20
April und Mai 2010

Manuela Neubert

Manuela Neubert, lebt seit 21 Jahren in Freiberg. Sie ist mit Tobias verheiratet, hat 4 Kinder und arbeitet im Steinmetzbetrieb ihres Mannes. Sie leitet einen Hauskreis und gehört zum Gründungs- und Leitungsteam von Bakigo, dem Kindergottesdienst in der Jakobi-Christophorus-Gemeinde unter dem Motto „Bibel und Aktion“, in dem biblische Inhalte kreativ und altersgemäß vermittelt werden und die Mitarbeiter auch durch gemeinsames Basteln und Spiele eine persönliche Beziehung zu den Kindern aufbauen. 14-tägig treffen sich ca. 50 - 60 Kinder bei Bakigo. Regina Reimann unterhielt sich mit ihr über Lebens- und Glaubenserfahrungen.

Manuela, du bist in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Wie hast du Jesus persönlich kennen gelernt?
Für mich sind es die Vorbilder im Glauben gewesen, ich habe viele Leute gehabt, die mir das vorgelebt haben. In erster Linie war das meine Großmutter und später Mitarbeiter in der Jugendarbeit, die wichtige Impulse für mein Leben gesetzt haben.
Ganz entscheidend war eine Mädchenrüstzeit, bei der ich mich dann auch getraut habe, eine Mitarbeiterin anzusprechen und in ihrer Begleitung mit Jesus persönlich anzufangen.

Jesus ist für Dich...
ein Freund, mit dem ich immer zu jeder Zeit reden kann.

Gibt es ein Bibelwort, das dir besonders viel bedeutet?
In letzter Zeit bedeuten mir die Worte aus 1. Korinther 13 sehr viel: Nun aber bleiben Glaube Hoffnung, Liebe, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Hast du eine bestimmte Erfahrung mit diesem Text gemacht?
Ja ich denke, dass die Liebe wirklich das Wichtigste ist, weil ich nur so eine gute Beziehung mit Gott und meinen Mitmenschen leben kann. Es ist immer ein großes Stück Arbeit, denn es heißt immer wieder zu Gott hingehen und zu anderen. Jeden Tag neu anzufangen und immer wieder zu vergeben. Verletzungen und Enttäuschungen bleiben ja im Familien- und Arbeitsalltag nicht aus. Da hat es mir oft geholfen, diese Menschen, mit denen ich nicht reden konnte, zu segnen. Wenn wir Gott und unsere Mitmenschen nicht lieben, ist es uns auch egal, ob sie zu Jesus gehören. Nur die Liebe schafft es, dass die andern uns wirklich wichtig sind.

Kannst du uns was von dem erzählen, welche Auswirkung der Glaube an Gott in deinem Leben hat?
Es gibt manche Situationen, in denen ich ein „aha-Erlebnis“ habe, wo ich, nachdem ich Stille hatte – z.B. bei einem Spaziergang, bei dem ich mit Gott rede – dann merke: Gott ist da. Besonders im Rückblick kann ich sagen: Gott hat uns durch schwierige Zeiten durchgetragen, auch als Familie, es gab Lösungen, die wir uns nicht ausdenken konnten, die sich einfach ergeben haben. Wir haben da gemerkt: das war Gottes Handeln.
Ich habe z.B. ganz intensiv für meinen Sohn gebetet, der mit seinem Musiklehrer nicht klar kam. Mein Sohn wollte nicht mehr hingehen und der Musiklehrer hielt ihn für aufmüpfig. Seit ich intensiv dafür bete, hat sich die Sache entspannt.

Gibt es Zeiten, wo das nicht so klar ist, dass Gott da ist?
Ja! In Zeiten, wo man Leid mitbekommt, wo man sich fragt, warum müssen das Menschen mitmachen, wo ich manche Situation nicht begreifen kann, und wo ich selber vielleicht in einem Tal stecke.

Wie gehst du mit solchen Situationen dann um?
Unterschiedlich – auch wieder im Gebet, dass ich’s Gott sage oder auch dass ich mit anderen darüber rede. Wir haben auch in unserem Hauskreis ein offenes Verhältnis, wo wir Zweifel und Fragen anbringen können.

Du bist nach deinen eigenen Worten beratende, mithelfende und mitleitende Ehefrau im Steinmetzbetrieb deines Mannes. Wie siehst du deine Rolle als Christin in der Geschäftswelt? Hat die Beziehung zu Gott Auswirkung in diesen Bereich?
Ich versuche, den Part auszufüllen, der in die soziale Richtung geht. Ich versuche auch, mich um die persönlichen Belange unserer Mitarbeiter zu kümmern, dass es auch menschlich zugeht. Manchmal reibe ich mich da auch auf - bei den vielen unterschiedlichen Charakteren.
Ich denke auch, es sind nicht nur die Worte… Die Hauptsache ist, dass wir authentisch, also echt, leben.

Wie gehst du mit der zeitlichen Herausforderung zwischen Beruf, Familie und Ehrenamt um?
Sehr unterschiedlich. Es gibt Zeiten, da komme ich sehr gut damit klar. Ich habe jetzt auch ganz bewusst meine Arbeitszeit festgelegt. Aber es gibt Zeiten, da merke ich, dass bestimmte Bereiche zu kurz kommen. Insbesondere, wenn ich merke, dass meine Kinder zu kurz kommen, belastet mich das. Aber gerade in diesen Zeiten muss ich nach neuen Wegen suchen und das bringt mich manchmal auch persönlich weiter. Ich muss dann suchen, ob ich manche Dinge abgeben kann. So habe ich z.B. ganz bewusst mit dem Chor aufgehört. Obwohl ich sehr gerne mitgesungen habe.
Ich habe gelernt, wenn ich was Neues beginne, vorher zu überlegen, womit ich dann aufhöre, damit es gelingt. Das ist immer noch ein Lernprozess.

Bleibt da noch Zeit für dich, für persönliche Stille mit Gott?
Das muss ich mir auch hart erkämpfen. Wenn ich´s früh nicht schaffe, wird´s meistens nicht mehr. Ich habe eine halbe Stunde, nachdem die Kinder aus dem Haus sind und bevor ich auf Arbeit gehe. Aber ich muss mir das richtig fest vornehmen, sonst gelingt es nicht. Oder manchmal gehe ich abends ganz bewusst eine halbe Stunde für mich alleine laufen.

Du hast bei der Entwicklung des Konzepts für Bakigo federführend mitgearbeitet, hast Bakigo mit aufgebaut und bist von Anfang als verantwortliche Mitarbeiterin dabei. Was hat dich dabei motiviert? Wieso war dir das wichtig?
Kinder sind mir schon immer sehr wichtig gewesen. Natürlich zuerst meine eigenen. Mir ist wichtig, dass Kinder Jesus lieb gewinnen und nicht in die Kirche gedrängt werden.
Es war zum großen Teil auch die Unzufriedenheit mit der damaligen Situation des Kindergottesdienstes in Jakobi, wo meistens die Mitarbeiter mit ihren eigenen Kindern Kindergottesdienst hielten, die uns nach neuen Wegen suchen ließ.

Was willst du deinen Kindern und den Kindern von Bakigo fürs Leben mitgeben?
Dass man sein Lebenshaus auf einen Felsen bauen muss bei all der Unberechenbarkeit des Lebens, und dass dieser Fels Gott ist. Und dass es wichtig ist, zu verstehen, dass man dieses Fundament und diesen Halt im Leben braucht, um gut durchs Leben zu kommen.

Wenn Du nur noch kurze Zeit zu leben hättest...?
Würde ich bestimmt viele Kontakte intensiver pflegen, würde versuchen, manch einem noch was mit auf den Weg zu geben. Vielleicht auch in der Familie oder in Freundschaften die Zeit noch richtig ausnutzen, um in Ordnung zu bringen, was nicht in Ordnung ist.
Ich würde aber sicher auch noch was Verrücktes machen, oder was Schönes.

Zum Beispiel?
Auf eine schöne Insel, z.B. die Malediven, fahren und dort so richtig Südsee mit Palmen und Sandstrand genießen.

Was würdest du, wenn du die Möglichkeit dazu hättest, gern in unserer Gemeinde verändern?
Ich hätte gerne, dass wir noch mehr an den Leuten dran sind. Dinge machen, die uns selber gut tun, und wo man Leute mitbringen kann. Z.B. gemeinsam Sport machen. Einfach auch was, wo ich Leute vielleicht gut erreichen und über aktuelle Themen sprechen kann. Außerdem wünsche ich mir mehr Kontakte in Gemeinde, wo man sich kennen lernen und auch unterschiedliche Ansichten austauschen kann, um miteinander als Gemeinde vorwärts zu gehen.

Vielen Dank, Manuela, für so viel Offenheit! Ich wünsche Dir, dass Du weiterhin ganz vielen Menschen zum Segen wirst.


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19
Februar und März 2010

Man ist nicht automatisch Christ, wenn man christlich aufwächst

Sarah Emrich ist manchen sicher schon als Kind aus unserer Gemeinde bekannt. Sie ist Ergotherapeutin, Mitarbeiterin in der Jungen Gemeinde (JG) und verantwortlich für den Jugendhauskreis. Wenn’s um Gott und Glaube geht spürt man ihr die Begeisterung einfach ab – weshalb sie auch lieber mit dem Leser oder der Leserin persönlich ins Gespräch kommen würde.
Gundula Rudloff sprach mit ihr.

Sarah, warum glaubst du eigentlich an Gott?
Weil ich ihn schon oft erlebt habe. Ich habe gemerkt: man ist nicht automatisch Christ, wenn man – wie ich - christlich aufwächst. Ich würde meine Entwicklung etwa so beschreiben: zunächst habe ich Gott nie hinterfragt, ich hatte dann so etwas wie einen Kinderglauben; als Teenie hatte das nicht so viel mit mir persönlich zu tun, es gab auch verschiedene Zweifel, ich hab angefangen, alles zu hinterfragen; nach der Konfirmation kam dann eine „lasche Phase“. Richtig mit Gott wieder angefangen hab ich auf einer Silvesterrüstzeit. Da habe ich Gott das erste Mal richtig gespürt und dann ging es richtig vorwärts. Es war in einer Anbetungszeit. Da wusste ich plötzlich nicht nur im Kopf, dass es ihn gibt, sondern dass ich seine Gegenwart erleben kann. Das kann ich schlecht erklären, aber es war einfach klar: das kann nur Gott sein. Ich war davon viel mehr berührt als von Gebetserhörungen, die ich auch kannte, die man aber meist auch anders erklären kann….

Was hat dir am meisten im Glauben geholfen oder dich vorangebracht?
Sehr hilfreich ist, dass meine Eltern Vorbilder sind. Wie sie Ehe und Familie leben, wie sie Gott vertrauen… da waren viele Gespräche und das alles hat mich sehr geprägt. Dann waren Rüstzeiten wichtig (im Rahmen der Kirchenwochenarbeit), besonders, seitdem ich als Mitarbeiterin dabei war; da ging es mehr in die Tiefe und ich wurde mehr herausgefordert.

Du hast auch eine „Jüngerschaftsschule“ mitgemacht. Erzähl mal, was das war….
Das war vor 3 Jahren und hat mich sehr voran gebracht und war wichtig für mein geistliches Fundament. Ein Jahr lang haben wir uns ein Wochenende im Monat getroffen. Zu der Zeit gehörte das regelmäßige Bibellesen (nach Plan), Bibelstellen auswendig lernen, ein Gebetstagebuch führen (also Gebetsanliegen aufschreiben und aufmerksam sein für das, was Gott tut), regelmäßiger Gottesdienstbesuch mit Mitschriften bei den Predigten. Wir hatten alle einen Mentor für persönliche Gespräche und sollten auch eine Freundschaft mit jemandem pflegen, der nicht Christ ist. Das war richtig streng, aber auch eine Zeit, in der wir Themen sehr intensiv behandelt haben. Wir waren auch draußen unterwegs, haben auf dem Marktplatz Lieder gesungen. Und richtig krasse Typen waren dabei, alle wollten echt was von Gott…

Und ist das jetzt nur noch schöne Erinnerung oder mehr?
Ja, es ist mehr. Die Beziehung zu Gott ist besser geworden, intensiver. Ich weiß viel tiefer: Er liebt mich, ich habe Lust auf mehr, Sehnsucht nach mehr….

Hast du dafür Vorbilder?
Zum Beispiel Noah: wie der angepackt hat auf Gottes Wort hin oder Abraham, wie er vertraut hat, obwohl er seinen einzigen Sohn opfern sollte oder David: er hat viele Fehler gemacht, aber er war aufrichtig vor Gott und kam mit seinen Fehlern zu ihm.

Hast du auch Frauen als Vorbilder?
Naja, ich will ja gar nicht genauso sein wie andere… aber bestimmte Eigenschaften beeindrucken mich, zum Beispiel bei Maria, dass sie Jesus so gut zuhören konnte. Aber eigentlich habe ich nicht ein großes Vorbild… Aber was mir noch einfällt: mein Vater ist mir ein großes Vorbild!

Welche Zukunftspläne hast du eigentlich für dein Leben?
Ich will erstmal meine Ausbildung zuende machen; dann im Beruf arbeiten; einen tollen Mann finden oder besser: der mich. Heiraten, ein paar Kinder haben und am besten wäre natürlich: Jesus kommt wieder, bevor meine Eltern oder irgendjemand anders, der mir sehr wichtig ist, sterben. Insgesamt wünsche ich mir, dass sich nicht zu viel um den Beruf dreht und um Leistung.

Möchtest du durch deinen Beruf den Glauben an Gott weitergeben?
Ja, in Einzeltherapien ergibt sich das auch, aber ich habe auch schon einen „Dämpfer“ gekriegt: man sollte religiös neutral sein. Aber ich kann auch viel dadurch weiter geben, wie ich bin und lebe. „Sie sind ein Glücksbringer für mich“, hat mir mal jemand gesagt. Ich hab das Glück, eine ausgeglichene Person zu sein; das hilft vielen, gerade in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, wo ich gerade bin…

Und du empfindest es so, dass Gott dir dieses Wesen schenkt….
Ja: es wird gut, es liegt in Gottes Hand – das strahle ich offensichtlich für viele Menschen aus; und das kann ich nicht von mir aus.

Was motiviert dich eigentlich zur Mitarbeit in der JG? Was ist dir dabei das wichtigste?
Ich finde am wichtigsten, dass Beziehungen gelebt werden; dass es mehr ist als Kommen und Spaß haben. Ich wünsche mir mehr Miteinander durch Gebet füreinander. Und ich finde das Mentoring-Prinzip ganz wichtig: dass jemand älteres für jemand jüngeres da ist. Das wäre überhaupt auch in Gemeinde gut; man überdenkt mehr das Leben… Für die nächsten Winterferien planen wir eine Rüstzeit mit Frank Herter in Hermannsdorf; die Vorbereitungen für ein tolles Thema laufen und bis Weihnachten machen wir ganz coole Sachen, zum Beispiel einen „Rotlichtabend“ mit Übernachtung – da geht es um Freundschaft, Liebe, Sexualität oder einen Mädels-Jungs-Abend (also getrennt). Außer-dem beschäftigen wir uns mit den Lebensmaßstäben, die Sabine Ball (ehemalige Multimillionärin, die in Dresden das soziale Projekt „Stoffwechsel“ gründete) formuliert hat, z. B.: „Vision und Realität schließen sich nicht aus!“

Das Miteinander der Generationen in Gemeinde ist dir sehr wichtig – warum?
Weil Gott sich was dabei gedacht hat. In der Familie sind auch verschiedene Generationen… Ich würde mir wünschen, dass wir einander mehr wertschätzen. Ich würde gern mit Älteren ins Gespräch kommen, aber mir fehlt der Ansatz, wie ich ein Gespräch beginnen könnte….

