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Oktober und November 2013

Gott steht über allen Problemen

Antje Bauch lebt seit 2000 in Freiberg und ist mit Thomas verheiratet. Sie ist Mutter zweier Kinder (1 und 4 Jahre) und arbeitet in Weißenborn als Laborverantwortliche in der Papierfabrik Felix Schoeller. Die Jugend liegt ihr sehr am Herzen, deshalb ist sie im Leitungsteam der Junge Gemeinde. Neben Beruf und Jugendarbeit wird sie noch für die Ausgestaltung der „Evas-Abende“ kreativ. Ronny Dietrich traf sich mit ihr im neuen Heim in der Beutlerstraße zum Interview.

Vor 13 Jahren bist du nach Freiberg gekommen und seitdem Mitglied unserer Gemeinde. Was gefällt dir und was für Wünsche hast du für unsere Gemeinde?
Ich habe mit Freuden beobachtet, dass mit der Zeit immer mehr Familien in unserem Alter hinzugekommen sind. Als junge Familie haben wir es uns gewünscht, Menschen in der Gemeinde zu finden, die in gleichen Lebenslagen sind und mit denen wir Gemeinschaft haben können. Heute finde ich den Mix aus Jung und Alt, wozu natürlich auch alle dazwischen gehören, sehr schön und bereichernd. Es gibt vielseitige Angebote und Veranstaltungen, wo für jeden etwas dabei ist. Die Jugendarbeit finde ich richtig gut und liegt mir auch besonders am Herzen, nicht nur, weil ich im Leitungsteam bin, sondern weil auch die Jugend so klasse ist. Für unsere Gemeinde wünsche ich mir ein noch stärkeres Zusammenwachsen der Generationen.

Wie bist du zum Glauben gekommen?
Als Kind christlicher Eltern gehörten Christenlehre und Konfirmation dazu und Jesus war eigentlich schon immer irgendwie dabei. Auf einer Pro Christ-Veranstaltung hat mich Gott dann direkt angesprochen. Ich habe dort mit 14 Jahren so richtig „ja“ zu Jesus gesagt, das war nach meiner Konfirmation.

Hast du ein Motto, wenn es um Glauben, Leben und Gemeinde geht?
Ja. Ich möchte aus der Vergebung heraus leben, d.h. weil mir durch Jesus alles vergeben ist, kann auch ich vergeben. Außerdem ist mir der Bibelvers „Die Freude am HERRN ist eure (bzw. meine) Stärke“ (Nehemia 8,10) ein ständiger Begleiter.

Was ist dir im Glauben und Christsein wichtig? Was ist deine Leidenschaft?
Für mich ist die persönliche Beziehung zu Jesus Christus sehr wichtig. Ich kann im Alltag nur als Christ leben, wenn Jesus mit mir ist, nur dann wird nach außen auch sichtbar, was in meinem Herzen brennt. Aber auch in persönlichen Beziehungen mit anderen Menschen zu leben, besonders mit Jugendlichen, sie zu begleiten, ihnen zu dienen und für sie da zu sein, ist mir ein großes Anliegen.

Was fasziniert dich an Jesus Christus?
Ganz klar der Umgang Jesu mit den Menschen. Er hat immer in Liebe gehandelt und war dabei stets bestimmt und hat es immer auf den Punkt gebracht. Die Fehler und Schwächen der Menschen kannte er und doch hat er jeden geliebt. Jesu Konsequenz, den Plan des Vaters zu vollenden bis in den Tod hinein und darüber hinaus, fasziniert mich.

Was ist für dich das größte Erlebnis mit Gott? Kannst du von geistlichen Erfahrungen berichten, die dich sehr berührt haben?
Im Muttersein führt mich Gott in den Situationen, die man nicht selbst beherrschen kann. Ich sehe immer wieder, wie wir beschenkt werden durch Bewahrung, mit Liebe und Geduld. Gott hilft mir, indem er mir zeigt, wie ich in bestimmten Situationen mit meinen Kindern umgehen soll. In Erziehungsfragen kennt er sich aus. Wir können oft nicht erahnen, wie unsere Erziehungsmethoden auf Kinder wirken und wie wir sie vielleicht verletzen.

Im September startet nun ein neuer Glaubenskurs speziell für Mütter (und für Väter). Was hat dich bewegt, den Kurs mitzugestalten?
Ich bin gerade noch in Elternzeit zu Hause und wollte die mir vergönnte Zeit nutzen, um mich mit anderen Müttern zu unterhalten, die Jesus vielleicht noch nicht kennen. Ich bin gespannt, wie weit und tief man in einem Glaubenskurs mit Müttern und Babys kommen kann. Es wird auch eine Kinderbetreuung angeboten, aber in wie weit eine kinderfreie Gesprächszeit möglich ist, bleibt abzuwarten. Ich bin voller Hoffnung und Freude zu sehen, was Gott macht. Im Glaubenskurs wird es 7 Vormittagstermine geben, jeweils mit Frühstück, Lobpreis, thematischen Impulsen und Zeit zum Reden.

Was möchtest du gern anderen Menschen weitergeben?
Gott steht über allen Problemen, jeder kann kommen, egal womit: großen oder scheinbar kleinsten Problemen; Gott nimmt sich aller an.
Besonders bei Jugendlichen ist es mir sehr wichtig, ihnen zu sagen: Gott liebt dich so wie du bist! Oft sehen sie sich in einem falschen Licht. Ihr Selbstwertgefühl ist manchmal nur gering. Aus eigener Erfahrung kann ich als Mutter sagen, jeder darf Fehler machen, wir müssen nicht perfekt sein und in Erziehungsfragen muss ich nicht alles allein machen. Wir dürfen die Dinge auch Gott anvertrauen und gelassen sein.

Gibt es ein Bibelwort, das dich bewegt?
Ja, unser Trauspruch aus 1.Korinther 3,11: „Das Fundament, das bei euch gelegt wurde, ist Jesus Christus. Niemand kann ein anderes oder gar besseres Fundament legen.“
Mir war für eine Ehe immer wichtig, dass mein Mann ein Christ ist, denn es gibt keinen anderen Grund, der besser trägt, als Jesus.

Wenn du unsere Stadt ansiehst, gibt es da etwas, was du dir wünschst?
Es gibt viele Hauskreise, Junge Gemeinden und Angebote für Studenten. Für die Zeit nach der JG gibt es jedoch aus meiner Sicht kaum Angebote speziell für junge Erwachsene, Singles oder junge Paare. Hier wünsche ich mir mehr Möglichkeiten, dass der Glaube junger Erwachsener vertieft und gefestigt werden kann.

Wer dich kennt, bemerkt sofort deine offene und freundliche Art. Woher kommt das?
Mein Vater ist mir ein großes Vorbild. Er ist ein sehr lebensfroher Mensch. Außerdem habe ich da mit großer Wahrscheinlichkeit aus meinem Elternhaus auch eine Haltung der Dankbarkeit vermittelt bekommen. Ebenso das „nicht auf andere blicken“ und „versuchen, nur auf Gott zu schauen, um zu sehen, was er für mich hat“.

Wie hast du eigentlich deinen Mann Thomas kennengelernt?
Wir haben uns 2001 weit von Freiberg entfernt auf einer CVJM-Rüstzeit in Spanien kennengelernt. Wir haben dann, nach 4 Jahren des Kennenlernens, 2005 geheiratet.

Was machst du in der Freizeit?
Ich lese gerne historische Romane und bastle gern. Zeit dazu finde ich, wenn unsere Kinder abends im Bett sind.

Ihr seid gerade ins Gemeindehaus um-/eingezogen. Habt Ihr euch schon eingelebt?
Wir sind hier schon gut angekommen und auch herzlich angenommen worden. Wir sind glücklich über die tolle Wohnung mit großem Garten, die vielen netten Gespräche mit Gemeindemitgliedern und wir freuen uns auch zukünftig auf viele weitere Begegnungen mit Menschen hier im Haus.

Du bist im „Evas-Team“ dabei, was ist das Besondere daran?
Das Konzept – ein spezielles Angebot für Frauen, die einen Abend lang dem Alltag entfliehen können und bei einem vielfältigen Programm aus Lyrik, unterhaltsamer Musik, geistlichen Impulsen, Snacks und guten Gesprächen einfach mal sie selbst sein dürfen.
Es macht mir Freude, mich mit meiner Kreativität beim Basteln von kleinen Präsenten und auch bei der Ausgestaltung der Abende mit einzubringen.

Die Evas machen sich nun mobil. Warum jetzt ein ganzes Wochenende?
Wir haben gemerkt, dass die einzelnen Abende immer wie im Fluge vorübergehen und meist viel zu schnell zu Ende sind. Deshalb möchten wir dieses Angebot einmal auf ein ganzes Wochenende ausdehnen. Auf diese Art bietet sich mehr Raum für das gegenseitige Kennenlernen, ausführlichere Gespräche und intensivere Begegnungen. Und es gibt natürlich auch genügend Zeit für geistliche Impulse und Lobpreis.

Vielen Dank für das offene Gespräch.


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39
Juli, August und September 2013

Auf die großen Möglichkeiten Gottes vertrauen

Daniel Liebscher ist mit Susann verheiratet. Sie haben zwei Mädchen: Hannalena und Klaramarie. Anfang August werden sie in die Pfarrwohnung in der Pfarrgasse 36 einziehen. Ab 1.9.2013 wird Pfarrer Daniel Liebscher der Nachfolger von Gundula Rudloff in der Jakobi-Christophorus-Gemeinde.

Wer dir begegnet, spürt sofort deine offene, freundliche Art. Was haben dir deine Eltern mitgegeben?
Danke für das Kompliment, ich gebe das gerne weiter, an Gott, der mich gemacht hat. Von ihm möchte ich mich immer wieder füllen und verändern lassen. Tatsächlich bin ich auch sehr dankbar für das, was ich von meinen Eltern mitbekommen habe. Das Wichtigste ist dabei der Glauben. Die Offenheit für Gott und füreinander und die Freundlichkeit miteinander konnte ich als Ältester in einer großen Familie mit 11 Personen gut trainieren.

Wie hast du deine Frau kennengelernt? Wie lange seid ihr verheiratet?
Während meines Theologiestudiums in Leipzig waren wir gemeinsam in einem Studentenhauskreis. Als ich 1999 nach 3 Semestern in Tübingen nach Leipzig zurückkam, war es um mich geschehen. Ich habe jede Gelegenheit genutzt, sie zu sehen. Im Sommer waren wir gemeinsam auf einem Missionseinsatz. Danach habe ich ihr gestanden, dass ich es ernst meine. Sie hat sich die Sache gut überlegt, so dass unsere Beziehung Ende des Jahres sehr sicher begann. Nach meinem Studienabschluss heirateten wir im Juli 2001, vor 12 Jahren.
Meine Frau hat bis dahin Lehramt studiert. Durch körperliche Beschwerden und meinen Dienstbeginn 2003 konnte sie leider ihren Abschluss nicht machen. In den letzten 10 Jahren hat sie sich um ihre Gesundheit und um unsere Kinder gekümmert und war in der Gemeinde engagiert. Ich bin sehr glücklich, meine Frau Susann an meiner Seite zu haben und mit ihr gemeinsam Gottes Wege zu gehen.

Kannst du uns deine beiden Mädchen vorstellen?
Ja gerne, unsere beiden Mädchen sind für uns sehr große Geschenke. Zu Weihnachten 2004 ist unsere Hannalena geboren und reichlich 1,5 Jahre später im August 2006 unsere Klaramarie. Sie machen uns viel Freude und sind sehr kreativ, wie die Mama. Ich genieße es immer mehr, ein Mädchen-Papa zu sein und wachse mit ihnen in diese Rolle hinein. Sie brauchen jeden Tag eine Papa-Tobe-Zeit. Hannalena kommt jetzt in die 3. Klasse und Klaramarie wird am 24. August in Freiberg eingeschult. Das wird unser erstes großes Fest in unserem neuen Zuhause.

Wie bist du zum Glauben gekommen? Was hat dich geistlich geprägt?
Meine Eltern haben uns Kindern einen lebendigen und praktischen Glauben vorgelebt. Ich bin hineingewachsen und habe mit ca. 12 Jahren nach einer Predigt mit einer persönlichen „Unterschrift“ zu Gottes Rettungsangebot Ja gesagt. Beides gibt mir ein festes Fundament. Der Glauben ist für mich eine gelebte Beziehung mit Gott, dem Vater, mit Jesus, dem Herrn, und mit dem Heiligen Geist, die sich auswirkt. Ich konnte schon als Kind eine große Vielfalt geistlicher Impulse aus verschiedenen Ecken der Christenheit mitbekommen. Das hat mich sehr offen gemacht und mir eine geistliche Linie gegeben.
Dabei ist Jesus das Zentrum und der Heilige Geist nicht wegzudenken.
Ganz natürlich bin ich von zuhause her im Pfarrhaus in die Mitarbeit eingebunden worden, das hat meine missionarische Grundausrichtung gefördert. Auch für mein Studium war mir das Wort Gottes, der lebendige Herr Jesus Christus, sein Heiliger Geist und die Gemeinschaft mit anderen Christen die wichtigste Quelle und der Maßstab.

Kannst du von geistlichen Erfahrungen berichten, die dich sehr berührt haben?
Ja, es sind eine ganze Reihe von Erfahrungen, die mich sogar immer wieder berühren. Ich bin begeistert von Gott, wie er mir seine Treue zeigt und mein Vertrauen zu ihm stärkt. Schon als Kind habe ich erlebt, wie mich Gott gerufen hat, zu ihm zu gehören, und später, ihm zu dienen. Ich konnte auch den Heiligen Geist und seine Gaben erleben. Ich kann nur staunen. Besonders habe ich Gottes Wirken in der Mitarbeit bei Rüstzeiten oder Evangelisationen und in der Gemeinde erfahren. Ganz sehr berühren mich die Momente, wenn Menschen zum Glauben kommen und wenn ich sehen kann, was sich daraus entwickelt. Ich genieße es, Gott im Lobpreis mit vielen gemeinsam zu ehren, immer wieder Gottes Reden durch sein Wort und durch Zusagen bei Segnungen und Gebet zu erfahren. So hat Gott unseren Weg als Ehepaar in meine erste Pfarrstelle bestätigt und jetzt wieder den Wechsel nach Freiberg.

Wie kam es, dass du dich auf unsere Pfarrstelle beworben hast? Was hat dich in der Ausschreibung angesprochen?
Ich bin zuerst persönlich und direkt angefragt worden. Diese Anfrage hat uns dann erstaunlicherweise nicht mehr losgelassen. Vieles, was wir von der Freiberger Gemeinde hörten, hat sich mit dem gedeckt, was uns auf dem Herzen liegt. Ganz besonders hat mich bewegt, dass es darum geht, etwas weiterzuführen, was Gott begonnen hat. Dazu gehören besonders Stichworte wie Geistliche Gemeindeerneuerung, Glaubenskurse, Lobpreis, missionarisches Anliegen oder Kindergottesdienstprojekt. Ich hatte viel Zeit, darüber nachzudenken, zu beten und mit meiner Frau zu reden. Wir haben immer gesagt, wenn wir irgendwo hingehen sollen, wird Gott uns rufen. Auf einmal war uns klar: Das ist ein Ruf. Und ich habe den Kirchvorstehern gesagt: Wir sind bereit zu kommen. Danach haben wir uns getroffen und nach der Ausschreibung habe ich mich dann beworben.

Welche Themen werden wir oft in deinen Predigten hören? Was ist deine Leidenschaft in Bezug auf Glauben und Gemeinde?
Darf ich gleich loslegen? Glauben heißt, eine Beziehung mit Gott leben, die sichtbar ist und Folgen hat.
Wir sind berufen, Jünger zu sein und beauftragt, andere zu Jüngern zu machen. Glauben heißt nicht etwas tun, sondern Gott hat alles für uns getan. Lasst uns seine Liebe und Gnade annehmen, nutzen und weitergeben. Wir sind nicht für uns selbst da, auch nicht als Gemeinde, sondern für die Menschen. Und wir sind nicht alleine, sondern Teil des Reiches Gottes. Gott hat etwas vor mit uns, mit seiner Gemeinde, er hat den Plan und alle Möglichkeiten, deshalb lasst uns ihm vertrauen und stellt euch ihm zur Verfügung. O.k., ich höre erst mal auf. Für die Gemeinde wünsche ich mir, dass wir voneinander wissen und füreinander da sind, dass wir gemeinsam für andere offen sind und ihnen dienen. Auch hier geht es um Beziehungen.

Hast du Hobbys, treibst du Sport? Was machst du als Ausgleich zum oft stressigen Pfarrdienst?
Das ist ein bisschen ein wunder Punkt. Zur Zeit nutze ich meine freie Zeit meistens für meine Familie oder verbringe sie gerne mit Freunden oder anderen Familien. Für Sport nehme ich mir fast keine Zeit. Aber ich fahre z.B. gerne Ski, auch mit der Familie. Vielleicht kann ich in Freiberg mehr auf`s Fahrrad steigen oder mal wieder Klettern gehen, was ich bei unseren Rüstzeiten entdeckt habe.

Was ist dein Lieblingsbibelvers und was bedeutet er für dich?
Die in Jesus Christus sind, trifft keine Verdammnis. Römer 8,1
Weil ich zu Jesus gehöre, mit ihm verbunden bin, in ihm bin, eingehüllt in seine Gerechtigkeit, eingewurzelt in seine Liebe, gibt es für mich keine Verurteilung. Nichts, was ich tue oder nicht tue, was ich gut mache oder falsch, nichts davon kann mich besser machen oder schlechter. Niemand und nichts kann mich verurteilen, auch ich selbst nicht, wenn ich mich auf das verlasse, was Jesus am Kreuz für mich getan hat.
Ich kann das auch gut an der Bedeutung meines Namens „Daniel“ buchstabieren: Gott ist mein Richter. Ich bin nicht abhängig von dem, was ich hinkriege und was nicht, oder wie andere mich beurteilen oder verurteilen. Gott allein wird mich richten, und davor brauche ich keine Angst zu haben, weil er mich in Jesus sieht. Und dort, wo ich Ungerechtigkeit erfahre, wird Gott mir zu meinem Recht verhelfen.

Ein Umzug und ein Ortswechsel – das ist immer ein großer Einschnitt.
Was nimmst du aus deiner bisherigen Gemeinde in Schwarzenberg-Crandorf mit?

Ich habe in den letzten 10 Jahren meines Lebens und Dienstes in Schwarzenberg erlebt, dass Gott Dinge tut, die wir nicht tun können und dass Gott Schritte und Vertrauen belohnt, die Menschen gehen. Ich konnte Menschen zum Glauben einladen und ermutigen und Gott hat daraus viel gemacht.
Ich habe erlebt, dass Gott Grenzen abbaut und Gemeinschaft aufbaut. Gott hat mich in diesen Jahren in meinen Anliegen und Träumen bestärkt, die er in mich hineingelegt hat. Aus meinen Erfahrungen nehme ich mit, dass Gott möchte, dass sich Menschen und Gemeinden verändern, dass wir immer wieder Erneuerung und Erfrischung brauchen, damit wir lebendig sind.

Welche Gedanken bewegen dich, wenn du an unsere Gemeinde denkst? Was sind deine Wünsche?
Ich bin gespannt, neue Menschen und Strukturen kennen zulernen. Ich freue mich, in ein Team von Mitarbeitern zu kommen, die Gottes Willen suchen und tun. Ich wünsche mir, dass Gott uns Einheit schenkt, damit er mit seiner Kraft durch uns wirken kann, was er vorbereitet hat. Er selbst soll uns überraschen. Ich wünsche uns, dass wir gemeinsam immer wieder neu auf die großen Möglichkeiten Gottes vertrauen, die alles übersteigen, was wir uns vorstellen oder tun können.

Was wirst du bei deinem Dienstbeginn im September als Erstes tun?
Mit der Familie bin ich dann bestimmt schon etwas eingerichtet. Ich möchte mir viel Zeit nehmen und Menschen, Wege und Orte kennen lernen, überall hineinschauen und zuhören. Dann werde ich meinen Alltag und Dienst strukturieren und planen. Und bald werden wir gemeinsam die nächsten Schritte entscheiden und gehen.

Vielen Dank für deine Offenheit.


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38
Mai und Juni 2013

Ich war zu 50% tot!

Uwe Richter wohnt in Hilbersdorf und arbeitet seit vier Jahren als Alltagsbetreuer im Seniorenpflegeheim Carolahof Hilbersdorf. Er ist Mitarbeiter im Glaubenskurs und besucht den Hauskreis Emrich in unserer Gemeinde. Frank Herter traf sich mit ihm bei Kaffee und Kuchen.

Du strahlst sehr viel Freude aus. Wie kommt das?
Das liegt an meinem Glauben und an meinem Leben mit Jesus. Wir sind ständig miteinander im Gespräch. Ich spüre, dass er nah bei mir ist und mich führt. Manchmal tippt er mir auf die Schulter und sagt „Geh mal!“ oder „Pass auf!“ Jesus gibt mir tiefe Zufriedenheit und Freude. Jetzt habe ich Ruhe, Gelassenheit, Sicherheit und Geborgenheit. Die quälende Angst ist weg.

