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Oktober und November 2013
Antje Bauch lebt seit 2000 in Freiberg und ist mit Thomas verheiratet. Sie ist Mutter zweier Kinder (1 und 4 Jahre) und arbeitet in Weißenborn als Laborverantwortliche in der Papierfabrik Felix Schoeller. Die Jugend liegt ihr sehr am Herzen, deshalb ist sie im Leitungsteam der Junge Gemeinde. Neben Beruf und Jugendarbeit wird sie noch für die Ausgestaltung der „Evas-Abende“ kreativ. Ronny Dietrich traf sich mit ihr im neuen Heim in der Beutlerstraße zum Interview.
Vor 13 Jahren bist du nach Freiberg gekommen und seitdem
Mitglied unserer Gemeinde. Was gefällt dir und was für Wünsche hast du
für unsere Gemeinde?
Ich habe mit Freuden beobachtet, dass mit der Zeit immer mehr Familien
in unserem Alter hinzugekommen sind. Als junge Familie haben wir es
uns gewünscht, Menschen in der Gemeinde zu finden, die in gleichen
Lebenslagen sind und mit denen wir Gemeinschaft haben können. Heute
finde ich den Mix aus Jung und Alt, wozu natürlich auch alle
dazwischen gehören, sehr schön und bereichernd. Es gibt vielseitige
Angebote und Veranstaltungen, wo für jeden etwas dabei ist. Die
Jugendarbeit finde ich richtig gut und liegt mir auch besonders am
Herzen, nicht nur, weil ich im Leitungsteam bin, sondern weil auch die
Jugend so klasse ist. Für unsere Gemeinde wünsche ich mir ein noch
stärkeres Zusammenwachsen der Generationen.
Wie bist du zum Glauben gekommen?
Als Kind christlicher Eltern gehörten Christenlehre und Konfirmation
dazu und Jesus war eigentlich schon immer irgendwie dabei. Auf einer
Pro Christ-Veranstaltung hat mich Gott dann direkt angesprochen. Ich
habe dort mit 14 Jahren so richtig „ja“ zu Jesus gesagt, das war nach
meiner Konfirmation.
Hast du ein Motto, wenn es um Glauben, Leben und Gemeinde geht?
Ja. Ich möchte aus der Vergebung heraus leben, d.h. weil mir durch Jesus alles vergeben ist, kann auch
ich vergeben. Außerdem ist mir der Bibelvers „Die Freude am HERRN ist
eure (bzw. meine) Stärke“ (Nehemia 8,10) ein ständiger Begleiter.
Was ist dir im Glauben und Christsein wichtig? Was ist deine
Leidenschaft?
Für mich ist die persönliche Beziehung zu Jesus Christus sehr wichtig.
Ich kann im Alltag nur als Christ leben, wenn Jesus mit mir ist, nur
dann wird nach außen auch sichtbar, was in meinem Herzen brennt. Aber
auch in persönlichen Beziehungen mit anderen Menschen zu leben,
besonders mit Jugendlichen, sie zu begleiten, ihnen zu dienen und für
sie da zu sein, ist mir ein großes Anliegen.
Was fasziniert dich an Jesus Christus?
Ganz klar der Umgang Jesu mit den Menschen. Er hat immer in Liebe
gehandelt und war dabei stets bestimmt und hat es immer auf den Punkt
gebracht. Die Fehler und Schwächen der Menschen kannte er und doch hat
er jeden geliebt. Jesu Konsequenz, den Plan des Vaters zu vollenden
bis in den Tod hinein und darüber hinaus, fasziniert mich.
Was ist für dich das größte Erlebnis mit Gott? Kannst du von
geistlichen Erfahrungen berichten, die dich sehr berührt haben?
Im Muttersein führt mich Gott in den Situationen, die man nicht selbst
beherrschen kann. Ich sehe immer wieder, wie wir beschenkt werden
durch Bewahrung, mit Liebe und Geduld. Gott hilft mir, indem er mir
zeigt, wie ich in bestimmten Situationen mit meinen Kindern umgehen
soll. In Erziehungsfragen kennt er sich aus. Wir können oft nicht
erahnen, wie unsere Erziehungsmethoden auf Kinder wirken und wie wir
sie vielleicht verletzen.
Im September startet nun ein neuer Glaubenskurs speziell für Mütter
(und für Väter). Was hat dich bewegt, den Kurs mitzugestalten?
Ich bin gerade noch in Elternzeit zu Hause und wollte die mir
vergönnte Zeit nutzen, um mich mit anderen Müttern zu unterhalten, die
Jesus vielleicht noch nicht kennen. Ich bin gespannt, wie weit und
tief man in einem Glaubenskurs mit Müttern und Babys kommen kann. Es
wird auch eine Kinderbetreuung angeboten, aber in wie weit eine
kinderfreie Gesprächszeit möglich ist, bleibt abzuwarten. Ich bin
voller Hoffnung und Freude zu sehen, was Gott macht. Im Glaubenskurs
wird es 7 Vormittagstermine geben, jeweils mit Frühstück, Lobpreis,
thematischen Impulsen und Zeit zum Reden.
Was möchtest du gern anderen Menschen weitergeben?
Gott steht über allen Problemen, jeder kann kommen, egal womit: großen
oder scheinbar kleinsten Problemen; Gott nimmt sich aller an.
Besonders bei Jugendlichen ist es mir sehr wichtig, ihnen zu sagen:
Gott liebt dich so wie du bist! Oft sehen sie sich in einem falschen
Licht. Ihr Selbstwertgefühl ist manchmal nur gering. Aus eigener
Erfahrung kann ich als Mutter sagen, jeder darf Fehler machen, wir
müssen nicht perfekt sein und in Erziehungsfragen muss ich nicht alles
allein machen. Wir dürfen die Dinge auch Gott anvertrauen und gelassen
sein.
Gibt es ein Bibelwort, das dich bewegt?
Ja, unser Trauspruch aus 1.Korinther 3,11: „Das Fundament, das bei
euch gelegt wurde, ist Jesus Christus. Niemand kann ein anderes oder
gar besseres Fundament legen.“
Mir war für eine Ehe immer wichtig, dass mein Mann ein Christ ist,
denn es gibt keinen anderen Grund, der besser trägt, als Jesus.
Wenn du unsere Stadt ansiehst, gibt es da etwas, was du dir
wünschst?
Es gibt viele Hauskreise, Junge Gemeinden und Angebote für Studenten.
Für die Zeit nach der JG gibt es jedoch aus meiner Sicht kaum Angebote
speziell für junge Erwachsene, Singles oder junge Paare. Hier wünsche
ich mir mehr Möglichkeiten, dass der Glaube junger Erwachsener
vertieft und gefestigt werden kann.
Wer dich kennt, bemerkt sofort deine offene und freundliche Art.
Woher kommt das?
Mein Vater ist mir ein großes Vorbild. Er ist ein sehr lebensfroher
Mensch. Außerdem habe ich da mit großer Wahrscheinlichkeit aus meinem
Elternhaus auch eine Haltung der Dankbarkeit vermittelt bekommen.
Ebenso das „nicht auf andere blicken“ und „versuchen, nur auf Gott zu
schauen, um zu sehen, was er für mich hat“.
Wie hast du eigentlich deinen Mann Thomas kennengelernt?
Wir haben uns 2001 weit von Freiberg entfernt auf einer CVJM-Rüstzeit
in Spanien kennengelernt. Wir haben dann, nach 4 Jahren des
Kennenlernens, 2005 geheiratet.
Was machst du in der Freizeit?
Ich lese gerne historische Romane und bastle gern. Zeit dazu finde
ich, wenn unsere Kinder abends im Bett sind.
Ihr seid gerade ins Gemeindehaus um-/eingezogen. Habt Ihr euch
schon eingelebt?
Wir sind hier schon gut angekommen und auch herzlich angenommen
worden. Wir sind glücklich über die tolle Wohnung mit großem Garten,
die vielen netten Gespräche mit Gemeindemitgliedern und wir freuen uns
auch zukünftig auf viele weitere Begegnungen mit Menschen hier im
Haus.
Du bist im „Evas-Team“ dabei, was ist das Besondere daran?
Das Konzept – ein spezielles Angebot für Frauen, die einen Abend lang
dem Alltag entfliehen können und bei einem vielfältigen Programm aus
Lyrik, unterhaltsamer Musik, geistlichen Impulsen, Snacks und guten
Gesprächen einfach mal sie selbst sein dürfen.
Es macht mir Freude, mich mit meiner Kreativität beim Basteln von
kleinen Präsenten und auch bei der Ausgestaltung der Abende mit
einzubringen.
Die Evas machen sich nun mobil. Warum jetzt ein ganzes Wochenende?
Wir haben gemerkt, dass die einzelnen Abende immer wie im Fluge
vorübergehen und meist viel zu schnell zu Ende sind. Deshalb möchten
wir dieses Angebot einmal auf ein ganzes Wochenende ausdehnen. Auf
diese Art bietet sich mehr Raum für das gegenseitige Kennenlernen,
ausführlichere Gespräche und intensivere Begegnungen. Und es gibt
natürlich auch genügend Zeit für geistliche Impulse und Lobpreis.
Vielen Dank für das offene Gespräch.
39
Juli, August und September 2013
Daniel Liebscher ist mit Susann verheiratet. Sie
haben zwei Mädchen: Hannalena und Klaramarie.
Anfang August werden sie in die Pfarrwohnung in der Pfarrgasse 36
einziehen. Ab 1.9.2013 wird Pfarrer Daniel Liebscher der Nachfolger
von Gundula Rudloff in der Jakobi-Christophorus-Gemeinde.
Wer dir begegnet, spürt sofort deine offene, freundliche Art. Was
haben dir deine Eltern mitgegeben?
Danke für das Kompliment, ich gebe das gerne weiter, an Gott, der mich
gemacht hat. Von ihm möchte ich mich immer wieder füllen und verändern
lassen. Tatsächlich bin ich auch sehr dankbar für das, was ich von
meinen Eltern mitbekommen habe. Das Wichtigste ist dabei der Glauben.
Die Offenheit für Gott und füreinander und die Freundlichkeit
miteinander konnte ich als Ältester in einer großen Familie mit 11
Personen gut trainieren.
Wie hast du deine Frau kennengelernt? Wie lange seid ihr
verheiratet?
Während meines Theologiestudiums in Leipzig waren wir gemeinsam in
einem Studentenhauskreis. Als ich 1999 nach 3 Semestern in Tübingen
nach Leipzig zurückkam, war es um mich geschehen. Ich habe jede
Gelegenheit genutzt, sie zu sehen. Im Sommer waren wir gemeinsam auf
einem Missionseinsatz. Danach habe ich ihr gestanden, dass ich es
ernst meine. Sie hat sich die Sache gut überlegt, so dass unsere
Beziehung Ende des Jahres sehr sicher begann. Nach meinem
Studienabschluss heirateten wir im Juli 2001, vor 12 Jahren.
Meine Frau hat bis dahin Lehramt studiert. Durch körperliche
Beschwerden und meinen Dienstbeginn 2003 konnte sie leider ihren
Abschluss nicht machen. In den letzten 10 Jahren hat sie sich um ihre
Gesundheit und um unsere Kinder gekümmert und war in der Gemeinde
engagiert. Ich bin sehr glücklich, meine Frau Susann an meiner Seite
zu haben und mit ihr gemeinsam Gottes Wege zu gehen.
Kannst du uns deine beiden Mädchen vorstellen?
Ja gerne, unsere beiden Mädchen sind für uns sehr große Geschenke. Zu
Weihnachten 2004 ist unsere Hannalena geboren und reichlich 1,5 Jahre
später im August 2006 unsere Klaramarie. Sie machen uns viel Freude
und sind sehr kreativ, wie die Mama. Ich genieße es immer mehr, ein
Mädchen-Papa zu sein und wachse mit ihnen in diese Rolle hinein. Sie
brauchen jeden Tag eine Papa-Tobe-Zeit. Hannalena kommt jetzt in die
3. Klasse und Klaramarie wird am 24. August in Freiberg eingeschult.
Das wird unser erstes großes Fest in unserem neuen Zuhause.
Wie bist du zum Glauben gekommen? Was hat dich geistlich geprägt?
Meine Eltern haben uns Kindern einen lebendigen und praktischen
Glauben vorgelebt. Ich bin hineingewachsen und habe mit ca. 12 Jahren
nach einer Predigt mit einer persönlichen
„Unterschrift“ zu Gottes Rettungsangebot Ja gesagt. Beides gibt mir
ein festes Fundament.
Der Glauben ist für mich eine gelebte Beziehung mit Gott, dem Vater,
mit Jesus, dem Herrn, und mit dem Heiligen Geist, die sich auswirkt.
Ich konnte schon als Kind eine große Vielfalt geistlicher Impulse aus
verschiedenen Ecken der Christenheit mitbekommen.
Das hat mich sehr offen gemacht und mir eine geistliche Linie gegeben.
Dabei ist Jesus das Zentrum und der Heilige Geist nicht wegzudenken.
Ganz natürlich bin ich von zuhause her im Pfarrhaus in die Mitarbeit
eingebunden worden, das hat meine missionarische Grundausrichtung
gefördert. Auch für mein Studium war mir das Wort Gottes, der
lebendige Herr Jesus Christus, sein Heiliger Geist und die
Gemeinschaft mit anderen Christen die wichtigste Quelle und der
Maßstab.
Kannst du von geistlichen Erfahrungen berichten, die dich sehr
berührt haben?
Ja, es sind eine ganze Reihe von Erfahrungen, die mich sogar immer
wieder berühren. Ich bin begeistert von Gott, wie er mir seine Treue
zeigt und mein Vertrauen zu ihm stärkt. Schon als Kind habe ich
erlebt, wie mich Gott gerufen hat, zu ihm zu gehören, und später, ihm
zu dienen. Ich konnte auch den Heiligen Geist und seine Gaben erleben.
Ich kann nur staunen. Besonders habe ich Gottes Wirken in der
Mitarbeit bei Rüstzeiten oder Evangelisationen und in der Gemeinde
erfahren. Ganz sehr berühren mich die Momente, wenn Menschen zum
Glauben kommen und wenn ich sehen kann, was sich daraus entwickelt.
Ich genieße es, Gott im Lobpreis mit vielen gemeinsam zu ehren, immer
wieder Gottes Reden durch sein Wort und durch Zusagen bei Segnungen
und Gebet zu erfahren. So hat Gott unseren Weg als Ehepaar in meine
erste Pfarrstelle bestätigt und jetzt wieder den Wechsel nach
Freiberg.
Wie kam es, dass du dich auf unsere Pfarrstelle beworben hast? Was
hat dich in der Ausschreibung angesprochen?
Ich bin zuerst persönlich und direkt angefragt worden. Diese Anfrage
hat uns dann erstaunlicherweise nicht mehr losgelassen. Vieles, was
wir von der Freiberger Gemeinde hörten, hat sich mit dem gedeckt, was
uns auf dem Herzen liegt. Ganz besonders hat mich bewegt, dass es
darum geht, etwas weiterzuführen, was Gott begonnen hat. Dazu gehören
besonders Stichworte wie Geistliche Gemeindeerneuerung, Glaubenskurse,
Lobpreis, missionarisches Anliegen oder Kindergottesdienstprojekt. Ich
hatte viel Zeit, darüber nachzudenken, zu beten und mit meiner Frau zu
reden. Wir haben immer gesagt, wenn wir irgendwo hingehen sollen, wird
Gott uns rufen. Auf einmal war uns klar: Das ist ein Ruf. Und ich habe
den Kirchvorstehern gesagt: Wir sind bereit zu kommen. Danach haben
wir uns getroffen und nach der Ausschreibung habe ich mich dann
beworben.
Welche Themen werden wir oft in deinen Predigten hören? Was ist
deine Leidenschaft in Bezug auf Glauben und Gemeinde?
Darf ich gleich loslegen? Glauben heißt, eine Beziehung mit Gott
leben, die sichtbar ist und Folgen hat.
Wir sind berufen, Jünger zu sein und beauftragt, andere zu Jüngern zu
machen. Glauben heißt nicht etwas tun, sondern Gott hat alles für uns
getan. Lasst uns seine Liebe und Gnade annehmen, nutzen und
weitergeben. Wir sind nicht für uns selbst da, auch nicht als
Gemeinde, sondern für die Menschen. Und wir sind nicht alleine,
sondern Teil des Reiches Gottes. Gott hat etwas vor mit uns, mit
seiner Gemeinde, er hat den Plan und alle Möglichkeiten, deshalb lasst
uns ihm vertrauen und stellt euch ihm zur Verfügung. O.k., ich höre
erst mal auf. Für die Gemeinde wünsche ich mir, dass wir voneinander
wissen und füreinander da sind, dass wir gemeinsam für andere offen
sind und ihnen dienen. Auch hier geht es um Beziehungen.
Hast du Hobbys, treibst du Sport? Was machst du als Ausgleich zum
oft stressigen Pfarrdienst?
Das ist ein bisschen ein wunder Punkt. Zur Zeit nutze ich meine freie
Zeit meistens für meine Familie oder verbringe sie gerne mit Freunden
oder anderen Familien. Für Sport nehme ich mir fast keine Zeit. Aber
ich fahre z.B. gerne Ski, auch mit der Familie. Vielleicht kann ich in
Freiberg mehr auf`s Fahrrad steigen oder mal wieder Klettern gehen,
was ich bei unseren Rüstzeiten entdeckt habe.
Was ist dein Lieblingsbibelvers und was bedeutet er für dich?
Die in Jesus Christus sind, trifft keine Verdammnis. Römer 8,1
Weil ich zu Jesus gehöre, mit ihm verbunden bin, in ihm bin,
eingehüllt in seine Gerechtigkeit, eingewurzelt in seine Liebe, gibt
es für mich keine Verurteilung. Nichts, was ich tue oder nicht tue,
was ich gut mache oder falsch, nichts davon kann mich besser machen
oder schlechter. Niemand und nichts kann mich verurteilen, auch ich
selbst nicht, wenn ich mich auf das verlasse, was Jesus am Kreuz für
mich getan hat.
Ich kann das auch gut an der Bedeutung meines Namens „Daniel“
buchstabieren: Gott ist mein Richter. Ich bin nicht abhängig von dem,
was ich hinkriege und was nicht, oder wie andere mich beurteilen oder
verurteilen. Gott allein wird mich richten, und davor brauche ich
keine Angst zu haben, weil er mich in Jesus sieht. Und dort, wo ich
Ungerechtigkeit erfahre, wird Gott mir zu meinem Recht verhelfen.
Ein Umzug und ein Ortswechsel – das ist immer ein großer
Einschnitt.
Was nimmst du aus deiner bisherigen Gemeinde in Schwarzenberg-Crandorf
mit?
Ich habe in den letzten 10 Jahren meines Lebens und Dienstes in
Schwarzenberg erlebt, dass Gott Dinge tut, die wir nicht tun können
und dass Gott Schritte und Vertrauen belohnt, die Menschen gehen. Ich
konnte Menschen zum Glauben einladen und ermutigen und Gott hat daraus
viel gemacht.
Ich habe erlebt, dass Gott Grenzen abbaut und Gemeinschaft aufbaut.
Gott hat mich in diesen Jahren in meinen Anliegen und Träumen
bestärkt, die er in mich hineingelegt hat. Aus meinen Erfahrungen
nehme ich mit, dass Gott möchte, dass sich Menschen und Gemeinden
verändern, dass wir immer wieder Erneuerung und Erfrischung brauchen,
damit wir lebendig sind.
Welche Gedanken bewegen dich, wenn du an unsere Gemeinde denkst?
Was sind deine Wünsche?
Ich bin gespannt, neue Menschen und Strukturen kennen zulernen. Ich
freue mich, in ein Team von Mitarbeitern zu kommen, die Gottes Willen
suchen und tun. Ich wünsche mir, dass Gott uns Einheit schenkt, damit
er mit seiner Kraft durch uns wirken kann, was er vorbereitet hat. Er
selbst soll uns überraschen. Ich wünsche uns, dass wir gemeinsam immer
wieder neu auf die großen Möglichkeiten Gottes vertrauen, die alles
übersteigen, was wir uns vorstellen oder tun können.
Was wirst du bei deinem Dienstbeginn im September als Erstes tun?
Mit der Familie bin ich dann bestimmt schon etwas eingerichtet. Ich
möchte mir viel Zeit nehmen und Menschen, Wege und Orte kennen lernen,
überall hineinschauen und zuhören.
Dann werde ich meinen Alltag und Dienst strukturieren und planen. Und
bald werden wir gemeinsam die nächsten Schritte entscheiden und gehen.
Vielen Dank für deine Offenheit.
38
Mai und Juni 2013
Uwe Richter wohnt in Hilbersdorf und arbeitet seit vier Jahren als Alltagsbetreuer im Seniorenpflegeheim Carolahof Hilbersdorf. Er ist Mitarbeiter im Glaubenskurs und besucht den Hauskreis Emrich in unserer Gemeinde. Frank Herter traf sich mit ihm bei Kaffee und Kuchen.
Du strahlst sehr viel Freude aus. Wie kommt das?
Das liegt an meinem Glauben und an meinem Leben mit Jesus. Wir sind
ständig miteinander im Gespräch. Ich spüre, dass er nah bei mir ist
und mich führt. Manchmal tippt er mir auf die Schulter und sagt „Geh
mal!“ oder „Pass auf!“ Jesus gibt mir tiefe Zufriedenheit und Freude.
Jetzt habe ich Ruhe, Gelassenheit, Sicherheit und Geborgenheit. Die
quälende Angst ist weg.
Uwe, du bist jetzt schon im 6. Jahr ein „befreiter Alkoholiker“.
Wie bist du vom Alkohol frei geworden?
Alkohol bestimmte mein Leben schon seit vielen Jahren. Das heißt, ich
habe die Probleme in meinem Leben nicht gelöst, sondern alles nur „weggetrunken“.
Ich war alkoholabhängig und hatte trotzdem einen guten Job bei Solar.
Nach einer Schicht im Jahr 2007 habe ich so viel getrunken, dass ich
umgefallen bin und bewusstlos war. Ich wurde in die Notaufnahme ins
Krankenhaus gebracht, wo ich zur Entgiftung 12 Tage ins Koma gelegt
wurde. Es war so kritisch, dass ich nicht gewusst habe, ob ich es
überlebe. Ich war praktisch zu 50% tot.
Im Koma sah ich plötzlich, wie vor mir kästenweise Hasseröder Bier und
Kümmerlinge (Schnaps) aufgebaut waren. Dann ist etwas ganz
Entscheidendes passiert. Jesus ist zu mir getreten und hat zu mir
gesprochen: „Uwe, komm, geh mit mir! Jetzt wird alles gut.“ Ich sah
den Alkohol und ich sah Jesus. Ich musste mich entscheiden, und das
habe ich gemacht. Ich bin mit Jesus gegangen.