Also: du würdest dir wünschen, dass Ältere dich mal ansprechen?
Ja! Und ich wünsche mir, dass es nicht nur oberflächlich bleibt, dass wir uns wirklich füreinander interessieren….

Hast du noch andere Wünsche für Gemeinde?
Ja, dass jeder den anderen wichtig findet.
Und dann wünsch ich mir mehr Beteiligung der Jüngeren am Kirchenkaffee, denn sonst kommt man sich manchmal als jüngerer Mensch blöd vor…

Du sagst: nach dem Gottesdienst… das heißt: für dich ist Gottesdienst wichtig?
Ja, weil man Leute trifft, die man sonst nicht trifft. Ich finde auch immer toll, wenn Leute im Gottesdienst was Persönliches einbringen.

Gab es in der letzten Zeit etwas, was dich richtig begeistert hat?
Sarah Emrich: Ja, das schöne Herbstwetter. Bei der Arbeit kann ich manchmal ne Runde rausgehen. Natur erleben ist für mich: Gott hautnah. Er hat alles so kreativ und liebevoll gemacht – das gibt mit immer wieder neuen Schwung!

Und was hat dich sehr geärgert?
Von meinem Mentor in der Ausbildung war ich oft sehr genervt; ich hatte das Gefühl, wir reden aneinander vorbei, als wenn wir verschiedenen Sprachen sprechen. Wir haben mal in unserem Hauskreis zusammen für ihn gebetet und danach hat Gott ein richtig gutes Gespräch geschenkt!

Erzähl mal was vom Jugend-Hauskreis!
Wir Ältere aus der JG haben ihn gegründet, weil wir mehr in die Tiefe wollten. Es gibt dort Höhen und Tiefen, ein Problem ist gerade, dass Leute weggehen, wir sind gerade nicht viele…

Was ist deine Hauptaufgabe als Leiterin dieses Hauskreises?
Mir ist es wichtig, darauf zu achten, dass eine Struktur da ist, dass es vorwärts geht…und andere zu motivieren, was von sich persönlich reinzugeben.

Hast du einen Wunsch an Gott?
Ja, ich will ihn besser kennen lernen, durch mehr Zeit zum Bibellesen, aber auch einfach so im Alltag; ich wünsche mir, überall mit ihm zusammen zu sein und nicht nur zu beten: bitte mach… oder danke für…., sondern so zu leben, als wenn er neben mir sitzt. Mir fällt es schwer, Bibelstellen auswendig zu lernen, aber ich glaube, die Chance davon ist, dass ich Gott eben hören muss. Das erlebe ich so, dass er mich an Worte erinnert - zum Beispiel auch durch Lobpreislieder - so dass ich weiß: er meint mich.

Danke für das Gespräch und für die Anregungen, die vielleicht noch vielen wichtig werden!


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18
Dezember 2009 und Januar 2010

Michael Gietzelt

Mit Michael Gietzelt kommt hier ein Kirchenvorsteher zu Wort, der bereits etwa 13-jährige Gemeindeleitungs-Erfahrung hat, 25-jährige Ehe-Erfahrung mit Sylvia, mit der er zwei Kinder hat, knapp 30-jährige Hauskreiserfahrung und noch längere Berufserfahrung als Installateur, oft unterwegs auf Montage. Stets einsatzbereit und kompetent, nicht nur, wenn es um Reparaturen oder diverse Installationen in Kirchen oder Gemeindehäusern geht, sondern auch, wenn es um Gottesdienst und die Aufgaben als Kirchner geht, könnte man meinen, der gebürtige Freiberger sei bereits in die Kirchgemeinde hineingeboren. Aber das ist keineswegs so. Denn Michael Gietzelt war schon erwachsen, als er sich konfirmieren ließ. Gundula Rudloff unterhielt sich mit ihm über Lebens- und Glaubenserfahrungen.

Erzähl doch mal, wie das kam, dass du dich als Erwachsener für Kirche interessiert hast – und das 1983, also als es durchaus nicht Mode war…
Ich bin durch Kletterfreunde dazu gekommen; die waren in einem Hauskreis. Ich war offen, auf der Suche. So habe ich zur Kirche gefunden und mich konfirmieren lassen. Stück für Stück bin ich dann reingewachsen…

Aber beim Klettern bist du auch geblieben – bis heute….
Ursprünglich wollte ich mal Fallschirmspringer werden. Durch Bücher bin ich auf’s Klettern gekommen. Ich mache das aber heute nicht mehr oft, aber wenn, dann in der Sächsischen Schweiz.

Viel öfter läufst du…
Ja, das Laufen war am Anfang das Training für das Klettern. Das hat sich dann für mich verselbständigt. Eine besondere Vorliebe habe ich für Landschaftsläufe, die richtig lang sind.

Was war dein längster Lauf?
Fast jedes Jahr mache ich den Rennsteiglauf mit, 73 km. Heute brauche ich etwa achteinhalb Stunden dafür (früher war ich schneller), aber es ist mir immer ein großer Ansporn, auf diese Weise die Schöpfung zu erleben.

Ist der Sport dafür verantwortlich, dass ich (und ich wüsste nicht, wem es anders ginge) dich nur ausgeglichen und freundlich kenne? Gibt es das überhaupt, dass du mal unausgeglichen oder hektisch bist?
Ja, zwischen Aufstehen und zur Arbeit gehen.

Was hat dich in der letzten Zeit am meisten geärgert und am meisten gefreut?
Am meisten gefreut hat mich, dass Sylvia sich so gut von der Krankheit erholt hat und am meisten geärgert….. ich hätte gern mehr Zeit für Familie und Gemeinde, aber die Arbeitsbelastung ist oft so groß…

Was ist für dich das Wesentliche am Leben einer Kirchgemeinde?
Die Gemeinschaft untereinander und mit Jesus. Das Besondere ist der gemeinsame Halt, die gemeinsame Mitte. Wer nur so selten kommt, kann das gar nicht erleben, was Gemeinde eigentlich geben kann: zusammen was mit Gott erleben…

Wo denkst du, liegen unsere Stärken als Jakobi-Christophorus-Gemeinde und was sollten wir unbedingt weiter entwickeln?
Ich finde, es ist uns bisher gelungen, viele zu mobilisieren, ehrenamtlich mitzutun; gleichzeitig ist genau das weiter zu entwickeln, weil es noch zu wenige sind. Ansonsten sollten wir nicht aus dem Blick verlieren, dass es Zeit braucht, einander kennen zu lernen – auch aus den verschiedenen Gemeindeteilen. Nur so kann es zum besseren Miteinander kommen. Wir müssen mehr miteinander reden und ich wünsche mir mehr Kommunikation zwischen dem Kirchenvorstand und den Gemeindegliedern – in beide Richtungen!

Aus welchen Lebenserfahrungen hast du am meisten gelernt?
Da fällt mir sofort das Klettern ein. Das wichtigste dabei ist, sich aufeinander verlassen zu können; anders würde das am Seil nicht gehen. Das hat mich in der Hinsicht geprägt, dass ich mich bemühe, verlässlich zu sein. Und wenn ich insgesamt an Sport denke: man lernt seine Grenzen kennen; wie weit man gehen kann, ohne sich zu überfordern. Darauf lerne ich, auch mal Nein sagen zu können.

Hast du Vorbilder?
Keine bestimmten Namen, aber Personen, die Großes leisten und dabei bescheiden bleiben.

Leben mit Gott im Alltag – wie sieht das bei dir aus? Macht es im Alltag einen Unterschied, dass du Christ bist?
Ich versuche, Gott überall mit einzubeziehen. Ich bete zum Beispiel für unfall- und staufreie Fahrten. Ich bete dafür, dass ich mit den vielen unterschiedlichen Menschen, mit denen ich zu tun habe, klar komme. Das ist nämlich manchmal gar nicht so einfach, wenn die Leute bei der Arbeit hinter mir stehen und zugucken und womöglich noch ein Gespräch anfangen wollen, wenn ich mit der Installation beschäftigt bin und mir Zahlen merken muss, weil ich gerade etwas abmesse… Aber ich mache immer wieder die Erfahrung: ich kann mit den Leuten zurechtkommen.
Gott überall mit einzubeziehen, heißt für mich: Gott nicht nur Tisch- und Gutenacht-Gebete und für den Sonntag, sondern überall mit ihm zusammen sein. Ich merke, dass es nicht gut ist, Dinge ohne Gott anzupacken; dann zermartere ich mir den Kopf, dabei fällt mir im Gebet manchmal ganz schnell eine Lösung ein.

Gibt es einen Bibelvers, der dir besonders viel bedeutet?
Ja, mein Konfirmationsspruch: „Der Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ (1. Samuel 16,7) Das heißt für mich: auch wenn wir Menschen beurteilen, sollten wir sie niemals verurteilen, weil wir das Herz ja nicht sehen. Außerdem: wir sollten Gott in unser Herz schauen lassen, ihn ins Herz reinlassen, das Herz von Gott reinigen lassen. In letzter Zeit ist mir beim Lesen der Apostelgeschichte ein Satz besonders wichtig geworden. Da heißt es irgendwo von der Ausstrahlung der ersten Gemeinde: „Jeder spürte, dass hier Gott am Werk ist.“ Meine Sehnsucht ist, dass die Leute das von unserer Gemeinde sagen könnten! Damit beginnt Erweckung – so war’s in der Urgemeinde.

Wenn diese Gemeindeaktuell-Ausgabe raus ist, hast du gerade deine Silberhochzeit hinter dir. 25 Jahre zusammen – das ist ja heute alles andere als eine Selbst-
verständlichkeit. Was ist dein Tipp für gelingende Ehe?

Zunächst: ich hab mir Zeit gelassen mit dem Heiraten; das konnte ich auch, weil ich viele gute Freunde hatte und Hobbys, die mich auch ausgefüllt haben. Ich hab mich allein nie gelangweilt. Dann kam irgendwann das Gefühl: das ist die Frau, die für mich bestimmt ist. Ehe und Familie möchte ich nicht missen; das ist ein großer Halt. Wir sind nicht immer einer Meinung; aber viel wichtiger ist: ein Zuhause zu haben. Ich bin sehr dankbar; ich kann mir gar nichts anderes vorstellen….!
Ärgerlich finde ich, dass das Ehe- und Familienbild in unserer Gesellschaft so verschwimmt – zum Beispiel durch die Diskussion über die Kinderadoption für homosexuelle Paare. Die Kirche sollte da klare Worte finden und ein „Stachel“ sein, auch wenn es vielen nicht gefällt. Aber das ist die Bestimmung der Kirche.

Danke, Michael, für das Gespräch und für alle Klarheit und Hingabe im Dienst für das Reich Gottes hier in Freiberg!


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17
Oktober und November 2009

Iris Mayer

Iris Mayer, aufgewachsen in Schwäbisch Hall, lebt jetzt seit 15 Jahren in Freiberg. Sie ist mit Gerd verheiratet, hat 4 Kinder und gehört seit der Einführung des neuen Kirchenvorstandes zum Gemeindeleitungsteam dazu. Über das, wofür ihr Herz schlägt, unterhielt sich Gundula Rudloff mit ihr.

Iris, vor 15 Jahren war sicher kaum absehbar, wie lange ihr hier sein würdet. Was gefällt dir so gut an Freiberg?
Ich fühle mich hier einfach sehr wohl. Ich glaube auch, dass die Mentalität der Sachsen sehr gut zu Süddeutschen passt. Schon bei der Wohnungssuche damals ist uns ganz viel Freundlichkeit und Herzlichkeit entgegengekommen, das hat mich begeistert. Aber auch die Stadt, die Gebäude... Weil ich am Anfang mit zwei kleinen Kindern den ganzen Tag allein zu Hause war, habe ich über die Freie Presse zu einer Spiel- und Krabbelgruppe eingeladen. Viele sind gekommen und aus der Zeit habe ich bis heute wertvolle Freundschaften. Für mich war das etwas wie eine „Selbstfindungszeit" und ich habe gemerkt, dass ich mich bald mehr mit den Leuten hier identifizieren konnte als woanders. Ich habe auch empfunden, dass hier viele Menschen geistlich offen, nicht so festgelegt sind und dass kirchlich nicht so viel hohler Traditionalismus da ist, sondern mehr echte Überzeugung. Mein Vater sagte damals schon: da ist die Zukunft!

Du hast als Erzieherin in verschiedenen Kindergärten gearbeitet, lange Jahre ehrenamtlich und dann 7 Jahre bis letztes Jahr mit einer Anstellung in der Kinder- und Jugendarbeit des überkonfessionellen Vereins „Marburger Kreis". Der Jugendgottesdienst „Promise" ist seit Jahren ohne dich nicht denkbar. Außerdem hast du nicht nur 4 Kinder, sondern engagierst dich zur Zeit auch als Tagesmutter für Kleinkinder und hast vor, ein Pflegekind in eure Familie aufzunehmen. Warum liegen dir Kinder und junge Leute so sehr am Herzen?
Als ich 11 Jahre alt war, war ich der Babysitter unserer Straße... Aber ich könnte gar nicht sagen, welche Altersgruppe mir die liebste ist. Ich finde, es ist in jeder Altersgruppe spannend zu sehen, was da für eine Persönlichkeit vor mir steht. Was ich an Jugendlichen spannend finde, ist die Art und Weise, wie sie mir Gegenüber sind. Mir ist immer wichtig, sie ernst zu nehmen und als vollwertig anzusehen. Ich möchte ihnen Hilfestellung geben, damit sie glaubwürdige Vorbilder finden und den Prozess der Persönlichkeitsfindung begleiten. Manchmal fällt es mir schwer, loslassen zu können, gerade wo sie anders sind. Was ich nie wollte oder geplant habe, aber was sich einfach ergeben hat, weil ich auch angefragt wurde ist, dass ich bei jedem unserer Kinder eine Krabbelgruppe angefangen habe. Dadurch sind auch ganz viele Elternkontakte entstanden... Durch alles hindurch merke ich: da ist meine Berufung, in dieser Aufgabe fühle ich mich richtig; so geht es mir auch mit dem Ort Freiberg: hier ist mein Platz.

Wie hast du hier in christlicher Gemeinde Fuß gefasst?
Ich habe Kinderangebote ausprobiert und einfach in verschiedenen Gemeinden „geschnuppert"; wir haben auch Gottesdienste gesucht, wo Kinder nicht Störfaktor sind.... Jetzt kann ich ehrlich sagen: Ich habe das Gefühl, hier in Gemeinde zu Hause, eingewurzelt zu sein.

Der ganze Bereich Ehe - Familie -Erziehung liegt dir am Herzen, weshalb du dich ja auch in den Erziehungsseminaren unserer Gemeinde einbringst. Wie macht man Leuten eigentlich Mut zu Kindern?
Ich kann nur sagen: es ist so ein Glück, Kinder aufwachsen zu sehen, das ist eine Bereicherung für's Leben; außerdem auch eine extreme Lebensschulung. Es ist einfach das größte Glück und die größte Herausforderung!