Uwe, du bist jetzt schon im 6. Jahr ein „befreiter Alkoholiker“. Wie bist du vom Alkohol frei geworden?
Alkohol bestimmte mein Leben schon seit vielen Jahren. Das heißt, ich habe die Probleme in meinem Leben nicht gelöst, sondern alles nur „weggetrunken“.
Ich war alkoholabhängig und hatte trotzdem einen guten Job bei Solar.
Nach einer Schicht im Jahr 2007 habe ich so viel getrunken, dass ich umgefallen bin und bewusstlos war. Ich wurde in die Notaufnahme ins Krankenhaus gebracht, wo ich zur Entgiftung 12 Tage ins Koma gelegt wurde. Es war so kritisch, dass ich nicht gewusst habe, ob ich es überlebe. Ich war praktisch zu 50% tot.
Im Koma sah ich plötzlich, wie vor mir kästenweise Hasseröder Bier und Kümmerlinge (Schnaps) aufgebaut waren. Dann ist etwas ganz Entscheidendes passiert. Jesus ist zu mir getreten und hat zu mir gesprochen: „Uwe, komm, geh mit mir! Jetzt wird alles gut.“ Ich sah den Alkohol und ich sah Jesus. Ich musste mich entscheiden, und das habe ich gemacht. Ich bin mit Jesus gegangen.
Dann bin ich mit einem wunderbaren Gefühl aufgewacht und wusste, was ich wirklich will. Nach dieser Begegnung mit Jesus war ich frei vom Alkohol. Trotzdem wollte ich noch in eine Entwöhnungsklinik. Der behandelnde Arzt sagte spöttisch zu mir: „Kunden wie Sie kenne ich, ihr sauft sowieso wieder! Du kommst nicht in eine Klinik. Du gehst erst mal heim!“ Mit Gottes Hilfe bin ich dann doch in eine Klinik gegangen und bis heute glücklich frei vom Alkohol. Gott behütet mich, so dass ich bisher keinen Rückfall hatte.

Hast du vorher schon an Jesus geglaubt?
Ich bin in keinem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Aber ich wusste immer, dass es Gott und Jesus gibt.
Dann habe ich Ute und Volker Böhm kennengelernt. Ich wusste, dass sie gläubig sind und dachte: Mensch, die strahlen etwas aus. Ich habe dann viel mit Ute über Jesus und den Glauben gesprochen. Irgendwann hat sie mich zu einem Glaubenskurs eingeladen. 2006 war ich dann zum ersten Mal dort. Ich wurde von den Themen und der Gemeinschaft total berührt. Nach dem Kurs habe ich gewusst: Ja, das ist es! Das willst du eigentlich! Und ich habe mein Leben für Jesus geöffnet. Damals war ich aber noch Alkoholiker. Später bin ich dann zum Hauskreis von Emrichs gekommen. Sie haben meinen ganzen „Absturz“ mit dem Alkohol miterlebt und während dieser Zeit viel für mich gebetet. Nachdem ich aus dem Koma kam, haben sie mich wieder aufgenommen und sind immer für mich da. Dieser Hauskreis ist schon fast Familie für mich. 2011 habe ich mich dann von Gundula taufen lassen. Das war mir ganz wichtig.

Was hat es mit deinem Hüftleiden auf sich?
Ich habe ein angeborenes Hüftleiden. Aber eines Tages wollte ich einen Termin für eine Hüftoperation im Krankenhaus ausmachen. In der Neurologie war niemand da, denn es war gerade Mittagspause. Da hörte ich jemanden husten. Ein Mann in Jeans und Unterhemd stand plötzlich da. Ich dachte, es sei der Hausmeister und fragte ihn: „Kannst du mir helfen, ich brauche nur einen Termin für eine Hüftoperation?“ Ich zeigte ihm meinen Überweisungsschein. Dann sagte er: „Geh mal den Gang nach hinten!“ Ich humpelte den Gang entlang. Er hielt immer noch meinen Überweisungsschein in der Hand und sagte: „Komm wieder her! Was auf dem Schein steht, ist Quatsch!“ Dann stellte sich heraus, dass er der Chefarzt Dr. Böhm war. Er sagte weiter: „Du hast es nicht mit der Hüfte. Du hast etwas anderes. Bleib mal bei mir! Ich will herausfinden, was es ist. Lass dir deine Sachen bringen. Du bleibst hier, bis ich herausgefunden habe, was du hast!“ Ich blieb im Krankenhaus und er machte viele Tests mit mir. Er ließ nicht locker und dann sagte er: „Du leidest an einer Spastik, aber ich weiß nicht, woher sie kommt!“ Dann fragte er mich nach meiner Familiengeschichte. Meine Mutter starb, als ich 15 Jahre alt war. Mein Opa mütterlicherseits saß im Rollstuhl. Er sagte: „Aha, dort setzen wir mal an.“ Dann hat er mich nach Dresden zu Frau Dr. Linee vermittelt. Sie wollte zahlreiche Tests mit mir machen, aber schon der erste hat angeschlagen. Das Ergebnis war, dass diese Spastik eine unheilbare Erbkrankheit ist. Es ist ein genetischer Defekt. Diese Krankheit gab es über Generationen in meiner Familie. Endlich hatte ich Klarheit.
Er hat zwar meine Hüfte nicht geheilt, aber mein Herz. Ich habe das damals mit meinem Herrn Jesus klargemacht und seitdem geht es mir gut. Heute bin ich mit Gleichgesinnten in einer Selbsthilfegruppe, in der alle anderen im Rollstuhl sitzen, außer mir. Ich erlebe das als Gnade.

Wie kam es, dass du Alltagsbetreuer geworden bist?
Ich hatte schon als Jugendlicher den Wunsch, Butler zu werden, was ja in der DDR eine totale Utopie war. Ich arbeitete dann bei Solar und verdiente viel Geld, war aber nicht so richtig glücklich. Als das mit meiner Krankheit schlimmer wurde, konnte ich die Arbeit dort nicht mehr tun. Ich kam zu einer Umschulung nach Chemnitz. Ich wollte aber gerne in die Kranken- und Altenpflege gehen und habe mir die Hacken abgerannt, jedoch nichts gefunden. Meine Schwägerin machte mich dann darauf aufmerksam, dass neue Stellen als Alltagsbetreuer geschaffen würden. Sie sagte zu mir: „Uwe, das ist etwas für dich!“ Ich bin mir heute ganz sicher, dass Gott ihr das eingegeben hat. Er hat mich dann so geführt, dass ich Alltagsbetreuer im Pflegeheim in Hilbersdorf wurde. Jetzt bin ich der glücklichste Mensch der Welt mit meiner Arbeit.

Du gehörst fest zum Mitarbeiterteam des Glaubenskurses. Warum ist dir das so wichtig?
Nicht nur, dass ich dort zum Glauben gefunden habe; es ist für mich auch immer wieder eine große Bereicherung. Ich kann von meinem Glauben erzählen und höre, was die anderen für Fragen haben. Ich bin immer noch wie ein Schwamm und sauge alles auf. Wenn ich von meinen Glaubenserfahrungen erzähle, gibt mir das ganz viel Kraft.

Wie heißen deine Lieblingsbibelstellen?
Das ist einmal mein Taufspruch aus Sprüche 3,5-6:
Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.
Auch wenn man nicht gleich versteht, wie Gott uns lenkt, brauchen wir uns nur auf ihn zu verlassen und es wird licht in unserem Leben.
Ein anderer Text, der mir sehr viel
bedeutet, ist Epheser 2,1-10:
Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden, in denen ihr früher gelebt habt nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams. Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne und waren Kinder des Zorns von Natur wie auch die andern. Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht - aus Gnade seid ihr selig geworden; und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Jesus hat mich vom Alkohol frei gemacht, dafür werde ich ihm immer dankbar sein.

Demnächst feiern wir Pfingsten. Welche Bedeutung hat der Heilige Geist in deinem Leben?
Ganz viel. Der Heilige Geist berührt mich immer wieder. Es gibt Momente, wo ich eigentlich schimpfen und fluchen will, aber er verhindert es.
Er ist dann da und sagt: „Du, Uwe, vertrau mir!“
Auf Arbeit ist es mitunter schwierig. Unsere dementen Patienten können manchmal ganz schön nervig und „böse“ werden. Das kostet dann viel Kraft. Da kann es schon passieren, dass es Kollegen zu viel wird und sie mich dann rufen: „Uwe, geh du mal zu diesem Patienten, du kannst das!“ Die Kollegen sagen dann zu dem Patienten: „Alles wird gut, Uwe kommt!“ Der Heilige Geist gibt mir die Freude, mich mit diesen Menschen zu beschäftigen und ihnen auch von Jesus zu erzählen.
Ich bin noch in einer zweiten Selbsthilfegruppe für Alkoholiker in der Diakonie. Dort erleben wir immer wieder, wie der Heilige Geist befreit.
Wer das erlebt, wird total glücklich. Ich könnte manchmal heulen vor Freude und finde kaum die Worte zu erzählen, was Jesus für mich
bedeutet. Das ist dann die Freude, die der Heilige Geist schenkt.
Er hilft mir auch in der Versuchung. Auf der Arbeit habe ich jeden Tag mit Alkohol zu tun. „Opa und Oma“ trinken gerne mal ein Schnäpschen, aber der Heilige Geist beschützt mich vor jeder Versuchung.

Welchen Rat würdest du einem Menschen geben, der auf der Suche nach Gott ist?
Gott ist immer da. Man kann mit Gott ganz normal über alles reden. Glaube ist nicht kompliziert. Meine Angst war, dass Glaube kompliziert ist und dass man beim Beten nur in wohlformulierten Worten sprechen darf. Deshalb haben viele Leute Angst, ein lautes Gebet zu sprechen. Aber der Heilige Geist gibt uns die Worte beim Beten.
Wichtig ist auch: Beten ist keine Einbahnstraße. Gott möchte auch mit uns reden. Das tut er durch das leise Reden des Heiligen Geistes und er tut es durch die Bibel.
Ich lese jeden Tag die Losung. Ohne Losung gehe ich nicht aus dem Haus.
Wenn man sich an Gott hält, ist das Leben ganz einfach.

Was wünschst du dir für unsere Gemeinde?
Dass wir die Jugendarbeit fortsetzen und noch offener machen. Ich war beim PROMISE mit Martin Dreyer, und es hat mich sehr angesprochen.
Ich wünsche mir außerdem, dass wir unsere Glaubenskurse weiter fortführen und noch populärer machen. Es gibt noch so viele Leute, die Jesus befreien möchte von Alkohol, Ängsten oder anderen Lasten … .
Vielen Dank für das gute Gespräch.


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37
März und April 2013

Wo Gott nicht drin ist, ist’s mir zu wenig

Michaela Saurenz ist gebürtige Rheinländerin, kam vor ca. 10 Jahren nach Sachsen und lebte längere Zeit in Kleinwaltersdorf. Seit wenigen Monaten wohnt sie nun mit ihrem Mann Dirk, mit dem sie zwei Kinder hat und seit 14 Jahren verheiratet ist, in Freiberg.
Ihre Freude an der Natur verbindet sie auch mit dem Austragen von „Gemeinde aktuell“; zu Hause kocht und bäckt sie sehr gern. Wenn sie nicht gerade in Kinderclub und Wichtelwerkstatt mitarbeitet oder den Büchertisch im Glaubenskurs betreut, zieht sich Michaela gern mal mit einem guten Buch zum Lesen zurück.
In ruhiger und gemütlicher Atmosphäre, bei einer Tasse heißem Tee, hat sich Ronny Dietrich mit ihr zum Interview getroffen.

Michaela, du bist nun seit fast einem Jahr Mitglied unserer Gemeinde und fehlst eigentlich nie. Wie hast du zu unserer Gemeinde gefunden?
Ich habe mehrere Jahre die Jakobigemeinde quasi „umkreist“ und verschiedene Veranstaltungen und Seminare besucht. Als mein Mann und ich uns entschlossen, wieder zurück in die alte Heimat zu gehen, wurden wir hier erst richtig sesshaft und fanden auch eine geistige Heimat.
An einem Tag, als mir alle Pläne über den Kopf zu wachsen drohten, brauchte ich mal eine kurze Auszeit für mich; das war Ostern 2011. Ich ging spazieren und war in der Nähe der Jakobikirche, da lockte mich das Glockenspiel zur Sterbestunde Jesu Christi in die Kirche. Es fand zu der Zeit ein Konzert statt, ich setzte mich in die letzte Reihe und war völlig überwältigt. Ich fühlte mich ab diesem Zeitpunkt einfach zu Hause. An jenem Tag sollte ich wohl dorthin kommen, wie von einer unsichtbaren Hand geführt.

„… das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dorthin ist schmal“, heißt es in Mt 7, 14. Wie hast du den Weg zu Gott gefunden?
Gott hat bei mir nicht locker gelassen. Der Glaubenskurs 2012 war ein sehr schönes Erlebnis und hat bei mir den Durchbruch gebracht. Ich fühlte mich richtig gut auf- und angenommen. Die Musik war dabei der „treibende Keil“. Ich mag Musik im Allgemeinen, auch Kirchenmusik mit Orgel, aber der Lobpreis ist die Krönung. Ich habe im Glaubenskurs direkt Hunger danach bekommen. Heute höre ich diese Lieder nahezu überall. Der Glaubenskurs hat mir Zusammenhänge verdeutlicht. Ich konnte erkennen, dass Gott wirklich da ist und viel größer als ich dachte. Auch, was es mit dem Heiligen Geist auf sich hat, begriff ich da erst. Und ich verstand, dass Gott der ist, von dem in der Bibel geschrieben steht und dass er auch heute noch wirkt. Der Glaubenskurs war großartig und ist super-empfehlenswert.

Was fasziniert dich an Jesus Christus?
Jesus ist ein Frauenversteher. Er achtet sie und behandelt sie mit Würde und sieht immer den ganzen Menschen. Auch einer ehemaligen Emanze wie mir ist er auf Anhieb sympathisch. Selbst Alice Schwarzer könnte nichts gegen ihn sagen!

Wie feiert ihr zu Hause Ostern? Was ist für dich das Besondere daran?
Ich empfinde Ostern als eine Art Reinigung, einen Neuanfang. Ich sehe es so wie Jesus, als er sagte: Ich mache alles neu. Am Ostermontagmorgen 2011 sind wir, als wir noch in Kleinwaltersdorf wohnten, in aller Frühe zu einem Bach gelaufen und haben uns dort einen Krug Osterwasser geholt. Das Wasser war so klar und rein, es war für uns das Symbol für das Neue, was Jesus geschaffen hatte. Sonst feiern wir Ostern, wie wahrscheinlich alle anderen auch, mit Eier färben, verstecken und suchen.
Etwas Besonderes war letztes Jahr auch der Gottesdienst am Montagmorgen, als das Licht wieder in die dunkle Kirche gebracht wurde und den Raum erfüllte; das war ein großartiger Moment.
Die Zeit vor Ostern, das Fasten, ist für mich auch eine Zeit, um Ballast loszuwerden, nicht nur auf den Leib bezogen. Das bewusste Verzichten auf etwas ist gut und wichtig, es befreit auch den Geist.

Du warst beim letzten Glaubenskurs als Teilnehmer dabei. Heute bist du Mitarbeiterin, was hat dich dazu bewegt?
Die Anfrage, ob ich Lust hätte im Glaubenskursteam mitzumachen, habe ich nur allzu gerne angenommen. Es ist mir ein Bedürfnis, von der Liebe Gottes zu erzählen, sie an andere weiterzugeben und Mut zu machen. Gott ist kein „Wellness-Gott“, wo alles rosarot ist, aber Gott liebt uns und will uns mit seinem Geist erfüllen. Ein Zipfelchen von Gottes Wirken zu erhaschen und dabei zu sein, z. B. im Glaubenskurs, ist mein Antrieb.
Was ist für dich das größte Erlebnis mit Gott?
Hier fällt mir ein Zitat ein: „Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade“. Für mich ist es das Größte, wenn ich genau das immer wieder in meinem Leben und bei anderen erkennen kann. Unsere Wege verlaufen oft nicht geradlinig, trotzdem weiß ich, dass Gott einen klaren Plan mit mir hat.

Was ist dir im Glauben und Christsein wichtig?
Stille Zeit mit Gott haben, Gebet und natürlich Musik.
Ich möchte mich mit Dingen und Themen befassen, bei denen Gott im Mittelpunkt steht. Wo Gott nicht drin ist, reicht mir das nicht mehr. Es bringt nichts und langweilt schnell. Wenn man merkt, dass Gottes Wort Kraft ist, dann gibt man sich doch nicht mehr mit weniger zufrieden!

Was möchtest du gern anderen Menschen weitergeben?
Ich merke für mich immer wieder, dass Menschen, die Jesus nicht kennen, oft gegenüber Gott Vorurteile haben, weil sie sich ein falsches Bild von ihm machen. Sie sehen meist nur die Institution Kirche. Ich wünsche ihnen, dass sie ihre Scheu oder gar Abneigung vor der Kirche ablegen, dass sie Gott begegnen oder kennen lernen möchten. Sie sollen nicht verwechseln, was Kirche, was Glaube und wer Gott ist!
Kirche wird von Menschen gemacht, trotzdem kann man da Gott begegnen. In verschiedenen esoterischen Kreisen habe ich Gott gesucht oder versucht, etwas wie Frieden und Heilung zu finden. Man findet durchaus etwas, aber nichts, das bleibt und wirklichen Frieden bringt. Der Glaube an Jesus und die Gemeinde sind da wirklich heilsam. Beim Beschäftigen mit esoterischen Dingen war es meist so, als ob jemand ungewollt und ungefragt durch die Hintertür zu mir herein kommt, z.B. in Form von üblen Träumen. Nur Jesus ist tatsächlich heilsam und haltbringend.

Du bist nicht nur im aktuellen Glaubenskursteam dabei, sondern hilfst beim Kinderclub, der Wichtelwerkstatt oder am Büchertisch im Glaubenskurs und gehst in zwei Hauskreise. Welche Bedeutung hat für dich aktives Gemeindeleben?
Ich mag einfach die Gemeinschaft, Dinge gemeinsam für Gott zu tun, auch gemeinsam Bibellesen ist sehr befruchtend. Als nach dem Glaubenskurs der Hauskreis startete, hieß es, dass wir uns immer donnerstags treffen, außer am ersten Donnerstag im Monat, da ist frei. Das war mir zu wenig und da habe ich eine Einladung in einen weiteren Hauskreis dienstags angenommen, um den „Hunger“ nach mehr zu stillen.

Ein Bibelwort, das dich bewegt?
Da gibt es zwei Verse, die mir gerade wichtig sind. Als erstes Off 21, 6b: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Ich empfehle allen, die teure Kurse besuchen, mal zu einem Lobpreisabend oder einem Gebetstreffen zu gehen! Und als zweites 1. Joh 4, 16: „Gott ist Liebe, und wer in dieser Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“

Was wünschst du dir für unsere Gemeinde, unsere Stadt, unser Land?
Hier in Freiberg finde ich die Ökumene gut. Eine Art „Gemeindecafé“, welches dauerhaft offen hat für alle die, die auftanken oder nur mal reden wollen, wäre schön. Vielleicht mit Lobpreisliedern, etwas Leckerem zu essen und einer kleinen Bibliothek - das würde mir gefallen!
Vielen Dank, Michaela, für das gute Gespräch.


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36
Januar und Februar 2013

Die berühmten 20 Zentimeter

Uwe Wichmann kümmert sich neben seinem Beruf als Konditor bei Sternenbäck um die Rasenpflege, singt im Chor und hilft seiner Frau bei gelegentlicher Reinigung in unserer Kirche und den Gemeindehäusern. Er ist mit Michaela verheiratet. Sie wohnen seit 1998 in Freiberg. Durch eine Empfehlung sind sie vor ca. 6 Jahren Mitglieder unserer Gemeinde geworden. Sie haben drei Töchter: Maria, Anne und Lisa. Über seinen Glaubensweg und darüber, was ihn bewegt und fasziniert, hat sich Ronny Dietrich mit ihm unterhalten.

Uwe, wie bist du zum Glauben an Jesus gekommen?
Ich bin christlich erzogen worden und wurde auch als Kind getauft und konfirmiert. Ich habe später selbst eine Junge Gemeinde geleitet und dachte, ich tue etwas für Gott. Aber irgendwie habe ich innerlich gemerkt, dass es nicht von Herzen kam, sondern aus dem Verstand heraus. Ich beneidete fast diejenigen, die zum ersten Mal von Gott gehört hatten und ihm ihr Leben übergaben.
Für sie gab es den Zeitpunkt des Neuanfangs. Eines Tages während der Meisterschule, es war gerade Prüfungszeit, war ich gestresst und brauchte Ruhe. Das war für mich die Gelegenheit nach Lichtenstein zu fahren und dort den Gottesdienst zu besuchen.
Die Predigt hat mich tief bewegt, so dass ich mich bekehrt habe. Das war so im Jahr 1988/89. Mein Glaube musste aber erst die 20 Zentimeter vom Kopf ins Herz rutschen, damit ich Heilsgewissheit habe. Jetzt war ich Gottes Kind und konnte sein Handeln richtig in meinem Leben sehen.

