutigt mich, Gottes Güte nicht aus dem Blick zu verlieren. Nach meiner Bekehrung hatte ich auf einmal große Probleme mit Selbstannahme, Selbstwert, meinem Aussehen und konnte Gottes Liebe für mich nicht sehen. Ich dachte, nach einem Gebet geht das weg; dem war aber nicht so. Es war ein Prozess der Heilung. Auch da war es wieder Fräänz, die im Gebet drangeblieben ist und mich begleitet hat. Sie hat mir geholfen, in diesem negativen Sog noch kurz vor knapp die Reißleine zu ziehen. Ich kenne jetzt meine Identität in Gott. Diese negativen Gedanken kommen zwar immer noch manchmal hoch, aber ich kann Gottes gute Wahrheiten über mich dagegen halten. Eine extrem große Hilfe ist mir dabei das Lesen in der Bibel, sie ist prall gefüllt mit guten Wahrheiten.

Man sieht dir deine Begeisterung für Gott an. Was genau begeistert dich an ihm und wie erlebst du ihn?

Mich begeistert, dass Gott persönlich ist, und ich finde es total beeindruckend, wie Gott in nur einer Sekunde mit so vielen Menschen zeitgleich Dinge aushandelt. Gott ist für mich überall nah und persönlich und er ist im Alltag neben mir. Er sieht mich und nimmt mich wahr. Natürlich kann ich das nicht immer spüren, aber ich bin der festen Überzeugung, dass er zu jeder Zeit an meiner Seite ist. Das erkenne ich oft an ganz vielen kleinen Wundern in meinem Alltag. Mein erster Zugang zu ihm ist im Lobpreis, da ich ihn da zum ersten Mal persönlich erlebt habe und Musik liebe. Ich tanke auch beim Bibellesen auf. Dadurch kann ich Gottes Charakter kennenlernen und herausfinden, wie er ist und dann diese Erkenntnisse in meinen vielen, wunderschönen Notizbüchern festhalten. Dadurch erfahre ich seinen Zuspruch.

Was begeistert dich an unserer Gemeinde?

Ich finde es toll, dass die Jugend in der Gemeinde selbstverständlich ist, als wichtiger Teil gut integriert und eigentlich überall mit dabei ist. Und mich begeistert und fasziniert, dass der Heilige Geist im Gottesdienst und im Gemeindeleben eingeladen wird, die Führung zu übernehmen. Unsere Gemeinde ist Heimat für so viele Menschen; man kennt und unterhält sich, es ist manchmal wie nach Hause kommen. Das finde ich total schön.

Du wirst als Sprachrohr für die Jugend in den Kirchenvorstand berufen. Wie hast du dein persönliches Ja dazu gefunden? Worauf wird dein Fokus liegen?

Ich bin ins Gebet gegangen, ob ich überhaupt Zeit und Kapazitäten dafür habe und ob das wirklich mein Platz ist, an dem Gott mich haben will. In einer normalen Alltagssituation ist mir wie ein Geistesblitz ein Gebetseindruck eingefallen, der mir schon vor einiger Zeit zugesprochen wurde. Damals konnte ich damit überhaupt nichts anfangen. Jetzt wusste ich sofort, dass der Eindruck von damals für genau diese Situation und Frage war. Gott hat mich liebevoll erinnert, das fand ich absolut krass und toll! Mein Fokus wird auf einem intensiveren Austausch zwischen Gemeinde und Jugend liegen, aber ein Stück weit lasse ich es auch einfach auf mich zukommen.

Wenn es ginge, welche Person aus der Bibel würdest du gerne mal treffen und warum?

Natürlich Jesus. Aber es gibt noch so viele andere Personen, die ich sehr interessant finde. Da ist es besonders Hiob, der mich fasziniert. Sein Leben bricht auseinander und er steckt in einer tiefen Krise. Trotzdem ist es Gott, der für ihn wichtig ist und ihm einen Wert gibt. Hiob ist mir ein großes Vorbild: Er hat alles verloren und in Gott doch alles gefunden. Ich würde ihn fragen, wie er das macht, und ob er einen Tipp für mich hat, wie man in größter Not Gott von ganzem Herzen vertrauen kann.