Was würdest du als größte Erziehungs-Herausforderung beschreiben?
Das Kind als eigenständige Persönlichkeit zu achten. Das Wechselspiel zwischen Freiheit und klaren Regeln erfordert viel Fingerspitzengefühl. Und wo siehst du die größte Not von Familie und wie sollte man ihr begegnen? Die größte Herausforderung sehe ich im Zeitfaktor. Oft ist die wirtschaftliche Notwendigkeit der Arbeit für beide da, aber dadurch wird ein harmonisches Miteinander erschwert und zu viele Zwänge und Anforderungen belasten das Familienleben. Familienpolitik müsste nicht nur wirtschaftlichen, sondern viel mehr familiäre Gesichtspunkte beachten und die Aufgabe der Erziehung der eigenen Kinder würdigen.

Eine ganz persönliche Frage: wie bist du zum Glauben gekommen?
Ich bin getauft und konfirmiert worden. Ich hatte immer gehofft, dass einer mir sagt, wie man Glauben lebt. Irgendwann war ich richtig frustriert, dass ich nicht wusste, was Glauben und Leben miteinander zu tun hat... Ich habe gebetet: Herr, es muss doch mehr möglich sein. Mit 18 war ich auf einem Seminar, wo ich zum ersten Mal gehört habe, dass man Gott sein Leben anvertrauen kann und dazu viele praktische Punkte: wie man Gottes Stimme wahrnimmt, stille Zeit machen und Bibel lesen kann... Das war für mich ein Durchbruch. Vor einem Zeugen habe ich eine Beichte abgelegt und Jesus mein Leben anvertraut - das war unglaublich befreiend. Ein Problem war nur, dass ich dadurch ins Kreuzfeuer meiner Familie geriet; die haben darin nur beengende Moral gesehen...

Es gibt ja viele Menschen, die Christsein nur als Moral verstehen. Was sagst du ihnen?
Dass ich mit Gott alle Möglichkeiten habe - in der sichtbaren und in der unsichtbaren Welt; und ich weiß: das Leben hier ist nicht das letzte...

Was hindert eigentlich viele Menschen daran, zum Glauben zu kommen?
Man gilt als dumm - und wer will das schon?! Christlicher Glaube wird oft mit Ideologie verwechselt. Ich finde, es müsste uns viel mehr gelingen, die Freiheit als Christ zu vermitteln, dass Gott nämlich unabhängiger macht z.B. von der gesellschaftlichen Stellung, weil allein Gott meinen Wert definiert. Seine Wertschätzung hängt nicht an meiner Leistung. Das wird so selten vermittelt. Christen sollten selbstverständlicher Wertschätzung vermitteln. Stell dir vor, du gewinnst eine Million... Damit würde ich unser Haus weiter ausbauen und sicherlich auch ein anderes Auto fahren. Aber vor allem würde ich mir eine Stiftung für Kinder und Jugendliche überlegen. - Geld macht nicht glücklicher... auch, wenn ich alles hätte - aber man muss Träume haben.

Zum Schluss: was würdest du, wenn du die Möglichkeit hättest -und dazu bist du ja auch im Kirchenvorstand - gern in Gemeinde verändern?
Ich bin Freund von unkonventionellen Formen, ich würde mehr experimentieren, gerade in Bezug auf unsere Gottesdienste. Ich wünsche mir auch mehr Vernetzung zwischen den Kindern vom Kindergottesdienst Bakigo und den Gottesdiensten in der Kirche.

Danke, Iris, für das Gespräch! Ich wünsche dir, dass du weiter ganz vielen Kindern und jungen Menschen zum Segen wirst!


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16
August und September 2009

Jutta Gutte

„Dass muss man einfach mal erlebt haben, und das Allerschönste war, dass ich zwei Reihen vor mir meinen Enkel sah".
Jutta Gutte könnte eigentlich ihre Nerven schonen, aber ihre große Wachheit für geistliches Leben und Wirken lässt sie auch ProChrist live in Chemnitz nicht verpassen, wo sie sich mit einigen anderen aus unserer Kirchgemeinde unter die ca. 6000 Menschen in der Chemnitz-Arena mischt. In christliche Gemeinde und christliches Leben ist die gebürtige Freibergerin durch ihre Familie hineingewachsen. Und als besondere Vorbilder fallen ihr gleich die Großeltern ein, Menschen, die mit Jesus gelebt haben - und das durch schwere Zeiten und viel Leid hindurch bis ans Ende. Vor ca. 30 Jahren gehörte sie mal dem Kirchenvorstand an, unter Oertels hat sie im Chor mitgesungen; bis heute ist sie unter denen, die treu Gemeinde-aktuell austragen und helfen, das Kirchgeld einzuholen. Und: das Gebet ist für sie Dienst für die Gemeinde, mit zunehmendem Alter umso mehr, auch wenn sie gleichzeitig spürt, dass es viel zu wenig ist... Mit ihr sprach Gundula Rudloff.

Frau Gutte, ich kenne Sie als Menschen, der in die Mitte der Gemeinde gehört und Sie sind christlich aufgewachsen. Wie haben Sie Jesus persönlich kennen gelernt?
 Ich habe Jesus erst in Zeiten kennen gelernt, die für mich persönlich sehr schlimm waren. Das hat für mich mit der Erfahrung des Heiligen Geistes zu tun. Das war, wie wenn in einem alten Schloss plötzlich die Türen aufgehen und Licht kommt rein. Die Folge war viel Buße und Seelsorge, ein langer Weg, auf dem ich bis heute bin. Es ist ein himmelweiter Unterschied, Kirche, kirchliches Leben u.s.w. zu kennen oder mit Jesus konfrontiert zu sein!

Durch das Wirken des Heiligen Geistes hat sich ihr Leben verändert. Können Sie das näher beschreiben?
Ich habe gemerkt: ohne Sündenerkenntnis und Buße - also Umkehr -geht gar nichts. Mir ist klar geworden: alles, was ich bin, bin ich nur durch Jesus Christus, meinen HERRN. Ab dem Zeitpunkt war mein Gebet: HERR, sag mir, wie ich dir dienen kann und hilf mir dich zu hören. Und ich habe erlebt, wie Gott sehr konkret in mein Leben hineinredet, z. B. bezüglich meines Berufes. Ich bin gelernte Uhrmacherin (hab auch mal in Glashütte gearbeitet) und plötzlich wusste ich: „Kretzschmarstift". Es war mir völlig egal, wo und wie ich in dieser diakonischen Einrichtung für geistig Behinderte eingesetzt werden würde. Nur zwei Bedingungen hatte ich: dass ich nicht im Kalten stehen muss (aus gesundheitlichen Gründen) und dass ich in der Erntezeit Urlaub machen kann, weil ich ein großes Gartengrundstück hatte - und habe. Daraus sind dann 30 Jahre geworden, bis zur Rente. Und wenn ich nicht sicher gewusst hätte: HERR, du hast mich hier hingeschickt - dann wäre mir die Arbeit dort vielleicht zu schwer geworden. Aber so kann ich im Rückblick sagen: es war eine gute Zeit.

Auf Ihren Garten muss ich noch mal zurückkommen. Leider (!) habe ich ihn immer noch nicht aufgesucht, aber mit seinen Blumen haben Sie schon vielfach Gemeinde erfreut und mit Obst und Gemüse auch unserer Familie schon so manches Mal viel Freude gemacht. Woher kommt eigentlich Ihre große Liebe zum Garten, ihre Freude und Begeisterung an der Schöpfung?
Seit 51 Jahren gehört das Grundstück nun mir. Es ist eine Oase mit all den Blumen und Früchten, die ich von April bis Herbst ernten kann... Ich habe Gott schon gesagt, dass ich mein Herz nicht dran hängen will... aber ich lebe dort. Immer, wenn ich wieder von dort nach Hause gehe - und ich bin jeden Tag dort, um die Katze zu versorgen - sage ich: Herr, es ist dein Ort; und alles, was ich dort machen will, berede ich vorher mit ihm.

Gibt es ein Bibelwort, das Ihnen besonders viel bedeutet?
„Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin" (1. Korinther 15,10) - nichts ist aus mir selber, alles ist Geschenk, jeder neue Tag.... Wenn ich an Gottes Wort denke, ist mir folgendes noch besonders wichtig: zuerst das Blut Jesu: es hat alles erlöst, den Satan besiegt, ist große Kraft gegen alles Böse....

Das ist für Sie die Zusammenfassung für das Heil, das wir durch Jesus haben?
Ja! Und es ist für mich Inbegriff für das Herrschaftsgebiet Jesu. Darum spreche ich das mehrmals täglich aus. Überhaupt ist es mir wichtig, das Wort Gottes laut auszusprechen, auch Worte Jesu wie: „Der Sohn Gottes ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören." (1. Johannes 3,8) oder einfach die Aufforderung: „Steh auf!" die mehrfach nach Heilungsgeschichten vorkommt.

Was genau bedeutet das für Sie?
Vertrauen; tun, was Jesus sagt, ohne selbst zu überlegen, ob ich das wohl kann....

Verbringen Sie im Alltag extra Zeiten mit Gott?
Ja, das sind bestimmte Zeiten, da setzte ich mich hin, mindestens eine Stunde. Zuerst bitte ich den Heiligen Geist, dass er mich an Jesu Herz führt und in die Arme des himmlischen Vaters. Und dann bete ich alles hinein in diese offenen Arme. Zwischendurch lese ich in der Bibel. Zuletzt befehle ich Gott den Tag an mit all den konkreten Anliegen... Und dann merke ich oft: der Heilige Geist führt ja und abends kann ich sagen: HERR, du hast das und das und das... getan. - Diese besonderen Zeiten mit Gott sind Zeiten, wo ich mich selbst los bin, da spüre ich keine Schmerzen oder Sorgen...

Erzählen Sie doch mal von einem besonderen Erlebnis mit Gott!
Da war ich ein kleines Mädchen, vielleicht fünf Jahre alt, da habe ich ein Wunder erlebt, das ich heute noch weiß. Der Glaube an Gott war irgendwie in mir da. Jedenfalls wurde ich von meinen Eltern geschickt, einen Korb mit roten Johannisbeeren zu den Großeltern auf die Humboldtstraße zu bringen. Es war Sonntag. Ich hatte ein weißes Kleid an- und der Korb war so schwer! Ich habe ihn an den Körper gedrückt, um es zu schaffen und beim Nachhausegehen sah ich dann die vielen Flecken, alles rot auf dem weißen Kleid. Und in der großen Angst vor meiner Mutter habe ich mich an Gott gewandt. Irgendwie gelang es dann, zu Hause das Kleid unbemerkt zu wechseln. Ich habe es ins Wasser getaucht und rausgezogen - und das Kleid war weiß, vollständig sauber. Ich wusste als Kind: Das hast du gemacht, Gott! Und dann waren da die Wunder am Kriegsende... Dass mein Vater die Bombenhölle von Dresden überlebt hat und dass er nach Hause kam am Hochzeitstag meiner Eltern. Niemand konnte das wissen, aber meine Mutter hat uns Kindern gesagt: er kommt. Und so war es.....

Haben Sie eine brennende Frage an Gott?
Ja! Wer wird mein Gartengrundstück bekommen und: wo soll ich hin, wie soll es werden, wenn ich nicht mehr so kann wie bisher?

Haben Sie Angst vor dem Altern und Sterben?
Nein! Ein Leben mit Gott macht da einen Riesen-Unterschied. Wenn ich sterbe, dann kommt ja das, was danach kommt... Dann ist doch nicht Feierabend, dann geht's doch erst los....!

Haben Sie einen Wunsch für uns als Jakobi-Christophorus-Gemeinde?
Ja! Das hab ich mir sogar schon aufgeschrieben! (nimmt eine beschriebene Karte aus ihrer Bibel und liest vor) Ich wünsche einen Kirchenvorstand, der geschlossen im Gebet vor dem HERRN steht und seine Weisungen von ihm und aus seinem Wort empfängt, damit der Heilige Geist wirken kann zum Bau des Reiches Gottes. Und: dass gerade junge Leute lernen, mit dem Wort Gottes zu leben, denn mit seinem Wort kommt der Heilige Geist! Deshalb will ich jungen Leuten sagen: lest die Bibel, sucht Gott, „kauft die Zeit aus" (Kolosser 4,5), verschwendet sie nicht an Sinnloses (z.B. zu viel Fernsehen). Ich weiß, dass oft so viel Arbeit im Weg zu stehen scheint... An Arbeit hat es mir in jungen Jahren auch nicht gemangelt. Aber ich habe sehr viele Kassetten mit christlicher Botschaft gehört (und heute gibt es ja noch sehr viel mehr und bessere Medien). Und es gibt so viele Möglichkeiten, das Wort Gottes auch bei der Arbeit oder beim Essen oder beim Unterwegssein... zu hören. Das Wort Gottes hilft, von sich selbst weg und zu Gott hin zu finden, es hilft, Not und Schmerzen zu lösen. Wo kommt denn Hilfe her? Sie ist doch nirgendwo anders zu finden. Als Christ zu leben, bedeutet ja nicht, in keine Krisen zu kommen, aber in Krisen die richtige Adresse zu haben. Also: lebt jetzt mit Gott! Später wird das alles viel schwieriger, wenn die Augen alt sind und man nicht mehr richtig sehen kann, wenn die Ohren alt sind und man nicht mehr richtig hören kann...

Vielen Dank, Frau Gutte, für so viel Offenheit und Vertrauen! Viel gute Zeit mit Gott und in Ihrem Garten wünsche ich Ihnen für dieses Frühjahr!


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15
Juni und Juli 2009

Falk Gneuß

Eigentlich hatte er mit seiner Familie die sächsische Heimat als Wohnsitz schon „abgehakt", als die Anfrage der Firma mit dem Jobangebot kam, das attraktiv genug war, um im Sommer 2007 nach 9 Jahren Erfahrungen in Essen den Weg hierher zurück zu finden. Im Nachhinein aber hat für Falk Gneuß, gebürtig in Memmendorf bei Oederan alles „gepasst" und er empfindet sein Hier-Sein als Führung Gottes. Und wir als Gemeinde auch, sonst hätten wir ihn nicht in den neuen Kirchenvorstand berufen können. Über 15 Ehejahre verbinden ihn mit seiner Frau Daniela, 12 bzw. 10 Jahre mit seinen Töchtern Rahel und Hanna, 8 und 5 Jahre mit den Söhnen Jakob und Benjamin und etwa 9 Monate mit dem zur Zeit noch unbekannten, weil ungeborenen 5. Kind.
Gundula Rudloff unterhielt sich mit ihm.

Falk, ich kann mich noch gut an den Sonntag erinnern, als ihr das erste Mal bei uns im Gottesdienst wart und wir am Ausgang kurz ins Gespräch kamen. Damals wart ihr gerade vor ein paar Tagen nach Naundorf zugezogen. Für euch ist Kirche vor Ort offensichtlich nicht automatisch eure Kirchgemeinde, sondern für euch gelten bestimmte Kriterien. Welche gehören für dich dazu?
In der jetzigen Familienphase ist uns der Kindergottesdienst besonders wichtig. „Bakigo" hat uns sehr gut gefallen. Und: Lebendigkeit, also die aktive Mitarbeit vieler ist für uns entscheidend.