Was fällt dir als erstes zu unserer Gemeinde ein?
Wir waren in Freiberg auf der Suche nach einer Gemeinde und der Pfarrer, der uns getraut hat, sagte uns, wenn ihr in eine Gemeinde gehen wollt, dann nur in die Jakobigemeinde.
Uns war immer wichtig, dass der Pfarrer oder die Pfarrerin das Ganze nicht nur als Beruf, sondern aus Berufung macht und dass er/sie vom heiligen Geist erfüllt ist. Unsere Gemeinde ist eine relativ junge Gemeinde und ich bin glücklich, dass viele vom heiligen Geist erfüllt sind. Das gute Miteinander von Jung und Alt, z.B. beim Kirchenkaffee sowie bei anderen gemeinschaftlichen Aktivitäten, schätzen wir sehr.

Du hilfst unsere Gemeindehäuser und Außenanlagen in Schuss zu halten. Was bedeutet für dich aktives Mitgestalten von Gemeinde?
Sich in Gemeinde mit den mir gegebenen Gaben einzubringen ist meine Berufung. In dem Fall sind es Hausmeisterarbeiten, Rasen mähen und Hilfe bei der Reinigung der Kirche. Gerade in den kleinen Dingen zu dienen hilft mir, demütig zu sein und zu bleiben. Besonders in der Ausbildung wurde der Berufsstand eines Konditors seitens der Lehrer gern über andere erhoben. Man selbst schwimmt dann auf dieser Welle mit. Und ich war ein stolzer Konditor, mich Bäcker zu rufen, war für mich sehr verletzend. Gott hat mir gezeigt, dass er nicht will, dass ich so denke. Er hat mir diesen Zahn gezogen.
Es ist nicht wichtig, was oder wer man ist, sondern was man mit dem macht, das man geschenkt bekommen hat. Es ist nicht wichtig, was in der Ferne liegt, sondern das, was direkt vor Augen ist. Gott hat für alles einen Zeitpunkt erwählt. So wie in Matthäus 25,21 steht:
„In kleinen Dingen bist du treu gewesen, darum werde ich dir größere Aufgaben anvertrauen“, so werden auf uns auch irgendwann andere, größere Aufgaben zukommen.

Was gehört für dich zum kraftvollen Christsein dazu?
Als erstes braucht man dazu Jesus und die Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Wichtig ist aber auch, im Alltag dran zu bleiben und sonntags gehören der Gottesdienst und die Predigt dazu. Hier muss man für die Woche etwas mitnehmen können, was Kraft gibt und Ermutigung bringt, einen aufbaut.

Gibt es für dich einen speziellen Bibelvers?
Nein, nicht direkt, mir fallen sehr viele Verse ein, welche aber jeweils zu ihrer Zeit eine besondere Bedeutung hatten.

Was wünschst du dir für deine Kinder? Was möchtest du ihnen fürs Leben mitgeben?
Nun, unsere 2 ältesten Kinder sind medizinische Wunder und alle sind natürlich Gottes Geschenke. Gott wirkt in ihnen und sie gehen mit Gott. Wir können nur vermuten, aber wir kennen die von Gott bereiteten Wege der Zukunft nicht. Wenn sich ein Weg erschließt, werden die richtigen Worte kommen. Wir wünschen uns, dass sie Gott folgen. Missionseinsätze liegen wohl in der Familie, ich war in Albanien und Maria in der Mongolei, hier kann ein Weg entstehen. Gottes Wille steht über unseren Wünschen und wenn er sie in die Ferne zieht, müssen wir sie ziehen lassen.

Hast du ein Vorbild?
Ja, Arne Elsen, ein Arzt aus Hamburg. Wir haben ihn auf einem Seminar in Zagelsdorf im letzten Jahr erlebt. Dort haben wir gelernt ständig zu beten. Er betet den ganzen Tag für Kranke und es passieren Heilungen, die medizinisch nicht erklärbar sind. Das habe ich selbst nach Gebet schon mal erlebt.

Ein besonderes Erlebnis mit Gott …
... ist die Heilung unserer Tochter
Maria von einer schweren Nierenerkrankung. Wir waren damals auf einer Veranstaltung von Billy Smith und er betete für sie und sie wurde daraufhin von Gott geheilt.

Was denkst du, sollte jeder wissen?
Jeder sollte in seinem Herzen wissen, dass er ein Kind Gottes ist und dass Glauben aus dem Herzen kommt und nicht aus dem Verstand.

Vielen Dank für das Gespräch.


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35
November und Dezember 2012

Ich möchte Gott erleben

Carmen Helmich ist vor kurzem mit ihrer Familie Mitglied in unserer Gemeinde geworden. Zusammen mit ihrem Ehemann Hans-Peter betreibt sie in Niederschöna-Erlicht ein Gartencenter mit Baumschule und einen Garten- und Landschaftsbau-Betrieb. Ihre Kinder heißen Johannes, Benjamin und Immanuel. Das Interview führte Frank Herter bei einer Tasse Tee im Gartencenter.

Carmen, wie bist du zum Glauben gekommen?
Ich bin christlich aufgewachsen und bin in einer lebendigen landeskirchlichen Gemeinde groß geworden. Das war in Drebach im Erzgebirge. Der Pfarrer hat uns Kinder sehr begeistert. Auf einer Rüstzeit bin ich dann zum Glauben gekommen und habe mein Leben Jesus anvertraut. Meine Konfirmation habe ich sehr bewußt erlebt. Danach bin ich in die Jugendarbeit gekommen, die unser Kantor geleitet hat. Später wurde ich Mitarbeiterin.
Das heißt nicht, dass ich immer glaubensmäßig „oben auf der Welle geschwommen bin“.
Die DDR-Zeit war herausfordernd. Ich wollte nicht in die FDJ eintreten und keine Jugendweihe machen. Mein Vater sagte immer: „Du mußt mitmachen, damit du keine Schwierigkeiten bekommst!“ Aber ich habe das Gegenteil gemacht, weil mir die Gemeinde ein starkes Fundament im Glauben gegeben hat.

Wie lebst du deinen Glauben als Geschäftsfrau?
Ich lege Jesus jeden Morgen meinen Tag hin und bitte um seinen Heiligen Geist, denn von Gott bekomme ich meine Kraft. Das ist wichtig, weil ich den ganzen Tag mit Leuten zusammen komme, die Gott nicht kennen. Aber es ergibt sich ab und zu ein gutes Gespräch und ich kann etwas Mut zusprechen. Oft kann ich auch gegensteuern, wenn immer nur negativ geredet wird oder immer nur schwarz gesehen wird. Ich lese jeden Tag etwas Christliches, um mich zu füllen: Ein Buch, ein christliches Magazin und natürlich die Bibel. Wenn ich die Zeit mit Gott nicht habe, fehlt mir etwas.

Welche Themen bewegen dich zur Zeit am meisten?
Zur Zeit lese ich ein Buch über das Blut Jesu. Das beschäftigt mich sehr. Ich möchte wissen, wie Gott tickt. Wir erleben so wenig mit Gott, weil wir sein Wort nicht praktizieren. Vor kurzem habe ich Predigten von Arne Elsen gehört. Das hat mich sehr angesprochen, weil er Gott und sein Wort ernst nimmt.

Deine drei Jungs gehen ihren Weg mit Jesus. Welchen Tipp hast du für die Kindererziehung?
Über meine großen Jungs freue ich mich sehr und bin Gott sehr dankbar für den Weg, den sie gehen. Sie haben große Glaubensschritte gemacht. Früher saßen sie stundenlang am Computer und waren teilweise nicht mehr ansprechbar. Ich habe viel für sie gebetet.
Heute gehen sie ihren Weg mit Jesus, lesen die Bibel, sind Mitarbeiter in der JG geworden und besuchen die Jüngerschaftsschule in Annaberg. Gebet ist für mich ganz wichtig und mit einer Erwartungshaltung verbunden. Ich erwarte von Gott jeden Tag etwas.

Ihr habt bei euch in Erlicht einen Hauskreis mit Sybille und Fritz Wilkening. Welche Bedeutung hat für dich der Hauskreis?
Unser Hauskreis ist eine große Bereicherung für mich. Fritz hat ein großes Bibelwissen und sein Hintergrundwissen über das AT und NT macht den Zugang zur Bibel leichter. Es kann sein, dass wir manchmal an zwei Textstellen hängen bleiben und dann den ganzen Abend nur darüber reden. Vor Kurzem haben wir uns mit dem Thema „Heiliger Geist“ beschäftigt. Früher hatte ich Angst vor dem Heiligen Geist, weil ich damit nichts anzufangen wusste. Durch die biblische Lehre und durch die Gespräche im Hauskreis habe ich jetzt einen Zugang zu ihm bekommen. Manchmal kommt es vor, dass ich keine Lust auf Hauskreis habe, weil der Arbeitstag so anstrengend war. Aber während des Abends merke ich, wie gut mir die Zeit mit Gott und den Geschwistern tut.

Ihr seid vor kurzem Mitglied in unserer Gemeinde geworden. Was gefällt dir an unserer Gemeinde?
Unsere Jungs sind schon länger in der Jungen Gemeinde und fühlen sich dort sehr wohl. In der Jakobi-Christophorus-Gemeinde erlebe ich geistliches Leben, eine große Offenheit und persönliche Gemeinschaft. Ein Beispiel ist das Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst. Dort fühlt man sich gleich willkommen und kann leicht gute Gespräche führen.
Ich bin ein Mensch, der etwas mit Gott erleben möchte. Und das kann ich mir in unserer Gemeinde gut vorstellen.

Kannst du von einer Glaubenserfahrung erzählen?
Das Gebet des Jabez hat mich sehr angesprochen. Gott möchte uns segnen, aber wir holen den Segen gar nicht ab. Dort heißt es:
Jabez war angesehener als seine Brüder. Und seine Mutter nannte ihn Jabez; denn sie sprach: Ich habe ihn mit Kummer geboren. Und Jabez rief den Gott Israels an und sprach: Ach dass du mich segnetest und mein Gebiet mehrtest und deine Hand mit mir wäre und schafftest, dass mich kein Übel bekümmere! Und Gott ließ kommen, worum er bat. (1. Chronik 4,9-10)
Ich möchte gerne wissen, was mein Gebiet ist. Ich möchte, dass Gott auch mein „Gebiet erweitert“. Er soll meinen Horizont erweitern und mir seine Wege zeigen.
Im vorigen Jahr hatte ich dann eine Idee zu einem neuen Fruchtaufstrich. Ich entwickelte das Rezept, kochte ihn und er wurde ein Verkaufsschlager. Dieses Jahr stagnierte aber die Nachfrage. Dann fragte ich Gott: Was ist nun mein Gebiet?
Daneben beschäftigte mich eine andere Frage: Welchen Platz habe ich in der Gemeinde? Ich hatte überhaupt keinen Plan. Deshalb betete ich: Herr, zeige mir meinen Platz!
Kurz darauf kam die Anfrage zu diesem Interview. Dann kam die Anfrage, beim Frauenfrühstück in Mulda ein Zeugnis zu geben. Und dann rief mich jemand an wegen der Marmelade: Carmen, wir brauchen deine Marmelade!
Da freute ich mich sehr, dass Gott mein Gebet erhört hatte. Für mich steht fest: Ich möchte Gott erleben.

Welches Bibelwort ist dir besonders wertvoll?
Zwei Bibelstellen sind mir sehr wichtig: Zum einen das Gebet des Jabez, weil es die Geschichte eines Menschen ist, der eine Gebetserhörung erlebt hat und dadurch völlig verändert wurde. Die zweite ist mein Konfirmationsspruch:
Müsst ihr einmal leiden, weil ihr tut was Gott will, so dürft ihr euch freuen. Habt keine Angst vor Menschen; lasst euch nicht verwirren. (1. Petrus 3,14)
Leid, Angst, Sorgen - mit diesen Gefühlen werden wir als Christen ja auch ständig konfrontiert und müssen damit umgehen. Da ich nicht über diesen Dingen stehe, ist mir mein Konfirmationsspruch ein guter Zuspruch und eine Hilfe.

Was würdest du machen, wenn du 1 Million Euro gewinnen würdest?
Die ersten zehn Prozent würde ich Gott geben. Den Rest würde ich in unsere Firma stecken und mir einen Wunsch erfüllen: Eine neue Küche! Außerdem würde ich gerne ein paar Leuten eine Freude machen und ihnen z.B. einen Urlaub schenken.

Wie feierst du mit deiner Familie die Advents- und Weihnachtszeit?
Bei uns ist die Weihnachtszeit sehr geschäftig. Da bleibt leider wenig Zeit für Besinnliches. Im letzten Jahr haben wir an Heiligabend einen Studenten in unsere Familie eingeladen und mit ihm zusammen Weihnachten gefeiert. Das war ein sehr schönes Erlebnis. Als Kind waren für mich Heimlichkeiten, Geschenke, Männeln aufstellen das Wesentliche zu Weihnachten. Heute kommen noch entscheidendere Prioritäten dazu: Dankbarkeit, Vergebung. Ich möchte nicht alles für selbstverständlich nehmen, sondern als Geschenk Gottes sehen.

Die Pfarrstelle unserer Gemeinde ist ausgeschrieben. Welche Wünsche und Erwartungen hast du an den neuen Pfarrer?
Ich wünsche mir einen Pfarrer, der Erwartungen an Gott hat, der offen ist für Neues und der gut zwischen Alt und Jung vermitteln kann.

Vielen Dank für das Gespräch.


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34
September und Oktober 2012

Jüngerschaft ist für mich zentral

In Naundorf aufgewachsen, lebt Ronny Erler seit vielen Jahren sehr gern in Freiberg und fühlt sich hier richtig wohl. Denn Freiberg hat ihn einfach nicht losgelassen. Als er seine Ausbildung bei einer Bank machte, wurde er in Freiberg eingesetzt; als er für das Studium eine Uni mit guten Referenzen im Bereich Wirtschaftsingenieur-Wesen suchte, war Freiberg unter den besten. Bei einem Freiberger Umwelt- und Energie-Dienstleister hat er schließlich als Leiter im Bereich Biotechnologie eine Stelle gefunden.
Auch seine Frau Lotti hat er in Freiberg kennen und lieben gelernt. Die beiden haben zwei Kinder (2 und 4 Jahre).
Ronny schätzt die Stadt weiterhin als schöne Kleinstadt, wo man Viele kennt und kurze Entfernungen hat zu Kirche, Arbeit, Einkaufsstätten. Im Kontrast dazu zog es ihn vor 7 Jahren zur Hochzeitsreise, die gleichzeitig sein Praxis-Semester wurde und deshalb ein halbes Jahr dauerte, richtig weit weg: nach Neuseeland.
Zu unserer Gemeinde gehört Ronny seit 2009. Mit seiner Frau zusammen ist er für einen Hauskreis verantwortlich. Wiederholt gehörte er zum Glaubenskurs-Team. Darüber, was ihm sonst noch wichtig ist, unterhielt sich Gundula Rudloff mit ihm in seinem schönen Garten beim Genuss von sommerlichen Erfrischungen.

Finanzmärkte, Eurokrise – man mag es kaum noch hören. Was geht dir als jemandem mit Fachkompetenz dazu durch den Kopf?
Wir brauchen wieder mehr Ehrlichkeit, mehr Vertrauen. Da sind Werte verloren gegangen; dafür herrschen Gewinnstreben und Geldgier. Aber das Hauptproblem ist aus meiner Sicht, dass viele Menschen Gott aus den Augen verloren haben. Viele haben vergessen, dass es Gott gibt und deshalb keinen Respekt vor dem, der über allem steht. Wenn sich das verändert, werden sich diese Probleme und viele weitere nachhaltig lösen lassen.
Haben wir als Christen da eine besondere Aufgabe?
Jeder sollte bei sich selbst anfangen und da Einfluss nehmen, wo er kann. Auch als Privatperson sollte man überlegen: Wo lege ich eigentlich mein Geld an? Will ich eine maximale Rendite um jeden Preis? Allerdings: bei aller Verantwortung, die wir als Christen tragen, ist es nicht unsere erste Priorität, das Finanzsystem zu retten.

Sondern? Wozu ist Gemeinde da?
Um den Auftrag Jesu zu erfüllen: „Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker!“ (Matthäus 28,19) Christliche Gemeinde soll Menschen helfen, dass sie zu Gott finden und im Glauben wachsen können sowie Halt, Unterstützung, Geborgenheit, Gemeinschaft erleben.
Und was heißt das für den einzelnen?
Dass jeder das Potential entdeckt, das Gott in ihn hineingelegt hat und dass er das entfalten kann. Die Gemeinde sollte so was wie eine Trainerfunktion ausüben. So kann Gemeinde als „Leib Christi“ mit ganz vielen Aspekten wachsen.
Du investierst deshalb viel Zeit in persönliche Jüngerschaft. Was ist das eigentlich?
Ja, Jüngerschaft ist für mich zentral. Und zwar, weil Jesus nicht gesagt hat: Geht hin und gründet Gemeinden, sondern: Macht zu Jüngern!

Was ist ein Jünger Jesu heute?
Ein Jünger Jesu ist jemand, der Jesus nachfolgen und ihm ähnlicher werden will.
Und wie geht Jüngerschaft? Hattest du selbst ein Vorbild dafür?
Bei Jüngerschaft gibt ein erfahrener Christ verschiedene Glaubensgrundlagen an einen anderen weiter. Dabei geht es nicht nur um reine Theorie, sondern auch um das Leben – ganz praktisch. Deshalb heißt Jüngerschaft für mich, Menschen für einen gewissen Zeitabschnitt auf ihrem Glaubensweg zu begleiten, zu ermutigen und zu unterstützen. Mein Wunsch ist dabei, dass das in Gemeinde normal wird, denn diesen Auftrag von Jesus kann man nicht an „die andern“ delegieren. Man muss es selbst tun- mit den Möglichkeiten, die man hat! Mein Vorbild ist Jesus, nur dass ich nicht 12 Leute begleite, sondern immer nur ein oder zwei. Außerdem habe ich das in der früheren Gemeinde selbst erleben können.
Inzwischen habe ich dafür grundlegende Themen des christlichen Glaubens ausgearbeitet, z.B. Wer ist Gott? Wie redet Gott? Wiedergeburt, Taufe, Heiliger Geist.

Kannst du etwas von deinen Erfahrungen mit persönlicher Jüngerschaft erzählen?
Ja! Das ist erst ganz frisch. Das Thema war Taufe im Heiligen Geist und Sprachengebet. Ich habe für jemanden gebetet, dass er das empfängt. Nach wenigen Sätzen sprach Gott in meinem Inneren zu mir, dass diese Person das Sprachengebet gerade eben empfangen hätte und ich aufhören könne, zu beten. Aus Gewohnheit betete ich jedoch noch einige Sätze. Als ich dann aufhörte, sagte die Person: Schön, dass du endlich aufhörst – ich habe das schon am Anfang des Gebetes empfangen und will endlich loslegen, in Sprachen zu reden. (Ronny lacht)

Wie lebst du deinen Kindern den Glauben vor? Was ist dir da am wichtigsten?
Mit den Kindern zu beten: vor allem vor dem Essen und vor dem Schlafen. Sie aber auch selbst beten und alles, was sie beschäftigt, vor Gott bringen zu lassen. So können sie eigene Erfahrungen damit machen, wie Gott ist und sich kümmert.

Du gibst viel von deinen eigenen Erfahrungen an andere weiter. Was ist dein „geistliches Lernfeld“? Wo wünschst du dir, im Glauben weiter zu kommen?
Mein Dauerbrenner, seit mindestens 10 Jahren, ist Demut und dann auch das Thema Geistesgaben.

Was verstehst du unter Demut?
Dass ich nicht meine eigenen Wünsche, meinen Stolz, meine Vorlieben in den Vordergrund stelle, sondern das, was Gott möchte und von mir will. Egal, ob es mein Ansehen fördert oder auch nicht.

Und was wünschst du dir hinsichtlich der Geistesgaben?
Da denke ich vor allem an Heilung und prophetische Rede. Ich wünsche mir, immer mehr zu erleben, wie Gott Heilung schenkt, wenn wir ihn darum bitten und dass Gott zu uns in Bildern, Worten, sonstigen Eindrücken redet und wir es verstehen können.

Ronny, ich vermute, du gehörst zu den Leuten in unserer Gemeinde, die am intensivsten Kontakte zu Noch-nicht-Christen pflegen. Was denkst du, sind heute Haupthindernisse, die Leute vom Glauben abhalten, und wie könnte man dem begegnen?
Die meisten Menschen wissen nicht, dass es Gott gibt bzw. dass er heute noch handelt - zum Beispiel durch Zeichen und Wunder, aber auch durch viele kleine Dinge. Die meisten „Aha-Erlebnisse“ mit Gott, die meisten Bekehrungen erlebe ich dadurch, dass ich Dinge erzähle, die ich oder die andere mit Gott erlebt haben. Das weckt Interesse. Ich finde, Gemeinde ist eine wichtige Plattform, um Erlebnisse mit Gott weiter zu geben. Denn nicht nackte Theorie, sondern Erlebnisse und Alltagsgeschichten machen neugierig. Ich bin überzeugt: es gibt nichts Verlockenderes für Nicht-Christen, als wenn jemand was mit Gott erlebt und das dann begeistert und authentisch weiter gibt!