Dann bin ich mit einem wunderbaren Gefühl aufgewacht und wusste, was
ich wirklich will. Nach dieser Begegnung mit Jesus war ich frei vom
Alkohol. Trotzdem wollte ich noch in eine Entwöhnungsklinik. Der
behandelnde Arzt sagte spöttisch zu mir: „Kunden wie Sie kenne ich,
ihr sauft sowieso wieder! Du kommst nicht in eine Klinik. Du gehst
erst mal heim!“ Mit Gottes Hilfe bin ich dann doch in eine Klinik
gegangen und bis heute glücklich frei vom Alkohol. Gott behütet mich,
so dass ich bisher keinen Rückfall hatte.
Hast du vorher schon an Jesus geglaubt?
Ich bin in keinem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Aber ich
wusste immer, dass es Gott und Jesus gibt.
Dann habe ich Ute und Volker Böhm kennengelernt. Ich wusste, dass sie
gläubig sind und dachte: Mensch, die strahlen etwas aus. Ich habe dann
viel mit Ute über Jesus und den Glauben gesprochen. Irgendwann hat sie
mich zu einem Glaubenskurs eingeladen. 2006 war ich dann zum ersten
Mal dort. Ich wurde von den Themen und der Gemeinschaft total berührt.
Nach dem Kurs habe ich gewusst: Ja, das ist es! Das willst du
eigentlich! Und ich habe mein Leben für Jesus geöffnet. Damals war ich
aber noch Alkoholiker. Später bin ich dann zum Hauskreis von Emrichs
gekommen. Sie haben meinen ganzen „Absturz“ mit dem Alkohol miterlebt
und während dieser Zeit viel für mich gebetet. Nachdem ich aus dem
Koma kam, haben sie mich wieder aufgenommen und sind immer für mich
da. Dieser Hauskreis ist schon fast Familie für mich. 2011 habe ich
mich dann von Gundula taufen lassen. Das war mir ganz wichtig.
Was hat es mit deinem Hüftleiden auf sich?
Ich habe ein angeborenes Hüftleiden. Aber eines Tages wollte ich einen
Termin für eine Hüftoperation im Krankenhaus ausmachen. In der
Neurologie war niemand da, denn es war gerade Mittagspause. Da hörte
ich jemanden husten. Ein Mann in Jeans und Unterhemd stand plötzlich
da. Ich dachte, es sei der Hausmeister und fragte ihn: „Kannst du mir
helfen, ich brauche nur einen Termin für eine Hüftoperation?“ Ich
zeigte ihm meinen Überweisungsschein. Dann sagte er: „Geh mal den Gang
nach hinten!“ Ich humpelte den Gang entlang. Er hielt immer noch
meinen Überweisungsschein in der Hand und sagte: „Komm wieder her! Was
auf dem Schein steht, ist Quatsch!“ Dann stellte sich heraus, dass er
der Chefarzt Dr. Böhm war. Er sagte weiter: „Du hast es nicht mit der
Hüfte. Du hast etwas anderes. Bleib mal bei mir! Ich will
herausfinden, was es ist. Lass dir deine Sachen bringen. Du bleibst
hier, bis ich herausgefunden habe, was du hast!“ Ich blieb im
Krankenhaus und er machte viele Tests mit mir. Er ließ nicht locker
und dann sagte er: „Du leidest an einer Spastik, aber ich weiß nicht,
woher sie kommt!“ Dann fragte er mich nach meiner Familiengeschichte.
Meine Mutter starb, als ich 15 Jahre alt war. Mein Opa
mütterlicherseits saß im Rollstuhl. Er sagte: „Aha, dort setzen wir
mal an.“ Dann hat er mich nach Dresden zu Frau Dr. Linee vermittelt.
Sie wollte zahlreiche Tests mit mir machen, aber schon der erste hat
angeschlagen. Das Ergebnis war, dass diese Spastik eine unheilbare
Erbkrankheit ist. Es ist ein genetischer Defekt. Diese Krankheit gab
es über Generationen in meiner Familie. Endlich hatte ich Klarheit.
Er hat zwar meine Hüfte nicht geheilt, aber mein Herz. Ich habe das
damals mit meinem Herrn Jesus klargemacht und seitdem geht es mir gut.
Heute bin ich mit Gleichgesinnten in einer Selbsthilfegruppe, in der
alle anderen im Rollstuhl sitzen, außer mir. Ich erlebe das als Gnade.
Wie kam es, dass du Alltagsbetreuer geworden bist?
Ich hatte schon als Jugendlicher den Wunsch, Butler zu werden, was ja
in der DDR eine totale Utopie war. Ich arbeitete dann bei Solar und
verdiente viel Geld, war aber nicht so richtig glücklich. Als das mit
meiner Krankheit schlimmer wurde, konnte ich die Arbeit dort nicht
mehr tun. Ich kam zu einer Umschulung nach Chemnitz. Ich wollte aber
gerne in die Kranken- und Altenpflege gehen und habe mir die Hacken
abgerannt, jedoch nichts gefunden. Meine Schwägerin machte mich dann
darauf aufmerksam, dass neue Stellen als Alltagsbetreuer geschaffen
würden. Sie sagte zu mir: „Uwe, das ist etwas für dich!“ Ich bin mir
heute ganz sicher, dass Gott ihr das eingegeben hat. Er hat mich dann
so geführt, dass ich Alltagsbetreuer im Pflegeheim in Hilbersdorf
wurde. Jetzt bin ich der glücklichste Mensch der Welt mit meiner
Arbeit.
Du gehörst fest zum Mitarbeiterteam des Glaubenskurses. Warum ist
dir das so wichtig?
Nicht nur, dass ich dort zum Glauben gefunden habe; es ist für mich
auch immer wieder eine große Bereicherung. Ich kann von meinem Glauben
erzählen und höre, was die anderen für Fragen haben. Ich bin immer
noch wie ein Schwamm und sauge alles auf. Wenn ich von meinen
Glaubenserfahrungen erzähle, gibt mir das ganz viel Kraft.
Wie heißen deine Lieblingsbibelstellen?
Das ist einmal mein Taufspruch aus Sprüche 3,5-6:
Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht
auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so
wird er dich recht führen.
Auch wenn man nicht gleich versteht, wie Gott uns lenkt, brauchen wir
uns nur auf ihn zu verlassen und es wird licht in unserem Leben.
Ein anderer Text, der mir sehr viel
bedeutet, ist Epheser 2,1-10:
Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden, in denen ihr
früher gelebt habt nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der
in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk
ist in den Kindern des Ungehorsams. Unter ihnen haben auch wir alle
einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten
den Willen des Fleisches und der Sinne und waren Kinder des Zorns von
Natur wie auch die andern. Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit,
hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die
wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht - aus Gnade
seid ihr selig geworden; und er hat uns mit auferweckt und mit
eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, damit er in den kommenden
Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine
Güte gegen uns in Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr selig
geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es,
nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein
Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor
bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Jesus hat mich vom Alkohol frei gemacht, dafür werde ich ihm immer
dankbar sein.
Demnächst feiern wir Pfingsten. Welche Bedeutung hat der Heilige
Geist in deinem Leben?
Ganz viel. Der Heilige Geist berührt mich immer wieder. Es gibt
Momente, wo ich eigentlich schimpfen und fluchen will, aber er
verhindert es.
Er ist dann da und sagt: „Du, Uwe, vertrau mir!“
Auf Arbeit ist es mitunter schwierig. Unsere dementen Patienten können
manchmal ganz schön nervig und „böse“ werden. Das kostet dann viel
Kraft. Da kann es schon passieren, dass es Kollegen zu viel wird und
sie mich dann rufen: „Uwe, geh du mal zu diesem Patienten, du kannst
das!“ Die Kollegen sagen dann zu dem Patienten: „Alles wird gut, Uwe
kommt!“ Der Heilige Geist gibt mir die Freude, mich mit diesen
Menschen zu beschäftigen und ihnen auch von Jesus zu erzählen.
Ich bin noch in einer zweiten Selbsthilfegruppe für Alkoholiker in der
Diakonie. Dort erleben wir immer wieder, wie der Heilige Geist
befreit.
Wer das erlebt, wird total glücklich. Ich könnte manchmal heulen vor
Freude und finde kaum die Worte zu erzählen, was Jesus für mich
bedeutet. Das ist dann die Freude, die der Heilige Geist schenkt.
Er hilft mir auch in der Versuchung. Auf der Arbeit habe ich jeden Tag
mit Alkohol zu tun. „Opa und Oma“ trinken gerne mal ein Schnäpschen,
aber der Heilige Geist beschützt mich vor jeder Versuchung.
Welchen Rat würdest du einem Menschen geben, der auf der Suche nach
Gott ist?
Gott ist immer da. Man kann mit Gott ganz normal über alles reden.
Glaube ist nicht kompliziert. Meine Angst war, dass Glaube kompliziert
ist und dass man beim Beten nur in wohlformulierten Worten sprechen
darf. Deshalb haben viele Leute Angst, ein lautes Gebet zu sprechen.
Aber der Heilige Geist gibt uns die Worte beim Beten.
Wichtig ist auch: Beten ist keine Einbahnstraße. Gott möchte auch mit
uns reden. Das tut er durch das leise Reden des Heiligen Geistes und
er tut es durch die Bibel.
Ich lese jeden Tag die Losung. Ohne Losung gehe ich nicht aus dem
Haus.
Wenn man sich an Gott hält, ist das Leben ganz einfach.
Was wünschst du dir für unsere Gemeinde?
Dass wir die Jugendarbeit fortsetzen und noch offener machen. Ich war
beim PROMISE mit Martin Dreyer, und es hat mich sehr angesprochen.
Ich wünsche mir außerdem, dass wir unsere Glaubenskurse weiter
fortführen und noch populärer machen. Es gibt noch so viele Leute, die
Jesus befreien möchte von Alkohol, Ängsten oder anderen Lasten … .
Vielen Dank für das gute Gespräch.
37
März und April 2013
Michaela Saurenz ist gebürtige Rheinländerin, kam vor ca. 10
Jahren nach Sachsen und lebte längere Zeit in Kleinwaltersdorf. Seit
wenigen Monaten wohnt sie nun mit ihrem Mann Dirk, mit dem sie zwei
Kinder hat und seit 14 Jahren verheiratet ist, in Freiberg.
Ihre Freude an der Natur verbindet sie auch mit dem Austragen von
„Gemeinde aktuell“; zu Hause kocht und bäckt sie sehr gern. Wenn sie
nicht gerade in Kinderclub und Wichtelwerkstatt mitarbeitet oder den
Büchertisch im Glaubenskurs betreut, zieht sich Michaela gern mal mit
einem guten Buch zum Lesen zurück.
In ruhiger und gemütlicher Atmosphäre, bei einer Tasse heißem Tee, hat
sich Ronny Dietrich mit ihr zum Interview getroffen.
Michaela, du bist nun seit fast einem Jahr Mitglied unserer
Gemeinde und fehlst eigentlich nie. Wie hast du zu unserer Gemeinde
gefunden?
Ich habe mehrere Jahre die Jakobigemeinde quasi „umkreist“ und
verschiedene Veranstaltungen und Seminare besucht. Als mein Mann und
ich uns entschlossen, wieder zurück in die alte Heimat zu gehen,
wurden wir hier erst richtig sesshaft und fanden auch eine geistige
Heimat.
An einem Tag, als mir alle Pläne über den Kopf zu wachsen drohten,
brauchte ich mal eine kurze Auszeit für mich; das war Ostern 2011. Ich
ging spazieren und war in der Nähe der Jakobikirche, da lockte mich
das Glockenspiel zur Sterbestunde Jesu Christi in die Kirche. Es fand
zu der Zeit ein Konzert statt, ich setzte mich in die letzte Reihe und
war völlig überwältigt. Ich fühlte mich ab diesem Zeitpunkt einfach zu
Hause. An jenem Tag sollte ich wohl dorthin kommen, wie von einer
unsichtbaren Hand geführt.
„… das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dorthin ist
schmal“, heißt es in Mt 7, 14. Wie hast du den Weg zu Gott gefunden?
Gott hat bei mir nicht locker gelassen. Der Glaubenskurs 2012 war ein
sehr schönes Erlebnis und hat bei mir den Durchbruch gebracht. Ich
fühlte mich richtig gut auf- und angenommen. Die Musik war dabei der
„treibende Keil“. Ich mag Musik im Allgemeinen, auch Kirchenmusik mit
Orgel, aber der Lobpreis ist die Krönung. Ich habe im Glaubenskurs
direkt Hunger danach bekommen. Heute höre ich diese Lieder nahezu
überall.
Der Glaubenskurs hat mir Zusammenhänge verdeutlicht. Ich konnte
erkennen, dass Gott wirklich da ist und viel größer als ich dachte.
Auch, was es mit dem Heiligen Geist auf sich hat, begriff ich da erst.
Und ich verstand, dass Gott der ist, von dem in der Bibel geschrieben
steht und dass er auch heute noch wirkt. Der Glaubenskurs war
großartig und ist super-empfehlenswert.
Was fasziniert dich an Jesus Christus?
Jesus ist ein Frauenversteher. Er achtet sie und behandelt sie mit
Würde und sieht immer den ganzen Menschen. Auch einer ehemaligen
Emanze wie mir ist er auf Anhieb sympathisch. Selbst Alice Schwarzer
könnte nichts gegen ihn sagen!
Wie feiert ihr zu Hause Ostern? Was ist für dich das Besondere
daran?
Ich empfinde Ostern als eine Art Reinigung, einen Neuanfang. Ich sehe
es so wie Jesus, als er sagte: Ich mache alles neu. Am
Ostermontagmorgen 2011 sind wir, als wir noch in Kleinwaltersdorf
wohnten, in aller Frühe zu einem Bach gelaufen und haben uns dort
einen Krug Osterwasser geholt. Das Wasser war so klar und rein, es war
für uns das Symbol für das Neue, was Jesus geschaffen hatte. Sonst
feiern wir Ostern, wie wahrscheinlich alle anderen auch, mit Eier
färben, verstecken und suchen.
Etwas Besonderes war letztes Jahr auch der Gottesdienst am
Montagmorgen, als das Licht wieder in die dunkle Kirche gebracht wurde
und den Raum erfüllte; das war ein großartiger Moment.
Die Zeit vor Ostern, das Fasten, ist für mich auch eine Zeit, um
Ballast loszuwerden, nicht nur auf den Leib bezogen. Das bewusste
Verzichten auf etwas ist gut und wichtig, es befreit auch den Geist.
Du warst beim letzten Glaubenskurs als Teilnehmer dabei. Heute bist
du Mitarbeiterin, was hat dich dazu bewegt?
Die Anfrage, ob ich Lust hätte im Glaubenskursteam mitzumachen, habe
ich nur allzu gerne angenommen. Es ist mir ein Bedürfnis, von der
Liebe Gottes zu erzählen, sie an andere weiterzugeben und Mut zu
machen. Gott ist kein „Wellness-Gott“, wo alles rosarot ist, aber Gott
liebt uns und will uns mit seinem Geist erfüllen. Ein Zipfelchen von
Gottes Wirken zu erhaschen und dabei zu sein, z. B. im Glaubenskurs,
ist mein Antrieb.
Was ist für dich das größte Erlebnis mit Gott?
Hier fällt mir ein Zitat ein: „Gott schreibt auch auf krummen Linien
gerade“. Für mich ist es das Größte, wenn ich genau das immer wieder
in meinem Leben und bei anderen erkennen kann. Unsere Wege verlaufen
oft nicht geradlinig, trotzdem weiß ich, dass Gott einen klaren Plan
mit mir hat.
Was ist dir im Glauben und Christsein wichtig?
Stille Zeit mit Gott haben, Gebet und natürlich Musik.
Ich möchte mich mit Dingen und Themen befassen, bei denen Gott im
Mittelpunkt steht. Wo Gott nicht drin ist, reicht mir das nicht mehr.
Es bringt nichts und langweilt schnell. Wenn man merkt, dass Gottes
Wort Kraft ist, dann gibt man sich doch nicht mehr mit weniger
zufrieden!
Was möchtest du gern anderen Menschen weitergeben?
Ich merke für mich immer wieder, dass Menschen, die Jesus nicht
kennen, oft gegenüber Gott Vorurteile haben, weil sie sich ein
falsches Bild von ihm machen. Sie sehen meist nur die Institution
Kirche. Ich wünsche ihnen, dass sie ihre Scheu oder gar Abneigung vor
der Kirche ablegen, dass sie Gott begegnen oder kennen lernen möchten.
Sie sollen nicht verwechseln, was Kirche, was Glaube und wer Gott ist!
Kirche wird von Menschen gemacht, trotzdem kann man da Gott begegnen.
In verschiedenen esoterischen Kreisen habe ich Gott gesucht oder
versucht, etwas wie Frieden und Heilung zu finden. Man findet durchaus
etwas, aber nichts, das bleibt und wirklichen Frieden bringt. Der
Glaube an Jesus und die Gemeinde sind da wirklich heilsam. Beim
Beschäftigen mit esoterischen Dingen war es meist so, als ob jemand
ungewollt und ungefragt durch die Hintertür zu mir herein kommt, z.B.
in Form von üblen Träumen. Nur Jesus ist tatsächlich heilsam und
haltbringend.
Du bist nicht nur im aktuellen Glaubenskursteam dabei, sondern
hilfst beim Kinderclub, der Wichtelwerkstatt oder am Büchertisch im
Glaubenskurs und gehst in zwei Hauskreise. Welche Bedeutung hat für
dich aktives Gemeindeleben?
Ich mag einfach die Gemeinschaft, Dinge gemeinsam für Gott zu tun,
auch gemeinsam Bibellesen ist sehr befruchtend. Als nach dem
Glaubenskurs der Hauskreis startete, hieß es, dass wir uns immer
donnerstags treffen, außer am ersten Donnerstag im Monat, da ist frei.
Das war mir zu wenig und da habe ich eine Einladung in einen weiteren
Hauskreis dienstags angenommen, um den „Hunger“ nach mehr zu stillen.
Ein Bibelwort, das dich bewegt?
Da gibt es zwei Verse, die mir gerade wichtig sind. Als erstes Off 21,
6b: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen
Wassers umsonst.“ Ich empfehle allen, die teure Kurse besuchen, mal zu
einem Lobpreisabend oder einem Gebetstreffen zu gehen! Und als zweites
1. Joh 4, 16: „Gott ist Liebe, und wer in dieser Liebe bleibt, der
bleibt in Gott und Gott in ihm.“
Was wünschst du dir für unsere Gemeinde, unsere Stadt, unser Land?
Hier in Freiberg finde ich die Ökumene gut. Eine Art „Gemeindecafé“,
welches dauerhaft offen hat für alle die, die auftanken oder nur mal
reden wollen, wäre schön. Vielleicht mit Lobpreisliedern, etwas
Leckerem zu essen und einer kleinen Bibliothek - das würde mir
gefallen!
Vielen Dank, Michaela, für das gute Gespräch.
36
Januar und Februar 2013
Uwe Wichmann kümmert sich neben seinem Beruf als Konditor bei Sternenbäck um die Rasenpflege, singt im Chor und hilft seiner Frau bei gelegentlicher Reinigung in unserer Kirche und den Gemeindehäusern. Er ist mit Michaela verheiratet. Sie wohnen seit 1998 in Freiberg. Durch eine Empfehlung sind sie vor ca. 6 Jahren Mitglieder unserer Gemeinde geworden. Sie haben drei Töchter: Maria, Anne und Lisa. Über seinen Glaubensweg und darüber, was ihn bewegt und fasziniert, hat sich Ronny Dietrich mit ihm unterhalten.
Uwe, wie bist du zum Glauben an Jesus gekommen?
Ich bin christlich erzogen worden und wurde auch als Kind getauft und
konfirmiert. Ich habe später selbst eine Junge Gemeinde geleitet und
dachte, ich tue etwas für Gott. Aber irgendwie habe ich innerlich
gemerkt, dass es nicht von Herzen kam, sondern aus dem Verstand
heraus. Ich beneidete fast diejenigen, die zum ersten Mal von Gott
gehört hatten und ihm ihr Leben übergaben.
Für sie gab es den Zeitpunkt des Neuanfangs. Eines Tages während der
Meisterschule, es war gerade Prüfungszeit, war ich gestresst und
brauchte Ruhe. Das war für mich die Gelegenheit nach Lichtenstein zu
fahren und dort den Gottesdienst zu besuchen.
Die Predigt hat mich tief bewegt, so dass ich mich bekehrt habe. Das
war so im Jahr 1988/89. Mein Glaube musste aber erst die 20 Zentimeter
vom Kopf ins Herz rutschen, damit ich Heilsgewissheit habe. Jetzt war
ich Gottes Kind und konnte sein Handeln richtig in meinem Leben sehen.
Was fällt dir als erstes zu unserer Gemeinde ein?
Wir waren in Freiberg auf der Suche nach einer Gemeinde und der
Pfarrer, der uns getraut hat, sagte uns, wenn ihr in eine Gemeinde
gehen wollt, dann nur in die Jakobigemeinde.
Uns war immer wichtig, dass der Pfarrer oder die Pfarrerin das Ganze
nicht nur als Beruf, sondern aus Berufung macht und dass er/sie vom
heiligen Geist erfüllt ist. Unsere Gemeinde ist eine relativ junge
Gemeinde und ich bin glücklich, dass viele vom heiligen Geist erfüllt
sind. Das gute Miteinander von Jung und Alt, z.B. beim Kirchenkaffee
sowie bei anderen gemeinschaftlichen Aktivitäten, schätzen wir sehr.
Du hilfst unsere Gemeindehäuser und Außenanlagen in Schuss zu
halten. Was bedeutet für dich aktives Mitgestalten von Gemeinde?
Sich in Gemeinde mit den mir gegebenen Gaben einzubringen ist meine
Berufung. In dem Fall sind es Hausmeisterarbeiten, Rasen mähen und
Hilfe bei der Reinigung der Kirche. Gerade in den kleinen Dingen zu
dienen hilft mir, demütig zu sein und zu bleiben. Besonders in der
Ausbildung wurde der Berufsstand eines Konditors seitens der Lehrer
gern über andere erhoben. Man selbst schwimmt dann auf dieser Welle
mit. Und ich war ein stolzer Konditor, mich Bäcker zu rufen, war für
mich sehr verletzend. Gott hat mir gezeigt, dass er nicht will, dass
ich so denke. Er hat mir diesen Zahn gezogen.
Es ist nicht wichtig, was oder wer man ist, sondern was man mit dem
macht, das man geschenkt bekommen hat. Es ist nicht wichtig, was in
der Ferne liegt, sondern das, was direkt vor Augen ist. Gott hat für
alles einen Zeitpunkt erwählt. So wie in Matthäus 25,21 steht:
„In kleinen Dingen bist du treu gewesen, darum werde ich dir größere
Aufgaben anvertrauen“, so werden auf uns auch irgendwann andere,
größere Aufgaben zukommen.