Du hast in eurer Zeit in Essen viele Erfahrungen mit Kirchgemeinde gesammelt Was war dir besonders wichtig und was möchtest du gern hier einbringen?
Ich habe im Kindergottesdienst mitgearbeitet, (der - so ähnlich wie Bakigo - nach Promiseland-Vorbild organisiert war) und dort eine Kleingruppe geleitet. Der Männerstammtisch war sehr gut; in diesem Zusammenhang gab es verschiedene Aktivitäten vom Grillen bis zum Segeltörn. Was mich auch sehr beschäftigt hat ist die politische Auseinandersetzung mit dem Thema Familie. Da diskutiere ich mit Leidenschaft. Hier will ich mich bei den Erziehungs-Seminaren einbringen. Ich habe mich an der Gestaltung der Gottesdienste mit beteiligt. Darauf freue ich mich auch hier. Und ich war Hauskreisleiter, wobei ich im Moment erstmal genieße, einfach Mitglied im Hauskreis zu sein. Ansonsten hab ich zum Leidwesen meiner Frau immer einen (dummen) Spruch auf Lager...

Und wenn du weder im Büro noch in der Gemeinde bist? Hast du noch andere Hobbys?
Naja - schmunzelt! - Wir versuchen das klassische Familienmodell zu leben. D.h. der Mann geht (lange) arbeiten, die Frau managt die Familie und das Haus. Sonntag ist Familientag. Da gehen wir oft wandern oder machen Radtouren. Abends versuche ich bewusst noch am Alltag meiner Familie teilzunehmen -falls ich noch nicht zu k.o. bin. Leider sitze ich manchmal zu lange vor dem Fernseher... Falls ich Zeit zum Lesen finde, ist es meist ein Krimi. Zeit für klassische Hobbys habe ich gegenwärtig nicht, aber beim „Heimwerken" finde ich den notwendigen Ausgleich.

Wie bist du Christ geworden?
Das war bei ProChrist 93 mit Billy Graham (siehe Einladung zu ProChrist 2009, S.15 u. 20 - Anm. der Redaktion) Eine Freundin hat uns da hingeschleift. Chemnitz war damals ein Übertragungsort dieser Evangelisation. Ich bin mit meiner Freundin Dani zusammen hingegangen und wir sind im selben Jahr Christ geworden. Unsere Freundin hat dann gesagt: als Bekehrte könnt ihr nicht mehr einfach so zusammen leben. O.K. - dann haben wir ein halbes Jahr lang enthaltsam gelebt, bis wir geheiratet haben. Und alle haben gedacht: wir sind schwanger...

Kannst du uns was von dem erzählen, was du mit Gott erlebt hast?
Die ganzen Umstände des Umzugs hierher waren für uns Gottes Fügung. Schließlich hatten wir uns in Essen gut eingelebt - und jetzt sollten wir umziehen? Nach vielen Gebeten mit Freunden und einem Bibelwort war es uns dann klar. Und eins vergesse ich auch nicht, es ist schon ungefähr 20 Jahre her. Ich hatte gerade die Fahrerlaubnis gemacht. Trabbi, keine Erfahrung und ich wollt's ihm geben. Eine Kurve bei Oberschöna war das Ende davon. Ich hab mich zwei mal überschlagen, bin im Straßengraben gelandet - und ausgestiegen. Das ganze Auto war so platt wie die Motorhaube. Da habe ich mir gedacht: Gott wird wohl noch was mit mir vorhaben...

Gibt es ein Bibelwort, das dir besonders wichtig ist?
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Einen anderen Weg zu Gott dem Vater gibt es nicht." (Joh. 14,6)

Wenn du eine Million gewinnen würdest....
... würde ich davon mehr als nur den Zehnten geben. Wofür? - Zum Beispiel für „Kaleb". (Das ist eine Lebensschutzorganisation, die sich vor allem gegen die Tötung durch Abtreibung einsetzt, Anm. der Red.) ...würde ich Geld dafür einsetzen, dass wir mehr Platz zum Wohnen haben, mehr in Urlaub fahren und ich würde wieder Crysler fahren.

Nochmal zum Zehnten: Das scheint was ganz Normales für dich zu sein?
Ja, auch wenn's schwer fällt. Wir haben damit angefangen, als wir Christen geworden sind. Denn eigentlich geht's uns ja nicht schlecht.....

Was willst du deinen Kindern gern für's Leben mitgeben?
Den christlichen Glauben - im Moment freue ich mich, dass es zu gelingen scheint.

Wie macht ihr das konkret?
Wenn's Probleme gibt - und nicht nur dann - beten wir gemeinsam darüber. Wir versuchen, unsere Kinder an das Bibellesen heranzuführen. Vom Bibellesebund gibt es ja spezielles Material für Kinder. Und wir nehmen das Angebot christlicher Familienfreizeiten wahr. Wir versuchen, die vielen Fragen, die die Kinder haben, nach den Maßstäben der Bibel zu beantworten und bewusst den Sonntag zu heiligen. Das heißt: außer den Gottesdienst zu besuchen konsequent nicht zu arbeiten.
Nochmal zur Frage: Soziale Kompetenzen wie Hilfsbereitschaft und der Einsatz für das Familien - / Gemeinwohl sind uns wichtig. Wie wahrscheinlich alle Eltern wollen wir unsere Kinder „stark machen für das Leben". Das bedeutet zum einen, die Kinder bei der Entwicklung ihrer Talente zu unterstützen. Es ist schön zuzuschauen, wie ihre Dinge gelingen. Wir wollen sie ermutigen, Gott zu fragen, was ER mit ihnen vorhat. Zum anderen wollen wir unseren Kindern mit auf den Weg geben, dass unser Tun (oder auch Unterlassen) Konsequenzen hat: wenn ich Mist mache, muss ich dafür gerade stehen. Oder wenn ich ordentlich übe, kann ich das Klavierstück. Nicht zuletzt möchte ich meinen Kindern auch praktische Fähigkeiten beibringen; es schadet ja nicht, wenn man einen Nagel irgendwie ins Holz bringt und seinen Fahrradschlauch selbst flicken kann.
Auch wenn es etwas leistungsorientiert erscheint, möchte ich meinen Kindern den Wert der Arbeit rüberbringen. Das kann in der Schule, beim Tischabräumen oder im Büro sein. Ich sehe dabei auch die Gefahr, zu ehrgeizig mit den Kindern zu sein (nach dem Motto: sie sollen verwirklichen, was ich nie geschafft habe). Zum Glück bremst mich meine Frau dann.

Wenn du nur noch kurze Zeit zu leben hättest...
... wollte ich darauf achten, keine offenen Rechnungen in Beziehungsfragen zu haben und ich würde noch ein paar Berge erwandern.

Hast du Vorbilder?
Keine prominenten. Ich lasse mich von Männern beeindrucken, die sowohl im Job als auch als Familienväter gut sind.

Was verstehst du unter „Reich Gottes"?
Die neue Welt, wenn Jesus wiederkommt. „Das beste kommt noch" - das ist für mich ein wichtiger Satz; ich muss nicht alles hier erleben und ich weiß: mit dem Tod ist nicht alles aus.

Und was hast du jetzt schon davon, Christ zu sein?
Gott handelt ja auch heute. Er hat mich gemacht, damit ich in Beziehung zu ihm lebe. Für mich ist Gott rational ganz logisch.

Vielen Dank, Falk! Auf viel gute Zeit miteinander. Und damit du heute abend noch was von deiner Familie hast (und ich von meiner): Tschüß!


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14
April und Mai 2009

Linda Meisel

Damit Sie die Neuen aus dem neuen Kirchenvorstand besser kennen lernen können, soll an dieser Stelle eine von ihnen zu Wort kommen.
Linda Meusel (Diplom-Geoökologin, gebürtige Bautzenerin) ist allerdings längst unabhängig von ihrem neuen Amt bei uns in Gemeinde und darüber hinaus gemeindeübergreifend als Christin unserer Stadt engagiert. Ihren Namen haben Sie als aufmerksamer Gemeindeaktuell-Leser sicher schon unter „Layout und Redaktion" entdeckt, denn seit etwa einem Jahr arbeitet sie im Redaktionsteam mit. Teamarbeit ist überhaupt das Stichwort, das in besonderer Weise zu ihrer integrierenden Art passt, mit der sie sich außerdem im „Elki"-Team (Eltern-Kind-Kreis), im Chor, im Frauenfrühstücksteam und als Mitverantwortliche eines Hauskreises einbringt. Jetzt, im Dezember, wo diese Zeilen entstehen, ist ihr Organisationstalent in besonderer Weise im Einsatz, da sie für die tägliche Besetzung des christlichen Christmarktstandes verantwortlich ist und fast täglich aktualisierte Dienstpläne herausbringt, um zur Mitarbeit zu motivieren. Linda ist mit Sadko verheiratet und Mutter von Karla (eineinhalb). Gundula Rudloff führte das Gespräch.

Linda, wenn du an unsere Kirchgemeinde denkst - was fällt dir als erstes dazu ein?
Die Baufälligkeit der Jakobikirche... Aber- und das ist ja wichtiger: das gute Miteinander. Ich bin sehr sehne in das Gemeindeleben reingekommen, weil viel Offenheit da ist; das Kirchenkaffee ist ein besonders wichtiger Punkt, um aufeinander zuzugehen. Mir fällt ein: die Vielfältigkeit der Angebote.

Mit welchen Gefühlen gehst du in deine neue Aufgabe als Kirchenvorsteherin?
Ich bin bereit, mich formen zu lassen - und habe insgesamt viel Vorfreude. Ich bin gespannt darauf, was mich erwartet. Ich bin auch etwas aufgeregt, spüre Mut zu Veränderung, auch bei mir selbst. Ich habe die Hoffnung, mich selbst durch diesen Dienst weiter zu entwickeln;

Was würdest du gern in Gemeinde entwickeln?
Angebote für Frauen zwischen 30 und 40.

Was ist dein kirchlicher Hintergrund, was für lebensgeschichtliche Erfahrungen mit Kirche bringst du mit?
Ich komme aus einer Kirchgemeinde unserer Landeskirche, die sehr liturgisch und konventionell geprägt war. Lieder und Sprache im Gottesdienst klangen für mich nur veraltet. Verantwortung in Gemeinde war Männerdomäne, vom Konfirmandenunterricht habe ich nur noch Gruselgeschichten des Pfarrers in Erinnerung. Ein total wichtiger Kontakt war für mich der zur sehr aktiven Jungen Gemeinde (JG). Ganz im Gegensatz zu allem ändern habe ich dort sehr lebendiges und freies Christsein kennen gelernt. Ich war immer mit Abstand die Jüngste, aber dort tat sich für mich ein ganz anderer Horizont auf, Gebetsnächste von Gründonnerstag auf Karfreitag habe ich in guter Erinnerung und eine evangelistische Veranstaltung, bei der ich nach vorn gegangen bin, um mein Leben Jesus anzuvertrauen. Das war für mich ein wichtiger Punkt. Insgesamt sehe ich es aber als Weg an, in den Glauben hinein zu wachsen.

Hast du Vorbilder?
Da denke ich an eine Familie aus der damaligen JG, die nach Peru in ein Missions-Krankenhaus gegangen ist und an ihr inniges Gottvertrauen, ihre Lebendigkeit im Glauben im Alltag wie am Sonntag - und das alles mit 4 bzw. dann 5 Kindern! Und dann fällt mir Corrie ten Boom ein und dass es eine Frau ist, die unter schwierigsten Bedingungen an Gott festgehalten hat und Vergebung gelebt hat.

Welche Visionen hast du für dein Leben?
Vision ist ein großes Wort. Im Kleinen gesprochen: unsere Familie zu vergrößern - aber da will ich mich auch nicht festlegen, damit es nicht so schwer zu tragen ist, wenn es anders kommt. Ich wünsche mir ein offenes Haus, oft Gäste an unserm Tisch - was in der großen Familie von Sadko vorgelebt wird.

Kannst du uns von einem Erlebnis mit Gott erzählen?
Ein Erlebnis mit Gott sind für mich gerade die Umstände, die sich gefügt haben. Dazu zähle ich auch die Möglichkeit, mich für den Weihnachtsmarkt zu engagieren. Das gibt mir das Gefühl, richtig zu sein, da sein zu sollen.

Du bist jung, dynamisch, top ausgebildet - und jetzt zu Hause als Mutter. Wie geht es dir damit?
Die Motivation, mich in dem Bereich, den ich studiert habe, einzusetzen, hat während des Studiums bereits etwas nachgelassen. Ich will das Muttersein jetzt nutzen, mich eventuell umzuorientieren. Ich bin noch am Suchen nach Aufgaben, die mich erfüllen und nutze die Zeit, um Dinge zu tun, die mir Spaß machen - ich langweile mich nicht!

Was macht dir am meisten Spaß?
Menschen zu treffen!

Gibt es eine Frage, die du gern von Gott beantwortet haben möchtest?
Wo willst Du mich haben - Jesus? Ich merke, dass ich mich kaum traue, zu fragen, weil ich zugeschüttet bin mit eigenen Vorstellungen vom Leben. Aber mein Wunsch ist, dass Jesus in mir wächst, auch wenn das Leben dann anders aussieht, als ich es mir vorgestellt habe. Und dann möchte ich Gott gern fragen: Wie schafft man es, alle Menschen gleich zu lieben? Auch wenn manche recht eigenartig sind, andere wiederum scheinbar liebenswerter?

Hast du ein Bibelwort, das dich sehr begleitet?
Die Frage, die Jesus Petrus stellt: „Hast du mich lieb?" (Johannes 21) Ich spüre, dass das bei mir einen wunden Punkt trifft; es geht nicht um mich, sondern darum, dass Jesus in mir Raum gewinnt. Das ist ja eine sehr intime Frage, aus der ich große Vertrautheit und Liebe heraushöre. Wenn ich sie bejahe, ist damit eine Zugehörigkeit verbunden... Dann ist mir noch mein Konfirmationsspruch wichtig: „Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden." (1. Johannes 4,10) Gott rechnet mit unserer Unvollkommenheit und sagt uns, wie viel wir ihm bedeuten. Aber allein mit unserer Menschlichkeit kommen wir nie zum Ziel. Und noch was ist mir wichtig: die ganze Frage der gerechten Verteilung vor Gütern und Geld. Ich denke, wir haben als Gemeinde auch Verantwortung z. B. für unsere Konsumgewohnheiten, soweit es uns die finanziellen Mittel erlauben. Gerade, weil es uns hier überwiegend so gut geht, sollten wir nicht aus dem Blick verlieren, dass da nicht überall so ist. Auf jeden Fall: ich freue mich, hier in der Gemeinde zu sein - es macht mir Spaß.

Ja, das merkt man! Dir weiterhin viel Freude und Segen - nicht nur bei allem Dienst in Gemeinde und im neuen Amt.


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13
Februar und März 2009

Tomas Büttner

Tomas Büttner, ist verheiratet mit Anke, hat 2 Söhne (9 und 12 Jahre) und ist Technischer Leiter und Koordinator des Ambulanten Rehabilitations-Zentrums ADMEDIA, Freiberg. Bei uns in der Gemeinde ist er aktiv als Hauskreisleiter, im Technik-Team und wird zusammen mit Uwe Tesch das Krippenspiel Heiligabend in der Jakobikirche leiten. Gundula Rudloff hat das Gespräch für Gemeinde-aktuell mit ihm geführt.