Wie bist du selbst eigentlich zum Glauben gekommen?
Ich bin in einer Familie mit kirchlicher Tradition aufgewachsen, aber ein Schlüsselerlebnis war für mich eine Gottes-Erfahrung, die ich in der Natur gemacht habe und die mir gezeigt hat, wie Gott übernatürlich eingreift, um mir persönlich zu sagen: Ich habe dich lieb!

Gibt es ein Bibelwort, das dich besonders fasziniert?
Psalm 23,1: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“
Da steckt so viel drin: Gott ist immer bei mir, er steht mir bei, egal, was kommt. Er motiviert, überrascht, versorgt mich, obwohl ich Fehler habe und mache.

Zum Schluss: Wie ist das bei dir eigentlich mit der Vereinbarkeit von Familie, Beruf, Haus und Hof, Gemeinde, Hobbys? Wie kriegst du das hin oder wie sortierst du das?
Also erstmal habe ich sehr viele Hobbys: Skat spielen, Angeln, Computer spielen, Fahrrad fahren, Joggen, Garten, Tanzen, Reisen. Manches kommt allerdings auch gerade zu kurz. Und mein größtes „Hobby“ sind meine Frau und meine Kinder. Lotti und ich setzen die gleichen Prioritäten. Und wir sind uns beide einig, dass wir das Gute, das wir von Gott erfahren, nicht für uns behalten wollen. Ich würde es so sagen: vor dem Hintergrund einer tollen Familie und toller Freunde ist vieles möglich, dazu ein bisschen Planung sowie sich selbst nicht zu ernst nehmen. Und dann immer wieder überlegen: Was hat Gott mir gegeben? Wo kann ich mich einbringen? Gott hat jeden so einzigartig und wertvoll gemacht – es wäre tragisch, wenn wir als Christen nicht im Glauben immer mehr wachsen und von dem Erhaltenen weiter geben würden.

Vielen Dank, Ronny, für das Gespräch! Gott segne dich dafür, dass du noch viele Menschen anstecken kannst mit der Begeisterung für die Gute Nachricht und mit der Freude am Weitergeben der selben!


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33
Juni, Juli und August 2012

Bei Gott gibt es immer ein super „Timing“

Besondere Höhepunkte des persönlichen Lebens verbindet Regina Drotziger mit der Conradsdorfer Kirche, wo sie getauft, konfirmiert und getraut wurde und ihre beiden Kinder hat taufen lassen.
Seit 40 Jahren allerdings lebt sie in Freiberg; seit fast 30 Jahren in der „Siedlung“ und hat ein Zuhause in der Gemeinde – zunächst Christophorus – gefunden, vor allem durch den damaligen Chor. Ursprünglich als Chemie-Laborantin ausgebildet und tätig, hat sie lange Zeit an der Berufsschule Dienst getan; seit kurzem arbeitet sie in der Sächsischen Bildungsagentur. Neben dem Gottesdienst gehört der Montags-Gebetskreis für sie zum Herzstück der Gemeinde.
Vor der Wende schon hatte Frau Oertel ihn anlässlich des Jugoslawien-Krieges ins Leben gerufen. Seitdem kommt er jeden Montag zusammen; nach Oertels Wegzug unter ihrer Leitung. Ein ganz großes Gottesgeschenk sind für sie ihre inzwischen 5 Enkelkinder und „Stille Zeiten“, zu denen sie mehrmals im Jahr in christliche Einkehrhäuser oder auch Klöster geht, um für die Herausforderungen des Alltags aufzutanken. Gundula Rudloff unterhielt sich mit ihr.

Frau Drotziger, wie starten Sie in den Tag?
Mit der Tageslosung. Ich lese das Bibelwort gemeinsam mit meinem Mann und oft tauschen wir uns noch darüber aus. Mir ist es ganz wichtig, ranzuhorchen: was will Gott uns heute sagen oder mit auf den Weg geben?

Inwiefern ist der Glaube für Sie Hilfe im Alltag?
Ich denke besonders daran, wie ich meinen Vater mit der Krebsdiagnose bis zum Tod begleiten konnte oder auch meine Mutter, die jetzt mit Demenzerkrankung im Pflegeheim ist. Der Glaube nimmt mir die Angst oder Scheu vor schlimmen Situationen. Mir macht es auch nichts aus, ins Krankenhaus zu gehen. Das Gebet ist immer eine große Hilfe, wo die Worte fehlen. Wenn ich im Ruhestand bin, möchte ich mich gern viel mehr einbringen. Jedenfalls weiß ich jetzt schon, dass ich keine Langeweile haben werde und freue mich schon auf das, was ich dann in Gemeinde tun kann.

Können Sie sich noch an die Anfänge Ihres Glaubens erinnern?
Ja! Ich war 8 oder 9 Jahre alt, als ich mit einer Lüge ertappt worden bin. Da hatte ich den starken Eindruck: Gott sieht alles. Und deshalb habe ich den Entschluss gefasst, so leben zu wollen, wie es Gott gefällt. Ansonsten hat mich die Mitwirkung bei Krippenspielen mit den verschiedenen Rollen, die ich dabei übernehmen konnte, sehr geprägt, außerdem die Junge Gemeinde, vor allem auch die Rüstzeiten. Da konnte man über Themen sprechen, die sonst nicht so vorkamen.

Sie dürfen mal einen Satz vervollständigen: Gemeinde ist für mich …
... ein Raum, wo ganz verschiedene Menschen im Frieden miteinander auskommen und Dinge gemeinsam bewältigen, weil sie sich um Jesus versammeln und um sein Kreuz und sich von daher Kraft und Wegweisung holen.
Ein schönes Bild für Gemeinde ist für mich auch das Schiff, das im Sturm der Zeit unterwegs ist und wo es auf ein gutes Team, auf gute Lastenverteilung und auf Gehorsam den Anweisungen des Kapitäns gegenüber ankommt.
Gemeinde heißt für mich Bewegung; Gemeinde muss sich entwickeln. Das heißt auch verändern. Wir müssen uns dabei auch immer wieder mit andern Menschen zusammen finden. Das soll so sein und ist gut so.

Sie hatten und haben beruflich viel mit jungen Menschen zu tun. Was gehört für Sie zu dem Entscheidenden, was Sie der jungen Generation mit auf ihren Lebensweg geben möchten?
Werte. Viele alte Werte der Gesellschaft sind gut. Insbesondere die Ehe. Es ist ein wichtiger Wert, zusammen zu bleiben, Familie zu gründen, Kinder zu erziehen und Ehrgeiz darein zu setzen, etwas aus dem Leben zu machen.
Es gibt keine geradlinigen Lebenswege; das ist jedenfalls nicht das entscheidende. Zickzack gehört dazu. Wichtig ist: Lebenshilfe in Anspruch zu nehmen, auch Seelsorge in Gemeinde. Dann geht’s wieder weiter.

Sie haben einen Wunsch bei Gott frei und einen für unsere Gemeinde. Was wären diese Wünsche?
Mein Wunsch an Gott wäre, dass mehr Menschen ihn kennen lernen und ihr Leben besser annehmen können; dass es nicht so viel Hoffnungslosigkeit gibt. Und mein Wunsch für die Gemeinde: mehr Angebote der Stille in der hektischen Zeit.
Das Wort „Entschleunigung“ ist mir ganz wichtig. Das Gebot der Feiertagsheiligung und der Gottesdienst überhaupt haben für mich auch damit zu tun.

Was gehört zu Ihren Erfahrungen mit Gott, die Sie gern zum Mutmachen an andere weitergeben möchten?
In Drucksituationen weiß man oft nicht, wie es weiter geht. Ich habe erfahren: bei Gott gibt es immer ein super „Timing“ (Anm. d. Redaktion: passender Zeitplan).
Gott ist ein liebender Gott; bei ihm lösen sich Probleme auf, da werden „Berge“ versetzt. Da werden Dinge möglich, die wir nie gedacht hätten oder nie hätten denken können. Dazu ist es wichtig, die Stille zu suchen und in der Stille auf Gott zu hören.

Wenn Sie nur noch kurze Zeit zu leben hätten …
... würde ich alles tun, um mich mit Menschen auszusöhnen, wo man nicht ganz im Reinen ist.

Vielen Dank für das Gespräch und viele „bergeversetzende“ Glaubenserfahrungen!


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32
April und Mai 2012

Gott kümmert sich!

Ronny Dietrich stammt ursprünglich aus der Nähe von Borna, hat in Leipzig Maschinenbau studiert und ist aus beruflichen Gründen 2008 nach Freiberg gekommen. Seit 2010 ist er mit Elisabeth verheiratet. Ronny arbeitet bei ACTech. Zusammen mit Thomas Neuber und Thorsten Aurich leitet er die Pfadfindergruppe (6-10 Jährige), gehörte zum letzten Glaubenskurs-Team und ist Mitglied in einem Hauskreis. Über seinen Weg zum Glauben und darüber, was ihm sonst noch wichtig ist, sprach Gundula Rudloff mit ihm.

Wenn ich das Gemeindeleben der letzten Zeit an mir vorüberziehen lasse, fällt mir auf, dass du – oft zusammen mit deiner Frau – eigentlich nie fehlst. Das war nicht immer so…
Ich bin im nicht-christlichen Umfeld aufgewachsen. – Wobei es mir im Nachhinein ein Rätsel ist, dass meine Großeltern, die immer in der Kirche waren, mir nichts von ihrem Glauben erzählt haben. Die Nachricht vom Tod meines Opas erreichte mich, während ich mit Freunden im Urlaub war. Auf der Beerdigung hörte ich das Bibelwort: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (Psalm 31,16) Das ist mir hängen geblieben, das war, wie auf’s Herz gelegt. Im selben Jahr lernte ich Elisabeth kennen. Mit ihr konnte ich darüber reden.
Sie hat mich auch zum Hauskreis eingeladen. Das war wie eine glückliche Fügung, dass im Hauskreis gerade so eine Art Glaubensgrundkurs gemacht wurde, wo ich in ganz kurzer Zeit grundlegende Infos bekommen habe. Zusätzlich hat mich Ronny Erler eingeladen, mich einmal wöchentlich mit ihm zur Jüngerschaft zu treffen. Da habe ich viel drüber gelernt: wie werde ich Christ. Das hat sehr viel bei mir verändert: Früher war ich ein „Kopfmensch“. Ich musste alles erklären können. Jetzt weiß ich: „Das Herz hat Gründe, die der Verstand nicht kennt“. Früher dachte ich: ich brauche weder Gemeinde noch Taufe.
Im Hauskreis habe ich Erklärungen und Antworten auf meine Fragen bekommen (auch wenn nicht alles zu erklären geht). Aber: hätte ich keine Leute getroffen, die ihren Glauben auch begründen können, wäre ich jetzt ganz woanders. Und – was ich vorher nie erlebt hatte – war: so viel gute Gemeinschaft, Herzlichkeit, Freundschaft; das war ganz entscheidend. 2008 ist so viel passiert: durch den Umzug nach Freiberg hat sich das soziale Umfeld komplett verändert, ich habe Skifahren gelernt (wenn auch um den Preis mancher Zerrungen und Prellungen), ich habe Beten und Bibel erstmalig als was Faszinierendes erlebt und bin dann zum Glauben gekommen.

Und dann hast du dich taufen lassen…
Ja, das war 2010. Ich wusste, wenn ich Christ bin, ist das auch ein Gehorsamsschritt, weil Jesus das befohlen hat. Aber ich wollte es dann auch. Ich hatte das Gefühl: es wird Zeit! Und ich wollte auch zum Abendmahl gehen. Ich war manchmal richtig neidisch auf die anders, die durften. Die Taufe war für mich auch als öffentlicher Schritt wichtig.
Und es war für mich ein großer Schritt, weil er die Änderung meines bisherigen Weltbildes, sozusagen eine Drehung um 180 Grad bedeutete. Früher galt: du musst hart sein, nichts an dich ranlassen. Ich war immer skeptisch, verschlossen, Selbstkontrolle war wichtig. Heute sehe ich das anders und meine Mutter sagt: man erkennt dich gar nicht wieder. Übrigens war mir wichtig, das mit dem Glauben unabhängig von meiner zukünftigen Frau zu klären.

Wie geht es dir als Mitarbeiter im Glaubenskurs?
Ich will weiter geben, was ich selbst Gutes erlebt habe: Gesprächspartner sein, Antworten geben, für Leute beten; einfach mitwirken, dass andere vom Glauben erfahren können, damit es ihnen nicht so geht wie mir früher. Ich finde es selbst immer wieder unglaublich, was Jesus für uns getan hat; dafür will ich Zeuge sein. Ich werde nie sein wie Jesus, aber ich merke, wie er mich verändert.
Vieles belastet mich nicht mehr so, wie früher. In vielem habe ich Vertrauen: Gott kümmert sich! Ich bin Ihm für seine Führung und die Wende in meinem Leben sehr dankbar!

Du warst mit auf dem Leitungskongress in Stuttgart (Januar 2012). Was ist dir besonders wichtig geworden?
Dass Bill Hybels darüber gesprochen hat, wie man das Potential von Menschen fördert. Und dass es wichtig ist, eine Vision zu haben und sie klar zu formulieren, denn wir müssen uns mit dem, was wir tun, identifizieren und es muss klar sein, wofür wir stehen! Deutlich ist mir auch geworden, dass es Pflicht jedes Christen ist, innerlich nicht stehen zu bleiben.

Kannst du was mit unserer Gemeinde-Vision anfangen: „Wir sind lebendige christliche Gemeinde, indem jeder die von Gott geschenkten Möglichkeiten einsetzt aus der Überzeugung: Ich bin ein Teil des Ganzen.“
Ja, damit kann ich mich identifizieren. Es geht ja darum, als Gemeinde präsent zu sein, erkannt zu werden. „Wir brauchen nicht noch eine Gemeinde, sondern eine, die nichtchristliche Leute bewegt, in die Kirche zu gehen“, hat jemand in Stuttgart gesagt – das finde ich genau richtig!
Und mich bewegt noch ein anderer Satz: „Wir müssen aufhören, Gemeinde zu machen und anfangen, Gemeinde zu sein.“ Für mich heißt das zum Beispiel, dass ich kein unsichtbarer „Kartei-Christ“ sein will, sondern dass der Glaube sichtbar mein Leben verändert. (Das Bild vom Frucht-Bringen ist mir sehr wichtig!)

Im Sommer 2011 hast du angefangen, in einer Pfadfinder-Gruppe mitzuarbeiten. Wie war das bisher?
Ich merke: es macht mir total Spaß, Kindern was zu erklären und ich lerne, mit Kindern zu beten.
Im Moment basteln wir einen Lokschuppen für eine Modelleisenbahn. – Die ganze Gruppe ist noch oder wieder (nach personellen Veränderungen) im Aufbau.

Noch was zu deinen Freizeitaktivitäten: über die Skatrunde hört man ja einiges, z.B. auch, dass es da nicht nur um Skat geht...
Also: der Abend ist eigentlich eine reine Herrenrunde aus Christen und Nichtchristen. Ab und zu verirrt sich auch eine weibliche Begleitung eines Herrn mal mit zu uns, da sind wir aber tolerant. Es ist immer eine gesellige Runde bei einem Bier oder auch alkoholfreien Getränken. Neben dem Kampf um Pokal und roter Laterne wird sich auch über alles Mögliche ausgetauscht, z.B. über Erfahrungen im Hausbau und mit dem Finanzamt.
Familie, ganz persönliche Belange oder auch Glaubensfragen werden offen diskutiert. Hier kommt Mann auch mal zu Wort.

Du gehörst zu den Gründungsmitgliedern des Christlichen Sozialfonds Sachsen (CSF). Was ist das eigentlich?
Der Christliche Sozialfonds Mittelsachsen e.V. ist ein Spendensammelverein und hat sich zum Ziel gesetzt, soziale Projekte finanziell zu unterstützen. Hierzu bündeln wir Einzelspenden und geben die Summe zu 100% an unterstützungsbedürftige Einrichtungen weiter. Wir wollen dadurch natürlich auch christliche Strukturen stärken und die Verbreitung der guten Nachricht fördern.

Danke, Ronny! Ich wünsch dir, dass das viele Spannende, das du in den letzten Jahren erlebt und angepackt hast, dir und vielen zum Segen wird!


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31
Februar und März 2012

Einfach kein Zufall!

Über ihre Leidenschaft für Kunst, Kultur und Gemeinde unterhielt sich Gundula Rudloff mit Falk-Uwe und Rosemarie Keil.
Sich bei den verschiedensten Gelegenheiten mit ihren Gaben in die Gemeinde einzubringen - seien es Gemeindekreise, Gemeindefeste oder Krippenspiele – das ist einfach typisch für Falk-Uwe und Rosemarie Keil. Beide haben bereits aktiv im Team „Kirche im Abendlicht“ mitgearbeitet, bevor sie seit 2006 „offizielle“ Gemeindeglieder wurden und gehören seit über 10 Jahren einem „übergemeindlich besetzten“ Hauskreis an.
Seit 1985 leben sie wieder in Freiberg bzw. Halsbach. Falk-Uwe leitet die Qualitätssicherung in einem Werk zur Herstellung von Feuerwerk, Rosemarie war zuletzt in einer Krankenkasse tätig. Sie haben eine erwachsene Tochter.

Was fällt euch eigentlich als erstes ein, wenn ihr an unsere Gemeinde denkt?
Rosemarie: dass man sich einbringen und schnell eine Aufgabe bekommen kann.
Falk-Uwe: Gemeinschaft, Heimat, dass ich mich im Gottesdienst zu Haus fühle und dass man mit Jung und Alt Kontakt haben kann, z.B. auch nach den Gottesdiensten beim Kirchen-Cafe.

Rosi, dich sehe ich vor meinem inneren Auge mit einem Buch in der Hand, Falk-Uwe, dich mit einer Kamera. Erzählt doch mal etwas von euren Freizeit-Leidenschaften!
Rosemarie: Uns verbindet schon immer ein großes Interesse an Kunst und Kultur. Wir sind Kunstgenießer in verschiedener Hinsicht: Ausstellungen, Musik, Theater.
Falk-Uwe: und wir sind auch schon immer bestrebt, selbst etwas Künstlerisches zu machen. Musik machen können wir aber leider nicht, Sport ist auch nicht so mein Ding; wir mussten uns was suchen, was geht. Ich habe mal etwas gezeichnet und verschiedenes Kunsthandwerkliches ausprobiert, aber so richtig war es das nicht.
Mein Schwiegervater war Fotograf und auf diese Weise bin ich schließlich zur Fotografie gekommen – mit eigener Dunkelkammer.
An der Bezirkskulturakademie in Cottbus habe ich eine Ausbildung gemacht und dann einen Fotoclub geleitet. Das war das Gute in der DDR: es wurde viel für Kultur getan. Gern erinnere ich mich noch an Radtouren während meiner Zeit als Lehrer, wo wir unterwegs mit Schülern gezeichnet und fotografiert haben.
Rosemarie: Schon seit der Kindheit habe ich Literatur geliebt. Mit 9 oder 10 Jahren habe ich das erste Gedicht verfasst und mein Vater hat mich gefragt: Wo hast du das abgeschrieben?
Ich habe auch gern Aufsätze geschrieben, später bei literarischen Wettbewerben erfolgreich mitgemacht. Dank einer sehr guten Deutsch-Lehrerin in der EOS gehörte ich zu einer Rezitatoren-Gruppe, wo wir zu gesellschaftlichen und kulturellen Anlässen Texte und Gedichte gesprochen haben. Das hat mir viel Spaß gemacht und ich habe dabei viel gelernt.
Falk-Uwe: In der Zeit, wo wir in der Nähe von Weißwasser wohnten, haben wir auch mal einem Keramik-Zirkel angehört und ich habe Schmuck gestaltet. Bei den Sorben gewann ich sogar mal einen Preis für ein typisch sorbisches Osterei.
Rosemarie: Und ich war viel mit Handarbeiten und künstlerischer Textilgestaltung beschäftigt. Richtig mit Schreiben ging es bei mir Anfang der 80-er Jahre los.
Wir waren damals ein paar Tage in Weimar, Falk-Uwe hat fotografiert und ich schrieb Reise-Impressionen. Daraus machten wir dann ein „Büchel“, denn Falk-Uwe hat schon damals gern etwas mit Bildern gestaltet. Wir haben eigentlich immer zusammen gearbeitet, weil wir uns gegenseitig die besten Kritiker sind.
Mein Herz schlägt besonders für Ostpreußen, die Heimat meiner Vorfahren. Ein Buch darüber ist fertig und an zwei Projekten arbeite ich gerade: an einer Dorfchronik über den Ort, wo meine Großeltern gelebt haben. Das ist sehr aufwändig, aber auch spannend, weil es viele Kontakte bedeutet und weil ich sogar mir bisher unbekannte verwandtschaftliche Beziehungen entdeckt habe.
Das zweite Projekt sind fiktive Briefe an meinen Großvater, den ich nie kennen gelernt habe, weil er auf der Flucht während des Krieges verschollen ist.