Was gehört für dich zum kraftvollen Christsein dazu?
Als erstes braucht man dazu Jesus und die Erfüllung mit dem Heiligen
Geist. Wichtig ist aber auch, im Alltag dran zu bleiben und sonntags
gehören der Gottesdienst und die Predigt dazu. Hier muss man für die
Woche etwas mitnehmen können, was Kraft gibt und Ermutigung bringt,
einen aufbaut.
Gibt es für dich einen speziellen Bibelvers?
Nein, nicht direkt, mir fallen sehr viele Verse ein, welche aber
jeweils zu ihrer Zeit eine besondere Bedeutung hatten.
Was wünschst du dir für deine Kinder? Was möchtest du ihnen fürs
Leben mitgeben?
Nun, unsere 2 ältesten Kinder sind medizinische Wunder und alle sind
natürlich Gottes Geschenke. Gott wirkt in ihnen und sie gehen mit
Gott. Wir können nur vermuten, aber wir kennen die von Gott bereiteten
Wege der Zukunft nicht. Wenn sich ein Weg erschließt, werden die
richtigen Worte kommen. Wir wünschen uns, dass sie Gott folgen.
Missionseinsätze liegen wohl in der Familie, ich war in Albanien und
Maria in der Mongolei, hier kann ein Weg entstehen. Gottes Wille steht
über unseren Wünschen und wenn er sie in die Ferne zieht, müssen wir
sie ziehen lassen.
Hast du ein Vorbild?
Ja, Arne Elsen, ein Arzt aus Hamburg. Wir haben ihn auf einem Seminar
in Zagelsdorf im letzten Jahr erlebt. Dort haben wir gelernt ständig
zu beten. Er betet den ganzen Tag für Kranke und es passieren
Heilungen, die medizinisch nicht erklärbar sind. Das habe ich selbst
nach Gebet schon mal erlebt.
Ein besonderes Erlebnis mit Gott …
... ist die Heilung unserer Tochter
Maria von einer schweren Nierenerkrankung. Wir waren damals auf einer
Veranstaltung von Billy Smith und er betete für sie und sie wurde
daraufhin von Gott geheilt.
Was denkst du, sollte jeder wissen?
Jeder sollte in seinem Herzen wissen, dass er ein Kind Gottes ist und
dass Glauben aus dem Herzen kommt und nicht aus dem Verstand.
Vielen Dank für das Gespräch.
35
November und Dezember 2012
Carmen Helmich ist vor kurzem mit ihrer Familie
Mitglied in unserer Gemeinde geworden. Zusammen mit ihrem Ehemann
Hans-Peter betreibt sie in Niederschöna-Erlicht ein Gartencenter mit
Baumschule und einen Garten- und Landschaftsbau-Betrieb. Ihre Kinder
heißen Johannes, Benjamin und Immanuel. Das Interview
führte Frank Herter bei einer Tasse Tee im Gartencenter.
Carmen, wie bist du zum Glauben gekommen?
Ich bin christlich aufgewachsen und bin in einer lebendigen
landeskirchlichen Gemeinde groß geworden. Das war in Drebach im
Erzgebirge. Der Pfarrer hat uns Kinder sehr begeistert. Auf einer
Rüstzeit bin ich dann zum Glauben gekommen und habe mein Leben Jesus
anvertraut. Meine Konfirmation habe ich sehr bewußt erlebt. Danach
bin ich in die Jugendarbeit gekommen, die unser Kantor geleitet hat.
Später wurde ich Mitarbeiterin.
Das heißt nicht, dass ich immer glaubensmäßig „oben auf der Welle
geschwommen bin“.
Die DDR-Zeit war herausfordernd. Ich wollte nicht in die FDJ
eintreten und keine Jugendweihe machen. Mein Vater sagte immer: „Du
mußt mitmachen, damit du keine Schwierigkeiten bekommst!“ Aber ich
habe das Gegenteil gemacht, weil mir die Gemeinde ein starkes
Fundament im Glauben gegeben hat.
Wie lebst du deinen Glauben als Geschäftsfrau?
Ich lege Jesus jeden Morgen meinen Tag hin und bitte um seinen
Heiligen Geist, denn von Gott bekomme ich meine Kraft. Das ist
wichtig, weil ich den ganzen Tag mit Leuten zusammen komme, die Gott
nicht kennen. Aber es ergibt sich ab und zu ein gutes Gespräch und
ich kann etwas Mut zusprechen. Oft kann ich auch gegensteuern, wenn
immer nur negativ geredet wird oder immer nur schwarz gesehen wird.
Ich lese jeden Tag etwas Christliches, um mich zu füllen: Ein Buch,
ein christliches Magazin und natürlich die Bibel. Wenn ich die Zeit
mit Gott nicht habe, fehlt mir etwas.
Welche Themen bewegen dich zur Zeit am meisten?
Zur Zeit lese ich ein Buch über das Blut Jesu. Das beschäftigt mich
sehr. Ich möchte wissen, wie Gott tickt. Wir erleben so wenig mit
Gott, weil wir sein Wort nicht praktizieren. Vor kurzem habe ich
Predigten von Arne Elsen gehört. Das hat mich sehr angesprochen,
weil er Gott und sein Wort ernst nimmt.
Deine drei Jungs gehen ihren Weg mit Jesus. Welchen Tipp hast du
für die Kindererziehung?
Über meine großen Jungs freue ich mich sehr und bin Gott sehr
dankbar für den Weg, den sie gehen. Sie haben große Glaubensschritte
gemacht. Früher saßen sie stundenlang am Computer und waren
teilweise nicht mehr ansprechbar. Ich habe viel für sie gebetet.
Heute gehen sie ihren Weg mit Jesus, lesen die Bibel, sind
Mitarbeiter in der JG geworden und besuchen die Jüngerschaftsschule
in Annaberg. Gebet ist für mich ganz wichtig und mit einer
Erwartungshaltung verbunden. Ich erwarte von Gott jeden Tag etwas.
Ihr habt bei euch in Erlicht einen Hauskreis mit Sybille und
Fritz Wilkening. Welche Bedeutung hat für dich der Hauskreis?
Unser Hauskreis ist eine große Bereicherung für mich. Fritz hat ein
großes Bibelwissen und sein Hintergrundwissen über das AT und NT
macht den Zugang zur Bibel leichter. Es kann sein, dass wir manchmal
an zwei Textstellen hängen bleiben und dann den ganzen Abend nur
darüber reden. Vor Kurzem haben wir uns mit dem Thema „Heiliger
Geist“ beschäftigt. Früher hatte ich Angst vor dem Heiligen Geist,
weil ich damit nichts anzufangen wusste. Durch die biblische Lehre
und durch die Gespräche im Hauskreis habe ich jetzt einen
Zugang zu ihm bekommen.
Manchmal kommt es vor, dass ich keine Lust auf Hauskreis habe, weil
der Arbeitstag so anstrengend war. Aber während des Abends merke
ich, wie gut mir die Zeit mit Gott und den Geschwistern tut.
Ihr seid vor kurzem Mitglied in unserer Gemeinde geworden. Was
gefällt dir an unserer Gemeinde?
Unsere Jungs sind schon länger in der Jungen Gemeinde und fühlen
sich dort sehr wohl. In der Jakobi-Christophorus-Gemeinde erlebe ich
geistliches Leben, eine große Offenheit und persönliche
Gemeinschaft. Ein Beispiel ist das Kirchenkaffee nach dem
Gottesdienst. Dort fühlt man sich gleich willkommen und kann leicht
gute Gespräche führen.
Ich bin ein Mensch, der etwas mit Gott erleben möchte. Und das kann
ich mir in unserer Gemeinde gut vorstellen.
Kannst du von einer Glaubenserfahrung erzählen?
Das Gebet des Jabez hat mich sehr angesprochen. Gott möchte uns
segnen, aber wir holen den Segen gar nicht ab. Dort heißt es:
Jabez war angesehener als seine Brüder. Und seine Mutter nannte ihn
Jabez; denn sie sprach: Ich habe ihn mit Kummer geboren. Und Jabez
rief den Gott Israels an und sprach: Ach dass du mich segnetest und
mein Gebiet mehrtest und deine Hand mit mir wäre und schafftest,
dass mich kein Übel bekümmere! Und Gott ließ kommen, worum er bat.
(1. Chronik 4,9-10)
Ich möchte gerne wissen, was mein Gebiet ist. Ich möchte, dass Gott
auch mein „Gebiet erweitert“. Er soll meinen Horizont erweitern und
mir seine Wege zeigen.
Im vorigen Jahr hatte ich dann eine Idee zu einem neuen
Fruchtaufstrich. Ich entwickelte das Rezept, kochte ihn und er wurde
ein Verkaufsschlager. Dieses Jahr stagnierte aber die Nachfrage.
Dann fragte ich Gott: Was ist nun mein Gebiet?
Daneben beschäftigte mich eine andere Frage: Welchen Platz habe ich
in der Gemeinde? Ich hatte überhaupt keinen Plan. Deshalb betete
ich: Herr, zeige mir meinen Platz!
Kurz darauf kam die Anfrage zu diesem Interview. Dann kam die
Anfrage, beim Frauenfrühstück in Mulda ein Zeugnis zu geben. Und
dann rief mich jemand an wegen der Marmelade: Carmen, wir brauchen
deine Marmelade!
Da freute ich mich sehr, dass Gott mein Gebet erhört hatte. Für mich
steht fest: Ich möchte Gott erleben.
Welches Bibelwort ist dir besonders wertvoll?
Zwei Bibelstellen sind mir sehr wichtig: Zum einen das Gebet des
Jabez, weil es die Geschichte eines Menschen ist, der eine
Gebetserhörung erlebt hat und dadurch völlig verändert wurde. Die
zweite ist mein Konfirmationsspruch:
Müsst ihr einmal leiden, weil ihr tut was Gott will, so dürft ihr
euch freuen. Habt keine Angst vor Menschen; lasst euch nicht
verwirren. (1. Petrus 3,14)
Leid, Angst, Sorgen - mit diesen Gefühlen werden wir als Christen ja
auch ständig konfrontiert und müssen damit umgehen. Da ich nicht
über diesen Dingen stehe, ist mir mein Konfirmationsspruch ein guter
Zuspruch und eine Hilfe.
Was würdest du machen, wenn du 1 Million Euro gewinnen würdest?
Die ersten zehn Prozent würde ich Gott geben. Den Rest würde ich in
unsere Firma stecken und mir einen Wunsch erfüllen: Eine neue Küche!
Außerdem würde ich gerne ein paar Leuten eine Freude machen und
ihnen z.B. einen Urlaub schenken.
Wie feierst du mit deiner Familie die Advents- und
Weihnachtszeit?
Bei uns ist die Weihnachtszeit sehr geschäftig. Da bleibt leider
wenig Zeit für Besinnliches. Im letzten Jahr haben wir an
Heiligabend einen Studenten in unsere Familie eingeladen und mit ihm
zusammen Weihnachten gefeiert. Das war ein sehr schönes Erlebnis.
Als Kind waren für mich Heimlichkeiten, Geschenke, Männeln
aufstellen das Wesentliche zu Weihnachten. Heute kommen noch
entscheidendere Prioritäten dazu: Dankbarkeit, Vergebung.
Ich möchte nicht alles für selbstverständlich nehmen, sondern als
Geschenk Gottes sehen.
Die Pfarrstelle unserer Gemeinde ist ausgeschrieben. Welche
Wünsche und Erwartungen hast du an den neuen Pfarrer?
Ich wünsche mir einen Pfarrer, der Erwartungen an Gott hat, der
offen ist für Neues und der gut zwischen Alt und Jung vermitteln
kann.
Vielen Dank für das Gespräch.
34
September und Oktober 2012
In Naundorf aufgewachsen, lebt Ronny Erler seit
vielen Jahren sehr gern in Freiberg und fühlt sich hier richtig
wohl. Denn Freiberg hat ihn einfach nicht losgelassen. Als er seine
Ausbildung bei einer Bank machte, wurde er in Freiberg eingesetzt;
als er für das Studium eine Uni mit guten Referenzen im Bereich
Wirtschaftsingenieur-Wesen suchte, war Freiberg unter den besten.
Bei einem Freiberger Umwelt- und Energie-Dienstleister hat er
schließlich als Leiter im Bereich Biotechnologie eine Stelle
gefunden.
Auch seine Frau Lotti hat er in Freiberg kennen und lieben gelernt.
Die beiden haben zwei Kinder (2 und 4 Jahre).
Ronny schätzt die Stadt weiterhin als schöne Kleinstadt, wo man
Viele kennt und kurze Entfernungen hat zu Kirche, Arbeit,
Einkaufsstätten. Im Kontrast dazu zog es ihn vor 7 Jahren zur
Hochzeitsreise, die gleichzeitig sein Praxis-Semester wurde und
deshalb ein halbes Jahr dauerte, richtig weit weg: nach Neuseeland.
Zu unserer Gemeinde gehört Ronny seit 2009. Mit seiner Frau zusammen
ist er für einen Hauskreis verantwortlich. Wiederholt gehörte er zum
Glaubenskurs-Team. Darüber, was ihm sonst noch wichtig ist,
unterhielt sich Gundula Rudloff mit ihm in seinem schönen Garten
beim Genuss von sommerlichen Erfrischungen.
Finanzmärkte, Eurokrise – man mag es kaum noch hören. Was geht
dir als jemandem mit Fachkompetenz dazu durch den Kopf?
Wir brauchen wieder mehr Ehrlichkeit, mehr Vertrauen. Da sind Werte
verloren gegangen; dafür herrschen Gewinnstreben und Geldgier. Aber
das Hauptproblem ist aus meiner Sicht, dass viele Menschen Gott aus
den Augen verloren haben. Viele haben vergessen, dass es Gott gibt
und deshalb keinen Respekt vor dem, der über allem steht. Wenn sich
das verändert, werden sich diese Probleme und viele weitere
nachhaltig lösen lassen.
Haben wir als Christen da eine besondere Aufgabe?
Jeder sollte bei sich selbst anfangen und da Einfluss nehmen, wo er
kann. Auch als Privatperson sollte man überlegen: Wo lege ich
eigentlich mein Geld an? Will ich eine maximale Rendite um jeden
Preis? Allerdings: bei aller Verantwortung, die wir als Christen
tragen, ist es nicht unsere erste Priorität, das Finanzsystem zu
retten.
Sondern? Wozu ist Gemeinde da?
Um den Auftrag Jesu zu erfüllen: „Geht hin und macht zu Jüngern alle
Völker!“ (Matthäus 28,19) Christliche Gemeinde soll Menschen helfen,
dass sie zu Gott finden und im Glauben wachsen können sowie Halt,
Unterstützung, Geborgenheit, Gemeinschaft erleben.
Und was heißt das für den einzelnen?
Dass jeder das Potential entdeckt, das Gott in ihn hineingelegt hat
und dass er das entfalten kann. Die Gemeinde sollte so was wie eine
Trainerfunktion ausüben. So kann Gemeinde als „Leib Christi“ mit
ganz vielen Aspekten wachsen.
Du investierst deshalb viel Zeit in persönliche Jüngerschaft. Was
ist das eigentlich?
Ja, Jüngerschaft ist für mich zentral. Und zwar, weil Jesus nicht
gesagt hat: Geht hin und gründet Gemeinden, sondern: Macht zu
Jüngern!
Was ist ein Jünger Jesu heute?
Ein Jünger Jesu ist jemand, der Jesus nachfolgen und ihm ähnlicher
werden will.
Und wie geht Jüngerschaft? Hattest du selbst ein Vorbild dafür?
Bei Jüngerschaft gibt ein erfahrener Christ verschiedene
Glaubensgrundlagen an einen anderen weiter. Dabei geht es nicht nur
um reine Theorie, sondern auch um das Leben – ganz praktisch.
Deshalb heißt Jüngerschaft für mich, Menschen für einen gewissen
Zeitabschnitt auf ihrem Glaubensweg zu begleiten, zu ermutigen und
zu unterstützen. Mein Wunsch ist dabei, dass das in Gemeinde normal
wird, denn diesen Auftrag von Jesus kann man nicht an „die andern“
delegieren. Man muss es selbst tun- mit den Möglichkeiten, die man
hat! Mein Vorbild ist Jesus, nur dass ich nicht 12 Leute begleite,
sondern immer nur ein oder zwei. Außerdem habe ich das in der
früheren Gemeinde selbst erleben können.
Inzwischen habe ich dafür grundlegende Themen des christlichen
Glaubens ausgearbeitet, z.B. Wer ist Gott? Wie redet Gott?
Wiedergeburt, Taufe, Heiliger Geist.
Kannst du etwas von deinen Erfahrungen mit persönlicher
Jüngerschaft erzählen?
Ja! Das ist erst ganz frisch. Das Thema war Taufe im Heiligen Geist
und Sprachengebet. Ich habe für jemanden gebetet, dass er das
empfängt. Nach wenigen Sätzen sprach Gott in meinem Inneren zu mir,
dass diese Person das Sprachengebet gerade eben empfangen hätte und
ich aufhören könne, zu beten. Aus Gewohnheit betete ich jedoch noch
einige Sätze. Als ich dann aufhörte, sagte die Person: Schön, dass
du endlich aufhörst – ich habe das schon am Anfang des Gebetes
empfangen und will endlich loslegen, in Sprachen zu reden. (Ronny
lacht)
Wie lebst du deinen Kindern den Glauben vor? Was ist dir da am
wichtigsten?
Mit den Kindern zu beten: vor allem vor dem Essen und vor dem
Schlafen. Sie aber auch selbst beten und alles, was sie beschäftigt,
vor Gott bringen zu lassen. So können sie eigene Erfahrungen damit
machen, wie Gott ist und sich kümmert.
Du gibst viel von deinen eigenen Erfahrungen an andere weiter.
Was ist dein „geistliches Lernfeld“? Wo wünschst du dir, im Glauben
weiter zu kommen?
Mein Dauerbrenner, seit mindestens 10 Jahren, ist Demut und dann
auch das Thema Geistesgaben.
Was verstehst du unter Demut?
Dass ich nicht meine eigenen Wünsche, meinen Stolz, meine Vorlieben
in den Vordergrund stelle, sondern das, was Gott möchte und von mir
will. Egal, ob es mein Ansehen fördert oder auch nicht.
Und was wünschst du dir hinsichtlich der Geistesgaben?
Da denke ich vor allem an Heilung und prophetische Rede. Ich wünsche
mir, immer mehr zu erleben, wie Gott Heilung schenkt, wenn wir ihn
darum bitten und dass Gott zu uns in Bildern, Worten, sonstigen
Eindrücken redet und wir es verstehen können.
Ronny, ich vermute, du gehörst zu den Leuten in unserer
Gemeinde, die am intensivsten Kontakte zu Noch-nicht-Christen
pflegen. Was denkst du, sind heute Haupthindernisse, die Leute vom
Glauben abhalten, und wie könnte man dem begegnen?
Die meisten Menschen wissen nicht, dass es Gott gibt bzw. dass er
heute noch handelt - zum Beispiel durch Zeichen und Wunder, aber
auch durch viele kleine Dinge. Die meisten „Aha-Erlebnisse“ mit
Gott, die meisten Bekehrungen erlebe ich dadurch, dass ich Dinge
erzähle, die ich oder die andere mit Gott erlebt haben. Das weckt
Interesse. Ich finde, Gemeinde ist eine wichtige Plattform, um
Erlebnisse mit Gott weiter zu geben. Denn nicht nackte Theorie,
sondern Erlebnisse und Alltagsgeschichten machen neugierig. Ich bin
überzeugt: es gibt nichts Verlockenderes für Nicht-Christen, als
wenn jemand was mit Gott erlebt und das dann begeistert und
authentisch weiter gibt!
Wie bist du selbst eigentlich zum Glauben gekommen?
Ich bin in einer Familie mit kirchlicher Tradition aufgewachsen,
aber ein Schlüsselerlebnis war für mich eine Gottes-Erfahrung, die
ich in der Natur gemacht habe und die mir gezeigt hat, wie Gott
übernatürlich eingreift, um mir persönlich zu sagen: Ich habe dich
lieb!
Gibt es ein Bibelwort, das dich besonders fasziniert?
Psalm 23,1: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“
Da steckt so viel drin: Gott ist immer bei mir, er steht mir bei,
egal, was kommt. Er motiviert, überrascht, versorgt mich, obwohl ich
Fehler habe und mache.
Zum Schluss: Wie ist das bei dir eigentlich mit der
Vereinbarkeit von Familie, Beruf, Haus und Hof, Gemeinde, Hobbys?
Wie kriegst du das hin oder wie sortierst du das?
Also erstmal habe ich sehr viele Hobbys: Skat spielen, Angeln,
Computer spielen, Fahrrad fahren, Joggen, Garten, Tanzen, Reisen.
Manches kommt allerdings auch gerade zu kurz. Und mein größtes
„Hobby“ sind meine Frau und meine Kinder. Lotti und ich setzen die
gleichen Prioritäten. Und wir sind uns beide einig, dass wir das
Gute, das wir von Gott erfahren, nicht für uns behalten wollen. Ich
würde es so sagen: vor dem Hintergrund einer tollen Familie und
toller Freunde ist vieles möglich, dazu ein bisschen Planung sowie
sich selbst nicht zu ernst nehmen. Und dann immer wieder überlegen:
Was hat Gott mir gegeben? Wo kann ich mich einbringen? Gott hat
jeden so einzigartig und wertvoll gemacht – es wäre tragisch, wenn
wir als Christen nicht im Glauben immer mehr wachsen und von dem
Erhaltenen weiter geben würden.
Vielen Dank, Ronny, für das Gespräch! Gott segne dich dafür, dass du noch viele Menschen anstecken kannst mit der Begeisterung für die Gute Nachricht und mit der Freude am Weitergeben der selben!
33
Juni, Juli und August 2012
Besondere Höhepunkte des persönlichen Lebens verbindet Regina
Drotziger mit der Conradsdorfer Kirche, wo sie getauft,
konfirmiert und getraut wurde und ihre beiden Kinder hat taufen
lassen.
Seit 40 Jahren allerdings lebt sie in Freiberg; seit fast 30 Jahren
in der „Siedlung“ und hat ein Zuhause in der Gemeinde – zunächst
Christophorus – gefunden, vor allem durch den damaligen Chor.
Ursprünglich als Chemie-Laborantin ausgebildet und tätig, hat sie
lange Zeit an der Berufsschule Dienst getan; seit kurzem arbeitet
sie in der Sächsischen Bildungsagentur. Neben dem Gottesdienst
gehört der Montags-Gebetskreis für sie zum Herzstück der Gemeinde.
Vor der Wende schon hatte Frau Oertel ihn anlässlich des
Jugoslawien-Krieges ins Leben gerufen. Seitdem kommt er jeden Montag
zusammen; nach Oertels Wegzug unter ihrer Leitung. Ein ganz großes
Gottesgeschenk sind für sie ihre inzwischen 5 Enkelkinder und
„Stille Zeiten“, zu denen sie mehrmals im Jahr in christliche
Einkehrhäuser oder auch Klöster geht, um für die Herausforderungen
des Alltags aufzutanken. Gundula Rudloff unterhielt sich mit ihr.