Liebe Vivian,
vielen Dank für das erfrischende Gespräch und die persönlichen Einblicke in dein Leben und deinen Glauben.


nach oben



82
Oktober und November 2020

Ich bin ein Teil des Ganzen und diene ihm

Veronika Günther ist 66 Jahre alt, stammt aus Ostrau, einem Dorf zwischen Döbeln und Riesa, und ist seit 44 Jahren verheiratet. Zu ihrer Familie gehören drei inzwischen erwachsene Kinder, acht Enkel und ein Urenkel. Über viele Jahre war Veronika Teil und Vorsitzende des Kirchenvorstandes. Mit der Wahl des neuen KVs verabschiedet sie sich nun aus dieser Arbeit, und so ist es ein guter Moment, um dankbar zurückzuschauen. Daniela Gneuß hat sich mit ihr zu diesem Interview getroffen.

Veronika, was ist dein Lieblingsessen und Getränk?

Ich esse sehr gern Zunge. Mein Lieblingsgetränk weiß ja nun inzwischen wohl jeder!

Welches Buch liest du gerade?

Momentan sind das eher Bauverträge, Rechnungsprüfungen und Kostenaufstellungen. Ich lese eigentlich nur im Urlaub, dann sehr gern historische Romane.

Was hast du beruflich gemacht?

Ich war von 1976 bis 2014 hier in Freiberg als Hebamme tätig. Eigentlich war mein Berufswunsch ein anderer, aber Gott hatte dann diesen guten Plan für mich. Ich durfte ca. 3000 Frauen bei der Geburt begleiten. Durch diesen Beruf musste ich mir ein sicheres Auftreten antrainieren, was mir auch in meiner Arbeit im Kirchenvorstand sehr zu Gute kam. Früher war ich eher schüchtern. Das glaubt mir aber heute niemand mehr.

Wie verlief dein Glaubensleben, wer hat dich geprägt?

Mein christliches Elternhaus, besonders meine Mutter. Sie war eine starke Beterin und hat mir Glauben vorgelebt, sodass ich darin wachsen durfte. Der christliche Glaube war und ist mir selbstverständlich. Mein Konfirmationsspruch:
„Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus“
hat das für mich immer unterstrichen.

Hattest du persönliche Krisen in deinem Leben und wie bist du damit umgegangen?

Ich hatte mehrere schwere Erkrankungen, das würde ich schon als Krisen bezeichnen. In diesen Zeiten hatte ich eine gute Psychologin und hilfreiche Gespräche mit vertrauten, aber nicht zu nahestehenden Menschen. Doch diese Zeiten haben nicht zu Glaubenskrisen geführt, etwas anderes eigentlich auch nicht. Ich habe den Leitspruch meiner Mutter übernommen: „Wenn nicht geschieht, was wir wollen, geschieht etwas Besseres.“ Das heißt allerdings nicht, dass ich nicht auch manchmal ordentlich durchgehangen habe. Aber mehr seelisch, es ließ mich nie an meinem Glauben zweifeln.

Wenn es ginge, welche Figur aus der Bibel würdest du gern mal treffen?

Wahrscheinlich Maria, die Mutter des Herrn. Ihre hingebungsvolle und dabei glaubensstarke Demut hat mich immer fasziniert. Da fehlt mir noch so viel!

Du warst über viele Jahre die Vorsitzende unseres Kirchenvorstandes und scheidest jetzt aus. Wie viele Jahre waren es insgesamt und wie viele Pfarrer durftest du begleiten?

Ich wurde 1988 in den KV nachberufen und habe in meiner gesamten KV-Zeit drei hauptamtliche Pfarrer und mindesten vier Vakanzvertretungen erlebt.

Warum war dir die Arbeit im KV neben deiner Familie und deinem Beruf im Schichtdienst so wichtig?

Ich hatte einmal Ja gesagt und damit Verantwortung übernommen. Dazu muss man dann auch stehen können. Nur die Sitzungen absitzen, das war nicht mein Ding. Also habe ich geschaut, wo es was zu tun gibt. Und so habe ich mir immer mehr Überblick verschafft. Leider bin ich leicht perfektionistisch angehaucht. Das macht das Leben nicht leichter. Aber wenn ich was mache, will ich es auch so gut wie möglich erledigen und am besten sofort. Geduld ist nicht meine Stärke.