Die Leidenschaft für Gemeinde ist euch ja im Unterschied zu manchen anderen Begabungen nicht in die Wiege gelegt worden. Wie kam es dazu?
Falk-Uwe: Als Lehrer in der Lausitz war ich ja in besonderer Weise mit der SED-Parteilinie konfrontiert. Auffällig war mir aber damals, dass die anständigen und auch gebildeten Kinder meist Christen waren. Das gab mir zu denken. Im Lehrerzimmer gab es manche bösartigen und giftigen Bemerkungen über den Pfarrer, der engagierte und gute Jugendarbeit machte. Da habe ich gemerkt: bei den Christen ist was los. Und dann haben wir etwas miterlebt, was wir bis heute toll finden: der Pfarrer hat angefragt, ob er in einem Schulraum Christenlehre halten dürfe, was natürlich abgelehnt wurde. Da hat er einfach in seinem Auto vor der Schule Christenlehre gemacht: seinen Wartburg mit Schülern vollgeladen, seine Geige ausgepackt und gespielt. Das war überzeugend, dass sich jemand so für seine Sache einsetzt. Das war die erste bewusste Begegnung mit einem Christen.
Rosemarie: Meine ersten Berührungen mit Christen waren eher unattraktiv. Ich bin z.B. in der Grundschulzeit mal entgegen der Überzeugung meiner Eltern zu einem kirchlichen Kinderkreis mitgegangen und weiß noch, dass ich überhaupt nichts begriffen habe. Oder ich denke an eine Mitschülerin an der EOS, die Christ war, aber dann in einem Aufsatz eine völlig andere Position vertreten hat. Das fand ich unglaubwürdig.
Oder da war eine Mitstudentin, von der ich mal was zur Bedeutung des christlichen Glaubens erfahren wollte; aber die konnte das auch nicht
erklären. Ganz anders wurde das erst nach der Wende. Anfang der 90-er Jahre hatten wir die Möglichkeit, in die Alpen zu fahren und da haben wir über viele Jahre immer wieder eine Christin getroffen, bei der uns besonders beeindruckt hat, dass sie so dankbar für alles sein konnte.
Inzwischen lebten wir ja in Freiberg und waren auch ab und zu, z.B. Weihnachten, im Dom. Das Schlüsselerlebnis für mich hing eigentlich mit unserer Tochter zusammen.
Da gab es manches Schwierige in der Zeit und bis heute scheint es mir wie eine Eingebung gewesen zu sein, dass ich eines Tages dachte: frag mal im Dom nach, ob es da was für Jugendliche gibt. Und tatsächlich hat sie dort Anschluss und Hilfe gefunden. Das war ein großer Segen für uns alle.
Später wollte sich unsere Tochter taufen lassen und das wurde uns beiden dann zum Anlass, unsere Konfirmation nachzuholen, denn wir waren beide als Säuglinge getauft worden.
Wir haben den „Familienunterricht“ bei Pfr. Fischer noch in sehr guter Erinnerung. Aber die Taufe von Verena ging unserer Konfirmation voraus! Ganz wichtig wurde uns dann der Hauskreis. Als jemand uns dazu einlud, haben wir nur schüchtern zurückgefragt: Hauskreis – was ist das?
Die Antwort war: Kommt doch mal vorbei! Und wir sind bis heute dabei geblieben! Da gibt es die intensivsten Gespräche über Glaubensfragen.
Das Erstaunliche ist, dass wir den Kreis stets bereichert verlassen, weil alle ihre Gedanken und Erfahrungen einbringen.
Und ganz wichtig ist das Gefühl: da kann man einander vertrauen, sich öffnen, keiner lacht einen aus.
Zu unserem 30. Hochzeitstag 2002 haben wir uns übrigens entschieden: jetzt lassen wir uns trauen! Das war eine ganz schöne Feier zusammen mit unserem Hauskreis!

Wenn ihr jetzt in Bezug auf Gemeinde den Satz hört: Ich bin ein Teil des Ganzen – was heißt das für euch?
Rosemarie: Ich fühle mich so! Für mich hat das damit zu tun, andere Leute kennen zu lernen und dann zu entdecken: wir sind so etwas wie Mosaiksteinchen und was dabei rauskommt, wenn wir was gemeinsam machen, funktioniert tatsächlich. Das erlebe ich zum Beispiel bei „Kirche im Abendlicht“ so oder auch beim Krippenspiel.
Falk-Uwe: Für mich ist das ganz selbstverständlich: was zu tun, wo ich mich mit meinen Gaben einbringen kann. Da fühle ich mich als Teil des Ganzen.
Rosemarie: Bei „Teil des Ganzen“ denke ich auch an das Miteinander der Gemeinden unserer Stadt und daran, dass man die Kräfte noch besser bündeln und so sicher auch Finanzen sparen könnte.

Viele Menschen aus eurer Generation sind der Kirche gegenüber ja sehr distanziert. Was könnte ihnen helfen, offener zu werden?
Rosemarie: Einige haben sich schon mal zu Kirche im Abendlicht einladen lassen.
Falk-Uwe: oder auch Heiligabend zum Krippenspiel. Da habe ich gesagt: Da mache ich mit. Ungewöhnliche Aktionen wie der „Halsbacher Advent“, den Ute Böhm initiiert hat, machen auch neugierig.
Rosemarie: Wir hätten nie gedacht, dass so viele kommen würden, um sich an den Adventssonntagen vor verschiedenen Fenstern des Ortes zu treffen, um zu singen und etwas über den Advent zu hören.
Als es vor unserm Fenster war, konnten wir auch eine Karte mit einem biblischen Inhalt mitgeben. Das war eine tolle Aktion!
In dem Zusammenhang muss ich an meinen Konfirmationsspruch denken. Wir haben uns beide die Sprüche selbst ausgesucht:

Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge;
Heb dich dorthin! So wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.

(Matthäus 17.20)

Rückblickend kann ich nur sagen: vieles in unserem Leben war einfach kein Zufall. Gott hat mir geholfen, Berge zu versetzen!
Falk-Uwe: Mein Spruch heißt:

Ich bin bei dir, dass ich dir helfe und dich errette, spricht der Herr.

(Jeremia 15,20)

Mir ist daran wichtig: Jesus ist immer für mich da; ich muss seine Hilfe nur annehmen.
Danke für das Gespräch! Und viel Freude weiterhin beim Einbringen eurer vielfältigen Gaben! Ich wünsche euch, dass ihr spürt, wie ihr ein unersetzlicher Teil des Ganzen seid!


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30
Dezember 2011 und Januar 2012

Gemeinde soll nicht im eigenen Sud kochen, sondern Menschen zu Jesus führen

Daniela Gneuß) mag es nicht, im Rampenlicht zu stehen, auch wenn sie als Verantwortliche am Büchertisch in der Jakobikirche durchaus präsent ist und die Frauenabende „Evas unter sich“ initiiert hat und federführend mitgestaltet. Daniela gehört einem Hauskreis an und hat sich auch in diesem Jahr wieder für „Weihnachten im Schuhkarton“ engagiert.
In Löbau ist sie aufgewachsen und mehrmals innerhalb Sachsens umgezogen, bevor sie mit ihrem Mann Falk 8 Jahre in Essen gelebt hat. Seit Sommer 2007 gehört die Familie zu unserer Gemeinde und als Mutter von 5 Kindern kommt Daniela (zumindest vorerst) nicht auf die Idee, in ihrem Beruf als Krankenschwester zu arbeiten. Eine ruhige Stunde mit Gundula Rudloff konnte trotzdem organisiert werden.

Ist die Advents- und Weihnachtszeit für euch als Familie eigentlich eine besondere Zeit?
Ja, im Advent werden wir dieses Jahr wieder wichteln: wir machen Lose für jedes Familienmitglied und dann wird gezogen. Die Aufgabe ist dann, dem, der auf dem gezogenen Los steht, eine Woche lang eine Freude zu machen. Das muss nicht ein Geschenk sein, sondern kann genauso eine praktische Hilfe sein oder eine Ermutigung oder ein Kompliment. Nach einer Woche wird’s neu gemischt.
Viel Gemütlichkeit schaffen wir im Advent nicht, aber abends lesen wir mit allen Kindern zusammen eine fortlaufende Geschichte, die die christliche Botschaft auf gute Weise mit dem Advent verbindet. Einige Jahre war es sogar das selbe Buch. Und Heiligabend laden wir einen Menschen, der sonst allein wäre, ein, in unser „Chaos“ mit Essen und Bescherung einzusteigen.

In unserm Land zählt ihr mit 5 Kindern als kinderreich. Wie fühlt sich das eigentlich an?
Selbst in der eigenen Familie kam das etwas komisch an und wir fühlten uns in Frage gestellt - schon als das vierte Kind kam. Aber immer, wenn das Kind da war, war alles O.K. Sonst im Alltag erleben wir das unterschiedlich. Manche finden das ganz toll, aber wir haben auch schon Bemerkungen gehört wie: Müssen die denn noch ein Kind in die Welt setzen. Die haben doch schon genug. In der Kirchgemeinde sind wir mit allen Kindern immer positiv aufgenommen worden und haben uns voll und ganz akzeptiert gefühlt. Ich finde es total schön und bereichernd, Kinder zu haben! Aber ich glaube, die Entscheidung ist wichtig: Ja, ich will das. Wenn man ansonsten zu viel plant, gibt es immer Gründe, warum Kinder gerade nicht in die Planung reinpassen. Kinder zu haben ist laut, aber lustig, Wir lachen viel und es hält jung! Klar ist: mit 5 Kindern und mir als „Nichtverdiener“ geht nicht alles. Wir stecken zurück, wo andere nicht überlegen müssen, ob sie Schwimmen gehen, Essen gehen oder ins Kino gehen. Aber wir haben uns dafür entschieden. Wir wollen es so.
Allerdings finde ich es ab und zu hilfreich, wenn mir jemand Ermutigung und Anerkennung dafür gibt, denn manchmal zweifle ich auch an meiner Rolle, wenn es bei den Kindern eine Pubertätsschub gibt oder alle krank sind, der Mann nicht da ist. Auch mit vier Kindern bin ich schon an gesundheitliche Grenzen gekommen und auch krank geworden. Ich bin also nicht immer „auf Wolke 7“, sondern empfinde die Situation auch als Kampf. Aber es ist gut so; ich will mit niemandem tauschen.

Bleibt eigentlich bei der gesamten Haushalts- und Kinderlogistik auch mal Zeit nur für dich, für deine Bedürfnisse, Wünsche, Hobbys?
Es ist schon so: ich stecke zugunsten der Familie zurück. Aber zum Beispiel der „Evas-Abend“ ist was, wo ich mich einbringen kann. Ich genieße es, mit anderen Frauen zusammen sein zu können. Und ich nehme mir auch Auszeiten. Das ist für mich spazieren gehen, im Garten was machen, Sport treiben: schwimmen, walken oder joggen. Mal eine Freundin treffen oder mit den Hauskreis-Frauen zusammen sein. (Vielleicht ja ein Tipp für die anderen Hauskreise: ab und zu separate Treffen von Männern und Frauen?!) Auszeit ist auch: einen guten Film angucken oder ein Buch lesen. Bücher sind sowieso meine Leidenschaft. Ich muss eben nach etwas Ausschau halten, was auch
realistisch ist, umzusetzen.

Noch mal zum Eva-Abend: Was hat dich besonders motiviert, so ein Angebot zu initiieren?
Ich finde, dass Frauen wunderbare Gaben und Talente haben. Ich bin keine Feministin. Aber ich glaube, dass Frauen oft die sind, die mehr beten und als „Gefühlsmenschen“ näher an Gott dran sind und auch einladender für andere sein können. Meine Vorstellung für diese Abende ist: Gaben entdecken, Talente fördern, Lust auf Gott zu machen.

Christliche Kindererziehung – was heißt das eigentlich für dich?
Christliche Werte leben, auch auf die Wortwahl achten, Tischgebete sprechen, vor dem Schlafen mit den Kindern beten und auch bei Krankheit um Heilung beten. Wenn die Kinder früh aus dem Haus gehen, werden sie gesegnet. Wir lassen nicht alles Spielzeug und auch nicht alle Bücher zu. Auch Halloween-Partys lehnen wir ab. Vielleicht bin ich da auch etwas radikal, weil ich erst als Erwachsene zum Glauben gekommen bin. Wichtig ist mir auch, viel miteinander zu reden und natürlich auch darüber, wenn etwa in der Schule blöde Sprüche wegen des christlichen Glaubens unserer Kinder kommen.
Der Sonntag ist bei uns ein besonderer Tag. Es ist normal, zum Gottesdienst zu gehen und keine Arbeit an Haus und Hof zu machen, sondern Freunde einzuladen, Spiele oder Ausflüge zu machen.

Wo findest du, müsste sich unsere Gemeinde verändern oder weiter entwickeln?
Ich fände es gut, wenn mehr Gottesdienste gestaltet werden, die für glaubensferne Menschen ansprechend sind. Aus der Gemeinde in Essen kenne ich das so: mit Lobpreis, ohne Talar, ohne bestimmte Liturgie, interessante Themen im Licht der Bibel. Vielleicht würde dann die Hemmschwelle für Leute niedriger. Ich wünschte mir auch noch mehr Miteinander der Generationen vielleicht bei Nachmittagsveranstaltungen. Und ich wünschte mir mehr Kulturelles in der Kirche, weil man dazu auch Leute einladen kann, die sonst nicht in die Kirche gehen. Mir geht es immer darum, die Hemmschwelle niedrig zu machen und sich für Menschen zu öffnen, die Gott noch nicht kennen.

Wozu ist Gemeinde da – wie würdest du es erklären?
Gemeinde ist dazu da, dass man sich gegenseitig stärkt und miteinander Glauben lebt. Aber Gemeinde soll nicht im eigenen Sud kochen, sondern Menschen zu Jesus führen.
Gibt es eine Frage, die du gern von Jesus beantwortet hättest?
Warum bin ich krank geworden? Sonst bin ich total zufrieden mit dem Leben, aber die Krankheit - Zöliakie - hätte ich gern los!

Was mit Gott erlebt – was fällt dir als erstes ein?
Dass Falk von Essen gern zurück nach Sachsen ziehen wollte und ich nicht. Aber dann ist mir auf einer Frauenkonferenz mit Maria Prean klar geworden: wenn das für uns als Familie dran ist, ist es gut. Menschlich fand ich es sehr schwierig und ich habe viel geheult. Aber dann hatte ich ein Bild, das mir eine große Hilfe war: da war ein schmaler Steg, über den ich gehen musste, aber mit dem Blick auf Jesus wird es gut. Auf diese Zusage Gottes habe ich mich berufen. So habe ich mich in aller Veränderung getragen gefühlt und erlebt: es ist Gottes Weg mit uns. Das hat mir tiefen Frieden gegeben.
Als Erlebnis mit Gott fällt mir auch unsere jüngste Tochter Martha ein. Eigentlich hab ich mich in der Zeit nach einem Job umgeguckt, hatte auch schon auf Probe gearbeitet – und dann war ich schwanger. Eine kurze Phase der beruflichen Überlegungen ist dadurch abrupt beendet worden und ich habe erkannt: es ist Gottes Plan für mich, dass ich noch bei den Kindern bleibe. Martha ist ein „Herzenskind“ Gottes für mich.

Ein Bibelwort, das dir viel bedeutet …
… ist mein Taufspruch. Den habe ich mir zu meiner Taufe 1993 (nach ProChrist) selbst ausgesucht: Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn. (Psalm 143, 10)
Das Wort ist für mich wie ein Wegweiser, der mir hilft zu fragen: was würde Jesus tun?

Zuletzt: bitte ein Buchtipp für die Advents- und Weihnachtszeit!
Adrian Plass: „Das Wiedersehen“ – ein wundervolles Buch über tiefe Gefühle verletzter Menschen. Adrian Plass kennen viele als Humoristen, aber er hat sich mehr und mehr als ernsthafter Schriftsteller etabliert.

Danke für diesen Einblick in dein Leben und für dein Engagement in Gemeinde! Ich wünsch dir ganz viel von der wechselseitigen Erfahrung, dass du andern Mut machen kannst – nicht nur, aber auch zu Kindern und dass du immer wieder viel Ermutigung und Kraft für alles geschenkt bekommst!


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29
Oktober und November 2011

Gleichaltrige als Vorbild sind viel wichtiger als Erwachsene

Tobias Gietzelt würde gern mal Maschinenbau studieren. Ob er davor noch irgendwas anderes macht, weiß er noch nicht genau, aber dazu hat er ja noch Zeit nachzudenken, bis sein letztes Schuljahr zuende ist. Obwohl er durch seine vielseitigen Hobbies wohl gar nicht so viel Zeit hat! Da ist als erstes die Musik: Schlagzeug, Klavier, Singen (seit der 6. Klasse im Freiberger Knabenchor). Mit Computerspielen verbringt er – weniger nach der eigenen Einschätzung, aber nach der seiner Mutter - viel zu viel Zeit. Hin und wieder bastelt er gern, z.B. an Fahrrädern und schließlich gehört der Fußball dazu (den er vereinsmäßig allerdings aufgrund zu häufiger Verletzungen aufgegeben hat). In unserer Kirchgemeinde aktiv ist er mindestens seitdem er laufen und seinen Vater bei diversen Bau- und Reparaturtätigkeiten begleiten konnte bzw. seit er groß genug ist, um Gemeinde-aktuell in Briefkästen verteilen zu können. Jetzt gehört er zum Mitarbeiterteam der Jungen Gemeinde (JG), ist Mitglied in einem Jugendhauskreis und gibt in der Band „Deep Worship“ den Rhythmus an. Gundula Rudloff unterhielt sich mit ihm in der Hollywood-Schaukel.

Tobias, Gemeinde ist für dich ...
Ort, wo ich auf jeden Fall auftanken kann. Da denke ich zuerst an die JG, wo man sich mit vielen Leuten, die mehr oder weniger mit Gott erlebt haben, austauschen kann. Das ist auch ein Ort, wo die älteren für die jüngeren Vorbildwirkung haben können. Da denkt man manchmal: Mensch, da hab ich auch mal gestanden. Und dann kann ich den Jüngeren jetzt erzählen, was andere mir früher mal erzählt haben. Das ist auf jeden Fall spannend! Spannend finde ich auch, dass Lobpreis im Gottesdienst inzwischen in jeder Generation Anklang findet, das finde ich genial!

Hast du Vorbilder?
Es gibt Leute, wo man sagt: Mensch, so möchte ich später auch mal werden. Im Lobpreis-Bereich denke ich an Samuel Harfst und die Hillsong-Leute. Die sind bei der Sache, reißen andere mit, aber stellen sich selbst nicht dar. Das ist die Herausforderung: in der Musik bei Gott zu bleiben. Die JG-Leiter – also Bauchs und Frank – sind mir auch Vorbild. Von ihnen kann ich viel lernen zum Umgang mit Gott im Alltag!

Du bist in einer christlichen Familie aufgewachsen. Was war besonders wichtig und prägend für deine geistliche Entwicklung?
Erstmal ist es hilfreich, in christliche Gemeinde reinzuwachsen, weil dann einfach viele Kontakte da sind. Viele, auch ältere, kennen mich und ich kenne sie. Ansonsten denke ich zuerst an die Band! Mit der Konfirmation war klar: Gott muss es geben. Da ist der Gedanke gereift: da ist was; da gehst du auf Suche, in der JG wirst du schon Antworten finden….Das war dann auch so, obwohl JG mir zuerst vor allem Spaß mit den anderen bedeutete. Der Knackpunkt für mich war die Frage von Markus: willst du beim Lobpreis-Abend auf dem Klavier mitspielen? Ich hab das dann gemacht – auch wenn es musikalisch nicht so toll war. Bei einem Stück hat Markus dann Klavier gespielt und ich Cajon – das hat mir richtig Spaß gemacht. Vor dem nächsten Promise-Jugend-Gottesdienst hat Markus mich wieder gefragt. Diesmal, ob ich Cajon spielen würde. Das war eine echt spannende Phase, weil ich eigentlich in der selben Zeit, in der Band-Probe war, Fußball-Training hatte. Aber weil ich häufig Verletzungen am Sprunggelenk hatte, konnte ich mehr bei den Bandproben dabei sein. Immer, wenn ich wieder mehr in Fußball investieren wollte, kam wieder eine Verletzung. Ich glaube, das war Gottes Führung. So bin ich in der Band richtig aktiv geworden. Das hat für mich sehr viel mit der Festigung meines Glaubens zu tun. Eine Rüstzeit in Hermannsdorf war auch sehr wichtig, wo wir ganz viel Lobpreismusik gemacht haben. Da hatte ich das Gefühl, endgültig „angekommen“ zu sein. Wir haben viel gequatscht und gebetet und ich habe mein Leben endgültig Jesus anvertraut. Danach wusste ich: wofür ich das mache mit der Musik und dass man damit eine Botschaft rüberbringt.