Frau Drotziger, wie starten Sie in den Tag?
Mit der Tageslosung. Ich lese das Bibelwort gemeinsam mit meinem
Mann und oft tauschen wir uns noch darüber aus. Mir ist es ganz
wichtig, ranzuhorchen: was will Gott uns heute sagen oder mit auf
den Weg geben?
Inwiefern ist der Glaube für Sie Hilfe im Alltag?
Ich denke besonders daran, wie ich meinen Vater mit der
Krebsdiagnose bis zum Tod begleiten konnte oder auch meine Mutter,
die jetzt mit Demenzerkrankung im Pflegeheim ist. Der Glaube nimmt
mir die Angst oder Scheu vor schlimmen Situationen. Mir macht es
auch nichts aus, ins Krankenhaus zu gehen. Das Gebet ist immer eine
große Hilfe, wo die Worte fehlen. Wenn ich im Ruhestand bin, möchte
ich mich gern viel mehr einbringen. Jedenfalls weiß ich jetzt schon,
dass ich keine Langeweile haben werde und freue mich schon auf das,
was ich dann in Gemeinde tun kann.
Können Sie sich noch an die Anfänge Ihres Glaubens erinnern?
Ja! Ich war 8 oder 9 Jahre alt, als ich mit einer Lüge ertappt
worden bin. Da hatte ich den starken Eindruck: Gott sieht alles. Und
deshalb habe ich den Entschluss gefasst, so leben zu wollen, wie es
Gott gefällt. Ansonsten hat mich die Mitwirkung bei Krippenspielen
mit den verschiedenen Rollen, die ich dabei übernehmen konnte, sehr
geprägt, außerdem die Junge Gemeinde, vor allem auch die Rüstzeiten.
Da konnte man über Themen sprechen, die sonst nicht so vorkamen.
Sie dürfen mal einen Satz vervollständigen: Gemeinde ist für
mich …
... ein Raum, wo ganz verschiedene Menschen im Frieden miteinander
auskommen und Dinge gemeinsam bewältigen, weil sie sich um Jesus
versammeln und um sein Kreuz und sich von daher Kraft und Wegweisung
holen.
Ein schönes Bild für Gemeinde ist für mich auch das Schiff, das im
Sturm der Zeit unterwegs ist und wo es auf ein gutes Team, auf gute
Lastenverteilung und auf Gehorsam den Anweisungen des Kapitäns
gegenüber ankommt.
Gemeinde heißt für mich Bewegung; Gemeinde muss sich entwickeln. Das
heißt auch verändern. Wir müssen uns dabei auch immer wieder mit
andern Menschen zusammen finden. Das soll so sein und ist gut so.
Sie hatten und haben beruflich viel mit jungen Menschen zu
tun. Was gehört für Sie zu dem Entscheidenden, was Sie der jungen
Generation mit auf ihren Lebensweg geben möchten?
Werte. Viele alte Werte der Gesellschaft sind gut. Insbesondere die
Ehe. Es ist ein wichtiger Wert, zusammen zu bleiben, Familie zu
gründen, Kinder zu erziehen und Ehrgeiz darein zu setzen, etwas aus
dem Leben zu machen.
Es gibt keine geradlinigen Lebenswege; das ist jedenfalls nicht das
entscheidende. Zickzack gehört dazu. Wichtig ist: Lebenshilfe in
Anspruch zu nehmen, auch Seelsorge in Gemeinde. Dann geht’s wieder
weiter.
Sie haben einen Wunsch bei Gott frei und einen für unsere
Gemeinde. Was wären diese Wünsche?
Mein Wunsch an Gott wäre, dass mehr Menschen ihn kennen lernen und
ihr Leben besser annehmen können; dass es nicht so viel
Hoffnungslosigkeit gibt. Und mein Wunsch für die Gemeinde: mehr
Angebote der Stille in der hektischen Zeit.
Das Wort „Entschleunigung“ ist mir ganz wichtig. Das Gebot der
Feiertagsheiligung und der Gottesdienst überhaupt haben für mich
auch damit zu tun.
Was gehört zu Ihren Erfahrungen mit Gott, die Sie gern zum
Mutmachen an andere weitergeben möchten?
In Drucksituationen weiß man oft nicht, wie es weiter geht. Ich habe
erfahren: bei Gott gibt es immer ein super „Timing“ (Anm. d.
Redaktion: passender Zeitplan).
Gott ist ein liebender Gott; bei ihm lösen sich Probleme auf, da
werden „Berge“ versetzt. Da werden Dinge möglich, die wir nie
gedacht hätten oder nie hätten denken können. Dazu ist es wichtig,
die Stille zu suchen und in der Stille auf Gott zu hören.
Wenn Sie nur noch kurze Zeit zu leben hätten …
... würde ich alles tun, um mich mit Menschen auszusöhnen, wo man
nicht ganz im Reinen ist.
Vielen Dank für das Gespräch und viele „bergeversetzende“
Glaubenserfahrungen!
32
April und Mai 2012
Ronny Dietrich stammt ursprünglich aus der Nähe von Borna, hat in Leipzig Maschinenbau studiert und ist aus beruflichen Gründen 2008 nach Freiberg gekommen. Seit 2010 ist er mit Elisabeth verheiratet. Ronny arbeitet bei ACTech. Zusammen mit Thomas Neuber und Thorsten Aurich leitet er die Pfadfindergruppe (6-10 Jährige), gehörte zum letzten Glaubenskurs-Team und ist Mitglied in einem Hauskreis. Über seinen Weg zum Glauben und darüber, was ihm sonst noch wichtig ist, sprach Gundula Rudloff mit ihm.
Wenn ich das Gemeindeleben der letzten Zeit an mir
vorüberziehen lasse, fällt mir auf, dass du – oft zusammen mit
deiner Frau – eigentlich nie fehlst. Das war nicht immer so…
Ich bin im nicht-christlichen Umfeld aufgewachsen. – Wobei es mir im
Nachhinein ein Rätsel ist, dass meine Großeltern, die immer in der
Kirche waren, mir nichts von ihrem Glauben erzählt haben. Die
Nachricht vom Tod meines Opas erreichte mich, während ich mit
Freunden im Urlaub war. Auf der Beerdigung hörte ich das Bibelwort:
„Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (Psalm 31,16) Das ist mir
hängen geblieben, das war, wie auf’s Herz gelegt. Im selben Jahr
lernte ich Elisabeth kennen. Mit ihr konnte ich darüber reden.
Sie hat mich auch zum Hauskreis eingeladen. Das war wie eine
glückliche Fügung, dass im Hauskreis gerade so eine Art
Glaubensgrundkurs gemacht wurde, wo ich in ganz kurzer Zeit
grundlegende Infos bekommen habe. Zusätzlich hat mich Ronny Erler
eingeladen, mich einmal wöchentlich mit ihm zur Jüngerschaft zu
treffen. Da habe ich viel drüber gelernt: wie werde ich Christ. Das
hat sehr viel bei mir verändert: Früher war ich ein „Kopfmensch“.
Ich musste alles erklären können. Jetzt weiß ich: „Das Herz hat
Gründe, die der Verstand nicht kennt“. Früher dachte ich: ich
brauche weder Gemeinde noch Taufe.
Im Hauskreis habe ich Erklärungen und Antworten auf meine Fragen
bekommen (auch wenn nicht alles zu erklären geht). Aber: hätte ich
keine Leute getroffen, die ihren Glauben auch begründen können, wäre
ich jetzt ganz woanders. Und – was ich vorher nie erlebt hatte –
war: so viel gute Gemeinschaft, Herzlichkeit, Freundschaft; das war
ganz entscheidend. 2008 ist so viel passiert: durch den Umzug nach
Freiberg hat sich das soziale Umfeld komplett verändert, ich habe
Skifahren gelernt (wenn auch um den Preis mancher Zerrungen und
Prellungen), ich habe Beten und Bibel erstmalig als was
Faszinierendes erlebt und bin dann zum Glauben gekommen.
Und dann hast du dich taufen lassen…
Ja, das war 2010. Ich wusste, wenn ich Christ bin, ist das auch ein
Gehorsamsschritt, weil Jesus das befohlen hat. Aber ich wollte es
dann auch. Ich hatte das Gefühl: es wird Zeit! Und ich wollte auch
zum Abendmahl gehen. Ich war manchmal richtig neidisch auf die
anders, die durften. Die Taufe war für mich auch als öffentlicher
Schritt wichtig.
Und es war für mich ein großer Schritt, weil er die Änderung meines
bisherigen Weltbildes, sozusagen eine Drehung um 180 Grad bedeutete.
Früher galt: du musst hart sein, nichts an dich ranlassen. Ich war
immer skeptisch, verschlossen, Selbstkontrolle war wichtig. Heute
sehe ich das anders und meine Mutter sagt: man erkennt dich gar
nicht wieder. Übrigens war mir wichtig, das mit dem Glauben
unabhängig von meiner zukünftigen Frau zu klären.
Wie geht es dir als Mitarbeiter im Glaubenskurs?
Ich will weiter geben, was ich selbst Gutes erlebt habe:
Gesprächspartner sein, Antworten geben, für Leute beten; einfach
mitwirken, dass andere vom Glauben erfahren können, damit es ihnen
nicht so geht wie mir früher. Ich finde es selbst immer wieder
unglaublich, was Jesus für uns getan hat; dafür will ich Zeuge sein.
Ich werde nie sein wie Jesus, aber ich merke, wie er mich verändert.
Vieles belastet mich nicht mehr so, wie früher. In vielem habe ich
Vertrauen: Gott kümmert sich! Ich bin Ihm für seine Führung und die
Wende in meinem Leben sehr dankbar!
Du warst mit auf dem Leitungskongress in Stuttgart (Januar
2012). Was ist dir besonders wichtig geworden?
Dass Bill Hybels darüber gesprochen hat, wie man das Potential von
Menschen fördert. Und dass es wichtig ist, eine Vision zu haben und
sie klar zu formulieren, denn wir müssen uns mit dem, was wir tun,
identifizieren und es muss klar sein, wofür wir stehen! Deutlich ist
mir auch geworden, dass es Pflicht jedes Christen ist, innerlich
nicht stehen zu bleiben.
Kannst du was mit unserer Gemeinde-Vision anfangen: „Wir sind
lebendige christliche Gemeinde, indem jeder die von Gott geschenkten
Möglichkeiten einsetzt aus der Überzeugung: Ich bin ein Teil des
Ganzen.“
Ja, damit kann ich mich identifizieren. Es geht ja darum, als
Gemeinde präsent zu sein, erkannt zu werden. „Wir brauchen nicht
noch eine Gemeinde, sondern eine, die nichtchristliche Leute bewegt,
in die Kirche zu gehen“, hat jemand in Stuttgart gesagt – das finde
ich genau richtig!
Und mich bewegt noch ein anderer Satz: „Wir müssen aufhören,
Gemeinde zu machen und anfangen, Gemeinde zu sein.“ Für mich heißt
das zum Beispiel, dass ich kein unsichtbarer „Kartei-Christ“ sein
will, sondern dass der Glaube sichtbar mein Leben verändert. (Das
Bild vom Frucht-Bringen ist mir sehr wichtig!)
Im Sommer 2011 hast du angefangen, in einer Pfadfinder-Gruppe
mitzuarbeiten. Wie war das bisher?
Ich merke: es macht mir total Spaß, Kindern was zu erklären und ich
lerne, mit Kindern zu beten.
Im Moment basteln wir einen Lokschuppen für eine Modelleisenbahn. –
Die ganze Gruppe ist noch oder wieder (nach personellen
Veränderungen) im Aufbau.
Noch was zu deinen Freizeitaktivitäten: über die Skatrunde
hört man ja einiges, z.B. auch, dass es da nicht nur um Skat geht...
Also: der Abend ist eigentlich eine reine Herrenrunde aus Christen
und Nichtchristen. Ab und zu verirrt sich auch eine weibliche
Begleitung eines Herrn mal mit zu uns, da sind wir aber tolerant. Es
ist immer eine gesellige Runde bei einem Bier oder auch
alkoholfreien Getränken. Neben dem Kampf um Pokal und roter Laterne
wird sich auch über alles Mögliche ausgetauscht, z.B. über
Erfahrungen im Hausbau und mit dem Finanzamt.
Familie, ganz persönliche Belange oder auch Glaubensfragen werden
offen diskutiert. Hier kommt Mann auch mal zu Wort.
Du gehörst zu den Gründungsmitgliedern des Christlichen
Sozialfonds Sachsen (CSF). Was ist das eigentlich?
Der Christliche Sozialfonds Mittelsachsen e.V. ist ein
Spendensammelverein und hat sich zum Ziel gesetzt, soziale Projekte
finanziell zu unterstützen. Hierzu bündeln wir Einzelspenden und
geben die Summe zu 100% an unterstützungsbedürftige Einrichtungen
weiter. Wir wollen dadurch natürlich auch christliche Strukturen
stärken und die Verbreitung der guten Nachricht fördern.
Danke, Ronny! Ich wünsch dir, dass das viele Spannende, das du in den letzten Jahren erlebt und angepackt hast, dir und vielen zum Segen wird!
31
Februar und März 2012
Über ihre Leidenschaft für Kunst, Kultur und Gemeinde unterhielt
sich Gundula Rudloff mit Falk-Uwe und Rosemarie Keil.
Sich bei den verschiedensten Gelegenheiten mit ihren Gaben in die
Gemeinde einzubringen - seien es Gemeindekreise, Gemeindefeste oder
Krippenspiele – das ist einfach typisch für Falk-Uwe und
Rosemarie Keil. Beide haben bereits aktiv im Team „Kirche im
Abendlicht“ mitgearbeitet, bevor sie seit 2006 „offizielle“
Gemeindeglieder wurden und gehören seit über 10 Jahren einem
„übergemeindlich besetzten“ Hauskreis an.
Seit 1985 leben sie wieder in Freiberg bzw. Halsbach. Falk-Uwe leitet
die Qualitätssicherung in einem Werk zur Herstellung von Feuerwerk,
Rosemarie war zuletzt in einer Krankenkasse tätig. Sie haben eine
erwachsene Tochter.
Was fällt euch eigentlich als erstes ein, wenn ihr an unsere
Gemeinde denkt?
Rosemarie: dass man sich einbringen und schnell eine Aufgabe bekommen
kann.
Falk-Uwe: Gemeinschaft, Heimat, dass ich mich im Gottesdienst
zu Haus fühle und dass man mit Jung und Alt Kontakt haben kann, z.B.
auch nach den Gottesdiensten beim Kirchen-Cafe.
Rosi, dich sehe ich vor meinem inneren Auge mit einem Buch in der
Hand, Falk-Uwe, dich mit einer Kamera. Erzählt doch mal etwas von
euren Freizeit-Leidenschaften!
Rosemarie: Uns verbindet schon immer ein großes Interesse an Kunst und
Kultur. Wir sind Kunstgenießer in verschiedener Hinsicht:
Ausstellungen, Musik, Theater.
Falk-Uwe: und wir sind auch schon immer bestrebt, selbst etwas
Künstlerisches zu machen. Musik machen können wir aber leider nicht,
Sport ist auch nicht so mein Ding; wir mussten uns was suchen, was
geht. Ich habe mal etwas gezeichnet und verschiedenes
Kunsthandwerkliches ausprobiert, aber so richtig war es das nicht.
Mein Schwiegervater war Fotograf und auf diese Weise bin ich
schließlich zur Fotografie gekommen – mit eigener Dunkelkammer.
An der Bezirkskulturakademie in Cottbus habe ich eine Ausbildung
gemacht und dann einen Fotoclub geleitet. Das war das Gute in der DDR:
es wurde viel für Kultur getan. Gern erinnere ich mich noch an
Radtouren während meiner Zeit als Lehrer, wo wir unterwegs mit
Schülern gezeichnet und fotografiert haben.
Rosemarie: Schon seit der Kindheit habe ich Literatur geliebt. Mit 9
oder 10 Jahren habe ich das erste Gedicht verfasst und mein Vater hat
mich gefragt: Wo hast du das abgeschrieben?
Ich habe auch gern Aufsätze geschrieben, später bei literarischen
Wettbewerben erfolgreich mitgemacht. Dank einer sehr guten
Deutsch-Lehrerin in der EOS gehörte ich zu einer Rezitatoren-Gruppe,
wo wir zu gesellschaftlichen und kulturellen Anlässen Texte und
Gedichte gesprochen haben. Das hat mir viel Spaß gemacht und ich habe
dabei viel gelernt.
Falk-Uwe: In der Zeit, wo wir in der Nähe von Weißwasser wohnten,
haben wir auch mal einem Keramik-Zirkel angehört und ich habe Schmuck
gestaltet. Bei den Sorben gewann ich sogar mal einen Preis für ein
typisch sorbisches Osterei.
Rosemarie: Und ich war viel mit Handarbeiten und künstlerischer
Textilgestaltung beschäftigt. Richtig mit Schreiben ging es bei mir
Anfang der 80-er Jahre los.
Wir waren damals ein paar Tage in Weimar, Falk-Uwe hat fotografiert
und ich schrieb Reise-Impressionen. Daraus machten wir dann ein „Büchel“,
denn Falk-Uwe hat schon damals gern etwas mit Bildern gestaltet. Wir
haben eigentlich immer zusammen gearbeitet, weil wir uns gegenseitig
die besten Kritiker sind.
Mein Herz schlägt besonders für Ostpreußen, die Heimat meiner
Vorfahren. Ein Buch darüber ist fertig und an zwei Projekten arbeite
ich gerade: an einer Dorfchronik über den Ort, wo meine Großeltern
gelebt haben. Das ist sehr aufwändig, aber auch spannend, weil es
viele Kontakte bedeutet und weil ich sogar mir bisher unbekannte
verwandtschaftliche Beziehungen entdeckt habe.
Das zweite Projekt sind fiktive Briefe an meinen Großvater, den ich
nie kennen gelernt habe, weil er auf der Flucht während des Krieges
verschollen ist.
Die Leidenschaft für Gemeinde ist euch ja im Unterschied zu
manchen anderen Begabungen nicht in die Wiege gelegt worden. Wie kam
es dazu?
Falk-Uwe: Als Lehrer in der Lausitz war ich ja in besonderer Weise mit
der SED-Parteilinie konfrontiert. Auffällig war mir aber damals, dass
die anständigen und auch gebildeten Kinder meist Christen waren. Das
gab mir zu denken. Im Lehrerzimmer gab es manche bösartigen und
giftigen Bemerkungen über den Pfarrer, der engagierte und gute
Jugendarbeit machte. Da habe ich gemerkt: bei den Christen ist was
los. Und dann haben wir etwas miterlebt, was wir bis heute toll
finden: der Pfarrer hat angefragt, ob er in einem Schulraum
Christenlehre halten dürfe, was natürlich abgelehnt wurde. Da hat er
einfach in seinem Auto vor der Schule Christenlehre gemacht: seinen
Wartburg mit Schülern vollgeladen, seine Geige ausgepackt und
gespielt. Das war überzeugend, dass sich jemand so für seine Sache
einsetzt. Das war die erste bewusste Begegnung mit einem Christen.
Rosemarie: Meine ersten Berührungen mit Christen waren eher
unattraktiv. Ich bin z.B. in der Grundschulzeit mal entgegen der
Überzeugung meiner Eltern zu einem kirchlichen Kinderkreis mitgegangen
und weiß noch, dass ich überhaupt nichts begriffen habe. Oder ich
denke an eine Mitschülerin an der EOS, die Christ war, aber dann in
einem Aufsatz eine völlig andere Position vertreten hat. Das fand ich
unglaubwürdig.
Oder da war eine Mitstudentin, von der ich mal was zur Bedeutung des
christlichen Glaubens erfahren wollte; aber die konnte das auch nicht
erklären. Ganz anders wurde das erst nach der Wende. Anfang der 90-er
Jahre hatten wir die Möglichkeit, in die Alpen zu fahren und da haben
wir über viele Jahre immer wieder eine Christin getroffen, bei der uns
besonders beeindruckt hat, dass sie so dankbar für alles sein konnte.
Inzwischen lebten wir ja in Freiberg und waren auch ab und zu, z.B.
Weihnachten, im Dom. Das Schlüsselerlebnis für mich hing eigentlich
mit unserer Tochter zusammen.
Da gab es manches Schwierige in der Zeit und bis heute scheint es mir
wie eine Eingebung gewesen zu sein, dass ich eines Tages dachte: frag
mal im Dom nach, ob es da was für Jugendliche gibt. Und tatsächlich
hat sie dort Anschluss und Hilfe gefunden. Das war ein großer Segen
für uns alle.
Später wollte sich unsere Tochter taufen lassen und das wurde uns
beiden dann zum Anlass, unsere Konfirmation nachzuholen, denn wir
waren beide als Säuglinge getauft worden.
Wir haben den „Familienunterricht“ bei Pfr. Fischer noch in sehr guter
Erinnerung. Aber die Taufe von Verena ging unserer Konfirmation
voraus! Ganz wichtig wurde uns dann der Hauskreis. Als jemand uns dazu
einlud, haben wir nur schüchtern zurückgefragt: Hauskreis – was ist
das?
Die Antwort war: Kommt doch mal vorbei! Und wir sind bis heute dabei
geblieben! Da gibt es die intensivsten Gespräche über Glaubensfragen.
Das Erstaunliche ist, dass wir den Kreis stets bereichert verlassen,
weil alle ihre Gedanken und Erfahrungen einbringen.
Und ganz wichtig ist das Gefühl: da kann man einander vertrauen, sich
öffnen, keiner lacht einen aus.
Zu unserem 30. Hochzeitstag 2002 haben wir uns übrigens entschieden:
jetzt lassen wir uns trauen! Das war eine ganz schöne Feier zusammen
mit unserem Hauskreis!
Wenn ihr jetzt in Bezug auf Gemeinde den Satz hört: Ich bin ein
Teil des Ganzen – was heißt das für euch?
Rosemarie: Ich fühle mich so! Für mich hat das damit zu tun, andere
Leute kennen zu lernen und dann zu entdecken: wir sind so etwas wie
Mosaiksteinchen und was dabei rauskommt, wenn wir was gemeinsam
machen, funktioniert tatsächlich. Das erlebe ich zum Beispiel bei
„Kirche im Abendlicht“ so oder auch beim Krippenspiel.
Falk-Uwe: Für mich ist das ganz selbstverständlich: was zu tun, wo ich
mich mit meinen Gaben einbringen kann. Da fühle ich mich als Teil des
Ganzen.
Rosemarie: Bei „Teil des Ganzen“ denke ich auch an das Miteinander der
Gemeinden unserer Stadt und daran, dass man die Kräfte noch besser
bündeln und so sicher auch Finanzen sparen könnte.