Tomas, du wohnst zwar in Seifersdorf und bist erst seit kurzem mit deiner Familie Mitglied unserer Gemeinde, aber eigentlich bist du doch schon von Kindesbeinen an mit der Jakobigemeinde verbunden, stimmt's?
Ja, mit Jakobi verbinde ich so etwas wie Heimat. Ich bin in der Jakobikirche getauft und konfirmiert worden, war Mitarbeiter im Kindergottesdienst und bis zur Wende auch in der Jungen Gemeinde. Durch die Hochzeit gehörten wir seit 1988 zur Domgemeinde, wo ich auch mal Kirchenvorsteher war; seit 2001 sind wir in Seifersdorf.

Wie bist du zum Glauben gekommen oder: wie ist dein Glaube gewachsen?
Tomas Büttner: In meinem Elternhaus bin ich kirchlich erzogen worden. 1978 war in der Jakobikirche eine Jugendevangelisation mit Theo Lehmann, da habe ich das festgemacht. Du gehört sozusagen zu den Gründern der „Hauskreisszene". Wie ist das gekommen? Aus dem gemeinsamen Gebet für die Lobpreisabende (Annenkapelle am Dom) ist Anfang der 90-er Jahre ein Hauskreis geworden. Seitdem hat sich viel verändert, wir haben uns auch mal geteilt, aber es sind immer noch Gründungsmitglieder dabei - bis heute! Kannst du uns von einem besonderen Erlebnis mit Gott erzählen? Das sind eher die vielen kleinen Dinge im Alltag.... Doch: Ich habe bis 2000 im Gaststättenbetrieb meiner Schwiegereltern gearbeitet. Als die Gaststätte geschlossen wurde, bin ich arbeitslos geworden. Wir hatten zwei Kinder.... Und dann hatte ich innerhalb einer Woche einen Arbeitsvertrag. Und das, ohne dass ich was dazu getan hätte. Ich wurde gefragt, ob ich im Patiententransport bei ADMEDIA arbeiten könne. Ich hatte einen Führerschein. Also habe ich es gemacht. Das ist für mich ein Riesenwunder! - wenn man sieht, wie lange einige suchen.....

Und du bist immer noch - im andern Bereich - gern dort?
Ja! Weil jeder Tag anders ist und ich mit vielen Leuten in Kontakt komme.

Christliche Gemeinde bedeutet dir...
 ...zusammen Gottesdienst feiern und - genauso wichtig - Beziehungen pflegen, füreinander da sein, helfen, in der Kinderbetreuung zum Beispiel. Jeder, der in die Gemeinde geht, sollte einer Kleingruppe angehören. Das ist das Fundament einer funktionierenden Gemeinde. Für mich bedeuten diese Treffen: geistliche Kraft bekommen. Dort wächst Zusammenhalt, weil man sich wirklich kennen lernt. „Gemeinde" kommt ja von Gemeinschaft.

Hast du Vorbilder?
Es gibt Leute, die ich bewundere und ich versuche, das Gute von ihnen zu behalten. Zwei fallen mir besonders ein: Mein Vater mit seiner Zielstrebigkeit und seinem handwerklichen Geschick und Theo Lehmann mit seiner Fähigkeit, so zu predigen, dass es die Jugend mitreißt. Ansonsten lese ich gern Biografien.

Was willst du deinen Kindern gern für ihr Leben mitgeben?
Dass man Ziele braucht im Leben, Beharrlichkeit. Und: ohne Gott geht gar nichts. Das Vertrauen zu Gott ist wie ein guter Straßenbelag, auf dem man gehen kann...

Wenn du eine Million gewinnen würdest...
.. würde ich eine ordentliche elektrische Installation für die Jakobikirche finanzieren und was für die Innen-Sanierung tun. Und da ich ein sparsamer Mensch bin, würde ich Geld anlegen.

Ein Leben ohne Gott wäre für dich...
...wie ein Wüstenmarsch ohne Wasser.

Was denkst du, was die Menschen unserer Stadt am meisten brauchen und wie siehst du den gesellschaftlichen Auftrag von Kirche?
Ich denke, dass die Vertrauenswürdigkeit politischer und gesellschaftlicher Persönlichkeiten wichtig ist und der Mut, selber was anzupacken und sich einzumischen. Die Kirche sollte durch offene Angebote mehr für Bedürftige da sein und sich mit christlichen Werten mehr in der Stadtverwaltung einbringen.

Was ist dein Lieblingsvers in der Bibel und hast du eine Leseempfehlung für Gottsucher?
Ich lese sehr gern die Psalmen, das gibt mir viele Impulse für den Tag, meistens nehme ich mir einen Vers mit in den Tag. In den Psalmen zu lesen, kann ich auch ändern empfehlen, aber auch zum Beispiel die Josef-Geschichte (1. Mose 37 - 50). Das ist ein guter historischer Krimi.

Jesus ist für dich...
.. ein guter Freund, auch ein Vater, Beschützer, der die Hand über mich hält.

Wenn du in unserer Gemeinde etwas verändern könntest, was würdest du als erstes tun?
Mehr Mitarbeiter anstellen (also Hauptamtliche) und mehr Ehrenamtliche engagieren und ein großes, schönes Mehrzweckgebäude bauen.

Am meisten begeistert dich...
Mich begeistert viel.... Ein schönes Autorennen, ein guter historischer Roman, meine Söhne.

... und deine Frau hoffentlich auch!
Ja, natürlich!!

Danke für's Mitteilen und viel Freude weiter und wieder am Mitgestalten bei uns in Jakobi-Christophorus!


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12
Dezember 2008 und Januar 2009

Susanne Kaiser

Susanne (Suse) Kaiser ist vielen noch aus Gemeinde Aktuell 2005 bekannt. Damals haben wir sie als ehrenamtliche Nachfolgerin von Kantor Matthias Aßmann begrüßt und sie vor allem musikalisch vorgestellt. Sie ist weiterhin etwa 2x monatlich an einer unserer Orgeln zu hören, hat vier Kinder zwischen 2 und 7 Jahren und lebt mit ihrer Familie in Niederschöna. Heute fragen wir sie zu ihren persönlichen Glaubensüberzeugungen:

Bist du schon immer Christ gewesen?
Meine Eltern haben mir von Kindheit an Christsein vorgelebt, und so bin ich damit aufgewachsen, dass Gott existiert. Durch unseren Pfarrer habe ich früh erfahren, dass es auf eine persönliche Beziehung zu Gott ankommt. Ich habe mich dann mit 11 Jahren bewusst für einen Weg mit Gott entschieden. Das war auf einer „Kirchenwoche" in Hermannsdorf. Das ist der Ort im Erzgebirge, aus dem ich komme. Da gab es Kinderlobpreis und wiederholt den Aufruf: „Wer mit Jesus leben will, der kann sich dazu entscheiden." Ich wollte das schon lange, habe auch schon lange gewusst, wie das geht, aber mich erst nicht getraut. Schuld einzugestehen und Sünden zu bekennen gehörte ja auch mit dazu...

Wer ist Jesus seitdem für dich?
Das ganze Zentrum des christlichen Glaubens, die Ursache und der Mittelpunkt des Glaubens, der es möglich macht, dass wir Zugang zu Gott haben. Jesus ist für mich der absolute Felsen, die Basis, die immer bleiben wird, auch wenn alles andere wegbricht.

Hast du schon mal an diesem Felsen oder an Gott insgesamt gezweifelt?
Nein, nicht grundsätzlich. Natürlich habe ich bestimmte Lehrmeinungen und Auffassungen überdacht und auch in Frage gestellt, aber nicht die Existenz Gottes und dass er mich liebt.

Ein Leben ohne Gott...
... kann ich mir nicht vorstellen, es wäre haltlos und hoffnungslos.

Kannst du dich an eine besondere Erfahrung mit Gott erinnern?
Das liegt schon etwas länger zurück: Mein Mann hatte sich beim Schneeschaufeln einen schlimmen Hexenschuss zugezogen. Das passierte unmittelbar vor unserem Hochzeitstag und wir hatten uns schon lange vorgenommen, 3 Tage gemeinsam ohne Kinder wegzufahren. Ich hatte mich sehr darauf gefreut und nun sah ich dieses Wochenende plötzlich dahinschwinden. Ich war richtig sauer und hatte selber absolut keinen Glauben zum Beten. Ganz anders unsere 5-jährige Tochter: sie hat gebetet und wir erlebten, wie am nächsten Tag tatsächlich alle Schmerzen weg waren.

Gibt es eine Frage, auf die du dir von Gott eine Antwort wünschst?
Ich frage mich manchmal, warum so vieles auf der der Welt so ungleich verteilt ist: Wohlstand, Glück, Gesundheit, die Lebensmöglichkeiten. Irgendwie glaube ich schon, dass Gott sich was dabei gedacht hat, auch wenn ich es nicht verstehen kann. Er muss eine ganz andere Sicht auf die Dinge haben. Und ich weiß nicht, womit ich verdient habe, dass es mir so gut geht - verdient habe ich es nicht, es ist ein Geschenk.

Welcher Bibelvers ist Dir besonders wichtig?
Ich habe nicht den Lieblingsvers. Es ist vielmehr so, dass mich in bestimmten Situationen bestimmte Verse stark ansprechen. Ich habe mal eine Jüngerschaftsschule besucht, da haben wir viele Bibelverse auswendig gelernt. Es fallen mir dann sehr unterschiedliche Verse in den jeweiligen Lebenssituationen ein.
Zum Beispiel kann ich mich erinnern, dass mir mal ein ganzes biblisches Buch sehr wichtig geworden ist. Und zwar war das, als ich ein Kind verloren hatte, da habe ich das Buch Hiob gelesen und bin dadurch getröstet worden. Da hat sich einiges ganz neu erschlossen. Das Buch Hiob hat mich dann noch weiter begleitet: Ich wurde wieder schwanger und habe dann in einem Chor einen von Brahms vertonten Hiob-Text mitgesungen. Es kam die Zeile vor: „Denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer*' und ich spürte wie das Kind im Bauch boxte, als wollte es mich darauf hinweisen, dass ich gerade das Erbarmen Gottes am eigenen Leib erleben konnte. Das war für mich in diesem Zusammenhang sehr bewegend.

Was würdest du diesem Kind, deinen Kindern insgesamt gerne weitergeben?
Das Wichtigste: Dass es Gott gibt und dass er sie liebt, dass sie bedingungslos angenommen sind und dass sie in Jesus ein Fundament haben, auf das sie ihr Leben bauen können. Ich hoffe, bete und vertraue auf die Gnade Gottes, dass das gelingt. Ich möchte ehrlich sein und die Kinder an meiner Beziehung zu Gott teilhaben lassen, denn wir als Eltern prägen unsere Kinder. Wie sie sich schließlich entscheiden werden, haben wir nicht in der Hand.

Wenn du eine Millionen (Euro) gewinnen würdest....
Da hab' ich noch nie drüber nachgedacht! Ich denke, unser Leben würde sich nicht wesentlich ändern, denn wir leben genau das Leben, das wir leben wollen. Vielleicht würden wir eine große Reise machen...

Was gefällt dir an unserer Gemeinde?
Anstoß, in die Jakobigemeinde zu gehen, war die Suche der Gemeinde nach jemandem, der Orgel spielt. Angesprochen hat mich die einladende Atmosphäre für die Mitarbeit Ehrenamtlicher. Ich hatte immer das Gefühl, persönlich wichtig genommen zu werden, und dass der Gemeinde an uns als Menschen (nicht nur als Funktionsträger) was liegt. Das geistliche Umfeld, die Art und Weise, wie Glaube verstanden und Gemeinde gelebt wird, entspricht uns und wir fühlen uns wohl in den Gottesdiensten und mit den Menschen.

Und was könnte in der Gemeinde anders sein?
Für uns ist es manchmal schwierig, im Gottesdienst unsere Kinder im Griff zu behalten und trotzdem den Gottesdienst zu genießen. Mir fällt allerdings auch keine Lösung dafür ein. Für uns ist nicht so optimal, dass wir nicht in Freiberg wohnen und Gemeinde so etwas von Ferne erleben, da die Kinder auch lokal in Aktivitäten eingebunden sind.

Was du schon immer mal sagen wolltest oder was gerade obenauf liegt?
Da fällt mir ein Bibelvers ein: „Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist: Christus".

Vielen Dank, Suse, für deine Zeit und dieses offene Gespräch.
Das Interview führte Matthias Rudloff


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11
Oktober und November 2008

Hans-Dieter Kuhnt

Es gibt in der Gemeinde eigentlich niemanden, den Hans-Dieter Kuhnt nicht kennt. Dass er die Menschen so im Blick hat und mit größter Aufmerksamkeit die Menschen beobachtet und deshalb weiß, wie es ihnen geht, hat sicher mit seinem Beruf zu tun. Schließlich muss er als Revierförster seinen Wald mit allem, was darin lebt, auch sehr genau kennen, um zur richtigen Zeit die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Seit 1980 zur Jakobi-Gemeinde gehörig, trägt er nun schon rund 25 Jahre lang Verantwortung im Kirchenvorstand und trägt mit steter Freundlichkeit und Liebe zum Gelingen des Gemeindelebens bei. Ob er - übrigens fast immer mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau, die als katholische Christin genauso zu unserer Gemeinde steht - am Büchertisch anzutreffen ist, Fahrdienste für ältere Gemeindeglieder übernimmt, Kirchenkaffee vorbereitet, mit genießt oder aufräumt, beim Freiberger Allerlei die „halbe Gemeinde" mit leckeren Speisen versorgt, Gemeinde aktuell austrägt" - immer hat er ein gutes Wort für seine Mitmenschen. Außerdem schlägt sein Herz leidenschaftlich für die Jakobikirche, weshalb er sich auch in der „Gesellschaft zur Erhaltung der Jakobikirche e.V." einbringt. Das Gespräch führte Gundula Rudloff.

Herr Kuhnt, wie würden Sie den Satz zuende führen: Gemeinde ist für mich.....
Geborgenheit, Beziehungen, Austausch, Feste feiern. Zum bedeutendsten Fest ist mir übrigens das Osterfest geworden. Das Jesus lebt, das ist das wichtigste.

Was begeistert Sie am meisten, wenn Sie an unsere Gemeinde denken?
Die Gottesdienste und die Begegnungen, die dadurch entstehen. Wenn ich sonntags nicht zur Kirche ginge, wäre für mich die ganze Woche gelaufen.

Wie sind Sie zum Glauben gekommen?
Mit 22 Jahren habe ich mich erst konfirmieren lassen. Ich bin zwar in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, aber der Glaube ist bei mir erst langsam gewachsen - bis ich wusste: Ich will unbedingt vor dem Studium konfirmiert werden. Das muss mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu tun gehabt haben; jedenfalls habe ich dann ein Jahr lang mit fünf anderen Erwachsenen zusammen Unterricht gehabt.

Was ist für Sie eine besondere Erfahrung mit Gott?
Mein ganzes Leben! Ich wüsste gar nicht, wie das ohne Gott gehen sollte!!