Kannst du noch etwas sagen zu der Rolle, die deine Familie für deinen Glauben spielte oder bis heute spielt?
Ich bin, wie gesagt, mit dem christlichen Glauben aufgewachsen. Das bedeutet, dass mir zum Beispiel das Gebet vor dem Essen oder dem Schlafen sehr wichtig und selbstverständlich ist. Mit meinen Eltern kann ich über geistliche Themen sprechen, was mich in meinem eigenen Glauben weiter bringt und mich gewisse Dinge besser verstehen lässt, die für mich unverständlich oder gar zweifelhaft waren. Außerdem habe ich durch meine Eltern schon früh gelernt, was es heißt, christliche Gemeinschaft zu leben und zu pflegen – etwa durch den Hauskreis meiner Eltern, bei dessen Ausflügen oder Rüstzeiten ich schon oft dabei war oder durch diverse Klettertouren meines Vaters mit Freunden (mehr oder weniger freiwillig).

Was ist für junge Leute wichtig, damit sie ihren Platz im Reich Gottes und in christlicher Gemeinde finden können?
Gleichaltrige, die überzeugte Christen sind! Gleichaltrige als Vorbild sind viel wichtiger als Erwachsene. Gleichaltrige machen neugieriger und lassen den Wunsch wachsen: Reich Gottes will ich auch entdecken!

Wie muss Gemeinde aussehen, wo junge Leute ihren Platz finden können?
Offenheit, Herzlichkeit, Akzeptanz durch alle Generationen hindurch. Gemeinde sollte die Individualität fördern – und sich nicht mit Grabenkämpfen aufhalten.

Hast du Wünsche / Visionen für dein Leben?
Was die Band betrifft, dass wir mal richtig große Auftritte haben. Aber erstmal sind kleine Schritte angesagt, dass wir uns als Band festigen. Ansonsten: Familie haben und falls ich irgendwann nicht mehr in Freiberg sein sollte: eine Gemeinde finden, wo gute Gemeinschaft ist. Da hab ich ja jetzt Glück.

Welche Fragen würdest du gern von Gott beantwortet haben?
Vor einigen Wochen ist meine Oma gestorben. So richtig an Gott geglaubt hat sie nicht. – Ist sie im Himmel angekommen?

Gibt es einen Bibelvers, der dir besonders wichtig ist?
Eine Geschichte, nämlich die vom „verlorenen Sohn“ (Lukas 15, 11-32). Das war die erste Geschichte, über die ich mal mehr nachgedacht habe; ich habe sie damals auch in die handgeschriebene Gemeindebibel geschrieben (vor 7 Jahren oder so). Seitdem bin ich immer wieder auf die Geschichte gestoßen: der Vater ist für mich ganz großes Vorbild, wie er an den Sohn glaubt, diese endlose Liebe zu dem Sohn, dass er alles vergeben kann!

Kannst du von einem Erlebnis mit Gott erzählen?
Das sind bei mir eher viele Kleinigkeiten, die mich immer wieder drauf stoßen: es ist nicht alles selbstverständlich! Neulich bin ich mit dem Zug nach Mecklenburg-Vorpommern gefahren. Zwischen Berlin und Neubrandenburg ist der Zug wegen eines Defektes stehen geblieben. Weil ich Musik gehört habe, habe ich die Durchsage nicht mitgekriegt, dass ich hätte aussteigen sollen. So merkte ich schließlich, dass der Zug wieder zurück fuhr. Trotz allem bin ich dann irgendwann noch gut angekommen. Da hab ich gesagt: Danke, Gott! Oder beim Autofahren hat mal was nicht funktioniert – und dann ging es doch.

Wie ist das für dich als Christ in der Schule? Spricht man darüber? Wissen das die anderen?
Ich hab einen Kumpel, mit dem ich reden kann. Ich habe aber auch echt Glück, dass ich keinen Gegenwind erfahre. Aber andere zu animieren, mal mitzukommen – zum Beispiel zu „JesusHouse“ das ist total schwierig. Quatschen ja, aber mehr nicht… Insgesamt: es ist ein Segen, dass Offenheit da ist zum Reden. In der Schule, in der ich vorher war, hatten wir einen Bibelkreis: einmal wöchentlich haben wir eine kleine Andacht gemacht mit Thema und Gebet.
Danke für das Gespräch.


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28
Juli, August und September 2011

Tanzen bedeutet für mich: der Glaube bekommt Hand und Fuß

Als Rosemarie Gruber-Friebel 2004 mit ihrem Mann Ulrich aus dem württembergischen Sulzbach nach Freiberg zog, kam sie eigentlich zurück in ihre Heimat. In Frankenberg geboren, aufgewachsen und stets engagiert in intensivem kirchgemeindlichem Leben, lange Zeit in Eppendorf gelebt und gearbeitet, ist sie bestens vertraut mit Land und Leuten hier.
Neben ihren vielseitigen kreativen Gaben ist sie leidenschaftlich gern Großmutter und ihr Lieblingselement ist das Wasser. In unserer Gemeinde leitet sie das meditative Tanzen, ist im Posaunenchor mit der Trompete zu hören, sie verantwortet mit ihrem Mann zusammen einen Hauskreis und die „Kirche im Abendlicht“. Übergemeindlich bringt sie sich in der Frauenarbeit ein. In ihrem Garten besuchte Gundula Rudloff sie an einem sommerlichen Maimorgen.

Was hat dich im Glauben eigentlich am meisten geprägt? Was sind deine Wurzeln?
Ich bin für mein kirchliches Elternhaus sehr dankbar. Für mich war die Kirchgemeinde, der Kontakt unter Christen, Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe von Anfang an wichtig. Die Gemeinde war gerade in DDR-Zeiten ein Raum der Freiheit. Die Gruppe in der Jungen Gemeinde gab uns Geborgenheit, ein Zuhause. Gleichzeitig war es eine Aufbruchzeit. Martin-Luther-King war unser Idol und stand für die Sehnsucht nach Freiheit. Ich bin auch sehr dankbar, dass ich einen Partner gefunden habe, der auch Christ war. Und durch das Blasen im Posaunenchor kann man sich einfach nicht verstecken. Das Blasen gehört einfach zu meinen Wurzeln im Gemeindeleben. Mein Vater war ephoraler Posaunenchorleiter. Meine Schwester und ich haben bei ihm das Blasen gelernt; ich glaube, wir gehörten zu den ersten Mädchen, die einem Posaunenchor angehörten. Über das Blasen habe ich dann auch meinen ersten Mann kennen gelernt. Und mein Schwiegervater war Landesposaunenwart.

Dein Glaube oder besser: eine Ausdrucksweise des Glaubens ist für dich auch die Bewegung, der Tanz.
Ja, aber das ist erst gewachsen, nachdem mein Leben durch ein tiefes Tal gegangen ist. Das hat mit der Zeit zu tun, in der mein Mann krank war und gestorben ist und meine berufliche Existenz verloren ging. Wir haben ja gemeinsam in der Arztpraxis meines Mannes gearbeitet. 23 Jahre waren wir verheiratet. Mit Ausbruch der Krankheit ging unsere gemeinsame Zeit dann ganz schnell zu Ende, aber im Nachhinein kann ich sagen: es war auch eine gute und wichtige Zeit, einfach weil wir wirklich Zeit miteinander hatten. Bis zu dieser Zeit in meinem Leben habe ich meinen Konfirmationsspruch eigentlich nicht verstanden: „Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben.“ (aus 1. Petrus 5) In diesem Lebenstal habe ich plötzlich gesehen, was alles für Anfechtungen auf einen lauern. Rückblickend bin ich dankbar, durch dieses Tal geführt worden zu sein. Dazu gehörte eine Kur in der De Ignis Klinik in Altensteig und dort gab es das Angebot „Tanz und Bewegung“ – und das war’s! Das waren für mich Schritte wie in ein neues Leben hinein: die Bewegung, das Loslassen-Können des Vergangenen. Bis dahin hatte ich immer festgehalten und versucht, das Leben aus eigener Kraft zu bestehen. Das mit dem Tanz hat sich dann Stück für Stück weiter entwickelt. Später in Württemberg hatte ich die Möglichkeit, eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung zu machen: „Meditation des Tanzes und sakraler Tanz“. Als wir in Sulzbach „Kirche im Abendlicht“ als neue Gottesdienstform begonnen haben, haben wir mit einer Gruppe getanzt aus dem Anliegen heraus, die gute Nachricht auf alle mögliche Weise zu vermitteln. Das Tanzen bedeutet für mich: der Glaube kriegt Hand und Fuß und ich merke, wie geistliche Inhalte einen über die Bewegung berühren. Eigentlich ist es betendes Tanzen oder tanzendes Beten. Im Hinblick auf das „tiefe Tal“ bleiben natürlich Warum-Fragen.

Wie lebst du heute mit diesen schmerzlichen Fragen?
Ich lasse sie stehen. Und ich sage: Wenn Gott das so entschieden hat, dann will ich damit auch leben. Im Vaterunser beten wir immer: „Dein Wille geschehe.“ Das sagt sich manchmal leicht, aber zu akzeptieren, dass Gottes Wille anders ist als meiner – das ist was ganz anderes! In der Trauer habe ich aber auch immer wieder erlebt, dass Menschen zur rechten Zeit da waren – wie Engel, die mich begleitet haben. Eine wichtige Rolle spielte da auch der Kontakt zur Luther-Kirchgemeinde in Chemnitz.
Du hast es schon angedeutet: du warst eine Zeit lang in Baden-Württemberg und gehörst heute an die Seite eines württembergischen Pfarrers. Erzähl mal, wie das kam.
Wir haben uns auf einem CVJM-Schiff auf einer Kreuzfahrt kennen gelernt. Es gab so viel Gleiches in unserer Lebensgeschichte: Er hatte zur selben Zeit seine Frau verloren. Wir haben beide gespürt, wie gut es tut, wenn man das jemandem erzählen kann, der einen versteht, weil er das selbe erlebt hat. Wir haben schnell gespürt, dass es auf einen gemeinsamen neuen Weg hinausläuft. Das einzige Problem war nur die Entfernung Eppendort – Sulzbach!

Und wie habt ihr das geregelt?
Ich habe mehrmals erlebt, dass Gott zu mir durch Träume spricht. In diesem Fall war es auch ganz klar! Und damit wusste ich, dass ich aufbrechen sollte! Und es war so eine schöne Zeit in Sulzbach! Damals hatte Ulrich gesagt: wenn du jetzt alles zurück lässt, dann komme ich im Ruhestand nach Sachsen. Und dann ist die Entscheidung gewachsen, nicht direkt in die alte Heimat zurück zu gehen, sondern nach Freiberg.
Du bist sehr vielseitig begabt. Was schätzt du als deine größten Stärken ein?
Ich bin ein spontaner Typ. Ich kann jeweils in der Situation entscheiden. Ich kann auf Menschen zugehen. Auch Menschen, die ich vorher nicht kenne, kann ich z.B. durch das Tanzen mit auf den Weg nehmen…. Das hat sicher was mit meinem Beruf zu tun. Eigentlich wollte ich ja Kostümbildnerin werden und hatte dafür eine Ausbildung zur Damenmaßschneiderin gemacht. Aber dann, als ich meinen Mann kennen gelernt hatte, der Arzt war, habe ich ihm zuliebe eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Da musste ich viel spontan entscheiden. Besonders brisant war das in den Nachtdiensten, wenn es um Notfälle ging: was mache ich jetzt?
Als ich Ulrich kennen gelernt habe, hat er eines Tages gesagt: „Übrigens, ich bin Pfarrer.“ Da habe ich als erstes gedacht: schlimmer als in einer Landarztpraxis kann das auch nicht sein!
Noch was zu den Gaben: mit dem Tanz kommt jetzt meine kreative Seite voll zum Zuge – und dazu ganz ohne Druck! „Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet…“ – Dieser Vers aus Psalm 30 ist zu „meinem“ Bibelwort geworden. Es ist eine meiner schönsten Lebenserfahrungen, trotz des Schweren und obwohl das Leben ganz anders als geplant oder gewünscht gegangen ist, mich wieder freuen und lachen zu können! Das empfinde ich als Geschenk. Durch Schweres wird man ein anderer Mensch. Aber das ist nichts Negatives, sondern das vertieft das Leben – auch glaubensmäßig.

Du bist sehr in der übergemeindlichen Frauenarbeit engagiert - warum?
Frauen sind eigentlich die, die wesentlich die Gemeindearbeit tragen mit ihren fleißigen Händen, mit Kreativität und Warmherzigkeit. Frauen schätzen in besonderer Weise das Miteinander. Es ist sicher auch kein Zufall, dass in der Tanzgruppe überwiegend Frauen sind. Seit kurzer Zeit gehöre ich dem ephoralen Leitungsteam von 8 Frauen an, die zum Beispiel den jährlichen „Weltgebetstag der Frauen“, das Rogate-Frauentreffen und Bildungsfahrten vorbereiten. Übrigens war das Rogate-Treffen am 28. Mai in Großhartmannsdorf ganz toll! Der Gottesdienst war sehr gelungen genauso wie hinterher das Gospelkonzert. Es war richtige Aufbruchstimmung!

Würdest du dir wünschen, dass mehr Verbindung zwischen diesen Aktionen und den Frauen in unserer Gemeinde wächst? Könntest du dir vorstellen, auch offiziell Ansprechpartnerin für die Frauenarbeit zu sein?
Ja! Es wäre sehr schön, wenn die Frauenarbeit mehr in die gesamte Gemeindearbeit integriert wäre. Ich würde auch gern überlegen, wie man Angebote für jüngere Frauen machen kann, denn wie gesagt: ohne Frauen geht eigentlich nichts. Und das betrifft nicht nur das Großmutter-Alter! Ich würde gern im Team überlegen: was ist denn das Bedürfnis von Frauen? - Und mit einer Pfarrerin in der Gemeinde müsste dieser Kontakt doch gut möglich sein. Von Dresden werden sehr gute Themen angeboten und es gibt tolle Multiplikatoren-Treffen, wo wir theologisch-geistlich fundiertes „Futter“ bekommen.

Wie sieht dein Traum von Gemeinde aus?
Gemeinde ist immer ein Weg; es gibt nie das Endgültige. Gemeinde wird sich immer bewegen und verändern. Das wird auch zu Reibungspunkten führen, aber entscheidend ist: man ist miteinander unterwegs, achtet und schätzt sich wert. Und: wir bringen die frohe Botschaft nach außen. Mein Wunsch ist, dass wir Gottes Liebe weiter geben, indem wir Freude rüberbringen und vorleben, wie das geht, einander Mut zu machen, aufeinander zu achten, den Einzelnen zu sehen, auch unsere Gaben zu entdecken – das ist spannend! Aber so werden wir spüren, wie das ist, getragen, geführt, manchmal auch „geschubst“ zu werden.
Und: ich finde, wir haben als Gemeinde so große Verantwortung, Werte in die Gesellschaft hineinzutragen, den Menschen so etwas wie einen „Anker“ zu geben. Meine Hoffnung ist, dass das auch durch den Kirchentag in Dresden geschieht!

Danke für das Gespräch, deinen Einsatz und die Hoffnung, die du ausstrahlst, dass wir noch viel Bewegendes hier in Gemeinde erleben können!


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27
Mai und Juni 2011

Ich finde es „cool“, selbst vor dem Tod keine Angst haben zu müssen

Thomas Haase, verheiratet mit Katja, mit der er einen jungen Sohn hat, ist von Beruf Finanzbeamter. Die meisten, die ihn aus dem Gemeindeleben kennen, verbinden mit ihm allerdings Musik. In großer musikalischer Breite und viel zeitlichem Engagement bringt er sich an der Orgel und im Lobpreis am Piano, mit Gitarre und Gesang ein. Thomas ist gebürtiger Pockauer und lebt seit 2004 in Freiberg. Mit seiner Frau gehört er einem Hauskreis an. Gundula Rudloff sprach mit ihm über sein geniales Hobby, Glaube, Geld und Gemeinschaft.

Thomas, wolltest du eigentlich mal Musiker werden?
Einen Kirchenmusiker-Abschluss (C) habe ich ja. Aber Hochschulmusik wollte ich nie studieren. Mein „2. Berufswunsch“ war schon immer Kantor. Aber als ich mit kirchlichen Mitarbeitern und Pfarrern drüber geredet habe, haben sie mir gesagt, dass aus Gründen der Personaleinsparung zukünftig immer mehr Musiker im Nebenamt gebraucht werden. Außerdem wollte ich nicht die Lust an meinem Hobby verlieren, wenn ich es zum Beruf mache. Deshalb hatte ich von Anfang an im Blick, das nebenberuflich zu machen. Ansonsten habe ich immer davon geträumt, in einer Band zu spielen, aber dazu kam es nur kurze Zeit während ich Zivi war.

In der Gemeinde erleben wir dich zwar meistens als Musiker, aber Gemeinde ist für dich viel mehr als ein Ort, wo du ein lieb gewonnenes Hobby einbringen kannst ...
Ja, in Gemeinde ist mir vor allem der Hauskreis wichtig, die lockere Atmosphäre dort mit Freunden oder Menschen, die es noch werden können. Mir ist wichtig, weiter zu kommen mit dem Wort Gottes, im Dialog zu sein, Gemeinschaft zu haben in der Lehre und im Gebet. Mein Ideal-Bild von Hauskreis ist: Freundschaft pflegen, Liebe leben, sich in allen Lebenslagen zur Seite stehen. Für mich gehört auch die Skatrunde zur Gemeinde. Das hat auch was mit Leben teilen zu tun. Gemeinde heißt für mich: Reich Gottes bauen, auch nach außen gehen, missionarisch werden. Ansonsten bringe ich schon sehr gern Musik in Gemeinde ein, weil das für mich auch Erfahrungen der Nähe Gottes sind.

Gottesdienst ist ja ohne Musik schwer denkbar. Was macht für dich einen lebendigen Gottesdienst aus; einen Gottesdienst, wo du gern hingehst und wo du auch andere hin einladen würdest?
Zu einem guten Gottesdienst gehört für mich, dass dort auch Gemeindeleben stattfindet. Ein guter Gottesdienst ist nicht nur ein Vortrag vom Pfarrer, sondern viel aktive Teilnahme. Das heißt für mich, dass wir bewusst zusammen beten, bewusst die Lieder gemeinsam singen und uns nach dem Gottesdienst ungezwungen unterhalten – über Persönliches und über das gehörte Wort Gottes aus dem Gottesdienst. Wichtig ist mir auch eine Mischung aus Tradition und Neuem, zum Beispiel was die Musik betrifft, damit die verschiedenen Generationen sich wieder finden können.
Zu einem lebendigen Gottesdienst gehört für mich auch, dass die Gemeindeglieder merken, wenn Neue da sind und sie auch ansprechen. Neue Leute sollten merken: hier kann ich Anschluss finden, wenn ich möchte, hier werde ich herzlich aufgenommen.
Und dann ist mein Traum von Gottesdienst, dass die Geistesgaben zum Einsatz kommen. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass Menschen bezeugen, was sie mit Gott erlebt haben. Das könnte auch bedeuten, dass es die Möglichkeit gibt, etwas mitzuteilen, von dem man den Eindruck hat, Gott sagt es zu allen.
Was mich sehr freuen würde ist, wenn Leute im Gottesdienst mehr Gefühle zulassen würden: aufstehen, tanzen, Hände heben, klatschen. Aber in allem ist mir das allerwichtigste, dass klar ist: Gott und sein Wort ist im Mittelpunkt!

Die meiste Zeit des Tages verbringst du ja im Finanzamt. Macht es einen Unterschied, dass du deinen Beruf als Christ ausübst?
Ich denke, dass es in jedem Beruf einen Unterschied macht, ob ich das als Christ tue oder nicht. Für mich liegt ein Unterschied darin, wie ich zum Beispiel mit sozialen Fragen umgehe, mit der Frage der Gerechtigkeit. Und als Betriebsprüfer hat für mich die Frage nach der Wahrheit einen hohen Stellenwert. Ich werde Leute nicht mit irgendwelchen Tricks zu Aussagen bringen oder zwingen. Aber ich merke auch, dass einem durch das Gesetz und die Verwaltungsvorschriften manchmal die Hände gebunden sind.

Noch was zum Geld: Hast du Grundsätze zum Umgang mit Geld, die du als Christ wichtig findest?
Ich hab mal sinngemäß gehört: Womit man reich gesegnet ist, das sollte man auch reich verschenken. Wenn einem also Geld gegeben ist, sollte man es auch für Gottes Sache einsetzen, für Menschen, die es brauchen und für die Gemeinde.
Wichtig ist, aufzupassen, dass nicht das Geld einen beherrscht und man nur noch sein Vermögen verwaltet, statt sich für die eigentlichen Dinge des Lebens Zeit zu nehmen.
Die Gefahr besteht ja nicht nur, wenn man „im Geld schwimmt“, sondern fängt schon an, wenn man sich ständig darum dreht, wie man sein Vermögen vermehren oder die günstigsten Schnäppchen ergattern kann. Wenn wir als Christen mit Geld umgehen, sollten wir das immer in dem Bewusstsein tun: nichts ist für die Ewigkeit, Vermögen ist nur ein vorläufiges Geschenk. Daraus erwächst Dankbarkeit für das, was man hat, selbst wenn’s nicht viel ist. Ich komme aus einer Familie, wo Geld knapp war, aber wir waren trotzdem glücklich!