Viele Menschen aus eurer Generation sind der Kirche gegenüber ja
sehr distanziert. Was könnte ihnen helfen, offener zu werden?
Rosemarie: Einige haben sich schon mal zu Kirche im Abendlicht
einladen lassen.
Falk-Uwe: oder auch Heiligabend zum Krippenspiel. Da habe ich gesagt:
Da mache ich mit. Ungewöhnliche Aktionen wie der „Halsbacher Advent“,
den Ute Böhm initiiert hat, machen auch neugierig.
Rosemarie: Wir hätten nie gedacht, dass so viele kommen würden, um
sich an den Adventssonntagen vor verschiedenen Fenstern des Ortes zu
treffen, um zu singen und etwas über den Advent zu hören.
Als es vor unserm Fenster war, konnten wir auch eine Karte mit einem
biblischen Inhalt mitgeben. Das war eine tolle Aktion!
In dem Zusammenhang muss ich an meinen Konfirmationsspruch denken. Wir
haben uns beide die Sprüche selbst ausgesucht:
Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so
könnt ihr sagen zu diesem Berge;
Heb dich dorthin! So wird er sich heben; und euch wird nichts
unmöglich sein.
(Matthäus 17.20)
Rückblickend kann ich nur sagen: vieles in unserem Leben war einfach
kein Zufall. Gott hat mir geholfen, Berge zu versetzen!
Falk-Uwe: Mein Spruch heißt:
Ich bin bei dir, dass ich dir helfe und dich errette, spricht der
Herr.
(Jeremia 15,20)
Mir ist daran wichtig: Jesus ist immer für mich da; ich muss seine
Hilfe nur annehmen.
Danke für das Gespräch! Und viel Freude weiterhin beim Einbringen
eurer vielfältigen Gaben! Ich wünsche euch, dass ihr spürt, wie ihr
ein unersetzlicher Teil des Ganzen seid!
30
Dezember 2011 und Januar 2012
Daniela Gneuß) mag es nicht, im Rampenlicht zu stehen, auch
wenn sie als Verantwortliche am Büchertisch in der Jakobikirche
durchaus präsent ist und die Frauenabende „Evas unter sich“
initiiert hat und federführend mitgestaltet. Daniela gehört einem
Hauskreis an und hat sich auch in diesem Jahr wieder für
„Weihnachten im Schuhkarton“ engagiert.
In Löbau ist sie aufgewachsen und mehrmals innerhalb Sachsens
umgezogen, bevor sie mit ihrem Mann Falk 8 Jahre in Essen gelebt
hat. Seit Sommer 2007 gehört die Familie zu unserer Gemeinde und als
Mutter von 5 Kindern kommt Daniela (zumindest vorerst) nicht auf die
Idee, in ihrem Beruf als Krankenschwester zu arbeiten. Eine ruhige
Stunde mit Gundula Rudloff konnte trotzdem organisiert werden.
Ist die Advents- und Weihnachtszeit für euch als Familie
eigentlich eine besondere Zeit?
Ja, im Advent werden wir dieses Jahr wieder wichteln: wir machen
Lose für jedes Familienmitglied und dann wird gezogen. Die Aufgabe
ist dann, dem, der auf dem gezogenen Los steht, eine Woche lang eine
Freude zu machen. Das muss nicht ein Geschenk sein, sondern kann
genauso eine praktische Hilfe sein oder eine Ermutigung oder ein
Kompliment. Nach einer Woche wird’s neu gemischt.
Viel Gemütlichkeit schaffen wir im Advent nicht, aber abends lesen
wir mit allen Kindern zusammen eine fortlaufende Geschichte, die die
christliche Botschaft auf gute Weise mit dem Advent verbindet.
Einige Jahre war es sogar das selbe Buch. Und Heiligabend laden wir
einen Menschen, der sonst allein wäre, ein, in unser „Chaos“ mit
Essen und Bescherung einzusteigen.
In unserm Land zählt ihr mit 5 Kindern als kinderreich. Wie
fühlt sich das eigentlich an?
Selbst in der eigenen Familie kam das etwas komisch an und wir
fühlten uns in Frage gestellt - schon als das vierte Kind kam. Aber
immer, wenn das Kind da war, war alles O.K. Sonst im Alltag erleben
wir das unterschiedlich. Manche finden das ganz toll, aber wir haben
auch schon Bemerkungen gehört wie: Müssen die denn noch ein Kind in
die Welt setzen. Die haben doch schon genug. In der Kirchgemeinde
sind wir mit allen Kindern immer positiv aufgenommen worden und
haben uns voll und ganz akzeptiert gefühlt. Ich finde es total schön
und bereichernd, Kinder zu haben! Aber ich glaube, die Entscheidung
ist wichtig: Ja, ich will das. Wenn man ansonsten zu viel plant,
gibt es immer Gründe, warum Kinder gerade nicht in die Planung
reinpassen. Kinder zu haben ist laut, aber lustig, Wir lachen viel
und es hält jung! Klar ist: mit 5 Kindern und mir als
„Nichtverdiener“ geht nicht alles. Wir stecken zurück, wo andere
nicht überlegen müssen, ob sie Schwimmen gehen, Essen gehen oder ins
Kino gehen. Aber wir haben uns dafür entschieden. Wir wollen es so.
Allerdings finde ich es ab und zu hilfreich, wenn mir jemand
Ermutigung und Anerkennung dafür gibt, denn manchmal zweifle ich
auch an meiner Rolle, wenn es bei den Kindern eine Pubertätsschub
gibt oder alle krank sind, der Mann nicht da ist. Auch mit vier
Kindern bin ich schon an gesundheitliche Grenzen gekommen und auch
krank geworden. Ich bin also nicht immer „auf Wolke 7“, sondern
empfinde die Situation auch als Kampf. Aber es ist gut so; ich will
mit niemandem tauschen.
Bleibt eigentlich bei der gesamten Haushalts- und
Kinderlogistik auch mal Zeit nur für dich, für deine Bedürfnisse,
Wünsche, Hobbys?
Es ist schon so: ich stecke zugunsten der Familie zurück. Aber zum
Beispiel der „Evas-Abend“ ist was, wo ich mich einbringen kann. Ich
genieße es, mit anderen Frauen zusammen sein zu können. Und ich
nehme mir auch Auszeiten. Das ist für mich spazieren gehen, im
Garten was machen, Sport treiben: schwimmen, walken oder joggen. Mal
eine Freundin treffen oder mit den Hauskreis-Frauen zusammen sein.
(Vielleicht ja ein Tipp für die anderen Hauskreise: ab und zu
separate Treffen von Männern und Frauen?!) Auszeit ist auch: einen
guten Film angucken oder ein Buch lesen. Bücher sind sowieso meine
Leidenschaft. Ich muss eben nach etwas Ausschau halten, was auch
realistisch ist, umzusetzen.
Noch mal zum Eva-Abend: Was hat dich besonders motiviert, so
ein Angebot zu initiieren?
Ich finde, dass Frauen wunderbare Gaben und Talente haben. Ich bin
keine Feministin. Aber ich glaube, dass Frauen oft die sind, die
mehr beten und als „Gefühlsmenschen“ näher an Gott dran sind und
auch einladender für andere sein können. Meine Vorstellung für diese
Abende ist: Gaben entdecken, Talente fördern, Lust auf Gott zu
machen.
Christliche Kindererziehung – was heißt das eigentlich für
dich?
Christliche Werte leben, auch auf die Wortwahl achten, Tischgebete
sprechen, vor dem Schlafen mit den Kindern beten und auch bei
Krankheit um Heilung beten. Wenn die Kinder früh aus dem Haus gehen,
werden sie gesegnet. Wir lassen nicht alles Spielzeug und auch nicht
alle Bücher zu. Auch Halloween-Partys lehnen wir ab. Vielleicht bin
ich da auch etwas radikal, weil ich erst als Erwachsene zum Glauben
gekommen bin. Wichtig ist mir auch, viel miteinander zu reden und
natürlich auch darüber, wenn etwa in der Schule blöde Sprüche wegen
des christlichen Glaubens unserer Kinder kommen.
Der Sonntag ist bei uns ein besonderer Tag. Es ist normal, zum
Gottesdienst zu gehen und keine Arbeit an Haus und Hof zu machen,
sondern Freunde einzuladen, Spiele oder Ausflüge zu machen.
Wo findest du, müsste sich unsere Gemeinde verändern oder
weiter entwickeln?
Ich fände es gut, wenn mehr Gottesdienste gestaltet werden, die für
glaubensferne Menschen ansprechend sind. Aus der Gemeinde in Essen
kenne ich das so: mit Lobpreis, ohne Talar, ohne bestimmte Liturgie,
interessante Themen im Licht der Bibel. Vielleicht würde dann die
Hemmschwelle für Leute niedriger. Ich wünschte mir auch noch mehr
Miteinander der Generationen vielleicht bei
Nachmittagsveranstaltungen. Und ich wünschte mir mehr Kulturelles in
der Kirche, weil man dazu auch Leute einladen kann, die sonst nicht
in die Kirche gehen. Mir geht es immer darum, die Hemmschwelle
niedrig zu machen und sich für Menschen zu öffnen, die Gott noch
nicht kennen.
Wozu ist Gemeinde da – wie würdest du es erklären?
Gemeinde ist dazu da, dass man sich gegenseitig stärkt und
miteinander Glauben lebt. Aber Gemeinde soll nicht im eigenen Sud
kochen, sondern Menschen zu Jesus führen.
Gibt es eine Frage, die du gern von Jesus beantwortet hättest?
Warum bin ich krank geworden? Sonst bin ich total zufrieden mit dem
Leben, aber die Krankheit - Zöliakie - hätte ich gern los!
Was mit Gott erlebt – was fällt dir als erstes ein?
Dass Falk von Essen gern zurück nach Sachsen ziehen wollte und ich
nicht. Aber dann ist mir auf einer Frauenkonferenz mit Maria Prean
klar geworden: wenn das für uns als Familie dran ist, ist es gut.
Menschlich fand ich es sehr schwierig und ich habe viel geheult.
Aber dann hatte ich ein Bild, das mir eine große Hilfe war: da war
ein schmaler Steg, über den ich gehen musste, aber mit dem Blick auf
Jesus wird es gut. Auf diese Zusage Gottes habe ich mich berufen. So
habe ich mich in aller Veränderung getragen gefühlt und erlebt: es
ist Gottes Weg mit uns. Das hat mir tiefen Frieden gegeben.
Als Erlebnis mit Gott fällt mir auch unsere jüngste Tochter Martha
ein. Eigentlich hab ich mich in der Zeit nach einem Job umgeguckt,
hatte auch schon auf Probe gearbeitet – und dann war ich schwanger.
Eine kurze Phase der beruflichen Überlegungen ist dadurch abrupt
beendet worden und ich habe erkannt: es ist Gottes Plan für mich,
dass ich noch bei den Kindern bleibe. Martha ist ein „Herzenskind“
Gottes für mich.
Ein Bibelwort, das dir viel bedeutet …
… ist mein Taufspruch. Den habe ich mir zu meiner Taufe 1993 (nach
ProChrist) selbst ausgesucht: Lehre mich tun nach deinem
Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich
auf ebner Bahn. (Psalm 143, 10)
Das Wort ist für mich wie ein Wegweiser, der mir hilft zu fragen:
was würde Jesus tun?
Zuletzt: bitte ein Buchtipp für die Advents- und
Weihnachtszeit!
Adrian Plass: „Das Wiedersehen“ – ein wundervolles Buch über tiefe
Gefühle verletzter Menschen. Adrian Plass kennen viele als
Humoristen, aber er hat sich mehr und mehr als ernsthafter
Schriftsteller etabliert.
Danke für diesen Einblick in dein Leben und für dein Engagement in Gemeinde! Ich wünsch dir ganz viel von der wechselseitigen Erfahrung, dass du andern Mut machen kannst – nicht nur, aber auch zu Kindern und dass du immer wieder viel Ermutigung und Kraft für alles geschenkt bekommst!
29
Oktober und November 2011
Tobias Gietzelt würde gern mal Maschinenbau studieren. Ob er
davor noch irgendwas anderes macht, weiß er noch nicht genau, aber
dazu hat er ja noch Zeit nachzudenken, bis sein letztes Schuljahr
zuende ist. Obwohl er durch seine vielseitigen Hobbies wohl gar
nicht so viel Zeit hat! Da ist als erstes die Musik: Schlagzeug,
Klavier, Singen (seit der 6. Klasse im Freiberger Knabenchor). Mit
Computerspielen verbringt er – weniger nach der eigenen
Einschätzung, aber nach der seiner Mutter - viel zu viel Zeit. Hin
und wieder bastelt er gern, z.B. an Fahrrädern und schließlich
gehört der Fußball dazu (den er vereinsmäßig allerdings aufgrund zu
häufiger Verletzungen aufgegeben hat). In unserer Kirchgemeinde
aktiv ist er mindestens seitdem er laufen und seinen Vater bei
diversen Bau- und Reparaturtätigkeiten begleiten konnte bzw. seit er
groß genug ist, um Gemeinde-aktuell in Briefkästen verteilen zu
können. Jetzt gehört er zum Mitarbeiterteam der Jungen Gemeinde (JG),
ist Mitglied in einem Jugendhauskreis und gibt in der Band „Deep
Worship“ den Rhythmus an. Gundula Rudloff unterhielt sich mit ihm in
der Hollywood-Schaukel.
Tobias, Gemeinde ist für dich ...
Ort, wo ich auf jeden Fall auftanken kann. Da denke ich zuerst an
die JG, wo man sich mit vielen Leuten, die mehr oder weniger mit
Gott erlebt haben, austauschen kann. Das ist auch ein Ort, wo die
älteren für die jüngeren Vorbildwirkung haben können. Da denkt man
manchmal: Mensch, da hab ich auch mal gestanden. Und dann kann ich
den Jüngeren jetzt erzählen, was andere mir früher mal erzählt
haben. Das ist auf jeden Fall spannend! Spannend finde ich auch,
dass Lobpreis im Gottesdienst inzwischen in jeder Generation Anklang
findet, das finde ich genial!
Hast du Vorbilder?
Es gibt Leute, wo man sagt: Mensch, so möchte ich später auch mal
werden. Im Lobpreis-Bereich denke ich an Samuel Harfst und die
Hillsong-Leute. Die sind bei der Sache, reißen andere mit, aber
stellen sich selbst nicht dar. Das ist die Herausforderung: in der
Musik bei Gott zu bleiben. Die JG-Leiter – also Bauchs und Frank –
sind mir auch Vorbild. Von ihnen kann ich viel lernen zum Umgang mit
Gott im Alltag!
Du bist in einer christlichen Familie aufgewachsen. Was war
besonders wichtig und prägend für deine geistliche Entwicklung?
Erstmal ist es hilfreich, in christliche Gemeinde reinzuwachsen,
weil dann einfach viele Kontakte da sind. Viele, auch ältere, kennen
mich und ich kenne sie. Ansonsten denke ich zuerst an die Band! Mit
der Konfirmation war klar: Gott muss es geben. Da ist der Gedanke
gereift: da ist was; da gehst du auf Suche, in der JG wirst du schon
Antworten finden….Das war dann auch so, obwohl JG mir zuerst vor
allem Spaß mit den anderen bedeutete. Der Knackpunkt für mich war
die Frage von Markus: willst du beim Lobpreis-Abend auf dem Klavier
mitspielen? Ich hab das dann gemacht – auch wenn es musikalisch
nicht so toll war. Bei einem Stück hat Markus dann Klavier gespielt
und ich Cajon – das hat mir richtig Spaß gemacht. Vor dem nächsten
Promise-Jugend-Gottesdienst hat Markus mich wieder gefragt. Diesmal,
ob ich Cajon spielen würde. Das war eine echt spannende Phase, weil
ich eigentlich in der selben Zeit, in der Band-Probe war,
Fußball-Training hatte. Aber weil ich häufig Verletzungen am
Sprunggelenk hatte, konnte ich mehr bei den Bandproben dabei sein.
Immer, wenn ich wieder mehr in Fußball investieren wollte, kam
wieder eine Verletzung. Ich glaube, das war Gottes Führung. So bin
ich in der Band richtig aktiv geworden. Das hat für mich sehr viel
mit der Festigung meines Glaubens zu tun. Eine Rüstzeit in
Hermannsdorf war auch sehr wichtig, wo wir ganz viel Lobpreismusik
gemacht haben. Da hatte ich das Gefühl, endgültig „angekommen“ zu
sein. Wir haben viel gequatscht und gebetet und ich habe mein Leben
endgültig Jesus anvertraut. Danach wusste ich: wofür ich das mache
mit der Musik und dass man damit eine Botschaft rüberbringt.
Kannst du noch etwas sagen zu der Rolle, die deine Familie für
deinen Glauben spielte oder bis heute spielt?
Ich bin, wie gesagt, mit dem christlichen Glauben aufgewachsen. Das
bedeutet, dass mir zum Beispiel das Gebet vor dem Essen oder dem
Schlafen sehr wichtig und selbstverständlich ist. Mit meinen Eltern
kann ich über geistliche Themen sprechen, was mich in meinem eigenen
Glauben weiter bringt und mich gewisse Dinge besser verstehen lässt,
die für mich unverständlich oder gar zweifelhaft waren. Außerdem
habe ich durch meine Eltern schon früh gelernt, was es heißt,
christliche Gemeinschaft zu leben und zu pflegen – etwa durch den
Hauskreis meiner Eltern, bei dessen Ausflügen oder Rüstzeiten ich
schon oft dabei war oder durch diverse Klettertouren meines Vaters
mit Freunden (mehr oder weniger freiwillig).
Was ist für junge Leute wichtig, damit sie ihren Platz im
Reich Gottes und in christlicher Gemeinde finden können?
Gleichaltrige, die überzeugte Christen sind! Gleichaltrige als
Vorbild sind viel wichtiger als Erwachsene. Gleichaltrige machen
neugieriger und lassen den Wunsch wachsen: Reich Gottes will ich
auch entdecken!
Wie muss Gemeinde aussehen, wo junge Leute ihren Platz finden
können?
Offenheit, Herzlichkeit, Akzeptanz durch alle Generationen hindurch.
Gemeinde sollte die Individualität fördern – und sich nicht mit
Grabenkämpfen aufhalten.
Hast du Wünsche / Visionen für dein Leben?
Was die Band betrifft, dass wir mal richtig große Auftritte haben.
Aber erstmal sind kleine Schritte angesagt, dass wir uns als Band
festigen. Ansonsten: Familie haben und falls ich irgendwann nicht
mehr in Freiberg sein sollte: eine Gemeinde finden, wo gute
Gemeinschaft ist. Da hab ich ja jetzt Glück.
Welche Fragen würdest du gern von Gott beantwortet haben?
Vor einigen Wochen ist meine Oma gestorben. So richtig an Gott
geglaubt hat sie nicht. – Ist sie im Himmel angekommen?
Gibt es einen Bibelvers, der dir besonders wichtig ist?
Eine Geschichte, nämlich die vom „verlorenen Sohn“ (Lukas 15,
11-32). Das war die erste Geschichte, über die ich mal mehr
nachgedacht habe; ich habe sie damals auch in die handgeschriebene
Gemeindebibel geschrieben (vor 7 Jahren oder so). Seitdem bin ich
immer wieder auf die Geschichte gestoßen: der Vater ist für mich
ganz großes Vorbild, wie er an den Sohn glaubt, diese endlose Liebe
zu dem Sohn, dass er alles vergeben kann!
Kannst du von einem Erlebnis mit Gott erzählen?
Das sind bei mir eher viele Kleinigkeiten, die mich immer wieder
drauf stoßen: es ist nicht alles selbstverständlich! Neulich bin ich
mit dem Zug nach Mecklenburg-Vorpommern gefahren. Zwischen Berlin
und Neubrandenburg ist der Zug wegen eines Defektes stehen
geblieben. Weil ich Musik gehört habe, habe ich die Durchsage nicht
mitgekriegt, dass ich hätte aussteigen sollen. So merkte ich
schließlich, dass der Zug wieder zurück fuhr. Trotz allem bin ich
dann irgendwann noch gut angekommen. Da hab ich gesagt: Danke, Gott!
Oder beim Autofahren hat mal was nicht funktioniert – und dann ging
es doch.
Wie ist das für dich als Christ in der Schule? Spricht man
darüber? Wissen das die anderen?
Ich hab einen Kumpel, mit dem ich reden kann. Ich habe aber auch
echt Glück, dass ich keinen Gegenwind erfahre. Aber andere zu
animieren, mal mitzukommen – zum Beispiel zu „JesusHouse“ das ist
total schwierig. Quatschen ja, aber mehr nicht… Insgesamt: es ist
ein Segen, dass Offenheit da ist zum Reden. In der Schule, in der
ich vorher war, hatten wir einen Bibelkreis: einmal wöchentlich
haben wir eine kleine Andacht gemacht mit Thema und Gebet.
Danke für das Gespräch.
28
Juli, August und September 2011
Als Rosemarie Gruber-Friebel 2004 mit ihrem Mann Ulrich
aus dem württembergischen Sulzbach nach Freiberg zog, kam sie
eigentlich zurück in ihre Heimat. In Frankenberg geboren, aufgewachsen
und stets engagiert in intensivem kirchgemeindlichem Leben, lange Zeit
in Eppendorf gelebt und gearbeitet, ist sie bestens vertraut mit Land
und Leuten hier.
Neben ihren vielseitigen kreativen Gaben ist sie leidenschaftlich gern
Großmutter und ihr Lieblingselement ist das Wasser. In unserer
Gemeinde leitet sie das meditative Tanzen, ist im Posaunenchor mit der
Trompete zu hören, sie verantwortet mit ihrem Mann zusammen einen
Hauskreis und die „Kirche im Abendlicht“. Übergemeindlich bringt sie
sich in der Frauenarbeit ein. In ihrem Garten besuchte Gundula Rudloff
sie an einem sommerlichen Maimorgen.
Was hat dich im Glauben eigentlich am meisten geprägt? Was sind
deine Wurzeln?
Ich bin für mein kirchliches Elternhaus sehr dankbar. Für mich war die
Kirchgemeinde, der Kontakt unter Christen, Zusammenhalt und
gegenseitige Hilfe von Anfang an wichtig. Die Gemeinde war gerade in
DDR-Zeiten ein Raum der Freiheit. Die Gruppe in der Jungen Gemeinde
gab uns Geborgenheit, ein Zuhause. Gleichzeitig war es eine
Aufbruchzeit. Martin-Luther-King war unser Idol und stand für die
Sehnsucht nach Freiheit. Ich bin auch sehr dankbar, dass ich einen
Partner gefunden habe, der auch Christ war. Und durch das Blasen im
Posaunenchor kann man sich einfach nicht verstecken. Das Blasen gehört
einfach zu meinen Wurzeln im Gemeindeleben. Mein Vater war ephoraler
Posaunenchorleiter. Meine Schwester und ich haben bei ihm das Blasen
gelernt; ich glaube, wir gehörten zu den ersten Mädchen, die einem
Posaunenchor angehörten. Über das Blasen habe ich dann auch meinen
ersten Mann kennen gelernt. Und mein Schwiegervater war
Landesposaunenwart.