Dabei haben Sie doch auch so manches Schwere zu tragen. Ich denke nur mal an die letzten Jahre, die durch viel Krankheit geprägt waren und sind, denn ohne Schmerzmittel geht es ja schon lange nicht mehr. Ist das nicht sehr bitter?
Nein, denn zum einen könnte es noch viel schlimmer sein und zum ändern ist es gut, zu erfahren: dem Menschen sind Grenzen gesetzt. Durch alles hindurch wird man geläutert und dadurch noch dankbarer. Zu den besonders wertvollen Erfahrungen während meines Krankenhausaufenthaltes gehörten Gebete und Besuche von lieben Gemeindemitgliedern, besonders auch aus dem Gebetskreis der Gemeinde. Das zu wissen, hat mich sehr berührt. Seitdem bete ich auch intensiver für andere Menschen, die krank sind. Das gehört für mich jeden Tag dazu. Außerdem habe ich keine Angst vor dem Sterben, denn - um es mit einem Bibelwort zu sagen - „ich weiß, dass mein Erlöser lebt".

Haben Sie Vorbilder?
Ja, Menschen, die ehrlich sind und von der Vergebung leben.

Was wünschen Sie sich am meisten für unsere Gemeinde?
Dass wir unserm Gott in allem Tun den Vorrang geben. Und mein Traum von Gemeinde ist Eintracht, dass wir von der Vergebung leben und aufeinander zugehen. Da könnten wir viel erreichen!

Gibt es einen Bibelvers, der Ihnen besonders wichtig ist?
Mir ist die ganze Bibel besonders wichtig.... „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." (Johannes 16,33) Oder: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe..." (Psalm 121) Alles, was mit Trost zu tun hat, ist mir sehr wichtig.

Mögen Sie einen persönlichen Wunsch für Ihr Leben verraten?
Ich möchte gern zusammen mit meiner Frau lange in Gemeinde sein können, in guten Beziehungen leben und ohne viel Luxus.

Welches ist die wichtigste Frage, die Sie gern von Gott beantwortet hätten?
Ich denke, Gott macht schon alles richtig!

Herr Kuhnt, herzlichen Dank für das Gespräch und dass Gemeinde jeder Zeit auf Sie zählen kann! Gott segne Sie dafür!


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10
August und September 2008

Annegreth Aßmann

Wenn der Name Annegreth Aßmann auftaucht, hört man schon automatisch „Bakigo" mit, also Kindergottesdienst-Projekt unserer Gemeinde, das sie zusammen mit anderen Mitstreitern vor bald 6 Jahren ins Leben gerufen hat (siehe Deckblatt). Für das Mitarbeiterteam da sein, die thematische Seite vordenken und Inhalte kreativ gestalten, für jedes Bakigo-Treffen ein neues Anspiel schreiben.... Das ist zur Zeit ihr Schwerpunkt bei uns in der Gemeinde. Ihre vielfältigen Gaben hat sie allerdings schon an vielen anderen Stellen eingesetzt, etwa im Kirchenvorstand (von 1996 bis 2002) oder wenn es um kreatives Gestalten vor allem in der Kirche ging.... Dass sie außerdem von ihren drei Teenie-Kindern (13,16,19 Jahre) gefordert wird und als gelernte Krankenschwester in einer Anästhesie-Praxis arbeitet, lässt erahnen, dass ihr Alltag manchmal turbulenter aussieht, als ihr lieb wäre. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie als Tochter eines Kantorkatecheten von Kindesbeinen an immer und überall am Gemeindeleben beteiligt gewesen war, sieht sie zwar auch kritisch und möchte sie ihren Kindern nicht zumuten, dennoch hat sie mit Matthias einen Ehemann mit der selben Berufsgruppe erwählt. Das erklärt auch die Wohnung im Gemeindehaus direkt neben der Kirche - mit allen „Risiken und Nebenwirkungen" wie z.B. manches Geklingels an der Tür, das einen ja eigentlich nichts angeht.....
Das Gespräch mit ihr führte Gundula Rudloff.

Anne, woher hast du dein großes Herz für Kinder?
Als unsere Tochter (das zweite Kind) zur Welt gekommen ist, war das Gefühl, von Gott so reich beschenkt zu sein so stark, dass ich mich als Mitarbeiterin für den Kindergottesdienst unserer Gemeinde gemeldet habe.

Das ist ja dann schon 15 Jahre her. Was ist dir in dieser Zeit zum wichtigsten geworden, was du Kindern in diesem Rahmen gern weitergeben möchtest?
Dass sie Jesus als ihren HERRN aufnehmen, damit sie Halt und Richtung im Leben haben.

Wie war das bei dir selber? Wie hast du diesen Halt im Leben gefunden?
Mein Vater hat mich regelmäßig zum Jugend-Gottesdienst mit Theo Lehmann nach Dresden mit genommen. Dort wurde immer aufgerufen, einen konkreten Glaubensschritt zu tun, indem man nach vorne kommt und das im Gebet mit Jesus festmacht. Das habe ich auch irgendwann getan, ich glaube, da war ich in der 7.Klasse.

Was begeistert dich am meisten in Gemeinde?
Zusammen auf dem Weg zu sein zum selben Ziel, sich einander ermutigen, füreinander beten, geistlichen Austausch haben, Verbundenheit ohne viel Worte zu spüren.

Was würdest du gern frustrierten Gemeindegliedern sagen?
Dass Kirche immer aus fehlerhaften Menschen besteht und Christen auch keine perfekten Menschen sein müssen; dass wir uns nicht zu sehr von Äußerlichkeiten beeindrucken lassen dürfen.

Was ist dein größter Wunsch für unsere Gemeinde?
Dass Gottes Liebe unter uns so eine Ausstrahlungskraft gewinnt, dass jeder von uns als Christ am Lebensstil erkannt wird.

Wenn du den Einfluss hättest, die Kirche zu verändern, was würdest du tun?
Weniger verwalten und mehr den Menschen dienen.

Das Ziel für dein Leben?
Jesus ähnlicher werden; hören, was Gott will; einfach wachsam leben.

Wenn du reich wärst, was würdest du tun?
Viel reisen; die Welt kennen lernen.

Eine besonders wichtige Erfahrung mit Gott?
Es ist noch nicht so lange her, da war ich durch verschiedene Ereignisse, die mir schwer zu schaffen gemacht haben, sehr frustriert und auch enttäuscht von Gott, so dass ich fast meinen Einsatz für Kinder in der Gemeinde in Frage gestellt habe. Nur aus Gehorsam habe ich dann weitergemacht und gerade in dieser Phase erlebt, wie besonders viele Kinder ihr Leben Jesus anvertraut haben. Für mich bedeutet das: wenn wir ganz am Ende sind und zu Gott mit leeren Händen kommen, erfahren wir seinen Segen besonders stark und überraschend.

Ein Leben ohne Gott... - wie ginge der Satz bei dir weiter?
...wäre für mich wie Stau in einem endlosen Tunnel und plötzlich geht das Licht aus. Oder:... wie Stromausfall bei Sturm und du weißt gerade nicht, wo die Kerzen und die Streichhölzer sind.

Was ist die brennendste Frage, auf die du gern von Gott eine Antwort hättest?
Warum es so ist, dass es Menschen gibt, die kein Ja zu ihm finden und warum manche Gebete nicht erhört werden.

Welches Bibelwort bedeutet dir zur Zeit besonders viel?
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott." (Micha 6,8) Es erinnert mich daran, "wie ich meine Beziehung zu Gott leben kann; nämlich in Ehrfurcht vor ihm sein Wort lesen und es in meinem Alltag umsetzen.

Herzlichen Dank, Anne, für alle Klarheit und Ehrlichkeit. Gott beschenke dich weiter mit Vision - nicht nur für Kinder!


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9
Juni und Juli 2008

Markus Ssuschke

Wo in unserer Gemeinde ein Keyboard steht, ist Markus Ssuschke in der Regel nicht weit entfernt. Im Gegensatz zu dem Musikinstrument gibt es für Markus aber kein Datenblatt - Grund genug, ihn in Gemeinde aktuell etwas näher vorzustellen. Er hat fünf Geschwister, ältere und jüngere. Im Moment wird er im Freiberger Kreiskrankenhaus zum Gesundheits- und Krankenpfleger ausgebildet. Seine große Leidenschaft ist die Musik, speziell der Lobpreis. So trifft man ihn vorzugsweise bei den entsprechenden Veranstaltungen: Lobpreisabende, Lobpreis im Gottesdienst, Lobpreis in bakigo, Lobpreis in der Jungen Gemeinde, Lobpreis beim Spazierengehen... Mit ihm sprach (und lobpreiste) Rene Kaiser:

Markus, warum hat Lobpreis für Dich einen so hohen Stellenwert?
Hm. Ich war schon von klein auf musikalisch. Mit vier Jahren habe ich auf einem Spielzeugklavier herumgeklimpert, bis es kaputt war; mit sechs Jahren habe ich in der Musikschule angefangen, Keyboard zu lernen. Musik macht mir eben Spaß. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite stehen meine christliche Erziehung und der Sonntagsgottesdienst. Und die Verbindung beider Seiten, Musik und ein Leben als Christ, ergibt eben Lobpreis.

Du bist christlich erzogen, sagst Du. Was aber ist für dich „Leben als Christ" ?
Die Erziehung ist natürlich nicht alles. Wichtiger ist die Beziehung zu Jesus. Ich hatte das als Kind nie so richtig begriffen mit Jesus und so. Ich hab' zwar alles mitgemacht, aber den Sinn dahinter hab' ich nicht verstanden. Erst zur Konfirüstzeit 2003 ist mir das alles bei einem Segnungsabend klar geworden, dass Jesus um meinetwillen gestorben ist und ich durch dieses Opfer wieder freien Zugang zu Gott habe. Das ist alles total persönlich. Ich hatte mir an diesem Abend eine ruhige Ecke gesucht und gebetet, dass Jesus der Herr meines Lebens sein soll.

Und dann?
Naja, seitdem erlebe ich Gott. Ich bete um konkrete Anliegen meines Alltags und erlebe Gott darin. Das war dann der Beginn einer ganz persönlichen und lebendigen Beziehung zu Gott.

Hattest Du da mal ein Erlebnis mit Gott, das Dich ganz besonders geprägt hat?
Ja. Bis 2004 hatte ich ziemliche Schwierigkeiten, mit meiner Stiefmutter klar zu kommen. Ich habe zwar für unser Verhältnis gebetet - und sie auch, wie ich später erfahren habe -aber irgendwie war's immer angespannt. Dann haben wir uns eines Abends mal zusammen hingesetzt, uns ausgesprochen und Klarheit geschaffen. Am Ende haben wir uns in den Armen gelegen. Dass das mal so wird, hätte ich nie erwartet, das kann nur Gott machen.

Ein Leben ohne Gott - kannst Du Dir das vorstellen?
Nö. Nächste Frage?

Als Jugendlicher so ernsthaft ganze Sache mit Jesus zu machen und in der Gemeinde derart aktiv zu sein -hast Du manchmal Schwierigkeiten deshalb - gerade mit Gleichaltrigen?
Nö. Ein großer Teil meiner Freunde gehört ja wie ich zur Gemeinde und lebt wie ich. Meine Mitschüler akzeptieren das auch voll, ohne negative Kommentare. Allenfalls meine Eltern bremsen mich manchmal aus, wenn sie meinen, ich mache zu viel in der Gemeinde. Dabei gebe ich mir schon Mühe, genügend Zeit für die Familie übrig zu behalten - da sag' ich auch schon mal 'ne Bandprobe ab oder lass' den Hauskreis flachfallen...

Ich merke schon, Gemeinde ist Dir wichtig...
Ja. Gemeinde ist für mich ein Zufluchtsort. Ich kann kommen, wie ich bin; hier werde ich angenommen, wie ich bin. Ich kann meine Fähigkeiten einbringen. Und ich finde den Mix aus Alt und Jung in unserer Gemeinde genial.

Wie siehst Du den Gottesdienst? Würdest Du Dir nicht eine stärkere Betonung jugendlicher Themen wünschen?
Naja, für jugendliche Themen haben wir doch die Junge Gemeinde. Den Gottesdienst so richtig jugendgemäß zu gestalten, ist bestimmt gar nicht möglich - aber warum auch? Man muss doch den Gottesdienst für die gestalten, die kommen... Gottesdienst bedeutet für mich zuerst, wenigstens einmal in der Woche richtig zur Ruhe zu kommen, vor Gott zu sein. Ich genieße besonders die Zeit vor dem Gottesdienst; dasitzen, nachdenken, beten. Die Predigten, na ja. Manche berühren mich, andere nicht. Grundsätzlich bin ich froh über unseren Gottesdienst, ich meine, er ist ja offen für Neues, für Lobpreis. Aber Gottesdienst ist für mich auch nur ein Bestandteil unter anderen im Gemeindeleben. Es ist ja immer was los: Hauskreis, Bandprobe, JG, Chor, ...und eben Gottesdienst. So sehe ich das jedenfalls.

Gibt es etwas, das Du Dir in unserer Gemeinde irgendwie anders wünschst?
Hm. Wie formuliere ich das? Ich würde mir wünschen, ... na ja, dass der Glaube in der Gemeinde lebendiger wirkt, dass eine Begeisterung für Jesus spürbar wird. Dass im Gottesdienst mal jemand erzählt, was er mit Gott erlebt hat. Und mehr Akzeptanz für Lobpreis würde ich mir wünschen - dass Lobpreis als Gebet, nicht als bloßes Liedersingen gesehen wird. Und ich wünsche mir - das betrifft auch ganz besonders mich - dass mehr Offenheit dafür da ist, voneinander zu erzählen und miteinander zu beten. Die Angebote, gerade das Gebet während des Abendmahls bzw. nach dem Gottesdienst, sind ja da; man müsste es bloß mehr nutzen. Naja, irgendwie wünsch' ich mir die Gemeinde persönlicher, offener. Aber wie gesagt, da muss ich bei mir anfangen...

Zum Schluss: Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?
In zehn Jahren, warte mal... da bin ich siebenundzwanzig. Na, in Freiberg hoffentlich! Ich will hier in meinem Beruf arbeiten. Vielleicht bin ich dann auch Kirchenvorsteher? Und Jugendarbeit würde ich wohl sehr gerne machen. Ja, und Erfahrungen mit einer eigenen Lobpreisband will ich sammeln, richtig mit Auftritten und so.
Da hast Du einiges vor. Markus, ich wünsch' Dir, dass Du viele Deiner Träume umsetzen kannst - mit Gottes Hilfe.

Danke für das Gespräch!


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8
April und Mai 2008

Mike Emrich

Seine Sache ist es eigentlich nicht, anonyme Interviews zu geben. Was er viel mehr schätzt, ist das persönliche Gespräch. Dass diese Seite einige neugierig machen möge, ihn anzusprechen, damit er mehr zu den einzelnen Fragen erzählen kann - das ist sein Wunsch und seine Hoffnung, wenn er sich trotzdem zu diesem Gespräch bereit erklärt hat. Mike Emrich ist als langjähriger Kirchenvorsteher, Hauskreisleiter und handwerklich begabter Mensch, der vor allem die baulichen Belange der Kapelle Zug im Blick hat, vielen bekannt. Als gelernter Schmied hat er neben seinem ehrenamtlichen Engagement seinen jetzigen Arbeitsplatz im Wasserzweckverband als Spezialgerätefahrer im Abwasserbereich. Mit seiner Frau Katrin und seinen Töchtern Sarah und Rahel wohnt er in einem Zuger Huthaus. Mit ihm sprach Gundula Rudloff.