Woher hast du die Kraft und die immer wieder neue Motivation dazu bekommen?

Die Kraft kommt von Gott allein, denn Gott ist die Kraft. Wenn man für andere oder in dem Fall für die Gemeinde etwas macht, kann man diese Hilfe auch deutlich spüren. Keiner lebt für sich allein und jeder soll alles zur Ehre Gottes tun. Keiner lebt aus sich allein, denn ohne Gott kann niemand etwas Gutes schaffen. Also gilt mein Dank unserem Gott für alles, was ich leisten konnte und dafür, dass ich dienen durfte. Danken will ich aber auch allen, die mich in dieser Arbeit unterstützten, mir Anregung und Hilfestellung, aber auch Wertschätzung gaben. Das alles ist sehr hilfreich gewesen und wird es auch für den Kirchenvorstand in seiner neuen Besetzung sein. Behaltet es bitte bei!

Welche Zeit war für dich am intensivsten?

Der Aufbau einer lebendigen Gemeinde unter und mit Gundula Rudloff und die gleichzeitige Zusammenführung der beiden Gemeindeteile Christophorus/Zug und Jakobi. Eine sehr spannende und positive Zeit.

Wen siehst du als deinen Nachfolger?

Das bin ich schon so oft gefragt worden … Einen Nachfolger in dem umfassenden Sinn wird es nicht geben. Die kirchlichen Strukturen ändern sich. Wir als Jakobi-Christophorus-Kirchgemeinde sind dem Gemeindebund Freiberg beigetreten. Ab 2021 wird sich die Verwaltung zentralisieren. Alle Arbeiten, die ich bisher für unsere Gemeinde getan habe, werden dann in der Verwaltung am Untermarkt oder direkt in der Kassenverwaltung in Pirna erledigt. Das betrifft auch das Kirchgeld. Mit dieser Ausgabe von „Gemeinde aktuell“ kommen die Kirchgelderinnerungen das letzte Mal aus meiner Bearbeitung. Ich danke allen, die in all den Jahren treu ihr Kirchgeld bezahlt haben, für diese wichtige Unterstützung unserer Gemeinde. Haltet fest an dieser Treue, auch wenn das Kirchgeld jetzt zentral verwaltet wird. (ACHTUNG: Dann neue Kontonummer!)

Verschwindest du jetzt aus dem Gemeindeleben?Welches Buch liest du gerade?

Natürlich nicht … Es gibt so viele, auch kleine Dinge zu tun. Gemeinde lebt doch nur, wenn viele sich an vielen Stellen einbringen und mitarbeiten. Aus der „Willow-Creek“-Bewegung ist mir ein Satz besonders wichtig geworden:
Ich bin ein Teil des Ganzen und diene ihm.
Wenn sich diese Aussage alle ins Herz schreiben und danach handeln, sind uns die Führung und der Segen Gottes gewiss. Und nur mit diesem Segen kann Gemeindeaufbau und -erhalt gelingen. Jeder ist wichtig, auch wenn er nur etwas vermeintlich Kleines beiträgt! Es gibt so vieles, was im Hintergrund getan wird und auch getan werden muss. Das fällt erst auf, wenn es mal keiner macht. Man sollte nie in „wichtig“ oder „unwichtig bzw. nebensächlich“ einteilen. Alles ist wichtig! Alles, was wir für die Gemeinde oder für Einzelne tun, ist auch Gott wichtig, vor allem, wenn es kein Dritter merkt, hört oder sieht. Anerkennung ist schön, die wichtigste Anerkennung kommt aber von Gott, wenn wir es ihm zur Ehre tun.