Dein Glaube oder besser: eine Ausdrucksweise des Glaubens ist
für dich auch die Bewegung, der Tanz.
Ja, aber das ist erst gewachsen, nachdem mein Leben durch ein tiefes
Tal gegangen ist. Das hat mit der Zeit zu tun, in der mein Mann krank
war und gestorben ist und meine berufliche Existenz verloren ging. Wir
haben ja gemeinsam in der Arztpraxis meines Mannes gearbeitet. 23
Jahre waren wir verheiratet. Mit Ausbruch der Krankheit ging unsere
gemeinsame Zeit dann ganz schnell zu Ende, aber im Nachhinein kann ich
sagen: es war auch eine gute und wichtige Zeit, einfach weil wir
wirklich Zeit miteinander hatten. Bis zu dieser Zeit in meinem Leben
habe ich meinen Konfirmationsspruch eigentlich nicht verstanden: „Euer
Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht,
wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben.“ (aus 1. Petrus
5) In diesem Lebenstal habe ich plötzlich gesehen, was alles für
Anfechtungen auf einen lauern. Rückblickend bin ich dankbar, durch
dieses Tal geführt worden zu sein. Dazu gehörte eine Kur in der De
Ignis Klinik in Altensteig und dort gab es das Angebot „Tanz und
Bewegung“ – und das war’s! Das waren für mich Schritte wie in ein
neues Leben hinein: die Bewegung, das Loslassen-Können des
Vergangenen. Bis dahin hatte ich immer festgehalten und versucht, das
Leben aus eigener Kraft zu bestehen. Das mit dem Tanz hat sich dann
Stück für Stück weiter entwickelt. Später in Württemberg hatte ich die
Möglichkeit, eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung zu machen:
„Meditation des Tanzes und sakraler Tanz“. Als wir in Sulzbach „Kirche
im Abendlicht“ als neue Gottesdienstform begonnen haben, haben wir mit
einer Gruppe getanzt aus dem Anliegen heraus, die gute Nachricht auf
alle mögliche Weise zu vermitteln. Das Tanzen bedeutet für mich: der
Glaube kriegt Hand und Fuß und ich merke, wie geistliche Inhalte einen
über die Bewegung berühren. Eigentlich ist es betendes Tanzen oder
tanzendes Beten. Im Hinblick auf das „tiefe Tal“ bleiben natürlich
Warum-Fragen.
Wie lebst du heute mit diesen schmerzlichen Fragen?
Ich lasse sie stehen. Und ich sage: Wenn Gott das so entschieden hat,
dann will ich damit auch leben. Im Vaterunser beten wir immer: „Dein
Wille geschehe.“ Das sagt sich manchmal leicht, aber zu akzeptieren,
dass Gottes Wille anders ist als meiner – das ist was ganz anderes! In
der Trauer habe ich aber auch immer wieder erlebt, dass Menschen zur
rechten Zeit da waren – wie Engel, die mich begleitet haben. Eine
wichtige Rolle spielte da auch der Kontakt zur Luther-Kirchgemeinde in
Chemnitz.
Du hast es schon angedeutet: du warst eine Zeit lang in
Baden-Württemberg und gehörst heute an die Seite eines
württembergischen Pfarrers. Erzähl mal, wie das kam.
Wir haben uns auf einem CVJM-Schiff auf einer Kreuzfahrt kennen
gelernt. Es gab so viel Gleiches in unserer Lebensgeschichte: Er hatte
zur selben Zeit seine Frau verloren. Wir haben beide gespürt, wie gut
es tut, wenn man das jemandem erzählen kann, der einen versteht, weil
er das selbe erlebt hat. Wir haben schnell gespürt, dass es auf einen
gemeinsamen neuen Weg hinausläuft. Das einzige Problem war nur die
Entfernung Eppendort – Sulzbach!
Und wie habt ihr das geregelt?
Ich habe mehrmals erlebt, dass Gott zu mir durch Träume spricht. In
diesem Fall war es auch ganz klar! Und damit wusste ich, dass ich
aufbrechen sollte! Und es war so eine schöne Zeit in Sulzbach! Damals
hatte Ulrich gesagt: wenn du jetzt alles zurück lässt, dann komme ich
im Ruhestand nach Sachsen. Und dann ist die Entscheidung gewachsen,
nicht direkt in die alte Heimat zurück zu gehen, sondern nach
Freiberg.
Du bist sehr vielseitig begabt. Was schätzt du als deine größten
Stärken ein?
Ich bin ein spontaner Typ. Ich kann jeweils in der Situation
entscheiden. Ich kann auf Menschen zugehen. Auch Menschen, die ich
vorher nicht kenne, kann ich z.B. durch das Tanzen mit auf den Weg
nehmen…. Das hat sicher was mit meinem Beruf zu tun. Eigentlich wollte
ich ja Kostümbildnerin werden und hatte dafür eine Ausbildung zur
Damenmaßschneiderin gemacht. Aber dann, als ich meinen Mann kennen
gelernt hatte, der Arzt war, habe ich ihm zuliebe eine Ausbildung zur
Krankenschwester gemacht. Da musste ich viel spontan entscheiden.
Besonders brisant war das in den Nachtdiensten, wenn es um Notfälle
ging: was mache ich jetzt?
Als ich Ulrich kennen gelernt habe, hat er eines Tages gesagt:
„Übrigens, ich bin Pfarrer.“ Da habe ich als erstes gedacht: schlimmer
als in einer Landarztpraxis kann das auch nicht sein!
Noch was zu den Gaben: mit dem Tanz kommt jetzt meine kreative Seite
voll zum Zuge – und dazu ganz ohne Druck! „Du hast mir meine Klage
verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen
und mich mit Freude gegürtet…“ – Dieser Vers aus Psalm 30 ist zu
„meinem“ Bibelwort geworden. Es ist eine meiner schönsten
Lebenserfahrungen, trotz des Schweren und obwohl das Leben ganz anders
als geplant oder gewünscht gegangen ist, mich wieder freuen und lachen
zu können! Das empfinde ich als Geschenk. Durch Schweres wird man ein
anderer Mensch. Aber das ist nichts Negatives, sondern das vertieft
das Leben – auch glaubensmäßig.
Du bist sehr in der übergemeindlichen Frauenarbeit engagiert -
warum?
Frauen sind eigentlich die, die wesentlich die Gemeindearbeit tragen
mit ihren fleißigen Händen, mit Kreativität und Warmherzigkeit. Frauen
schätzen in besonderer Weise das Miteinander. Es ist sicher auch kein
Zufall, dass in der Tanzgruppe überwiegend Frauen sind. Seit kurzer
Zeit gehöre ich dem ephoralen Leitungsteam von 8 Frauen an, die zum
Beispiel den jährlichen „Weltgebetstag der Frauen“, das
Rogate-Frauentreffen und Bildungsfahrten vorbereiten. Übrigens war das
Rogate-Treffen am 28. Mai in Großhartmannsdorf ganz toll! Der
Gottesdienst war sehr gelungen genauso wie hinterher das
Gospelkonzert. Es war richtige Aufbruchstimmung!
Würdest du dir wünschen, dass mehr Verbindung zwischen diesen
Aktionen und den Frauen in unserer Gemeinde wächst? Könntest du dir
vorstellen, auch offiziell Ansprechpartnerin für die Frauenarbeit zu
sein?
Ja! Es wäre sehr schön, wenn die Frauenarbeit mehr in die gesamte
Gemeindearbeit integriert wäre. Ich würde auch gern überlegen, wie man
Angebote für jüngere Frauen machen kann, denn wie gesagt: ohne Frauen
geht eigentlich nichts. Und das betrifft nicht nur das
Großmutter-Alter! Ich würde gern im Team überlegen: was ist denn das
Bedürfnis von Frauen? - Und mit einer Pfarrerin in der Gemeinde müsste
dieser Kontakt doch gut möglich sein. Von Dresden werden sehr gute
Themen angeboten und es gibt tolle Multiplikatoren-Treffen, wo wir
theologisch-geistlich fundiertes „Futter“ bekommen.
Wie sieht dein Traum von Gemeinde aus?
Gemeinde ist immer ein Weg; es gibt nie das Endgültige. Gemeinde wird
sich immer bewegen und verändern. Das wird auch zu Reibungspunkten
führen, aber entscheidend ist: man ist miteinander unterwegs, achtet
und schätzt sich wert. Und: wir bringen die frohe Botschaft nach
außen. Mein Wunsch ist, dass wir Gottes Liebe weiter geben, indem wir
Freude rüberbringen und vorleben, wie das geht, einander Mut zu
machen, aufeinander zu achten, den Einzelnen zu sehen, auch unsere
Gaben zu entdecken – das ist spannend! Aber so werden wir spüren, wie
das ist, getragen, geführt, manchmal auch „geschubst“ zu werden.
Und: ich finde, wir haben als Gemeinde so große Verantwortung, Werte
in die Gesellschaft hineinzutragen, den Menschen so etwas wie einen
„Anker“ zu geben. Meine Hoffnung ist, dass das auch durch den
Kirchentag in Dresden geschieht!
Danke für das Gespräch, deinen Einsatz und die Hoffnung, die du ausstrahlst, dass wir noch viel Bewegendes hier in Gemeinde erleben können!
27
Mai und Juni 2011
Thomas Haase, verheiratet mit Katja, mit der er einen jungen Sohn hat, ist von Beruf Finanzbeamter. Die meisten, die ihn aus dem Gemeindeleben kennen, verbinden mit ihm allerdings Musik. In großer musikalischer Breite und viel zeitlichem Engagement bringt er sich an der Orgel und im Lobpreis am Piano, mit Gitarre und Gesang ein. Thomas ist gebürtiger Pockauer und lebt seit 2004 in Freiberg. Mit seiner Frau gehört er einem Hauskreis an. Gundula Rudloff sprach mit ihm über sein geniales Hobby, Glaube, Geld und Gemeinschaft.
Thomas, wolltest du eigentlich mal Musiker werden?
Einen Kirchenmusiker-Abschluss (C) habe ich ja. Aber Hochschulmusik
wollte ich nie studieren. Mein „2. Berufswunsch“ war schon immer
Kantor. Aber als ich mit kirchlichen Mitarbeitern und Pfarrern
drüber geredet habe, haben sie mir gesagt, dass aus Gründen der
Personaleinsparung zukünftig immer mehr Musiker im Nebenamt
gebraucht werden. Außerdem wollte ich nicht die Lust an meinem Hobby
verlieren, wenn ich es zum Beruf mache. Deshalb hatte ich von Anfang
an im Blick, das nebenberuflich zu machen. Ansonsten habe ich immer
davon geträumt, in einer Band zu spielen, aber dazu kam es nur kurze
Zeit während ich Zivi war.
In der Gemeinde erleben wir dich zwar meistens als Musiker,
aber Gemeinde ist für dich viel mehr als ein Ort, wo du ein lieb
gewonnenes Hobby einbringen kannst ...
Ja, in Gemeinde ist mir vor allem der Hauskreis wichtig, die lockere
Atmosphäre dort mit Freunden oder Menschen, die es noch werden
können. Mir ist wichtig, weiter zu kommen mit dem Wort Gottes, im
Dialog zu sein, Gemeinschaft zu haben in der Lehre und im Gebet.
Mein Ideal-Bild von Hauskreis ist: Freundschaft pflegen, Liebe
leben, sich in allen Lebenslagen zur Seite stehen. Für mich gehört
auch die Skatrunde zur Gemeinde. Das hat auch was mit Leben teilen
zu tun. Gemeinde heißt für mich: Reich Gottes bauen, auch nach außen
gehen, missionarisch werden. Ansonsten bringe ich schon sehr gern
Musik in Gemeinde ein, weil das für mich auch Erfahrungen der Nähe
Gottes sind.
Gottesdienst ist ja ohne Musik schwer denkbar. Was macht für
dich einen lebendigen Gottesdienst aus; einen Gottesdienst, wo du
gern hingehst und wo du auch andere hin einladen würdest?
Zu einem guten Gottesdienst gehört für mich, dass dort auch
Gemeindeleben stattfindet. Ein guter Gottesdienst ist nicht nur ein
Vortrag vom Pfarrer, sondern viel aktive Teilnahme. Das heißt für
mich, dass wir bewusst zusammen beten, bewusst die Lieder gemeinsam
singen und uns nach dem Gottesdienst ungezwungen unterhalten – über
Persönliches und über das gehörte Wort Gottes aus dem Gottesdienst.
Wichtig ist mir auch eine Mischung aus Tradition und Neuem, zum
Beispiel was die Musik betrifft, damit die verschiedenen
Generationen sich wieder finden können.
Zu einem lebendigen Gottesdienst gehört für mich auch, dass die
Gemeindeglieder merken, wenn Neue da sind und sie auch ansprechen.
Neue Leute sollten merken: hier kann ich Anschluss finden, wenn ich
möchte, hier werde ich herzlich aufgenommen.
Und dann ist mein Traum von Gottesdienst, dass die Geistesgaben zum
Einsatz kommen. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass Menschen
bezeugen, was sie mit Gott erlebt haben. Das könnte auch bedeuten,
dass es die Möglichkeit gibt, etwas mitzuteilen, von dem man den
Eindruck hat, Gott sagt es zu allen.
Was mich sehr freuen würde ist, wenn Leute im Gottesdienst mehr
Gefühle zulassen würden: aufstehen, tanzen, Hände heben, klatschen.
Aber in allem ist mir das allerwichtigste, dass klar ist: Gott und
sein Wort ist im Mittelpunkt!
Die meiste Zeit des Tages verbringst du ja im Finanzamt. Macht
es einen Unterschied, dass du deinen Beruf als Christ ausübst?
Ich denke, dass es in jedem Beruf einen Unterschied macht, ob ich
das als Christ tue oder nicht. Für mich liegt ein Unterschied darin,
wie ich zum Beispiel mit sozialen Fragen umgehe, mit der Frage der
Gerechtigkeit. Und als Betriebsprüfer hat für mich die Frage nach
der Wahrheit einen hohen Stellenwert. Ich werde Leute nicht mit
irgendwelchen Tricks zu Aussagen bringen oder zwingen. Aber ich
merke auch, dass einem durch das Gesetz und die
Verwaltungsvorschriften manchmal die Hände gebunden sind.
Noch was zum Geld: Hast du Grundsätze zum Umgang mit Geld, die
du als Christ wichtig findest?
Ich hab mal sinngemäß gehört: Womit man reich gesegnet ist, das
sollte man auch reich verschenken. Wenn einem also Geld gegeben ist,
sollte man es auch für Gottes Sache einsetzen, für Menschen, die es
brauchen und für die Gemeinde.
Wichtig ist, aufzupassen, dass nicht das Geld einen beherrscht und
man nur noch sein Vermögen verwaltet, statt sich für die
eigentlichen Dinge des Lebens Zeit zu nehmen.
Die Gefahr besteht ja nicht nur, wenn man „im Geld schwimmt“,
sondern fängt schon an, wenn man sich ständig darum dreht, wie man
sein Vermögen vermehren oder die günstigsten Schnäppchen ergattern
kann. Wenn wir als Christen mit Geld umgehen, sollten wir das immer
in dem Bewusstsein tun: nichts ist für die Ewigkeit, Vermögen ist
nur ein vorläufiges Geschenk. Daraus erwächst Dankbarkeit für das,
was man hat, selbst wenn’s nicht viel ist. Ich komme aus einer
Familie, wo Geld knapp war, aber wir waren trotzdem glücklich!
Familie, Beruf, Gemeinde – für viele Menschen deiner
Generation, besonders wenn es gerade die „Kinderphase“ ist, ist das
ein Spagat, wenn nicht sogar unmöglich, das „unter einen Hut“ zu
bringen. Wie geht ihr damit um?
Es ist wirklich ein schwerer Spagat, sich die Zeit so einzuteilen,
dass in allen Bereichen etwas Befriedigendes herauskommt. Ich habe
das Glück, dass ich mein Hobby in der Gemeinde ausüben kann.
Vielleicht ist das sogar ein Rezept, sich zu fragen: Wo kann ich
das, was ich gut kann und gern tue, in Gemeinde einbringen? Damit
könnten sich vielleicht – zeitlich gesehen – Synergien ergeben.
Außerdem braucht es klare Strukturen und Regeln, die man in Ehe und
Familie absprechen muss und gegenseitiges Verständnis, wenn der
jeweils andere abends mal weg ist. Insgesamt sollten wir versuchen –
wenn es irgend geht – als Familie Teil der Gemeinde zu sein.
Es ist dir ein Anliegen, den christlichen Glauben nicht „unter
der Bettdecke“, also nicht als Privatsache zu leben, sondern unter
die Menschen zu bringen. Was würdest du sagen: wozu braucht man als
junger, erfolgreicher, gesunder Mensch Gott, Kirche, Glaube?
Wenn es im Leben nur um mich geht, bin ich ein Egoist. Ohne die
Verbindung zu Gott wäre ich nicht in der Weise fähig, andere
Menschen zu lieben. Seit meiner Teenie-Zeit beschäftigt mich das
Thema „cool sein“. Ich habe entdeckt, dass ich keine Ängste haben
muss, wenn ich alles zu Jesus bringen kann. Ich finde es „cool“,
selbst vor dem Tod keine Angst haben zu müssen. Gottes Kraft brauche
ich auch, um ehrlich und wahrhaftig sein zu können, um nicht zu
manipulieren und immer an meinen persönlichen Vorteil denken zu
müssen.
Was hat dich eigentlich am meisten geistlich geprägt; was hat
dir auf deinem Weg mit Gott geholfen?
In letzter Zeit vor allem mein Trauzeuge, der sich in Glaubens-,
Familien- und Berufsfragen für mich Zeit genommen hat. Solche
Zweiergespräche haben mich weiter gebracht; die Chance, im Gespräch
grundsätzlich über meinen Weg als Christ nachzudenken, wo wir über
Entscheidungen geredet und miteinander gebetet haben. Mein
Elternhaus war für meine geistliche Prägung auch wichtig und die
Landeskirchliche Gemeinschaft, viele Gruppen und Kreise als Kind und
Jugendlicher. Besonders denke ich an einen Chorleiter, der für mich
auch ein geistlicher Leiter war. Er hat uns jungen Leuten gezeigt,
wofür wir die Musik eigentlich machen. Vor Auftritten haben wir
zusammen gebetet.
Zuletzt: Gibt es ein Bibelwort, das dir besonders wichtig ist?
Ja, mein Konfirmationsspruch:
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich
in ihm, der bringt viel Frucht. (Johannes 15,5)
Das ist zu so etwas wie einem Leitmotiv für mich geworden: Frucht
bringen, indem ich bei Jesus bleibe und nicht auf meine eigenen
Stärken baue. Mich beschäftigt die Frage: was ist überhaupt Frucht?
Für mich hat das mit Entwicklung, Wachstum zu tun; auch damit, neue
Leute zu gewinnen, sich also in Gemeinde fortzupflanzen; lebendig
sein, nicht verschrumpeln.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Segen - nicht nur für deinen musikalischen Einsatz.
26
März und April 2011
Germar Geiler, verheiratet mit Silke, 4 Kinder, ist
nicht nur mit unserer Kirchgemeinde sehr verbunden, sondern
beruflich auch sehr mit unserer Region am Rande des Erzgebirges,
denn sein Gewerbe ist der Internethandel mit erzgebirgischer
Volkskunst. Er lebt mit seiner Familie in Zug und gehört seit 2002
dem Kirchenvorstand an. Gundula Rudloff unterhielt sich mit ihm.
Mit dir begegnet mir jemand aus unserer Gemeinde, der aus unsern
Aktivitäten und Veranstaltungen gar nicht mehr wegzudenken geht. Es
gibt weniges in Gemeinde, wo du nicht dabei bist. Germar, was würde
dir ohne Gemeinde fehlen?
Christsein ohne Gemeinde geht nicht. Ein Leben ohne Gemeinde würde
bedeuten, kein Christ mehr zu sein. Es würde bedeuten, Jesus nicht
zu haben. Ich möchte mir das gar nicht vorstellen!
Wie würdest du zur Zeit deinen Platz in Gemeinde beschreiben?
Wo bringst du dich besonders gerne ein?
Wenn es um Fürbitte geht, bei Aktionen mit Kindern, im
Kirchenvorstand. Viele Dinge sind mir wichtig. Und kochen tue ich
mit großer Leidenschaft und egal, für welche Anzahl von Personen.
Ich möchte gern dabei sein, den Weg als Gemeinde zu finden und zu
gehen, den Gott vorhat. Und was mir noch sehr am Herzen liegt: dass
wir einander lieb haben, damit niemand sich ausgegrenzt fühlt; dass
alle sich wohl fühlen, dass Gemeinde für alle ein Zuhause ist. Ich
wünschte mir, andern mit der inneren Haltung begegnen zu können: was
sagt Gott über diesen Menschen?
Wie ist Glaube in dir entstanden und gewachsen?
Zunächst haben meine Eltern darauf geachtet, dass ich Christenlehre
und Konfirmandenunterricht mache. In der Jungen Gemeinde war ich
sogar ziemlich aktiv, ich würde sagen: nah an Gott dran. Aber danach
war ich erstmal weit weg von Glaube und Kirche. Ich habe zwar im
Chor gesungen und war Weihnachten mal in der Kirche, aber echten
Kontakt hatte ich nicht. Ich habe mir ein religiöses Weltbild selbst
zusammen gebaut – und war davon sehr überzeugt! Das hat sich radikal
verändert, seitdem ich 2002 im Glaubenskurs (Alphakurs) war.
Eigentlich bin ich nur deshalb hingegangen, weil ich mich einfach
informieren wollte, was da läuft. In der Mitte des Kurses gab es den
Alpha-Tag zu dem Thema „Der Heilige Geist“. Ich habe für mich um die
Erfüllung mit dem Heiligen Geist beten lassen (davon hatte ich
vorher nie etwas gehört). Danach war mir schlagartig klar: Jesus ist
der einzige Weg zu Gott. Die Bibel ist kein „schöngeistiges“ Buch,
sondern lebendiges Gotteswort. Ich habe die Gegenwart Gottes
gespürt, sein „Anklopfen“. Das ist schwer zu beschreiben, aber es
war wie Nie-wieder-weg-wollen! Und jetzt? – Ich bin weiter auf dem
Weg. Ich lerne, mich in aller Unvollkommenheit auf Jesus zu
verlassen.
Inzwischen ist ein Glaubenskurs ohne deine Mitwirkung gar
nicht mehr denkbar. Warum ist dir das missionarische Engagement so
wichtig?