Wie bist du zum Glauben gekommen?
Über die Jugendarbeit der Ephorie Freiberg. Meine Schwester hat mich mitgenommen und so bin ich zu mehreren Rüstzeiten mitgefahren. Auf einer Freizeit habe ich die Entscheidung getroffen: Ich will, dass Jesus mein Leben in der Hand hat. Diese Grundentscheidung ist ein ganz wichtiger Punkt in meinem Leben - auch wenn ich mich immer wieder neu entscheiden muss, im Alltag mit Jesus zu leben. Außerdem bin ich in einem traditionell christlichen Elternhaus aufgewachsen.

Was treibt dich dazu, dich an so vielen Stellen für Gemeinde einzusetzen?
Ich bin davon überzeugt, dass Gott uns Menschen geschaffen hat, um mit ihm und untereinander Gemeinschaft zu haben und Gemeinde ist eine gute Gelegenheit dazu!

Wozu ist deiner Erkenntnis nach christliche Gemeinde da?
Um auszuführen, was Gott in dieser Welt will. Das ist der Hintergrund des biblischen Bildes vom „Leib Christi": Jesus ist das Haupt und wir sind die Gliedmaßen.

Erinnerst du dich an ein besonderes Erlebnis mit Gott?
Da fällt mir eine Situation auf Arbeit ein: Am Nachmittag wollte ich zu einem Rüstzeitvorbereitungs-Wochenende fahren (Kirchenwoche) und als ich morgens kam, erfuhr ich, dass ich eine Arbeitsauftrag hatte, den ich nicht bis zum geplanten Feierabend schaffen würde. Ich habe überlegt, ob ich den Chef fragen sollte, ob das jemand anders machen kann. Aber dann hatte ich den Eindruck, ich sollte Gott vertrauen, dass er das regelt und ich dem Chef nichts sagen soll. - Das scheinbar Unmögliche ist wahr geworden. Das war für mich ein starkes Erlebnis mit Gott, das mir geholfen hat, Gott zu vertrauen.

Wenn du die Macht hättest, etwas an Kirche zu verändern, würdest du...
... am liebsten alle Machenschaften des Bösen unterbinden wollen.
Aber - auch wenn's mir persönlich nicht gefällt: im guten Plan Gottes spielt das Böse auch eine Rolle, sonst ließe er es nicht zu. Umso mehr freue ich mich auf die ewige Herrlichkeit, wo es das Böse nicht mehr geben wird.

Hast du Vorbilder?
Eins meiner Vorbilder ist der britische Bibellehrer Derek Prince. Er konnte so gute, tiefgründige Lehre weitergeben, weil er Gottes Wort so ernst nahm und sich so intensiv damit beschäftigt hat.

Welches biblische Thema ist dir zur Zeit besonders wichtig?
Einheit, Liebe, Ehe.

Was liegt dir im Bezug auf den Kirchenvorstand besonders am Herzen?
Dass Einheit wächst. Einheit ist ein Grundwesenszug Gottes und weil sie ihm so wichtig ist, ist sie gut.

Wenn du nur noch kurze Zeit zum Leben hättest....
Dann würde ich meine Zeitstruktur neu ordnen und nicht mehr auf Arbeit gehen, um mich mehr Gott zuzuwenden und zu tun, was von ihm her gerade dran ist.

Das Wichtigste, was du deinen Kindern weitergeben möchtest, ist,
...dass sie eine gute Beziehung mit Gott haben können, der alles für sie hat, was sie brauchen und dass es sich lohnt, sich an seine Richtlinien zu halten, damit Gott segnen kann.

Hast du einen Wunsch für Gemeinde für's neue Jahr?
Ja! Dass es viel Zeit und Freiräume für Begegnungen mit Gott und untereinander gibt! Danke für das Gespräch und dir viel Segen persönlich, beruflich und in deinem Einsatz für Gemeinde!


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7
Februar und März 2008

Helga Kluge

Helga Kluge ist so etwas wie die „Seele der Gemeinde". Man vermutet kaum ihre hohen Lebensjahre, wenn man sie mit dem Fahrrad in Freiberg und Zug sieht - immer unterwegs für andere Menschen. Dabei hat sie beruflich einen durch und durch technischen Hintergrund: bis Ende 1991 arbeitete die Maschinenbau-Ingenieurin in der Präzisionsmechanik. Die gebürtige Breslauerin lebt seit 1945 in Freiberg und kennt sich in der „christlichen Szene" unserer Stadt bestens aus. Wohnortbedingt gehört sie seit 1981 zur Christophorus-Gemeinde, wo sie die Kirchenvorstands-Periode 1996-2002 mitgestaltet hat. Gebetskreis, Leitung des Freitags-Frauenkreises (Beutlerstr.) und Besuchsdienst sind seit Jahren ihre Haupteinsatzfelder, aber auch sonst fehlt sie eigentlich (fast) nie....
Mit ihr sprach Gundula Rudloff

Was kommt Ihnen zuerst, wenn Sie an Gemeinde denken?
Der Gottesdienst! Und dann die Gemeindekreise, die so wichtig sind für die persönliche Begegnung.

Wenn ich an Sie denke, kommt mir als erstes Ihr enorm großer Einsatz für andere Menschen in den Sinn. Was motiviert Sie, so viel für andere zu tun?
Ich bin froh, eine Aufgabe zu haben; für andere da zu sein, ist mir eine Freude! Der christliche Glaube hat mich geprägt: ich versuche, mich nicht nur um mich selbst zu drehen, sondern für andere da zu sein.

Das nächste, wenn ich an Sie denke, ist das Gebet; wer Gebet braucht, ist bei Ihnen immer an der richtige Adresse. Wie haben Sie das Beten entdeckt und welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Im Elternhaus habe ich es nicht gelernt, der Weg mit Glaube und Gebet begann als 14-Jährige, als ich wegen einer Lungenerkrankung längere Zeit in einer Heilstätte war. Eine gläubige Frau hat sich da um mich gekümmert und auf den Weg zu Jesus gebracht. Dann war ich immer in der Jungen Gemeinde und in der Gemeinschafts-Jugend habe ich die Gebetsgemeinschaft kennen gelernt. Seit Ende der 50-er Jahre gehöre ich zu einem Gebetskreis, den damals Pfr. Eichenberg gegründet hat. Das Beten ist mir mehr und mehr zu einem Bedürfnis geworden und so ist es gewachsen. Vielleicht ist es auch mein Konfirmationsspruch gewesen, der mich geprägt hat: „Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen." (1.Thessalonocher 5, 16-18) Das ist für mich wegweisend geworden, auch wenn ich es immer noch schwierig finde, alle drei Sätze immer zu beherzigen. Eine einschneidende Erfahrung war für mich, bei einer großen Veranstaltung zu erleben, wie Gott einmal durch einen mir völlig unbekannten Menschen zu mir redete und mich ermutigt hat. Insgesamt ist das Beten für mich nichts besonderes, sondern etwas ganz alltägliches, wenn ich zum Beispiel in meiner „Stillen Zeit" nach dem Lesen einer Bibelstelle frage: Herr, was sagst du mir dadurch?

Ein Leben ohne Gott wäre für Sie...
...trostlos! Ich würde sonst an schlimmen Ereignissen, die täglich aus der Nähe und Ferne auf mich einstürmen, kaputt gehen. Mit Gott habe ich die Gewissheit: auch, wenn ich nicht alles verstehe - einer sitzt im Regiment!

Gibt es außer Ihrem Konfirmationsspruch noch andere Bibelstellen, die Ihnen besonders viel bedeuten?
Gott spricht: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte." (Jeremia 31,3) und Jesus, der Auferstandene sagt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt." (Matthäus 28,20) Das erste Bibelwort beziehe ich gern auf mich persönlich; das zweite ist mir in Veränderungen und Gefährdungen der Kirche Trost: Jesus, der Herr der Kirche, verlässt sie nicht.

Sie sind ledig. Fühlen Sie sich eigentlich auch mal einsam?
Nein, bis jetzt noch nicht! Wenn in der Gemeinde nichts los ist, bin ich mit der Wandergruppe unterwegs oder helfe jemandem; durch mein Auto bin ich schließlich auch beweglich....

Menschen, die mit Glaube und Kirche nichts zu tun haben, möchte ich am liebsten folgendes sagen...
Dass es einen Gott gibt, der für sie da ist und der sie liebt!

Herzlichen Dank für das Gespräch und Gottes reichen Segen - nicht nur auf allen Ihren Gemeindewegen!


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6
Dezember 2007 und Januar 2008

Tobias Duteloff

Tobias Duteloff hat einen besonderen Bezug zu „Gemeinde-aktuell", ist er doch der Mann, der bereits seit kurz nach der Wende für das layout der Kirchennachrichten (wie es früher hieß) verantwortlich ist. Dass sich seitdem vieles verändert hat und er inzwischen nicht mehr handschriftliche Notizen von Pfr. Oertel abschreibt, um sie zu kopierfähigen Vorlagen zu machen, sondern digitale Informationen aus dem Pfarrhaus bekommt, die er in elektronisch versendbare, druckfähige Dateien verwandelt, versteht sich von selbst. Mit seinen zwei Berufen als Geologe und Zitherspieler hat er sich nach 12 Jahren Kirchenvorstand in der Christophorus-Kirchgemeinde 2002 gegen eine weitere Kandidatur entschieden, zumal es als Ehemann und Vater von Markus (14) und Jonas (11) durchaus noch mehr Herausforderungen gibt. Mit ihm sprach Gundula Rudloff.

Wie hat dein Bezug zu Kirchgemeinde eigentlich angefangen?
Durch meine Familie. Meine Oma hat schon im Gemeindehaus in der Beutlerstraße den Kindergottesdienst gehalten.

Und weil es so ungewöhnlich ist: wie bist du zum Zitherspieler geworden?
Das fing in der Grundschule an. Ich habe im Unterricht mit Lineal und Gummibändern gespielt. Als verschiedene Töne dabei herauskamen, sagte jemand: Das ist das Prinzip einer Zither. Irgendwo in der Familie gab es tatsächlich so ein Instrument und so begann mit 7 Jahren mein Selbststudium im Zitherspiel. 20 Jahre lang (von 1978 - 1998) habe ich in einem Orchester für Zupfinstrumente mitgespielt, bis ein richtiger Startschuss für mich das Zusammentreffen mit einer Zitherspielerin hier in Freiberg war (in so einer Kleinstadt wie FG ist normalerweise nicht zu erwarten, dass noch jemand Zither spielt). Seitdem machen wir zusammen sehr viel Musik, meist in regional organisierten Veranstaltungen, aber wir waren auch schon in Hannover bei der früheren Partnergemeinde, in Berlin, Magdeburg oder bei den Zithermusiktagen bei München.

Was ist das wichtigste, das du deinen Kindern mit auf den Lebensweg geben möchtest?
Ich hoffe, dass sie die Erfahrung machen: Jesus ist für mich da. Dann kann eigentlich nichts schief gehen.

Jesus ist für dich...
.. wie eine große Hand, unsichtbar, aber da, gerade auch in schlimmen Situationen.

Gemeinde ist für dich...
Bekannte treffen, reden, Ort, um Gottes Wort zu hören. Besonders prägend war für mich Gemeinde in DDR-Zeiten: Ort, der anders war, wo man anderes hören und reden konnte.

Was sind deine Wünsche für Gemeinde und Kirche von heute?
Gemeinde sollte vor allem Anwalt der Schwachen, Alten, Kranken sein; die Kirche sollte sich mehr in die Politik einmischen und in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten, um offensiv in die Gesellschaft hineinzuwirken.

Bei welchen Themen zum Beispiel?
Bundeswehreinsätze, Gesundheitsreform.

Kannst du uns von einem Erlebnis mit Gott erzählen?
Als erstes fällt mir ein, dass ich Gott durch meine Kinder erlebe; sie sind Wunder, von Gott gemacht. Danach fällt mir die Natur ein, die stärker als wir Menschen ist. Das sehe ich besonders im Frühling.... Das ist auch der Grund, warum ich beruflich immer schon mit Umwelt zu tun haben wollte.

Hast du schon mal an Gott gezweifelt?
Vielleicht, ob er manche Gebete erhört. Die Armee-Zeit hat mir sehr zugesetzt. Aber grundsätzlich habe ich nicht gezweifelt.

Eine Vision für dein Leben?
Mit Musik anderen Menschen (auch älteren!) Freude bereiten können! Ein Bibelvers, der dir wichtig ist? „Der HERR wird für euch streiten und ihr werdet stille sein." (2. Mose 14,14) Das ist unser Trauspruch, er hat uns in unserer Ehe begleitet. Gott wirkt immer, wenn man denkt: Hier bin ich mit meiner Kraft am Ende.

Herzlichen Dank und viel Segen bei all deinem Engagement, auch bei uns für Gemeinde-aktuell!


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5
Oktober und November 2007

Matthias Rudloff

Als „Pfarrmann" kam Matthias Rudloff im Jahr 2000 mit seiner Frau Gundula nach Freiberg. In seinem Hauptberuf arbeitet er als Maschinenbauingenieur in der Unternehmensentwicklung. In unserer Gemeinde ist er u.a. verantwortlich für einen Hauskreis, den Männerstammtisch, die Technik in der Jakobikirche. Darüber hinaus hat er von Herbst 2003 bis Sommer 2006 eine Ausbildung zum Prädikanten absolviert.
Im September 2005 kam Jonatan zur Welt, damit verfügt er jetzt auch über praktische Erfahrungen als Vater.

Jesus ist für dich....?
Ein sehr besonderer Mensch, ein großes Vorbild, der perfekte Seelsorger, ein brillanter Argumentator und Denker. Und er ist Sohn Gottes und damit für mich Retter, Erlöser und Sinnstifter.

Dein größtes Erlebnis mit Gott?
„Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit." (Daniel 9,18) Der Freund, der uns traute, hat diesen Trauspruch für uns ausgesucht. Ich war enttäuscht/entsetzt/verblüfft, als ich ihn bei der Trauung zum ersten Mal hörte, denn dieser Vers entsprach nicht meiner inneren Haltung. - Und dann klappte am Start unserer Ehe von den äußeren Bedingungen her zunächst überhaupt nichts. Ich wurde statt nach Bautzen, wo wir in einem christlichen Werk mitarbeiten wollten, nach Bremen als Zivi einberufen, Gundula bekam trotz Zusage dort keine Anstellung. 600 km auseinander und finanziell in der Luft... Und da fingen wir an zu beten! In den nächsten Wochen fügte sich vieles. Meine Zivistelle konnte ich nach Bautzen verlegen und es ergab sich auch eine gute finanzielle Absicherung.
Die Erfahrung, wie Gott es eingefordert hat, diesen Vers oder diese Haltung einzuüben, hat mich geprägt und war ein Schlüsselerlebnis.

Deine Botschaft für andere Menschen... ?
Gott will dich, deshalb ist dein Leben sinnvoll! Und ein paar Bibelverse fallen mir ein: „Jesus sagt: Kehrt um und glaubt an das Evangelium!" und „Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm".

Gemeinde ist für dich...
Zuhause, Ort der Gegenwart Gottes; ich habe den Wunsch, dass Gemeinde ein Raum der Heilung und des Heils ist.

Welche Vision hast Du für unsere Gemeinde?
Matthias Rudloff: Es ist wichtig, dass viele mittun, viele ihren Platz finden, wo sie sich einbringen, und dass sie so im Glauben wachsen können. Mein Wunsch frei nach Apostelgeschichte 2 ist, dass Gott zumindest wöchentlich Menschen zur Gemeinde hinzustellt.