Liebe Veronika,
vielen Dank für das angeregte Gespräch, den Einblick in dein Leben und die wertvollen Worte für unsere Gemeinde. Wir wünschen dir Gottes Segen für die Zukunft, danken dir für deine intensive Arbeit und freuen uns darauf, dir weiterhin in der Gemeinde zu begegnen.


nach oben



81
August und September 2020

Jesus ist für mich der Weg zur Freiheit

Unser Interviewpartner ist dieses Mal Hannes Vogel. Er ist 30 Jahre alt, gehört seit 2015 zu unserer Gemeinde und hat in Freiberg Geowissenschaften mit der Vertiefung Hydrogeologie/Ingenieurgeologie (Boden, Grundwasser) studiert. Frank Herter führte das Gespräch mit ihm.

Man sieht dich im Gottesdienst immer mal wieder beim Videofilmen oder beim Beamen. Sind das deine Hobbys?

Ja, inzwischen. Ich fotografiere seit Jahren sehr gerne. Aus dem Bedarf des Filmens in der Coronazeit ist dann das Predigtfilmen geworden.

Hast du noch mehr Hobbies?

Ich gehe gerne laufen, spiele Volleyball, reise und fotografiere gerne, wandere und ich mag Klettersteige in den Alpen sehr gerne.

Du bist in Eppendorf aufgewachsen. Wie kamst du nach Freiberg?

Durchs Studium an der Bergakademie. Ich schätze sehr, dass alles sehr praxisnah aufgebaut ist, die Nähe zu den Professoren und die kleinen Studiengruppen.

Welche Bedeutung hat Jesus in deinem Leben?

Jesus ist für mich der Weg zur Freiheit. Und Jesus ist die Freiheit. In ihm ist alles Gute, sowohl jetzt hier auf der Erde als auch dann, wenn wir einmal bei ihm sein werden. Er zeigt mir, was gut für mich ist.

Wie bist du zum Glauben gekommen?

Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen und habe die typische christliche „Karriereleiter“ erklommen: mit Kindergottesdienst, Konfirmandenunterricht und Junger Gemeinde. Ich habe damals unbewusst immer wieder meiner älteren Schwester nachgeeifert. Als sie auf die erste Rüstzeit gefahren ist, wollte ich auch auf eine Rüstzeit fahren. Als sie konfirmiert wurde, wollte ich das auch. Später habe ich bemerkt, dass es nicht darum geht, jemandem nachzueifern, sondern dass es um eine persönliche Beziehung zu Jesus geht, die tragfähig ist.

Gab es dafür einen besonderen Anlass?

Meine Initialzündung war bei einer Jugendevangelisation 2005 in Flöha. Dort hat Frank Döhler gepredigt. An einem der Abende habe ich mich bekehrt. Das war für mich ein ganz bewusster Schritt, der mir sehr wichtig war.

Was war bisher dein größtes Erlebnis mit Gott?

Durch meinen Professor kam ich zu einem Studienaufenthalt nach Kanada (British Colombia, ganz im Westen). Dort habe ich eine Zeit erlebt, die geprägt war von neuen Erlebnissen mit Gott und genialer Gemeinschaft mit Christen. Ich kam in Kontakt mit einer sehr lebendigen Gemeinde in Vancouver, die sich ein Theater gekauft hat und dort ihre Gottesdienste feiert. Für mich war sehr beeindruckend, wie die Geschwister ihren Glauben gelebt haben: offen, fröhlich, unverkrampft und nah am Wort Gottes. Ein Mitbewohner aus meiner WG in Freiberg hat mich dort sogar einmal besucht, und wir haben einen Abenteuerurlaub in der Wildnis Kanadas unternommen, inklusive der Begegnung mit Bären.

Wurdest du in deinem Glauben auch schon mal stark herausgefordert?

Es gibt zwei Sachen, die mich in meinem Glauben sehr herausgefordert haben. Das eine war eine psychische Krankheit einer Bekannten. Das andere war ein Beziehungsende. Ich bin dankbar, dass ich in dieser Zeit mit sehr guten Geschwistern Gemeinschaft haben konnte. Sie haben mir Gott und seine Liebe wieder nähergebracht. Ihre Gebetsunterstützung und ihre ganz praktische Hilfe haben mich durch diese schwierigen Zeiten getragen. Ich fragte Gott damals, warum er das zugelassen hat. Im Nachhinein kann ich vieles einordnen. Manches verstehe ich aber heute noch nicht.