Familie, Beruf, Gemeinde – für viele Menschen deiner Generation, besonders wenn es gerade die „Kinderphase“ ist, ist das ein Spagat, wenn nicht sogar unmöglich, das „unter einen Hut“ zu bringen. Wie geht ihr damit um?
Es ist wirklich ein schwerer Spagat, sich die Zeit so einzuteilen, dass in allen Bereichen etwas Befriedigendes herauskommt. Ich habe das Glück, dass ich mein Hobby in der Gemeinde ausüben kann. Vielleicht ist das sogar ein Rezept, sich zu fragen: Wo kann ich das, was ich gut kann und gern tue, in Gemeinde einbringen? Damit könnten sich vielleicht – zeitlich gesehen – Synergien ergeben. Außerdem braucht es klare Strukturen und Regeln, die man in Ehe und Familie absprechen muss und gegenseitiges Verständnis, wenn der jeweils andere abends mal weg ist. Insgesamt sollten wir versuchen – wenn es irgend geht – als Familie Teil der Gemeinde zu sein.

Es ist dir ein Anliegen, den christlichen Glauben nicht „unter der Bettdecke“, also nicht als Privatsache zu leben, sondern unter die Menschen zu bringen. Was würdest du sagen: wozu braucht man als junger, erfolgreicher, gesunder Mensch Gott, Kirche, Glaube?
Wenn es im Leben nur um mich geht, bin ich ein Egoist. Ohne die Verbindung zu Gott wäre ich nicht in der Weise fähig, andere Menschen zu lieben. Seit meiner Teenie-Zeit beschäftigt mich das Thema „cool sein“. Ich habe entdeckt, dass ich keine Ängste haben muss, wenn ich alles zu Jesus bringen kann. Ich finde es „cool“, selbst vor dem Tod keine Angst haben zu müssen. Gottes Kraft brauche ich auch, um ehrlich und wahrhaftig sein zu können, um nicht zu manipulieren und immer an meinen persönlichen Vorteil denken zu müssen.

Was hat dich eigentlich am meisten geistlich geprägt; was hat dir auf deinem Weg mit Gott geholfen?
In letzter Zeit vor allem mein Trauzeuge, der sich in Glaubens-, Familien- und Berufsfragen für mich Zeit genommen hat. Solche Zweiergespräche haben mich weiter gebracht; die Chance, im Gespräch grundsätzlich über meinen Weg als Christ nachzudenken, wo wir über Entscheidungen geredet und miteinander gebetet haben. Mein Elternhaus war für meine geistliche Prägung auch wichtig und die Landeskirchliche Gemeinschaft, viele Gruppen und Kreise als Kind und Jugendlicher. Besonders denke ich an einen Chorleiter, der für mich auch ein geistlicher Leiter war. Er hat uns jungen Leuten gezeigt, wofür wir die Musik eigentlich machen. Vor Auftritten haben wir zusammen gebetet.

Zuletzt: Gibt es ein Bibelwort, das dir besonders wichtig ist?
Ja, mein Konfirmationsspruch:
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. (Johannes 15,5)
Das ist zu so etwas wie einem Leitmotiv für mich geworden: Frucht bringen, indem ich bei Jesus bleibe und nicht auf meine eigenen Stärken baue. Mich beschäftigt die Frage: was ist überhaupt Frucht? Für mich hat das mit Entwicklung, Wachstum zu tun; auch damit, neue Leute zu gewinnen, sich also in Gemeinde fortzupflanzen; lebendig sein, nicht verschrumpeln.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Segen - nicht nur für deinen musikalischen Einsatz.


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26
März und April 2011

Beten ist aussprechen, was der Heilige Geist sagt

Germar Geiler, verheiratet mit Silke, 4 Kinder, ist nicht nur mit unserer Kirchgemeinde sehr verbunden, sondern beruflich auch sehr mit unserer Region am Rande des Erzgebirges, denn sein Gewerbe ist der Internethandel mit erzgebirgischer Volkskunst. Er lebt mit seiner Familie in Zug und gehört seit 2002 dem Kirchenvorstand an. Gundula Rudloff unterhielt sich mit ihm.

Mit dir begegnet mir jemand aus unserer Gemeinde, der aus unsern Aktivitäten und Veranstaltungen gar nicht mehr wegzudenken geht. Es gibt weniges in Gemeinde, wo du nicht dabei bist. Germar, was würde dir ohne Gemeinde fehlen?
Christsein ohne Gemeinde geht nicht. Ein Leben ohne Gemeinde würde bedeuten, kein Christ mehr zu sein. Es würde bedeuten, Jesus nicht zu haben. Ich möchte mir das gar nicht vorstellen!

Wie würdest du zur Zeit deinen Platz in Gemeinde beschreiben? Wo bringst du dich besonders gerne ein?
Wenn es um Fürbitte geht, bei Aktionen mit Kindern, im Kirchenvorstand. Viele Dinge sind mir wichtig. Und kochen tue ich mit großer Leidenschaft und egal, für welche Anzahl von Personen. Ich möchte gern dabei sein, den Weg als Gemeinde zu finden und zu gehen, den Gott vorhat. Und was mir noch sehr am Herzen liegt: dass wir einander lieb haben, damit niemand sich ausgegrenzt fühlt; dass alle sich wohl fühlen, dass Gemeinde für alle ein Zuhause ist. Ich wünschte mir, andern mit der inneren Haltung begegnen zu können: was sagt Gott über diesen Menschen?

Wie ist Glaube in dir entstanden und gewachsen?
Zunächst haben meine Eltern darauf geachtet, dass ich Christenlehre und Konfirmandenunterricht mache. In der Jungen Gemeinde war ich sogar ziemlich aktiv, ich würde sagen: nah an Gott dran. Aber danach war ich erstmal weit weg von Glaube und Kirche. Ich habe zwar im Chor gesungen und war Weihnachten mal in der Kirche, aber echten Kontakt hatte ich nicht. Ich habe mir ein religiöses Weltbild selbst zusammen gebaut – und war davon sehr überzeugt! Das hat sich radikal verändert, seitdem ich 2002 im Glaubenskurs (Alphakurs) war. Eigentlich bin ich nur deshalb hingegangen, weil ich mich einfach informieren wollte, was da läuft. In der Mitte des Kurses gab es den Alpha-Tag zu dem Thema „Der Heilige Geist“. Ich habe für mich um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist beten lassen (davon hatte ich vorher nie etwas gehört). Danach war mir schlagartig klar: Jesus ist der einzige Weg zu Gott. Die Bibel ist kein „schöngeistiges“ Buch, sondern lebendiges Gotteswort. Ich habe die Gegenwart Gottes gespürt, sein „Anklopfen“. Das ist schwer zu beschreiben, aber es war wie Nie-wieder-weg-wollen! Und jetzt? – Ich bin weiter auf dem Weg. Ich lerne, mich in aller Unvollkommenheit auf Jesus zu verlassen.

Inzwischen ist ein Glaubenskurs ohne deine Mitwirkung gar nicht mehr denkbar. Warum ist dir das missionarische Engagement so wichtig?
Weil Gott mir das auf’s Herz gelegt hat. Ich empfinde Traurigkeit über die Menschen, die Jesus noch nicht kennen. Denn es ist ja eine Frage von Leben und Tod. Aber mir ist klar, dass ich es nicht machen kann, sondern nur der Heilige Geist, Gott selbst.

Was würdest du jemandem sagen oder raten, der Gott nicht kennt, ihn aber kennen lernen möchte?
Ich würde ein einfaches, kurzes Gebet empfehlen: Herr, wenn es dich gibt, zeig mir, dass es dich gibt! Gott verspricht schließlich in seinem Wort, dass er sich finden lassen wird von denen, die ihn suchen.
Und dann ist wichtig, „Nägel mit Köpfen“ zu machen, also sein Leben Jesus zu übergeben. Schließlich gehört das Bibellesen dazu. (Den Römerbrief finde ich besonders hilfreich.) Und ich würde sagen: bevor du Bibel liest, bitte Gott, dass er dir erklärt, was du liest.

Noch mal zum Gebet. Wo gebetet wird, bist du besonders oft anzutreffen. Warum? Was motiviert dich?
Die Gemeinschaft mit Gott und: den Willen Gottes zu erfahren. Gebet bewegt den Arm Gottes – auch für andere Menschen!

Kann man Beten lernen?
Ja, unbedingt. Aber nur durch Beten. Ich kann mich noch gut an mein erstes Gebet in Gemeinschaft erinnern: ich habe in der Situation genau gemerkt: das ist jetzt dran, den Mund aufzumachen, aber ich habe mich dagegen gewehrt. Und dann ging es mir erst wieder gut, als ich es wirklich getan habe. Seitdem erlebe ich in Gebetsrunden oft: andere beten laut, was ich gerade gedacht habe. Daran wird mir deutlich: beten ist aussprechen, was der Heilige Geist sagt. Beten ist nicht: sagen, was in den Ohren anderer gut klingt. Das muss man üben, auszuschalten und sich ganz auf Gott konzentrieren. Sehr hilfreich war und ist mir dafür auch der geschützte Rahmen des Frühgebetes am Dienstag morgen.
Der Apostel Paulus sagte mal: wir sollen ohne Unterlass beten. Das sagt mir: es gibt sehr vielfältige Formen des Gebetes. Es geht um die Gewissheit in mir: Gott ist immer da. Ohne Unterlass beten ist: sich selbst immer wieder zu Gott zurückrufen und sich immer wieder bewusst entscheiden: ich will in Gottes Nähe sein.

Du bist oft an Frank Herters Seite, wenn es um Kinder-Aktionen geht. Was begeistert dich am meisten an Kindern?
Kinder sind ehrlich und offen und brauchen viel Liebe.

Was ist für dich das Wichtigste, was du weitergeben willst, auch deinen eigenen Kindern?
Das eine, das wirklich zählt, dass sie den Weg zu Gott finden.

Wenn du eine Million gewinnen würdest ...
Eine Million?? – Geld ist für mich eigentlich unwichtig. Ich habe mal bei einer Versicherung gearbeitet. Da dreht sich alles nur um Geld und dabei habe ich gemerkt: ich verliere Gott ganz aus den Augen. Geld ist zwar notwendig zum Leben, aber ich will lieber nicht so viel Geld haben. Lieber würde ich als Mönch leben.

Und wenn du noch mal von vorn beginnen könntest?
Ich bereue meine Vergangenheit nicht; ich habe gemerkt: Gott kann alles gebrauchen. Zum Beispiel habe ich in der Zeit bei der Versicherung auch was zum Umgang mit Menschen gelernt. Ich habe keine Angst, an fremden Türen zu klingeln. Aber wenn ich noch mal von vorn beginnen könnte, würde ich sofort um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist beten lassen! Im Übrigen habe ich die Ewigkeit vor mir. Was sollte ich mich da um ein paar Jahre grämen!

Was wünschst du dir für unsere Gemeinde?
Dass jeder sich einen Mitchristen als Seelsorger sucht, um Nöte und Sorgen loszuwerden und zusammen zu beten. Also: dass das Leben nicht so oft an der Oberfläche bleibt und wir einander nur sagen: mir geht’s gut, sondern dass wir bewusst auch andere Zeiten zusammen aushalten.

Vielen Dank für das Gespräch und all deine Dienste an den verschiedenen Stellen unserer Gemeinde!


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25
Februar und März 2011

Der Glaube hilft zur Aufrichtigkeit

Gerd Norzinski ist der Jakobikirche schon sehr lange und der Bauphase durch die letzten Jahre hindurch besonders verbunden, denn seit 2008 ist er Vorsitzender der Gesellschaft zur Erhaltung der Jakobikirche e.V.. Aber auch längst davor und trotz seiner zunehmend herausfordernden Berufsjahre, zuletzt als Geschäftsführer eines technischen Unternehmens in Freiberg, hat der gebürtige Freiberger seine Gaben und Möglichkeiten bei uns in Gemeinde eingebracht, etwa im Kirchenvorstand (von 1984 – 2002) oder im „Bibelgesprächskreis“, dem er seit seiner Gründung unter Pfarrer Milde vor ungefähr 30 Jahren angehört. Bis heute ist er begeisterter Teilnehmer beim jährlich stattfindenden „Männerforum“, einer Einrichtung, die in der ehemaligen Partnergemeinde von Jakobi, Sulingen, angesiedelt ist und die sich zu Rüstzeiten in West und Ost trifft. Er ist mit Marianne verheiratet, hat zwei Töchter und ist trotz seines regen Engagements für seine 5 Enkel auch für Spontaneinsätze, z.B. bezüglich des Baugeschehens, zu haben. Gundula Rudloff führte das Gespräch.

Gerd, was geht dir durch Kopf und Herz, wenn du in der frisch sanierten Jakobikirche stehst?
Dank, dass wir durch die Fördermittel die Möglichkeit bekommen haben, so grundlegend zu sanieren und damit so ein wertvolles Gebäude zu erhalten. Ich bin in der Jakobikirche getauft und konfirmiert worden; von daher muss ich allerdings sagen, dass ich die Kirche auch, wie sie war, lieb gewonnen habe.
Ich empfinde große Dankbarkeit auch dafür, dass so viele Menschen aus unserer Gemeinde diese ganze Bauphase finanziell mitgetragen haben und dass sich die Gemeindeleitung so dafür eingesetzt hat. Als ich das erste Mal unter dem Gewölbe stand - oben auf dem Gerüst - und die Baustrahler die Farben beleuchtet haben, das war für mich sehr ergreifend. Es ist einfach erstaunlich, wie toll alles geworden ist nach dem desolaten Zustand zuvor.

Es ist ja in unserm Land längst nicht mehr selbstverständlich, zur Kirche zu gehören. Wie ist es gekommen, dass es für dich so selbstverständlich ist?
Ich weiß nicht, ob ich von mir aus diesen Weg gegangen wäre. Prägend war meine Frau. Auch wenn ich christlich erzogen wurde, habe ich Leben mit christlicher Gemeinde erst durch sie kennen gelernt. Als Kind war ich in der Christenlehre und im Konfirmandenunterricht, aber ich habe mir immer gesagt: wenn ich mal nicht mehr muss (also nach der Konfirmation), dann höre ich damit auf. Aber als ich Marianne kennen gelernt habe, hat sie sehr deutlich gemacht: entweder mit Kirche oder nicht mit ihr. Ich hab mich für sie entschieden und habe dann gedacht: wenn man schon bekennt, zur Kirche dazu zu gehören, dann muss man das auch mit Leben füllen. Etwas später habe ich mich dann auf Anfrage von Pfr. Milde zur Kirchenvorstandswahl aufstellen lassen.

Wenn du an das Leben in der Kirchgemeinde denkst – was war besonders prägend?
Die Vakanz (Zeit der unbesetzten Pfarrstelle, Anm. der Redaktion) nach Pfarrer Milde. Das war wie eine Bewährungszeit, wo ich zum Beispiel auch Lesepredigten mit gehalten habe. Was ich in der Zeit gemerkt habe: als Kirchenvorsteher kann man viel machen, auch Gottes Wort verkündigen, aber die Seelsorge kommt zu kurz. Und das ist ganz wichtig, entscheidend für viele Menschen.

Was verstehst du unter Seelsorge?
Abendmahl feiern, geistliche Gespräche führen, auch Sterbebegleitung. Das ist doch die Hauptsache, dass da eine vertrauenswürdige Person ist, die für einen da ist, wenn etwas auf der Seele brennt.

Wie würdest du die Hauptaufgabe christlicher Gemeinde heute in unserer Stadt beschreiben?
Was die christlichen Gemeinden an gemeinsamen Dingen angeschoben haben (z.B. Pfingstmontag oder auf dem Bergstadtfest oder während des Christmarktes), das muss weiter gehen, damit alle über den Tellerrand hinausschauen und gemeindeübergreifend denken. Ich finde es wichtig, eine Haltung abzulegen, wo man sagt: das war schon immer gut, deshalb ist es auch in Zukunft das richtige. Was zusammen zu machen, hat die Chance, Kräfte zu bündeln, um mit den vorhandenen personellen und finanziellen Möglichkeiten attraktivere Arbeit machen zu können. Ich finde es ein lohnendes Ziel, mehr Ökumene zu leben durch mehr gemeinsame Gottesdienste. Ich meine, wir kennen uns als Christen der Stadt Freiberg zu wenig. Aber erst, wenn wir uns wirklich kennen, können wir auch Gemeinsamkeiten finden.

Gibt es einen Bibelvers, der dir besonders wichtig ist?
Nein. Dazu muss ich sagen: mir ist immer mehr klar geworden, wie viele Lücken ich bezüglich des Wissens über die Bibel habe. Da habe ich mir vor einiger Zeit ein Buch gekauft, wo Grundlegendes über das Christsein beschrieben ist. Das lese ich mit viel Gewinn. Vielleicht habe ich mir auch einfach wenig Zeit genommen. Jetzt will ich mich jedenfalls etwas tiefgründiger damit beschäftigen; ich habe ja jetzt auch mehr Freizeit.

Hast du einen Tipp für Ruheständler?
Ja: bringt euch ein in Gemeinde! Es gibt so viel zu tun. Wenn viele mit anfassen, kann viel erledigt werden. Das sehe ich ganz pragmatisch.

Wenn du eine Million gewinnen würdest …
… würde ich sicher davon was für den Kirchenbau geben und natürlich für Familie und Kinder – aber ich spekuliere nicht darauf!

Was möchtest du deinen Kindern und Enkeln mit auf den Lebensweg geben?
Vorbild zu sein – in allen Lebensbereichen.

An welche Werte denkst du besonders?
Leben in Harmonie: so leben, dass ich dem andern in die Augen schauen kann und niemandem aus dem Weg gehen muss. Außerdem: Anstand und Achtung gegenüber dem Partner. Und: ich habe schon oft eine schützende Hand über mir gespürt. Ja, Gottvertrauen, das ist auch etwas, was ich weiter geben möchte. Gottvertrauen schließt für mich alles ein, was ein Christenleben ausmacht. Gott vertrauen - wenn mir das immer gelänge, könnte ich auch die 10 Gebote Gottes einhalten.

Gibt es Situationen, in denen du Gottvertrauen besonders gebraucht hast?
Ja, bei Schwierigkeiten in der Firma. Viele Leute aus der Gemeinde waren in der Situation für mich da und haben versucht, das mit zu tragen. Ich glaube schon: Gott hat mir Kraft gegeben, die Probleme zu lösen. Oder bei einer schlimmen ärztlichen Diagnose. Ohne dieses Vertrauen wäre mir heute noch unbegreiflich, wie ich das mit so großer Abgeklärtheit aufnehmen konnte. Da habe ich ganz konkret gemerkt: ich bin getragen. Sonst kenne ich mich anders.

Was begeistert dich am meisten?
Dass ich mich sportlich betätigen kann: Klettern, Ski fahren, wandern, überhaupt: in der Natur sein. Wo ich auch gern dran zurückdenke: an Klettertouren in einigen Wänden der Hohen Tatra und an die World-Lopped-Läufe. Das sind alles Ski-Langläufe über 50 km Länge. Von den 10 europäischen Läufen habe ich 8 gemacht. Aber noch was ganz anderes: ehrliche, aufrichtige Menschen. Das sind für mich Vorbilder.

Und würdest du sagen, dass der christliche Glaube dir zu so einer Aufrichtigkeit hilft?
Ja, unbedingt; der Glaube hilft auch, um Vergebung zu bitten, wenn ich merke, dass ich andere Menschen verletzt habe.

Vielen Dank für das Gespräch und für allen Einsatz! Und viel Freude und Kraft weiterhin!


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24
Dezember 2010 und Januar 2011

Zuerst auf Jesus schauen

Carmen Trautmann ist eine echte Freibergerin und innerhalb unserer Stadt besonders mit der „Siedlung“ verbunden – wurde sie doch Weihnachten 1962 im Gemeindehaus Beutlerstrasse getauft. Dort war sie die meiste Zeit ihres Lebens nicht anzutreffen; das änderte sich, nachdem es inzwischen knapp 6 Jahre her ist, dass sie einen Glaubenskurs (Alpha) bei uns besucht hat. Heute ist sie regelmäßig im Dienstags-Frühgebet in der Beutlerstrasse anzutreffen, verteilt – ebenso im „Siedlungsgebiet“ - Gemeinde-aktuell, gehört einem Hauskreis an, macht in Gottesdiensten mit und ist eine wichtige Säule unseres Besuchsdienstes. Und ist als sportlicher Typ zuweilen auch joggend in der Siedlung zu sehen.
Carmen Trautmann ist Geologie-Ingenieurin und beruflich gerade dabei, ein Altbergbau-Kataster als digitalen Datenpool aufzubauen – wobei sie nicht nur die unterirdischen Gänge, sondern auch die Frömmigkeit der Bergleute spannend findet. Sie ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes. Gundula Rudloff trank mit ihr mehrere Tassen Tee.