Gab es Zeiten in deinem Leben, wo du an Gott gezweifelt hast?
Nicht an Gott dem Schöpfer; aber Jesus als Sohn Gottes habe ich lange Zeit nicht verstanden. Es hat mir nicht eingeleuchtet und ich habe es einfach weggeschoben.

Ein Bibelvers, der dir sehr wichtig ist?
„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst ?" Aus Psalm 8. Dieser Vers brachte mich über die Zweifel mit Gottes Sohn hinweg, genauer gesagt über die Frage, warum es wichtig ist, dass Jesus für unsere Sünden stirbt. Dieser Vers zeigte mir: Wenn Gott sagt, dass Jesus sein Sohn ist und für uns sterben muß - wer bin ich, dass ich das anzweifle?

Unter dem Reich Gottes verstehst du....?
So wie das Reich von August dem Starken dort war, wo er regiert hat und Macht hatte, ist das Reich Gottes da, wo Gott regiert. Das fängt in den Herzen einzelner Menschen an und kann sich so ausbreiten in Gemeinden, in Städten, vielleicht in Völkern. Und noch ein anderes: ..schon da.....noch nicht:. Das Reich Gottes ist zwar mit Jesus schon angebrochen, aber es ist noch nicht vollendet.

Was macht dir in deiner Rolle als Pfarrmann Spaß, und was siehst du als Herausforderung?
Ich habe mal sehr ernsthaft überlegt, Pfarrer zu werden, habe mich dann aber anders entschieden. Gut gefällt mir daran, dass ich durch die Zusammenarbeit mit meiner Frau diesen früheren Berufswunsch ein wenig leben kann. Durch diese unmittelbare Nähe zum Pfarramt bin ich nah dran an Gemeinde. Zusammen mit meiner Frau kann ich Sachen bewegen, diskutieren und gestalten. Es gefällt mir auch, dass es an diese Rolle nicht - wie bei einer Pfarrfrau - festgefahrene Erwartungen gibt. Eine Herausforderung war immer wieder die starke Beanspruchung von Gundula durch ihren Dienst: Ständige Präsenz, ständige Anrufe, Besuche, kaum Zeit, zumindest mal in Ruhe Abendbrot zu essen. Eine Herausforderung ist auch, bei manchen Anlässen nur Begleitperson zu sein - ich werde begrüßt, weil ich der Mann der Pfarrerin bin und nicht weil ich ich bin. Insgesamt überwiegen aber die Vorzüge.

Vielen Dank für das Gespräch, vor allem für Deine Offenheit. Man spürt Dir das Ringen mit Themen ab, für die es nicht immer glatte Antworten gibt. Themen, die nicht nur Pfarrmänner, sondern viel häufiger Pfarrfrauen betreffen und wahrscheinlich in vielen Partnerschaften und Beziehungen aktuell sind. Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude bei Deinem Engagement in Beruf und Gemeinde, Mut, sich unbequemen Fragen zu stellen und mutmachende Erfahrungen mit Gott.

Das Gespräch führte Regina Reimann.


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4
August und September 2007

Herrmann Bertlein

In der Welt herumgekommen ist er wirklich, denn aufgewachsen ist er als Pfarrerssohn in Santa Cruz, Brasilien. So spricht Hermann Bertlein auch heute noch fließend portugiesisch, wovon die Freiberger Studenten profitieren. Vor 10 Jahren erst kam er nach Freiberg - ein eingelöstes Versprechen an seine Ehefrau, in deren Heimat die beiden jetzt leben. Herr Bertlein ist 71 Jahre; vor vier Jahren wurde er in den Kirchenvorstand gewählt und bringt sich mit besonderer Liebe in unsere Gottesdienste ein.

Jesus ist für Sie....?
... der Anker, der mich hält. Mein Erlöser, an den ich mich halte; mein Begleiter durchs Leben.. Es ist wie bei den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus (Lukas 24): auf meinem Weg in unbekannte Zukunft entdecke ich: Jesus geht ja mit als Trost, Stärke, Zukunftshoffnung.

Können Sie uns von einer besonderen Erfahrung mit Gott erzählen?
Gotteserfahrung hat bei mir mit der Geburt angefangen, mit der Tatsache, dass meine Eltern Christen waren, mich christlich erzogen haben. Erfahrung mit Gott heißt für mich: seine ständige konstante Führung und Begleitung durch Ausbildung, Berufsleben, Familienleben. Das Gemeindeleben ist für mich regelmäßiges Erlebnis mit Gott.

Kirchgemeinde ist für Sie...
...Dienst Gottes an uns Menschen und Annehmen dieses Dienstes, den wir dann durch unsern Dienst praktisch umsetzen. Gemeinde ist für mich der Ofen, der mich warm hält, die Zusammengehörigkeit, die „Feuer und Flamme" sein lässt für Jesus Christus.

Unter „Reich Gottes" verstehen Sie...
Zweierlei: Das Reich Gottes ist das Ziel des Lebens bei Gott im Himmel und das Reich Gottes ist die Herrschaft Gottes hier auf Erden, die sich durch Glaube und Gemeinde manifestiert. Das ist der Ort, wo wir uns von Gott raten, trösten, vergeben lassen.

Ein Leben ohne Gott wäre für Sie...
...unvorstellbar! Wie ein Fisch ohne Wasser. Die Hölle, weil trostlos, hoffnungslos, ziellos, ohne Auferstehung nach dem Tod.

Welche Wünsche haben Sie für unsere Gemeinde, für die Kirche überhaupt?
Wachstum, innerlich und äußerlich. Ich wünsche mir Kirchengebäude, die nicht nur am 24.12. zu den Krippenspielen voller Menschen sind. Ich wünsche mir mehr Zusammengehörigkeit unter den verschiedenen christlichen Gemeinden und dass wir Christen unser Christsein besser, mutiger, fröhlicher, überzeugt von der Wahrheit der Bibel, tiefer im Glauben und aktiver im Alltag vertreten.

Was ist für Sie das Beste am Gemeindeleben?
Zusammen kommen, verbunden sein, sich unter Gleichgesinnten austauschen und vor allem singen!

Haben Sie einen Wunsch für unsere Leserinnen und Leser für's neue Jahr?
Dass sie Gemeinde-aktuell mit wachsender Neugierde und freudiger Erwartung noch lange lesen; dass sie finden, was sie anspricht, was Mut und Hoffnung macht - und Gottes Segen und Beistand!

Zum Schluss. Gibt es einen Bibelvers, der Ihnen sehr wichtig ist?
Mein Konfirmationsspruch. Den habe ich seit damals als Jugendlicher, als mein bewusster Glaube begann, nie vergessen: Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen. (1. Tim: 6,12)
Glaube ist ein Bekenntnis, denn man kann ihn nicht festzuhalten, wie einen Gegenstand. Es gibt so viel, was ihn zu rauben droht. Deshalb ist Glaube immer wieder Kampf.

Das Interview führte Gundula Rudloff.


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3
Juni und Juli 2007

Marianne Weiß

Marianne Weiß ist verheiratet, hat 4 Kinder und 5 Enkel.

Wer ist Jesus für Sie?
Alles! Von ihm hängt alles in meinem Leben ab.... In guten und in schlechten Zeiten.....

Können Sie uns von einem besonderen Erlebnis mit Gott erzählen?
Ich hatte einmal eine Gallen-Operation, in deren Folge mein Leben am seidenen Faden hing. Ich habe gemerkt, wie Jesus hinter mir gestanden hat; die Angst ist der Ruhe gewichen.

Gemeinde ist für Sie....
..wie eine Familie, wo ich immer wieder aufgerichtet werde!

Und ein Leben ohne Gott wäre...
... wie Sommer ohne Sonne.

Was gehört zu Ihren wichtigsten Gebetsanliegen?
Die Bewahrung meiner Kinder!

Gibt es einen Bibelvers, von dem Sie spontan sagen könnten, dass er Ihnen viel bedeutet?
„Der HERR ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln." (Psalm 23,1) oder „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch." (1. Petrus, 7)

Herzlichen Dank für das Gespräch!


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2
April und Mai 2007

Veronika Günther

Veronika Günther ist seit 1988 im Kirchenvorstand Jakobi; als Vorsitzende unserer vereinigten Kirchgemeinde Jakobi-Christophorus laufen bei ihr (fast) alle Fäden zusammen; ob- wohl sie Hebamme am Freiberger Kreiskrankenhaus ist und in der Firma ihres Mannes tätig, könnte man meinen, sie habe eine Vollzeit-Anstellung bei der Kirche. Sie hat 3 Kinder und bisher 4 Enkel.

Wer ist Jesus für dich?
Jesus ist für mich die Mitte meines Glaubens und damit auch meines Lebens. Ohne seine Erlösung wäre für uns sündige Menschen die Trennung von Gott ewig - für mich unvorstellbar. Durch sein menschgewordenes Sein auf dieser Welt ist die dreieinige Gottheit für mich etwas begreifbarer, vorstellbarer geworden. Wir Menschen haben ein Bild, das uns hilft, wenn wir an Gott denken.

Gemeinde ist für dich...
... der Versuch, eine Gruppe zu sein, die im Bewusstsein der Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen anders miteinander umgeht, als dies im all- gemeinen üblich ist. Das kann ein Beispiel oder Vorbild für noch nicht gläubige Menschen sein. Unter dem Motto: „Wirkt durch euer Leben" oder „Gelebte Liebe".

Ein Leben ohne Gott wäre für dich wie...
...ein Auto ohne Motor, das ebenso benötigte Benzin ist die Liebe, die es ohne Gott gar nicht gäbe in dieser Welt.

Kannst du uns eine Bibelstelle nennen, die dir sehr wichtig ist?
Philipper 4,13: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus." Das, was uns Menschen möglich ist zu tun, können wir durch Gottes Liebe selbst erledigen. In Christi Namen sollen wir Gott um das Menschenunmögliche bitten. Das ist z. B. geschehen in den Leipziger Montags- gebeten, die einmal zur Einheit Deutschlands führten und jetzt erst wieder die Befreiung der Geiseln ermöglichten. Durch Gott wird das Menschenunmögliche auch in dieser Welt möglich.

Was gehört zu deinen größten Gebetsanliegen?
Immer mehr Menschen sollen erkennen, dass ein Leben ohne Gott eigentlich keinen wirklichen oder erstrebenswerten Inhalt und kein Ziel hat. Das Vertrauen immer wieder neu zu haben, dass durch Gott Unmögliches möglich werden kann.

Erzähl uns ein Erlebnis mit Gott!
Ich betreute eine Bekannte während der Geburt ihres 2. Kindes. Das erste war mit Kaiserschnitt viel zu früh geboren und daher lange in der Kinderklinik gewesen. Das ungeborene Kind signalisierte, dass es ihm nicht be- sonders gut ging. Ich empfahl dem werdenden Vater: „Rufe an, wer mit dir beten kann, damit es jetzt sehr schnell geht, sonst wird es wieder ein Kaiserschnitt." 10 min ! später war das Mädchen geboren, eine Zeit, die für diesen Fall völlig unmöglich erschien.

Was verstehst du unter Reich Gottes?
Reich Gottes ist auch hier in unserer Welt, wenn wir Menschen selbstlos und in Liebe miteinander umgehen. Das sind eben leider nur Einzelsituationen. Wir sollten sie uns aber bewusst machen und in Erinnerung behalten, denn das ist das wahre Glück. Wenn in mir nur Liebe ist und kein minderwertiger Gedanke Raum hat, kann ich zu diesem Glück beitragen. Leider sind das seltene Momente in meinem Leben, da mich immer wieder die nur zu weltlichen Gedanken und Probleme im Griff haben.

Vielen Dank für deine persönlichen Antworten!


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1
Februar und März 2007

Christian Schulz

Wie eine Computermaus ohne PC..." Gemeinde lebt von einzelnen Menschen - Menschen „wie Du und ich". Deshalb ist es gut, wenn wir einander von dem erzählen, was uns am Glauben wichtig ist.
Wir sprachen mit Christian Schulz. Der Student der Wirtschaftswissenschaften ist verlobt, fand vor einem reichlichen Jahr zum Glauben und ließ sich im Juni 2005 in der Kapelle Zug taufen. Er ist Mitarbeiter im Alpha-Team und gehört zu einem unserer Hauskreise.

Wer ist Jesus für Dich?
Die wichtigste Person in der Geschichte, das Zentrum der Menschheitsgeschichte und zugleich das größte Wunder und das größte Geschenk. Er ist mein Erlöser, der schon alles getan hat, was für mich entscheidend ist, bevor ich geboren wurde. Er ist der Einzige, der mich immer versteht, weil er mich besser kennt als ich mich selbst. Oft sag ich einfach wie Thomas zu Ihm: „Mein HERR und mein Gott." (Joh 20, 28). Er ist der, den ich bis zu meinem letzten Tag auf dieser Erde immer besser kennen lernen will und dem ich immer ähnlicher werden möchte.

Was ist Dein größtes Erlebnis mit Gott?
Die Heilung meines Rückens. Ich litt ca. zwei Jahre lang an schlimmen Rückenschmerzen, die mich vor allem nachts heimsuchten. Jede Nacht stand ich auf, machte Rückenübungen, bereitete eine Wärmflasche vor, und wälzte mich den Rest der Nacht auf dem Boden. Mehrere Ärzte und auch wiederholte Physiotherapie konnten nicht helfen. Ich hatte mich schon damit abgefunden und mit immer bleibenden Schmerzen gerechnet bis ich eines (schmerzvollen) Abends Gott bat, mir zu helfen. Danach legte ich mich verzweifelt ins Bett und bin seit dem darauf folgenden Morgen schmerzfrei. Das ist nun zehn Monate her.

Deine Botschaft für andere Menschen?
Hier möchte ich gern unterscheiden. An alle Christen: Strebt mit eurer ganzen Seele, eurem Herzen und eurem Denken danach, Jesus immer besser kennen zu lernen. Wer Ihn kennt, kennt den Vater. Dient Ihm und den Menschen. An alle Nichtchristen: Probieren geht über studieren. Man kann rätseln und diskutieren und argumentieren bis man umfällt. Man wird die Wahrheit über etwas nie erfahren, wenn man sich nicht darauf einlässt. Und wer sich auf Jesus einlässt, der wird nie mehr verlassen. Der höchste Sinn der Vernunft ist es, zu erkennen, dass Vernunft allein nicht ausreicht (Thomas von Aquin).

Ein Leben ohne Gott wäre für Dich wie... ?
Ich merke gerade, dass es mir sehr schwer fällt, mir das vorzustellen. Und darüber bin ich sehr froh. Deshalb ein Vergleich: Ein Leben ohne Gott wäre für mich wie eine Computer-Maus ohne Verbindung zum PC. Erst durch diesen Anschluss kann sie ihre Funktion erfüllen, ihren Sinn erkennen und eine „Beziehung" zum PC haben.

Welcher Bibelvers ist Dir sehr wichtig?
„Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das erste ist vergangen. (Offenbarung 21, 3-4)

Was ist Dein größtes Gebetsanliegen?
Die geistliche Erweckung Deutschlands. Auch wenn dies weiter entfernt scheint als dass wir es uns vorstellen können denke ich doch, dass es wichtig ist, dass wir (als Gemeinde) dafür beten.

Vielen Dank für die Offenheit, Christian.





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