Was hilft dir, am Glauben dran zu bleiben?

Glauben ist für mich so eine ähnliche Übung wie Sport zu treiben. Nicht immer so einfach, aber immer wieder gut, wenn ich mir die Zeit dafür genommen habe. Wenn ich morgens meine Stille Zeit gemacht habe, wenn ich Gottes Wort gelesen und darüber nachgedacht habe, dann ist das für mich eine große Hilfe. Außerdem kenne ich noch etwas ganz Praktisches: Ich habe mir die „Open Doors-App“ auf mein Handy geladen. In der App habe ich täglich um 13:02 Uhr eine Erinnerung geschaltet und bekomme dann Impulse und Gebetsanliegen von verfolgten Christen auf der ganzen Welt. Das hält meinen Glauben wach.

Hat dir die Corona-Krise neue Einsichten in Bezug auf dein Leben und deinen Glauben gebracht?

Wir machen zurzeit unseren Hauskreis als Videokonferenz. Das ist nicht die gleiche Gemeinschaft wie sonst, wenn wir uns treffen, aber es konnten plötzlich Leute daran teilnehmen, die gar nicht mehr in Freiberg leben. Wir hatten trotzdem viel Freude am Austausch. Als es die Samstagabend-Andachten noch nicht gab, machte ich einmal eine Predigtaufnahme. Irgendwie kam eine einzelne Frau dazu. Und so predigte Daniel an diesem Abend nur für diese Frau und ich filmte. Ich fand es so schön, wie diese Frau wertgeschätzt wurde.

Was ist dein Lieblingsbibelvers?

Es ist die Geschichte vom verlorenen Sohn in Lukas 15. Für mich ist der besondere Aspekt nicht so sehr der verlorene, sondern der andere Sohn. Zu ihm sagte der Vater: „Du kannst mich um alles bitten!“, aber er fragte nicht. Vielleicht war er zu zurückhaltend oder zu stolz. Ich kann mich mit ihm sehr gut identifizieren und wünsche mir, dass ich mutiger dabei werde, das, was Gott schon bereitet hat, zu ergreifen. Die Geschichte fordert mich heraus, nicht zu bescheiden zu sein, Dinge von Gott zu erbitten, um die Gemeinschaft mit ihm intensiver zu erleben.

Du engagierst dich in unserer Gemeinde auch bei dem Treff für junge Erwachsene „Mittendrin“. Warum ist dir dieser Dienst wichtig?

Weil ich in der Gemeinde in Kanada erlebt habe, wie wichtig es ist, neue Leute willkommen zu heißen. Ich war damals als Fremder hingekommen, wurde super herzlich von den anderen jungen Menschen aufgenommen und eingeladen und hatte sofort eine tolle Gemeinschaft mit ihnen. Das hat mich sehr erfreut, und ich habe gemerkt: Das sind wirkliche Geschwister, die offen sind für neue Leute. Und diese Erfahrung will ich durch das „Mittendrin“ weitergeben.

Was gefällt dir besonders an unserer Gemeinde?

Mir gefällt sehr: die Freiheit, in der Gottesdienste gefeiert werden; die Möglichkeit, seine Gaben einzubringen; wie mit verschiedenen Themen umgegangen wird und der Mix der verschiedenen Generationen. Ich finde, die Gemeinde bildet einen guten Querschnitt der Gesellschaft ab.

Was wünschst du unserer Gemeinde? Sollte sie etwas neu in den Blick nehmen?

Die Gemeinde ist schon sehr vielseitig ausgeprägt. Man könnte über Angebote für Studenten nachdenken, obwohl es schwierig ist, weil sie an der Peripherie leben und eine sehr „flexible“ Gruppe sind. Sie sind oft nur eine begrenzte Zeit da und dann wieder weg. Ich habe noch eine andere Idee: Man könnte die Audio-Predigten auch als Podcast im Internet anbieten. Ich höre sehr gerne Podcasts bei der Hausarbeit, auf Reisen und bei Autofahrten.

Vielen Dank für das gute Gespräch.


nach oben





Churchtools

Impressum
Datenschutz

© Ev.-Luth. Jakobi-Christophorus-Kirchgemeinde Freiberg