Weil Gott mir das auf’s Herz gelegt hat. Ich empfinde Traurigkeit
über die Menschen, die Jesus noch nicht kennen. Denn es ist ja eine
Frage von Leben und Tod. Aber mir ist klar, dass ich es nicht machen
kann, sondern nur der Heilige Geist, Gott selbst.
Was würdest du jemandem sagen oder raten, der Gott nicht
kennt, ihn aber kennen lernen möchte?
Ich würde ein einfaches, kurzes Gebet empfehlen: Herr, wenn es dich
gibt, zeig mir, dass es dich gibt! Gott verspricht schließlich in
seinem Wort, dass er sich finden lassen wird von denen, die ihn
suchen.
Und dann ist wichtig, „Nägel mit Köpfen“ zu machen, also sein Leben
Jesus zu übergeben. Schließlich gehört das Bibellesen dazu. (Den
Römerbrief finde ich besonders hilfreich.) Und ich würde sagen:
bevor du Bibel liest, bitte Gott, dass er dir erklärt, was du liest.
Noch mal zum Gebet. Wo gebetet wird, bist du besonders oft
anzutreffen. Warum? Was motiviert dich?
Die Gemeinschaft mit Gott und: den Willen Gottes zu erfahren. Gebet
bewegt den Arm Gottes – auch für andere Menschen!
Kann man Beten lernen?
Ja, unbedingt. Aber nur durch Beten. Ich kann mich noch gut an mein
erstes Gebet in Gemeinschaft erinnern: ich habe in der Situation
genau gemerkt: das ist jetzt dran, den Mund aufzumachen, aber ich
habe mich dagegen gewehrt. Und dann ging es mir erst wieder gut, als
ich es wirklich getan habe. Seitdem erlebe ich in Gebetsrunden oft:
andere beten laut, was ich gerade gedacht habe. Daran wird mir
deutlich: beten ist aussprechen, was der Heilige Geist sagt. Beten
ist nicht: sagen, was in den Ohren anderer gut klingt. Das muss man
üben, auszuschalten und sich ganz auf Gott konzentrieren. Sehr
hilfreich war und ist mir dafür auch der geschützte Rahmen des
Frühgebetes am Dienstag morgen.
Der Apostel Paulus sagte mal: wir sollen ohne Unterlass beten. Das
sagt mir: es gibt sehr vielfältige Formen des Gebetes. Es geht um
die Gewissheit in mir: Gott ist immer da. Ohne Unterlass beten ist:
sich selbst immer wieder zu Gott zurückrufen und sich immer wieder
bewusst entscheiden: ich will in Gottes Nähe sein.
Du bist oft an Frank Herters Seite, wenn es um Kinder-Aktionen
geht. Was begeistert dich am meisten an Kindern?
Kinder sind ehrlich und offen und brauchen viel Liebe.
Was ist für dich das Wichtigste, was du weitergeben willst,
auch deinen eigenen Kindern?
Das eine, das wirklich zählt, dass sie den Weg zu Gott finden.
Wenn du eine Million gewinnen würdest ...
Eine Million?? – Geld ist für mich eigentlich unwichtig. Ich habe
mal bei einer Versicherung gearbeitet. Da dreht sich alles nur um
Geld und dabei habe ich gemerkt: ich verliere Gott ganz aus den
Augen. Geld ist zwar notwendig zum Leben, aber ich will lieber nicht
so viel Geld haben. Lieber würde ich als Mönch leben.
Und wenn du noch mal von vorn beginnen könntest?
Ich bereue meine Vergangenheit nicht; ich habe gemerkt: Gott kann
alles gebrauchen. Zum Beispiel habe ich in der Zeit bei der
Versicherung auch was zum Umgang mit Menschen gelernt. Ich habe
keine Angst, an fremden Türen zu klingeln. Aber wenn ich noch mal
von vorn beginnen könnte, würde ich sofort um die Erfüllung mit dem
Heiligen Geist beten lassen! Im Übrigen habe ich die Ewigkeit vor
mir. Was sollte ich mich da um ein paar Jahre grämen!
Was wünschst du dir für unsere Gemeinde?
Dass jeder sich einen Mitchristen als Seelsorger sucht, um Nöte und
Sorgen loszuwerden und zusammen zu beten. Also: dass das Leben nicht
so oft an der Oberfläche bleibt und wir einander nur sagen: mir
geht’s gut, sondern dass wir bewusst auch andere Zeiten zusammen
aushalten.
Vielen Dank für das Gespräch und all deine Dienste an den verschiedenen Stellen unserer Gemeinde!
25
Februar und März 2011
Gerd Norzinski ist der Jakobikirche schon sehr lange und der Bauphase durch die letzten Jahre hindurch besonders verbunden, denn seit 2008 ist er Vorsitzender der Gesellschaft zur Erhaltung der
Jakobikirche e.V.. Aber auch längst davor und trotz seiner zunehmend
herausfordernden Berufsjahre, zuletzt als Geschäftsführer eines
technischen Unternehmens in Freiberg, hat der gebürtige Freiberger
seine Gaben und Möglichkeiten bei uns in Gemeinde eingebracht, etwa
im Kirchenvorstand (von 1984 – 2002) oder im „Bibelgesprächskreis“,
dem er seit seiner Gründung unter Pfarrer Milde vor ungefähr 30
Jahren angehört. Bis heute ist er begeisterter Teilnehmer beim
jährlich stattfindenden „Männerforum“, einer Einrichtung, die in der
ehemaligen Partnergemeinde von Jakobi, Sulingen, angesiedelt ist und
die sich zu Rüstzeiten in West und Ost trifft. Er ist mit Marianne
verheiratet, hat zwei Töchter und ist trotz seines regen Engagements
für seine 5 Enkel auch für Spontaneinsätze, z.B. bezüglich des
Baugeschehens, zu haben. Gundula Rudloff führte das Gespräch.
Gerd, was geht dir durch Kopf und Herz, wenn du in der frisch
sanierten Jakobikirche stehst?
Dank, dass wir durch die Fördermittel die Möglichkeit bekommen
haben, so grundlegend zu sanieren und damit so ein wertvolles
Gebäude zu erhalten. Ich bin in der Jakobikirche getauft und
konfirmiert worden; von daher muss ich allerdings sagen, dass ich
die Kirche auch, wie sie war, lieb gewonnen habe.
Ich empfinde große Dankbarkeit auch dafür, dass so viele Menschen
aus unserer Gemeinde diese ganze Bauphase finanziell mitgetragen
haben und dass sich die Gemeindeleitung so dafür eingesetzt hat. Als
ich das erste Mal unter dem Gewölbe stand - oben auf dem Gerüst -
und die Baustrahler die Farben beleuchtet haben, das war für mich
sehr ergreifend. Es ist einfach erstaunlich, wie toll alles geworden
ist nach dem desolaten Zustand zuvor.
Es ist ja in unserm Land längst nicht mehr selbstverständlich,
zur Kirche zu gehören. Wie ist es gekommen, dass es für dich so
selbstverständlich ist?
Ich weiß nicht, ob ich von mir aus diesen Weg gegangen wäre. Prägend
war meine Frau. Auch wenn ich christlich erzogen wurde, habe ich
Leben mit christlicher Gemeinde erst durch sie kennen gelernt. Als
Kind war ich in der Christenlehre und im Konfirmandenunterricht,
aber ich habe mir immer gesagt: wenn ich mal nicht mehr muss (also
nach der Konfirmation), dann höre ich damit auf. Aber als ich
Marianne kennen gelernt habe, hat sie sehr deutlich gemacht:
entweder mit Kirche oder nicht mit ihr. Ich hab mich für sie
entschieden und habe dann gedacht: wenn man schon bekennt, zur
Kirche dazu zu gehören, dann muss man das auch mit Leben füllen.
Etwas später habe ich mich dann auf Anfrage von Pfr. Milde zur
Kirchenvorstandswahl aufstellen lassen.
Wenn du an das Leben in der Kirchgemeinde denkst – was war
besonders prägend?
Die Vakanz (Zeit der unbesetzten Pfarrstelle, Anm. der Redaktion)
nach Pfarrer Milde. Das war wie eine Bewährungszeit, wo ich zum
Beispiel auch Lesepredigten mit gehalten habe. Was ich in der Zeit
gemerkt habe: als Kirchenvorsteher kann man viel machen, auch Gottes
Wort verkündigen, aber die Seelsorge kommt zu kurz. Und das ist ganz
wichtig, entscheidend für viele Menschen.
Was verstehst du unter Seelsorge?
Abendmahl feiern, geistliche Gespräche führen, auch
Sterbebegleitung. Das ist doch die Hauptsache, dass da eine
vertrauenswürdige Person ist, die für einen da ist, wenn etwas auf
der Seele brennt.
Wie würdest du die Hauptaufgabe christlicher Gemeinde heute in
unserer Stadt beschreiben?
Was die christlichen Gemeinden an gemeinsamen Dingen angeschoben
haben (z.B. Pfingstmontag oder auf dem Bergstadtfest oder während
des Christmarktes), das muss weiter gehen, damit alle über den
Tellerrand hinausschauen und gemeindeübergreifend denken. Ich finde
es wichtig, eine Haltung abzulegen, wo man sagt: das war schon immer
gut, deshalb ist es auch in Zukunft das richtige. Was zusammen zu
machen, hat die Chance, Kräfte zu bündeln, um mit den vorhandenen
personellen und finanziellen Möglichkeiten attraktivere Arbeit
machen zu können. Ich finde es ein lohnendes Ziel, mehr Ökumene zu
leben durch mehr gemeinsame Gottesdienste. Ich meine, wir kennen uns
als Christen der Stadt Freiberg zu wenig. Aber erst, wenn wir uns
wirklich kennen, können wir auch Gemeinsamkeiten finden.
Gibt es einen Bibelvers, der dir besonders wichtig ist?
Nein. Dazu muss ich sagen: mir ist immer mehr klar geworden, wie
viele Lücken ich bezüglich des Wissens über die Bibel habe. Da habe
ich mir vor einiger Zeit ein Buch gekauft, wo Grundlegendes über das
Christsein beschrieben ist. Das lese ich mit viel Gewinn. Vielleicht
habe ich mir auch einfach wenig Zeit genommen. Jetzt will ich mich
jedenfalls etwas tiefgründiger damit beschäftigen; ich habe ja jetzt
auch mehr Freizeit.
Hast du einen Tipp für Ruheständler?
Ja: bringt euch ein in Gemeinde! Es gibt so viel zu tun. Wenn viele
mit anfassen, kann viel erledigt werden. Das sehe ich ganz
pragmatisch.
Wenn du eine Million gewinnen würdest …
… würde ich sicher davon was für den Kirchenbau geben und natürlich
für Familie und Kinder – aber ich spekuliere nicht darauf!
Was möchtest du deinen Kindern und Enkeln mit auf den
Lebensweg geben?
Vorbild zu sein – in allen Lebensbereichen.
An welche Werte denkst du besonders?
Leben in Harmonie: so leben, dass ich dem andern in die Augen
schauen kann und niemandem aus dem Weg gehen muss. Außerdem: Anstand
und Achtung gegenüber dem Partner. Und: ich habe schon oft eine
schützende Hand über mir gespürt. Ja, Gottvertrauen, das ist auch
etwas, was ich weiter geben möchte. Gottvertrauen schließt für mich
alles ein, was ein Christenleben ausmacht. Gott vertrauen - wenn mir
das immer gelänge, könnte ich auch die 10 Gebote Gottes einhalten.
Gibt es Situationen, in denen du Gottvertrauen besonders
gebraucht hast?
Ja, bei Schwierigkeiten in der Firma. Viele Leute aus der Gemeinde
waren in der Situation für mich da und haben versucht, das mit zu
tragen. Ich glaube schon: Gott hat mir Kraft gegeben, die Probleme
zu lösen. Oder bei einer schlimmen ärztlichen Diagnose. Ohne dieses
Vertrauen wäre mir heute noch unbegreiflich, wie ich das mit so
großer Abgeklärtheit aufnehmen konnte. Da habe ich ganz konkret
gemerkt: ich bin getragen. Sonst kenne ich mich anders.
Was begeistert dich am meisten?
Dass ich mich sportlich betätigen kann: Klettern, Ski fahren,
wandern, überhaupt: in der Natur sein. Wo ich auch gern dran
zurückdenke: an Klettertouren in einigen Wänden der Hohen Tatra und
an die World-Lopped-Läufe. Das sind alles Ski-Langläufe über 50 km
Länge. Von den 10 europäischen Läufen habe ich 8 gemacht. Aber noch
was ganz anderes: ehrliche, aufrichtige Menschen. Das sind für mich
Vorbilder.
Und würdest du sagen, dass der christliche Glaube dir zu so
einer Aufrichtigkeit hilft?
Ja, unbedingt; der Glaube hilft auch, um Vergebung zu bitten, wenn
ich merke, dass ich andere Menschen verletzt habe.
Vielen Dank für das Gespräch und für allen Einsatz! Und viel
Freude und Kraft weiterhin!
24
Dezember 2010 und Januar 2011
Carmen Trautmann ist eine echte Freibergerin und
innerhalb unserer Stadt besonders mit der „Siedlung“ verbunden –
wurde sie doch Weihnachten 1962 im Gemeindehaus Beutlerstrasse
getauft. Dort war sie die meiste Zeit ihres Lebens nicht
anzutreffen; das änderte sich, nachdem es inzwischen knapp 6 Jahre
her ist, dass sie einen Glaubenskurs (Alpha) bei uns besucht hat.
Heute ist sie regelmäßig im Dienstags-Frühgebet in der
Beutlerstrasse anzutreffen, verteilt – ebenso im „Siedlungsgebiet“ -
Gemeinde-aktuell, gehört einem Hauskreis an, macht in Gottesdiensten
mit und ist eine wichtige Säule unseres Besuchsdienstes. Und ist als
sportlicher Typ zuweilen auch joggend in der Siedlung zu sehen.
Carmen Trautmann ist Geologie-Ingenieurin und beruflich gerade
dabei, ein Altbergbau-Kataster als digitalen Datenpool aufzubauen –
wobei sie nicht nur die unterirdischen Gänge, sondern auch die
Frömmigkeit der Bergleute spannend findet. Sie ist verheiratet und
Mutter eines erwachsenen Sohnes. Gundula Rudloff trank mit ihr
mehrere Tassen Tee.
Carmen, seitdem ich dich kenne, bist du nicht mehr wegzudenken
aus dem Gemeindeleben - was ist dir so besonders wichtig geworden?
Ich bin ja noch Kleinkind im Glauben, gerade so alt wie euer Jonatan.
Meine Konfirmation am 24. Juli 2005 war damals dein letzter
Arbeitstag vor der Elternzeit. Mir ist wichtig geworden,
„eingeflochten“ zu sein in ein Beziehungsnetz, in Gemeinde Menschen
zu begegnen. Mit ihnen kann ich meiner Sehnsucht nach Begegnung mit
Jesus Ausdruck geben und im Glauben wachsen. Ich empfinde mich in
Bezug auf den Glauben wie ein neugieriges Kindes. Ich fühle mich
einfach hingezogen, das lässt sich nicht in Worte fassen; vielleicht
„hingeliebt“. Mir ist wichtig geworden zu wissen: da gehöre ich hin
und ich kann’s mir nicht mehr vorstellen, die Zeit Sonntag früh
nicht mit Gottesdienst zu füllen.
Gleich im Anschluss an den Glaubenkurs bist du Mitglied in einem
Hauskreis geworden. Was bedeutet dir der Hauskreis?
Begegnung, nicht allein stehen im Glauben, von eigenen Problemen
wegsehen können; die Lasten des Alltags gemeinsam im Gebet Gott
hinhalten; drüber reden, was uns beschäftigt, also über die guten
und schweren Seiten des Lebens und das alles miteinander tragen. Im
Mittelpunkt steht dabei ein geistliches Thema und so können wir auch
geistlich wachsen; aber das braucht Zeit miteinander und es ist gut,
wenn da Menschen sind mit einer „Hirtengabe“, die uns zusammen
halten.
Du hast das Gebet erwähnt, das dir ja offensichtlich etwas sehr
Wertvolles ist. Hast du besondere Erfahrungen damit gemacht?
Ich denke zum Beispiel an das Gebet für Menschen, mit denen der
Umgang für mich sehr schwer war. Ich habe gemerkt: durch das Beten
verändert sich was.
Was sind dir die wichtigsten Gebetsanliegen für unsere Gemeinde?
Dass „Mühselige und Beladene“ Gottes Liebe erfahren, angerührt
werden; dass Heilung geschieht – bei Krankheit und gerade auch in
Beziehungen.
Und wo Gott nicht erhört, ist mir das ein Ansporn, im Gebet
dranzubleiben und in dem Vertrauen zu wachsen, dass Gott einen guten
Weg hat, selbst wenn’s für mich nicht erkennbar ist.
Dein weites Herz für die „Mühseligen und Beladenen“ hat dich ja
auch für die Mitarbeit im Besuchsdienst bereit gemacht. Was sind
deine Erfahrungen damit?
Der Besuchsdienst bringt für mich Kontakt mit Menschen, denen ich
noch nie begegnet bin. Ich kann was mitbringen, manche sind total
überrascht, sogar glücklich, dass jemand kommt und sich mit ihnen
unterhält. Denn häufig haben auch die eigenen Kinder keine Zeit.
Und wenn dir Menschen unfreundlich begegnen?
Ich bete danach und gebe die Situation an Gott ab mit der Bitte,
dass er die Menschen etwas von seiner Liebe erfahren lässt – wenn
nicht durch mich, dann vielleicht durch das kleine Büchlein oder den
schriftlichen Gruß, den ich hinterlasse… - Aber es gibt viel
Dankbarkeit!
Bei dir fällt mir immer auch dein Garten ein und die besondere
Beziehung, die du zu deinen Pfanzen hast ...
Zur Natur überhaupt! Viele Menschen gehen hektisch an allem vorbei,
was uns die Schöpfung vor die Füße legt; mit allen Sinnen
wahrzunehmen ist auch eine Möglichkeit, Gott zu erkennen. Mir macht
es einfach Spaß, draußen was Schönes zu entdecken und für mich ist
das auch nicht wetterabhängig. Eigentlich könnten wir mal einen
Gottesdienst draußen feiern; das ist vielleicht auch anziehend für
Menschen, die nicht in die Kirche gehen.
Zum Stichpunkt: Gott draußen erfahren: du hast vor kurzer Zeit
„Wege-Exerzitien“ mitgemacht? Was ist das und was hast du für
Erfahrungen dabei gemacht?
Das war ein Angebot der katholischen Jesuitengemeinschaft Dresden –
wobei mir bei „katholisch“ als erstes aufgefallen ist, wie viel
Gemeinsames wir haben!
Eine Erfahrung war: mit einem biblischen Thema zu laufen und
unterwegs zu sein, hat bei mir auch innerlich was in Bewegung
gebracht. Ich habe gemerkt: es gibt einen Zusammenhang zwischen
äußerer und innerer Bewegung. Es war gut, in Gemeinschaft zu
schweigen, nicht immer zu schwatzen und dadurch sich selbst und die
Natur neu wahrzunehmen. Die Stille kommt in der lauten Welt meist zu
kurz.
Würdest du so etwas weiter empfehlen?
Ja, stille Zeiten oder mal ein stilles Wochenende kann sehr
hilfreich sein, um Gott zu begegnen. Wir haben ja gerade das „Jahr
der Stille“. Ich versuche auch, das Joggen mit stiller Zeit zu
verbinden. Und ich beginne den Tag mit stiller Zeit, wo ich mir 15 –
20 Minuten nehme, um Ausrichtung zu finden. Beten heißt für mich
nicht nur: Gott vollplappern, sondern auch hören können. Wertvoll
ist mir auch ein stiller Tagesabschluss geworden, wo ich den Tag vor
Gott noch mal an mir vorüberziehen lassen kann und wo Gutes und
Schlechtes seinen Platz haben darf.
Wenn du noch mal von vorn anfangen könntest ...
Mir ist wichtig geworden: es war alles gut so, wie es war. Äußerlich
betrachtet, habe ich viel Zeit meines Lebens ohne Gott verbracht,
aber ich bin heute sicher: er war dabei; das ist für mich so etwas
wie „innere Heilung“. In diesem Zusammenhang ist mir meine Taufe
ganz wichtig geworden. Ich würde es so sagen: ich habe Frieden
gefunden mit dem, was ist.
Hast du bestimmte Ziele oder Träume für dich oder für Gemeinde?
Dass ich Gott mehr im Alltag erlebe und mich zu einem Menschen
entwickeln kann, der Jesus ähnlicher ist. Das heißt für mich zum
Beispiel auf Arbeit, wo Glaube bei den meisten keine Rolle spielt,
was von Gottes Liebe reinzubringen.
Und für Gemeinde wünsche ich mir, dass wir untereinander offener
werden, voneinander lernen, einander annehmen, nicht nur ein gutes
„Sonntaggesicht“ aufsetzen, sondern wirklich füreinander da sind.
Das habe ich so erfahren und das hat mich tief berührt. Auch echt
sein können, wenn es einem nicht gut geht und durch die Hand des
Nächsten wieder Gottes Hand spüren.
Hast du einen Bibelvers, der dir viel bedeutet?
Ich habe zur Konfirmation das Wort aus der Bergpredigt geschenkt
bekommen: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner
Gerechtigkeit, so wird euch alles zufallen (Matthäus 6,30). Das
heißt für mich: ich will zuerst auf Jesus schauen; dann bekommt
alles andere im Leben schon seinen richtigen Stellenwert. Und wenn
ich mir meines Platzes bei Gott bewusst bin, kann ich auch auf
manches verzichten, was mir sonst wichtig erschien. Zu erkennen: das
Leben hängt nicht von mir und meinen Möglichkeiten ab - das war im
Glaubenskurs mein größtes Geschenk, wie eine Erlösung.
Vielen Dank für das Gespräch und alle Gaben die du in unsere
Gemeinde einbringst!
23
Oktober und November 2010
Sadko Meusel ist als gebürtiger Görlitzer vom Wohnen her
viel in Sachsen herumgekommen: Chemnitz, Mittelbach, Zschopau.
Ähnlich vielfältig sind seine Interessen und Hobbys, die von Angeln
über Tischlerei, Lesen, Skat-Spielen, bis zum Bier trinken gehen. Seit
2002 lebt der gelernte KFZ-Mechaniker in Freiberg, wo er seinen
Diplom-Abschluss in Maschinenbau gemacht hat und sich seitdem mit
Erdgas beschäftigt. 2006 hat er seine Frau Linda geheiratet, mit der
er zwei Kinder hat. Sadko ist inzwischen langjähriger Mitarbeiter bei
Bakigo und engagiert sich im Hauskreis. Gundula Rudloff befragte ihn
für "Gemeinde Aktuell".
Sadko, was hat dich eigentlich geistlich geprägt?
Erstmal, dass ich Pfarrers-Sohn bin; ich habe also eine kirchliche
Grundprägung. Und ich war in einer Kirchgemeinde, wo es eine gute
Jungschar gab. Die großen Jugendlichen haben sich mit uns Kleinen
abgegeben, waren uns Kumpels und Vorbilder und haben eine Atmosphäre
geschaffen, wo man einfach gern war.
So richtig mit Glauben ging es bei mir erst in der Jungen Gemeinde
los. Ausschlaggebend dafür war mehreres: ich wurde als Mitarbeiter für
die Jungschar angefragt.
Nach einiger Zeit kam der Jugendwart und fragte mich, ob ich auf einer
Jungschar-Rüstzeit mitarbeiten will. Dann gab es Pfingstrüstzeiten,
die ein Christ aus der Nähe von Tübingen regelmäßig geleitet hat.
Im Anschluss an die Bibelarbeit wurde oft ein Lied gesungen und wer
sein Leben mit Jesus festmachen wollte, konnte während eines Liedes
aufstehen. Irgendwann hab ich gemerkt: das ist jetzt für mich dran.
Ich habe meinen Kumpel neben mir gefragt, ob er auch aufsteht, aber er
wollte nicht. Bei der zweiten Strophe hab ich den Kumpel an meiner
anderen Seite gefragt, ob er mit aufsteht. Bei der dritten Strophe bin
ich allein aufgestanden.
Wie würdest du das jetzt aus dem Abstand sehen: hat dieser Schritt
etwas bei dir verändert?
Ich will es mal so sagen: diese Bekehrung war ein Schritt von vielen;
Umkehr ist immer wieder nötig. Aber die Verbindlichkeit im Glauben –
für mich selber und vor anderen – die war mit diesem Schritt
verbunden, weil seitdem klar war: ich hab mein Leben mit Jesus
festgemacht!
Das heißt: du würdest anderen das auch empfehlen?
Ja, die Entscheidung zu treffen, mit Jesus zu leben, ist sehr wichtig.
In welcher Form auch immer das geschieht, spielt keine Rolle, aber
dass da auch jemand ist, mit dem man diese Entscheidung im Gebet
festmacht.
Kannst du von einem Erlebnis mit Gott aus der letzten Zeit
erzählen?
Wir haben im Urlaub eine gute Zeit in einem christlichen Freizeithaus
im Schwarzwald gehabt. Mit andern Christen dort Gemeinschaft zu haben
und an Angeboten teilzunehmen, war echte geistliche und körperliche
Erholung. Total beeindruckt hat mich das Referentenehepaar, das in
fast kindlicher Naivität von Jesus geredet hat, ganz ohne
Menschenfurcht. Ich finde vorbildlich, wie sie als Ehepaar in allen
Problemen auf die Kraft des Gebetes vertrauen und so alle Probleme
lösen…
Der wichtigste Auftrag von christlicher Gemeinde ist….
… Barmherzigkeit. Ich glaube, das ist ein Schlüssel dafür, wie Glaube
sich ausbreiten kann.
Wie stellst du dir das konkreter vor?
Zum Beispiel durch Gastfreundschaft. Wenn wir Gästezimmer in Gemeinde
hätten…. Ich merke: Geld opfern fällt mir leicht. Viel schwerer ist es
schon, Zeit zu opfern. Ganz schwer vorstellbar ist für mich, fremde
Menschen in mein Leben zu integrieren. Aber da müssten wir hin; unser
privates Leben öffnen…
Warum engagierst du dich für Bakigo?
Weil das Kindesalter für den Glauben ein Schlüsselalter ist; hier wird
der Grundstein gelegt. Manchmal denke ich: wenn wir für die
Bakigo-Kinder unser Haus öffnen würden, wäre es schnell voll… Ich
finde an der Arbeit so wichtig, dass jedes Kind merkt: ich bin wichtig
und dass sie was von Jesus erfahren.
Sähe dein Leben anders aus, wenn du nicht Christ wärst?
Ich hätte bestimmt eine Kleinkriminellen-Karriere begonnen. Die
Gelegenheiten zum Betrug sind doch überall da; man muss nur zugreifen.
Aber als Christ weiß ich, wem ich Rechenschaft schuldig bin.
Welche Erfahrungen machst du damit, dich in einer
nicht-christlichen Umgebung – zum Beispiel im Beruf – als Christ zu
erkennen zu geben?
Das verursacht immer wieder Erstaunen: gibt’s so was noch? Dabei merke
ich: Argumente für Gott bringen nichts. Ich denke, dass ich den
christlichen Glauben halbwegs erklären kann, aber wichtiger ist, dass
ich erzählen kann, was ich mit Gott erlebt habe. Nur weiß ich meist
nicht, ob das was und wenn ja, was das auf Dauer auslöst….
Was gehört für dich zu den wichtigsten Bibelgeschichten?
Lukas 15, die Geschichte vom verlorenen Sohn. Am älteren Sohn (der
sich über die Umkehr des jüngeren Sohnes nicht mit freuen kann, Anm.
der Redaktion) wird mir deutlich: ich fülle mein Sohn-Sein nur halb
aus; ich nutze mein Erbe nicht richtig bzw. nur so, als wenn ich zum
Rasenmähen im Schuppen den besten Rasenmäher hätte, aber zur Sense
greifen würde. Der ältere Sohn erinnert mich: ich könnte von Gott
jeder Zeit alles haben, aber ich nutze die Möglichkeiten Gottes nicht.
Die Möglichkeiten Gottes nutzen – was heißt das für dich in
Gemeinde?
Letztlich wissen wir doch: Gott ist nur Mut zum Vertrauen: Gott ist
da; er wird sich durchsetzen. Gott ist tausendmal größer als wir uns
vorstellen können. Das ist für mich auch Ansporn zu Barmherzigkeit und
dazu, Glaubensprägungen, die nun mal verschieden sind, nicht zu
Streitthemen zu machen.
Was macht Einheit in Gemeinde aus?
Dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen und akzeptieren, dass wir
nicht perfekt sind! – Du kennst ja die Anekdote: Sagt einer zum
andern: „Ich such mir ne neue Gemeinde, aber die muss perfekt sein!“
Sagt der andere: „Na, dann mal auf! Nur bedenke: sobald du in dieser
Gemeinde bist, wird sie nicht mehr perfekt sein.“
Vielen Dank fürs Gespräch und viel Segen – auch im Einsatz in einer
nicht perfekten Gemeinde!
22
August und September 2010
Wachsein in Liebe und Achtung vor Gott und vor einander
Ellen Nicke ist eine Frau des Hintergrunds. In Freiberg geboren
und traditionell christlich aufgewachsen, war Gemeindezugehörigkeit
für sie immer selbstverständlich; allerdings in Jakobi-Christophorus
erst seit 2002. Die kirchlichen Erinnerungen an Kindheit und Jugend
kommentiert sie schlicht mit „alles nur Pflicht“ oder „scheinheilig,
denn wenn’s drauf ankam, hab ich nicht geglaubt“. Dass das heute ganz
anders ist, scheint durch jeden ihrer Sätze hindurch. Wobei sie keinen
Hehl aus ihren Prioritäten macht: das wichtigste sind die Enkel, die 3
Kinder ihrer Tochter. Und so ist Ellen Nicke – auch wenn sie seit 1999
verwitwet ist - nicht einsam oder untätig. Denn auch das Mittun in der
Kirchgemeinde hat einen wichtigen Stellenwert bekommen. Ihr dienendes
Herz spürt man ihr zum Beispiel im Kirchenkaffee-
Team ab, wenn sie liebevoll und mit selbstgebackenem Kuchen alles für
nach dem Gottesdienst vorbereitet oder gleich mehrere und „unbequeme“,
weil steile Straßen mit Gemeinde-aktuell regelmäßig versorgt. Außerdem
hat sie im Frauenkreis und im Hauskreis ihren festen Platz. Gundula
Rudloff unterhielt sich mit ihr.
Ellen, im Hinblick auf deine Beziehung zu Gott hast du große
Veränderungen erlebt. Wie kam das?
Irgendwie wusste ich schon lange: es muss mehr geben – aber Gott hatte
mich noch nicht erreicht und die von ihm gesandten Schutzengel haben
mich nicht aufgeweckt.
Als mein Mann eingeschlafen ist, habe ich von Gott bildhaft seine
Führung gezeigt bekommen. Ich vernahm verwundert zunehmend etwas
Schützendes um mich. Es ist, als wenn Gott mir das Liebste genommen
hat, damit ich ihn finde. Jetzt bin ich 10 Jahre dabei, Gott zu
erfahren. Von ihm angenommen zu sein ist das größte Geschenk, das ich
überhaupt bekommen konnte und das ich nie wieder abgeben möchte, nicht
in größter Freude und nicht in tiefster Trauer.
Als ich zum Glauben gekommen bin, wollte ich helfen und mir wurde
klar, dass ich meine Möglichkeiten zuerst bei meinen Enkeln einsetzen
sollte. Und ich habe gedacht: jetzt muss ich wissen, was in der Bibel
steht, aber allein begreifst du’s nicht. Da bin ich in den Frauenkreis
gegangen und in einen Alpha-Kurs (Glaubenskurs) und folgte einer
Einladung in einen Hauskreis.
Wie kannst du das noch beschreiben, was für dich durch die
Erfahrung Gottes anders geworden ist?
Ich bin ein neuer Mensch geworden, Gott hat mich verwandelt. Das ist
phantastisch: Gott schenkt mir in heiklen Situationen Frieden; meine
Verbissenheit hat er in Freude und Lockerheit verwandelt; früher
konnte ich nie auf Menschen zugehen, heute habe ich nicht mehr solche
Schwierigkeiten damit. Aus einem pingeligen Menschen ist ein
großzügiger geworden, der über viele Kleinigkeiten hinwegschauen kann;
ich kann eher loslassen; andere Menschen sind mir lieber und wichtiger
als dass mein Umfeld perfekt ist.
Hast du in der letzten Zeit etwas besonders Schönes mit Gott
erlebt?
Fast täglich erlebe ich ihn in Kleinigkeiten - die für mich groß sind.
Ein Beispiel: ich habe das Haus verlassen, um einkaufen zu gehen. Aus
irgendeinem Grund muss ich noch mal zurück, weil ich was vergessen
habe. Und dann merke ich: das Fenster steht noch offen. Oder: der
Schlüssel ist weg und ich suche ihn akribisch – bis ich anfange zu
beten: Herr, du weißt, wo er ist, hilf mir…. Und ich drehe mich um,
gucke in die Tasche und – schwupp, da ist er. Das sind Momente, die
man nicht begreifen kann und davon gibt es viele….
Hast du Pläne für dein Leben?
Ja! Beten, dass Gott mir Kraft gibt, meine Enkel führen zu dürfen, bis
sie selbständig genug sind… Ihnen mein Vertrauen schenken und ihre
kindliche Liebe und Offenheit erfahren zu dürfen. Die weiteren Pläne
hält Gott für mich bereit.
Was ist für dich das Wichtigste, was du deinen Enkeln weiter geben
willst?
Liebe, Verständnis für vieles, Wissen, Lebendigkeit, Trost vom Alltag.
Ich will sie auch mal verwöhnen dürfen an Körper und Seele. Auch Gott
gehört dazu. Ich vertraue fest, dass er mir genug Kraft dafür geben
wird.
Jakobi-Christophorus – was freut dich am meisten an unserer
Gemeinde?
Die offene Atmosphäre, dass alle Generationen vertreten und angenommen
sind.
Was stört oder sorgt dich im Hinblick auf unsere Gemeinde am
meisten?
Wir sollten uns nicht so viel an Kleinigkeiten stoßen - zum Beispiel,
wenn was nicht am richtigen Platz ist - oder an allem, was wir
ungewöhnlich finden und mehr Verständnis füreinander aufbringen. Als
größtes Problem sehe ich das Generationenproblem an. Ich bin stolz auf
das Miteinander der Generationen in Jakobi-Christophorus, aber es muss
noch mehr Integration von Älteren und Kindern geben. Wenn Kinder im
Gottesdienst mal etwas lauter sind – also nicht öfters, das wäre ein
Erziehungsproblem – sollte man sich nicht gleich empören und wenn ein
älterer Mensch mal komisch guckt, sollte man nicht gleich negativ von
ihm denken, sondern freundlich das Gespräch suchen… Zusammenfassend
gesagt: ich denke, wir können noch darin wachsen, in Liebe und Achtung
vor Gott und vor einander zu leben.
Noch ein Wort zu Gemeinde: ich gehe auch gern mal zum Gottesdienst in
eine andere Kirche, um Gottes Wort in einer anderen Atmosphäre
wahrzunehmen. Kirchen sind inspirierende, geschichtlich und
architektonisch interessante Bauwerke. Sie sind für mich Orte der
Stille, des Zu-Sich-Kommens, des Betens, Hörens und Dankens. Für mich
ist unsere Gemeinde nur ein Teil der großen Gemeinde vor Gott.
Wir würdest du den Auftrag unserer Gemeinde für die Stadt
beschreiben?
Immer wieder neue Wege in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
finden! – Aber das geht nur gemeinsam und mit anderen Gemeinden.
Gibt es ein Bibelwort, das dir besonders wichtig ist?
Mein Konfirmationsspruch: „Der Herr behüte dich vor allem Übel; er
behüte deine Seele.“ (Psalm 121,7) An diesem Wort wird mir bewusst,
dass Gott mich schon immer geführt hat und dass er verlässlich ist.
Und: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich
von euch finden lassen.“ (Jeremia 29, 13-14) Das erinnert mich daran,
dass ich keine halben Sachen machen und nicht zurück in
Scheinheiligkeit will. Mit ganzem Herzen war ich früher bei meiner
beruflichen Arbeit. Heute weiß ich: wenn ich Gott ernsthaft und
ehrlich und mit voller Überzeugung inständig bitte, dann hat er
garantiert ein Wunder, einen Weg, eine Überraschung für mich. Aber es
ist schwer, zu so einer Herzenshingabe zu finden, denn das Leben ist
so unruhig. Aber Gott tut Wunder, jeden Tag. Das ist gewaltig!
Welche Rolle spielt die Bibel sonst für dich?
Ich habe die Erfahrung gemacht: je mehr ich mich mit der Bibel
beschäftigen, desto mehr spüre ich die Wunder Gottes! Das Bibellesen
ist wichtig nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern mit anderen
zusammen, um das Wort Gottes zu verstehen. Damit es eine Herzenssache
wird, brauche ich Gruppen und Kreise, Predigt, Bücher… Und je mehr ich
mich mit der Bibel beschäftige, bewundere und achte ich die Schöpfung.
Und hier schließt sich für mich der Kreis, dass wir alle, Große und
Kleine, dazugehören. So ist jeder Tag für mich eine Bewährungsprobe,
Gottes Liebe mit Dank anzunehmen und diese weitergeben zu können.
Danke für das Gespräch und alles Einbringen bei uns in Gemeinde!
Ich wünsche dir noch viel dankbares Staunen über die Wunder Gottes und
dass du damit viele Menschen anstecken kannst!
21
Juni und Juli 2010
Henry Kunze gehört zu denen, die mit der Vielfalt des
Gemeindelebens zunächst in Jakobi und dann in Jakobi-Christophorus in
besonderer Weise vertraut sind. Seit kurz vor der politischen Wende
1989 gehört er dazu, wurde wenig später in den Kirchen-vorstand
berufen, zu dem er 15 Jahre lang bis zur Vereinigung unserer
Kirchgemeinden gehörte. Die Krippenspiele in der Jakobikirche sind
seit 1992 kaum ohne ihn denkbar, (auch wenn er in den letzten Jahren
nicht mehr die Leitung inne hatte). Nach einem Glaubenskurs 2001 wurde
er Mitglied eines Hauskreises; inzwischen gehört er zu den
Hauskreisleitern unserer Gemeinde. Wenn nicht gerade der
Kindergottesdienst Bakigo stattfindet, zu dessen Team er seit ca. 6
Jahren gehört, kann man ihn eigentlich immer im Erwachse-nen-Gottesdienst
treffen, manchmal sogar auch an exponierter Stelle, denn in der
„pfarrerlosen Zeit“ (Krankheit und Vakanz von Pfarrer Milde) hat er
sich an Lese-Gottesdienste herangewagt, in denen er mit entsprechender
Vorlage die Predigt gestaltet. Henry engagiert sich gern im
Kirchnerdienst; außerdem ist er Gründungsmitglied des Vereins Markus
10 e.V., denn er hat ein großes Herz für Kinder und für das Anliegen,
ihnen in unserer Stadt gute Bedingungen zu schaffen. Henry hat zwei
erwachsene Söhne, 1 Enkelkind, lebt in Weißenborn und ist verwitwet.
Gundula Rudloff traf sich mit ihm.
Erzähl etwas von deinem Weg, der dich in christliche Gemeinde
hinein führte!
Ich habe immer nach dem Sinn des Lebens gesucht und für mich hat der
„kommunistische Glaube“ einfach nicht zum „real existierenden
Menschen“ gepasst. Heute sehe ich es so: Gott hat mir immer Menschen
an die Seite gestellt, durch die er mich geführt hat. Da war zum
Beispiel bei der Armee (1977-79) der Zimmergenosse aus einer
Landeskirchlichen Gemeinschaft (eine Gemeinschaft innerhalb der
Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, (Anm. der Red.), mit dem ich intensiv
über den christlichen Glauben geredet habe oder nach dem Studium ein
Arbeitskollege, durch den ich dann für längere Zeit Anschluss an
Treffen der Landeskirchlichen Gemeinschaft hatte. Aber dann kam es,
dass einer meiner Söhne im Grundschulalter (also mit etwa 10) mit
einem Mädchen aus der Jakobi-Gemeinde befreundet war und deshalb mit
zur Christenlehre gehen wollte. So haben wir ihn zur Christenlehre
angemeldet und ich bin von da an auch in die Gottesdienste gegangen.
Es blieb nicht aus, dass in mir der Wunsch reifte, auch am Abendmahl
teilzunehmen. Ich war als Säugling getauft worden und las inzwischen
auch in der Bibel, trotzdem sagte mir der Kollege, dass da noch was
fehlt, nämlich die Konfirmation. Ich habe also an einem
eineinhalbjährigen Kurs „Erwachsenenkonfirmation“ teilgenommen (was
damals nicht ungewöhnlich war, weil viele meinten, im "Westen" mit
Konfirmation besser anzukommen) – wobei ich im Nachhinein weiß: das
war noch lange Zeit ein „Kopfglaube“, eine persönliche Beziehung zu
Jesus Christus habe ich erst viel später (auch im Zusammenhang mit
einem Glaubenskurs unserer Gemeinde) bekommen.
Wenn du einem Fremden etwas von Jakobi-Christophorus erzählen
wolltest, womit würdest du beginnen?
Mit der offenen Atmosphäre! Ich würde erzählen, dass wir Gemeinde
sind, die versucht, den Glauben nach außen zu leben und Menschen
anzusprechen, die mit Gott noch keinen Kontakt haben. Ich würde
erzählen von Jugend, Jugend-Gottesdiensten, Glaubenskursen,
Kinder-Gottesdiensten und den vielen Hauskreisen, von einem
Verjüngungsprozess und der Lebendigkeit.
Was macht dir am meisten Freude bei uns?
Kinder! Das ist ein Geschenk für mich! Als Schüler habe ich mal
versucht, einem Mitschüler, der Lernschwierigkeiten hatte, zu helfen.
Dabei bin ich total gescheitert. Ich habe gedacht: ich werde nie
Lehrer und mache nie was mit Kindern! – Aber Gott hat mir diese Liebe
geschenkt! Die Arbeit mit Kindern ist das, was ich heute nie auslasse;
im Gegenteil: das hat mich auch durch eine Zeit getragen, in der ich
einem Burnout nah war…
Wenn du einen Wunsch für unsere Gemeinde heute sagen kannst, wäre
das….
ein Generationenhaus. Ich bin der Meinung, dass die Generationen
füreinander da sind. Vielleicht kann man die Gemeindeprogramme so
verändern, dass es mehr Berührungspunkte zwischen jung und alt gibt.
Es gibt bestimmt viele ältere Menschen, die basteln oder vorlesen oder
Hausaufgabenhilfe anbieten und so nachmittags Kinder betreuen können.
Ein zweites Pi-Haus oder Buntes Haus…..?
Nee, das müsste schon deutlich sein, dass wir das als Christen machen
… ich weiß auch nicht, ob sich da jemand freiwillig meldet…
Wie kommst du mit dem Schicksalsschlag klar, dass deine Frau Anfang
des letzten Jahres ihrem Leben ein Ende gesetzt hat?
Da war zunächst immer die Warum-Frage: warum war niemand da, der sie
hat abhalten können? Aber vor meinem inneren Auge habe ich das Bild:
sie ist bei Jesus, in seinen Händen geborgen. Und Gott hat für mich
gesorgt: ein viertel Jahr lang bekam ich jeden Tag einen Anruf,
jemand, der tröstete, fragte, wie es mir geht…. Es waren nie zu viele,
so dass es irgendwie zu viel gewesen wäre. Ich fühlte mich dadurch
getragen. Ich habe gemerkt, wie wichtig Beziehungen sind, auch im
Hauskreis und wie wichtig es ist, mich nicht zurückzuziehen - aber es
gibt keine Patentrezepte…
Und heute hat sich die Warum-Frage verändert in die Frage: Was hat
Gott mit mir noch vor? Und das ist spannend für mich!
Welche Reaktionen auf deine Trauer waren für dich am hilfreichsten?
Stille Umarmungen, wenn ich Wärme gespürt habe, nicht Distanz; einfach
Nähe, das ist besser als viele gut gemeinte Worte. Schmerz und Leid
kann man schlecht in Worte fassen.
Gibt es in deinem Leben ein herausragendes Erlebnis mit Gott?
Da muss ich sofort dran denken, wie ich im Sommer 1989 nochmals zur
Reserve eingezogen wurde; eine neue Waffe sollte ausprobiert werden.
Ich habe das Schießen verweigert – normalerweise steht darauf
Armee-Knast. Aber das war für mich eine Gewissensentscheidung. Durch
ein Wunder Gottes habe ich nicht schießen müssen und bin frei
geblieben, dafür bin ich heute noch dankbar!
Was würdest du als dein größtes Lernfeld bezeichnen?
Ich bin immer noch am Lernen und merke meine Unvollkommenheit überall
– etwa in der Beziehung zu meinen Kindern … Letztlich gilt: ich will
authentisch sein… Glauben leben….1. Korinther 13 ist für mich ganz
wichtig. Da geht es um die Liebe. Ich denke, darauf kommt es an: als
Spiegel der Liebe Jesu zu leben… den einzelnen zu sehen und in Liebe
auf ihn einzugehen…
Eine letzte Frage: Was meinst du, was brauchen die Menschen unserer
Stadt am meisten?
Unsere Liebe – und Gottes Liebe!
Danke, Henry für's Erzählen und für allen Einsatz bei uns! Viel
Kraft und Segen für alle Herausforderungen!