Carmen, seitdem ich dich kenne, bist du nicht mehr wegzudenken aus dem Gemeindeleben - was ist dir so besonders wichtig geworden?
Ich bin ja noch Kleinkind im Glauben, gerade so alt wie euer Jonatan. Meine Konfirmation am 24. Juli 2005 war damals dein letzter Arbeitstag vor der Elternzeit. Mir ist wichtig geworden, „eingeflochten“ zu sein in ein Beziehungsnetz, in Gemeinde Menschen zu begegnen. Mit ihnen kann ich meiner Sehnsucht nach Begegnung mit Jesus Ausdruck geben und im Glauben wachsen. Ich empfinde mich in Bezug auf den Glauben wie ein neugieriges Kindes. Ich fühle mich einfach hingezogen, das lässt sich nicht in Worte fassen; vielleicht „hingeliebt“. Mir ist wichtig geworden zu wissen: da gehöre ich hin und ich kann’s mir nicht mehr vorstellen, die Zeit Sonntag früh nicht mit Gottesdienst zu füllen.

Gleich im Anschluss an den Glaubenkurs bist du Mitglied in einem Hauskreis geworden. Was bedeutet dir der Hauskreis?
Begegnung, nicht allein stehen im Glauben, von eigenen Problemen wegsehen können; die Lasten des Alltags gemeinsam im Gebet Gott hinhalten; drüber reden, was uns beschäftigt, also über die guten und schweren Seiten des Lebens und das alles miteinander tragen. Im Mittelpunkt steht dabei ein geistliches Thema und so können wir auch geistlich wachsen; aber das braucht Zeit miteinander und es ist gut, wenn da Menschen sind mit einer „Hirtengabe“, die uns zusammen halten.

Du hast das Gebet erwähnt, das dir ja offensichtlich etwas sehr Wertvolles ist. Hast du besondere Erfahrungen damit gemacht?
Ich denke zum Beispiel an das Gebet für Menschen, mit denen der Umgang für mich sehr schwer war. Ich habe gemerkt: durch das Beten verändert sich was.
Was sind dir die wichtigsten Gebetsanliegen für unsere Gemeinde?
Dass „Mühselige und Beladene“ Gottes Liebe erfahren, angerührt werden; dass Heilung geschieht – bei Krankheit und gerade auch in Beziehungen.
Und wo Gott nicht erhört, ist mir das ein Ansporn, im Gebet dranzubleiben und in dem Vertrauen zu wachsen, dass Gott einen guten Weg hat, selbst wenn’s für mich nicht erkennbar ist.

Dein weites Herz für die „Mühseligen und Beladenen“ hat dich ja auch für die Mitarbeit im Besuchsdienst bereit gemacht. Was sind deine Erfahrungen damit?
Der Besuchsdienst bringt für mich Kontakt mit Menschen, denen ich noch nie begegnet bin. Ich kann was mitbringen, manche sind total überrascht, sogar glücklich, dass jemand kommt und sich mit ihnen unterhält. Denn häufig haben auch die eigenen Kinder keine Zeit.
Und wenn dir Menschen unfreundlich begegnen?
Ich bete danach und gebe die Situation an Gott ab mit der Bitte, dass er die Menschen etwas von seiner Liebe erfahren lässt – wenn nicht durch mich, dann vielleicht durch das kleine Büchlein oder den schriftlichen Gruß, den ich hinterlasse… - Aber es gibt viel Dankbarkeit!

Bei dir fällt mir immer auch dein Garten ein und die besondere Beziehung, die du zu deinen Pfanzen hast ...
Zur Natur überhaupt! Viele Menschen gehen hektisch an allem vorbei, was uns die Schöpfung vor die Füße legt; mit allen Sinnen wahrzunehmen ist auch eine Möglichkeit, Gott zu erkennen. Mir macht es einfach Spaß, draußen was Schönes zu entdecken und für mich ist das auch nicht wetterabhängig. Eigentlich könnten wir mal einen Gottesdienst draußen feiern; das ist vielleicht auch anziehend für Menschen, die nicht in die Kirche gehen.

Zum Stichpunkt: Gott draußen erfahren: du hast vor kurzer Zeit „Wege-Exerzitien“ mitgemacht? Was ist das und was hast du für Erfahrungen dabei gemacht?
Das war ein Angebot der katholischen Jesuitengemeinschaft Dresden – wobei mir bei „katholisch“ als erstes aufgefallen ist, wie viel Gemeinsames wir haben!
Eine Erfahrung war: mit einem biblischen Thema zu laufen und unterwegs zu sein, hat bei mir auch innerlich was in Bewegung gebracht. Ich habe gemerkt: es gibt einen Zusammenhang zwischen äußerer und innerer Bewegung. Es war gut, in Gemeinschaft zu schweigen, nicht immer zu schwatzen und dadurch sich selbst und die Natur neu wahrzunehmen. Die Stille kommt in der lauten Welt meist zu kurz.
Würdest du so etwas weiter empfehlen?
Ja, stille Zeiten oder mal ein stilles Wochenende kann sehr hilfreich sein, um Gott zu begegnen. Wir haben ja gerade das „Jahr der Stille“. Ich versuche auch, das Joggen mit stiller Zeit zu verbinden. Und ich beginne den Tag mit stiller Zeit, wo ich mir 15 – 20 Minuten nehme, um Ausrichtung zu finden. Beten heißt für mich nicht nur: Gott vollplappern, sondern auch hören können. Wertvoll ist mir auch ein stiller Tagesabschluss geworden, wo ich den Tag vor Gott noch mal an mir vorüberziehen lassen kann und wo Gutes und Schlechtes seinen Platz haben darf.

Wenn du noch mal von vorn anfangen könntest ...
Mir ist wichtig geworden: es war alles gut so, wie es war. Äußerlich betrachtet, habe ich viel Zeit meines Lebens ohne Gott verbracht, aber ich bin heute sicher: er war dabei; das ist für mich so etwas wie „innere Heilung“. In diesem Zusammenhang ist mir meine Taufe ganz wichtig geworden. Ich würde es so sagen: ich habe Frieden gefunden mit dem, was ist.

Hast du bestimmte Ziele oder Träume für dich oder für Gemeinde?
Dass ich Gott mehr im Alltag erlebe und mich zu einem Menschen entwickeln kann, der Jesus ähnlicher ist. Das heißt für mich zum Beispiel auf Arbeit, wo Glaube bei den meisten keine Rolle spielt, was von Gottes Liebe reinzubringen.
Und für Gemeinde wünsche ich mir, dass wir untereinander offener werden, voneinander lernen, einander annehmen, nicht nur ein gutes „Sonntaggesicht“ aufsetzen, sondern wirklich füreinander da sind. Das habe ich so erfahren und das hat mich tief berührt. Auch echt sein können, wenn es einem nicht gut geht und durch die Hand des Nächsten wieder Gottes Hand spüren.

Hast du einen Bibelvers, der dir viel bedeutet?
Ich habe zur Konfirmation das Wort aus der Bergpredigt geschenkt bekommen: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles zufallen (Matthäus 6,30). Das heißt für mich: ich will zuerst auf Jesus schauen; dann bekommt alles andere im Leben schon seinen richtigen Stellenwert. Und wenn ich mir meines Platzes bei Gott bewusst bin, kann ich auch auf manches verzichten, was mir sonst wichtig erschien. Zu erkennen: das Leben hängt nicht von mir und meinen Möglichkeiten ab - das war im Glaubenskurs mein größtes Geschenk, wie eine Erlösung.

Vielen Dank für das Gespräch und alle Gaben die du in unsere Gemeinde einbringst!


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23
Oktober und November 2010

Sadko Meusel

Sadko Meusel ist als gebürtiger Görlitzer vom Wohnen her viel in Sachsen herumgekommen: Chemnitz, Mittelbach, Zschopau. Ähnlich vielfältig sind seine Interessen und Hobbys, die von Angeln über Tischlerei, Lesen, Skat-Spielen, bis zum Bier trinken gehen. Seit 2002 lebt der gelernte KFZ-Mechaniker in Freiberg, wo er seinen Diplom-Abschluss in Maschinenbau gemacht hat und sich seitdem mit Erdgas beschäftigt. 2006 hat er seine Frau Linda geheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Sadko ist inzwischen langjähriger Mitarbeiter bei Bakigo und engagiert sich im Hauskreis. Gundula Rudloff befragte ihn für "Gemeinde Aktuell".

Sadko, was hat dich eigentlich geistlich geprägt?
Erstmal, dass ich Pfarrers-Sohn bin; ich habe also eine kirchliche Grundprägung. Und ich war in einer Kirchgemeinde, wo es eine gute Jungschar gab. Die großen Jugendlichen haben sich mit uns Kleinen abgegeben, waren uns Kumpels und Vorbilder und haben eine Atmosphäre geschaffen, wo man einfach gern war.
So richtig mit Glauben ging es bei mir erst in der Jungen Gemeinde los. Ausschlaggebend dafür war mehreres: ich wurde als Mitarbeiter für die Jungschar angefragt.
Nach einiger Zeit kam der Jugendwart und fragte mich, ob ich auf einer Jungschar-Rüstzeit mitarbeiten will. Dann gab es Pfingstrüstzeiten, die ein Christ aus der Nähe von Tübingen regelmäßig geleitet hat.
Im Anschluss an die Bibelarbeit wurde oft ein Lied gesungen und wer sein Leben mit Jesus festmachen wollte, konnte während eines Liedes aufstehen. Irgendwann hab ich gemerkt: das ist jetzt für mich dran. Ich habe meinen Kumpel neben mir gefragt, ob er auch aufsteht, aber er wollte nicht. Bei der zweiten Strophe hab ich den Kumpel an meiner anderen Seite gefragt, ob er mit aufsteht. Bei der dritten Strophe bin ich allein aufgestanden.

Wie würdest du das jetzt aus dem Abstand sehen: hat dieser Schritt etwas bei dir verändert?
Ich will es mal so sagen: diese Bekehrung war ein Schritt von vielen; Umkehr ist immer wieder nötig. Aber die Verbindlichkeit im Glauben – für mich selber und vor anderen – die war mit diesem Schritt verbunden, weil seitdem klar war: ich hab mein Leben mit Jesus festgemacht!

Das heißt: du würdest anderen das auch empfehlen?
Ja, die Entscheidung zu treffen, mit Jesus zu leben, ist sehr wichtig. In welcher Form auch immer das geschieht, spielt keine Rolle, aber dass da auch jemand ist, mit dem man diese Entscheidung im Gebet festmacht.

Kannst du von einem Erlebnis mit Gott aus der letzten Zeit erzählen?
Wir haben im Urlaub eine gute Zeit in einem christlichen Freizeithaus im Schwarzwald gehabt. Mit andern Christen dort Gemeinschaft zu haben und an Angeboten teilzunehmen, war echte geistliche und körperliche Erholung. Total beeindruckt hat mich das Referentenehepaar, das in fast kindlicher Naivität von Jesus geredet hat, ganz ohne Menschenfurcht. Ich finde vorbildlich, wie sie als Ehepaar in allen Problemen auf die Kraft des Gebetes vertrauen und so alle Probleme lösen…

Der wichtigste Auftrag von christlicher Gemeinde ist….
… Barmherzigkeit. Ich glaube, das ist ein Schlüssel dafür, wie Glaube sich ausbreiten kann.

Wie stellst du dir das konkreter vor?
Zum Beispiel durch Gastfreundschaft. Wenn wir Gästezimmer in Gemeinde hätten…. Ich merke: Geld opfern fällt mir leicht. Viel schwerer ist es schon, Zeit zu opfern. Ganz schwer vorstellbar ist für mich, fremde Menschen in mein Leben zu integrieren. Aber da müssten wir hin; unser privates Leben öffnen…

Warum engagierst du dich für Bakigo?
Weil das Kindesalter für den Glauben ein Schlüsselalter ist; hier wird der Grundstein gelegt. Manchmal denke ich: wenn wir für die Bakigo-Kinder unser Haus öffnen würden, wäre es schnell voll… Ich finde an der Arbeit so wichtig, dass jedes Kind merkt: ich bin wichtig und dass sie was von Jesus erfahren.

Sähe dein Leben anders aus, wenn du nicht Christ wärst?
Ich hätte bestimmt eine Kleinkriminellen-Karriere begonnen. Die Gelegenheiten zum Betrug sind doch überall da; man muss nur zugreifen. Aber als Christ weiß ich, wem ich Rechenschaft schuldig bin.

Welche Erfahrungen machst du damit, dich in einer nicht-christlichen Umgebung – zum Beispiel im Beruf – als Christ zu erkennen zu geben?
Das verursacht immer wieder Erstaunen: gibt’s so was noch? Dabei merke ich: Argumente für Gott bringen nichts. Ich denke, dass ich den christlichen Glauben halbwegs erklären kann, aber wichtiger ist, dass ich erzählen kann, was ich mit Gott erlebt habe. Nur weiß ich meist nicht, ob das was und wenn ja, was das auf Dauer auslöst….

Was gehört für dich zu den wichtigsten Bibelgeschichten?
Lukas 15, die Geschichte vom verlorenen Sohn. Am älteren Sohn (der sich über die Umkehr des jüngeren Sohnes nicht mit freuen kann, Anm. der Redaktion) wird mir deutlich: ich fülle mein Sohn-Sein nur halb aus; ich nutze mein Erbe nicht richtig bzw. nur so, als wenn ich zum Rasenmähen im Schuppen den besten Rasenmäher hätte, aber zur Sense greifen würde. Der ältere Sohn erinnert mich: ich könnte von Gott jeder Zeit alles haben, aber ich nutze die Möglichkeiten Gottes nicht.

Die Möglichkeiten Gottes nutzen – was heißt das für dich in Gemeinde?
Letztlich wissen wir doch: Gott ist nur Mut zum Vertrauen: Gott ist da; er wird sich durchsetzen. Gott ist tausendmal größer als wir uns vorstellen können. Das ist für mich auch Ansporn zu Barmherzigkeit und dazu, Glaubensprägungen, die nun mal verschieden sind, nicht zu Streitthemen zu machen.

Was macht Einheit in Gemeinde aus?
Dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen und akzeptieren, dass wir nicht perfekt sind! – Du kennst ja die Anekdote: Sagt einer zum andern: „Ich such mir ne neue Gemeinde, aber die muss perfekt sein!“ Sagt der andere: „Na, dann mal auf! Nur bedenke: sobald du in dieser Gemeinde bist, wird sie nicht mehr perfekt sein.“

Vielen Dank fürs Gespräch und viel Segen – auch im Einsatz in einer nicht perfekten Gemeinde!


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22
August und September 2010

Ellen Nicke

Wachsein in Liebe und Achtung vor Gott und vor einander
Ellen Nicke ist eine Frau des Hintergrunds. In Freiberg geboren und traditionell christlich aufgewachsen, war Gemeindezugehörigkeit für sie immer selbstverständlich; allerdings in Jakobi-Christophorus erst seit 2002. Die kirchlichen Erinnerungen an Kindheit und Jugend kommentiert sie schlicht mit „alles nur Pflicht“ oder „scheinheilig, denn wenn’s drauf ankam, hab ich nicht geglaubt“. Dass das heute ganz anders ist, scheint durch jeden ihrer Sätze hindurch. Wobei sie keinen Hehl aus ihren Prioritäten macht: das wichtigste sind die Enkel, die 3 Kinder ihrer Tochter. Und so ist Ellen Nicke – auch wenn sie seit 1999 verwitwet ist - nicht einsam oder untätig. Denn auch das Mittun in der Kirchgemeinde hat einen wichtigen Stellenwert bekommen. Ihr dienendes Herz spürt man ihr zum Beispiel im Kirchenkaffee-
Team ab, wenn sie liebevoll und mit selbstgebackenem Kuchen alles für nach dem Gottesdienst vorbereitet oder gleich mehrere und „unbequeme“, weil steile Straßen mit Gemeinde-aktuell regelmäßig versorgt. Außerdem hat sie im Frauenkreis und im Hauskreis ihren festen Platz. Gundula Rudloff unterhielt sich mit ihr.

Ellen, im Hinblick auf deine Beziehung zu Gott hast du große Veränderungen erlebt. Wie kam das?
Irgendwie wusste ich schon lange: es muss mehr geben – aber Gott hatte mich noch nicht erreicht und die von ihm gesandten Schutzengel haben mich nicht aufgeweckt.
Als mein Mann eingeschlafen ist, habe ich von Gott bildhaft seine Führung gezeigt bekommen. Ich vernahm verwundert zunehmend etwas Schützendes um mich. Es ist, als wenn Gott mir das Liebste genommen hat, damit ich ihn finde. Jetzt bin ich 10 Jahre dabei, Gott zu erfahren. Von ihm angenommen zu sein ist das größte Geschenk, das ich überhaupt bekommen konnte und das ich nie wieder abgeben möchte, nicht in größter Freude und nicht in tiefster Trauer.
Als ich zum Glauben gekommen bin, wollte ich helfen und mir wurde klar, dass ich meine Möglichkeiten zuerst bei meinen Enkeln einsetzen sollte. Und ich habe gedacht: jetzt muss ich wissen, was in der Bibel steht, aber allein begreifst du’s nicht. Da bin ich in den Frauenkreis gegangen und in einen Alpha-Kurs (Glaubenskurs) und folgte einer Einladung in einen Hauskreis.

Wie kannst du das noch beschreiben, was für dich durch die Erfahrung Gottes anders geworden ist?
Ich bin ein neuer Mensch geworden, Gott hat mich verwandelt. Das ist phantastisch: Gott schenkt mir in heiklen Situationen Frieden; meine Verbissenheit hat er in Freude und Lockerheit verwandelt; früher konnte ich nie auf Menschen zugehen, heute habe ich nicht mehr solche Schwierigkeiten damit. Aus einem pingeligen Menschen ist ein großzügiger geworden, der über viele Kleinigkeiten hinwegschauen kann; ich kann eher loslassen; andere Menschen sind mir lieber und wichtiger als dass mein Umfeld perfekt ist.

Hast du in der letzten Zeit etwas besonders Schönes mit Gott erlebt?
Fast täglich erlebe ich ihn in Kleinigkeiten - die für mich groß sind. Ein Beispiel: ich habe das Haus verlassen, um einkaufen zu gehen. Aus irgendeinem Grund muss ich noch mal zurück, weil ich was vergessen habe. Und dann merke ich: das Fenster steht noch offen. Oder: der Schlüssel ist weg und ich suche ihn akribisch – bis ich anfange zu beten: Herr, du weißt, wo er ist, hilf mir…. Und ich drehe mich um, gucke in die Tasche und – schwupp, da ist er. Das sind Momente, die man nicht begreifen kann und davon gibt es viele….

Hast du Pläne für dein Leben?
Ja! Beten, dass Gott mir Kraft gibt, meine Enkel führen zu dürfen, bis sie selbständig genug sind… Ihnen mein Vertrauen schenken und ihre kindliche Liebe und Offenheit erfahren zu dürfen. Die weiteren Pläne hält Gott für mich bereit.

Was ist für dich das Wichtigste, was du deinen Enkeln weiter geben willst?
Liebe, Verständnis für vieles, Wissen, Lebendigkeit, Trost vom Alltag. Ich will sie auch mal verwöhnen dürfen an Körper und Seele. Auch Gott gehört dazu. Ich vertraue fest, dass er mir genug Kraft dafür geben wird.

Jakobi-Christophorus – was freut dich am meisten an unserer Gemeinde?
Die offene Atmosphäre, dass alle Generationen vertreten und angenommen sind.

Was stört oder sorgt dich im Hinblick auf unsere Gemeinde am meisten?
Wir sollten uns nicht so viel an Kleinigkeiten stoßen - zum Beispiel, wenn was nicht am richtigen Platz ist - oder an allem, was wir ungewöhnlich finden und mehr Verständnis füreinander aufbringen. Als größtes Problem sehe ich das Generationenproblem an. Ich bin stolz auf das Miteinander der Generationen in Jakobi-Christophorus, aber es muss noch mehr Integration von Älteren und Kindern geben. Wenn Kinder im Gottesdienst mal etwas lauter sind – also nicht öfters, das wäre ein Erziehungsproblem – sollte man sich nicht gleich empören und wenn ein älterer Mensch mal komisch guckt, sollte man nicht gleich negativ von ihm denken, sondern freundlich das Gespräch suchen… Zusammenfassend gesagt: ich denke, wir können noch darin wachsen, in Liebe und Achtung vor Gott und vor einander zu leben.
Noch ein Wort zu Gemeinde: ich gehe auch gern mal zum Gottesdienst in eine andere Kirche, um Gottes Wort in einer anderen Atmosphäre wahrzunehmen. Kirchen sind inspirierende, geschichtlich und architektonisch interessante Bauwerke. Sie sind für mich Orte der Stille, des Zu-Sich-Kommens, des Betens, Hörens und Dankens. Für mich ist unsere Gemeinde nur ein Teil der großen Gemeinde vor Gott.

Wir würdest du den Auftrag unserer Gemeinde für die Stadt beschreiben?
Immer wieder neue Wege in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen finden! – Aber das geht nur gemeinsam und mit anderen Gemeinden.

Gibt es ein Bibelwort, das dir besonders wichtig ist?
Mein Konfirmationsspruch: „Der Herr behüte dich vor allem Übel; er behüte deine Seele.“ (Psalm 121,7) An diesem Wort wird mir bewusst, dass Gott mich schon immer geführt hat und dass er verlässlich ist.
Und: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“ (Jeremia 29, 13-14) Das erinnert mich daran, dass ich keine halben Sachen machen und nicht zurück in Scheinheiligkeit will. Mit ganzem Herzen war ich früher bei meiner beruflichen Arbeit. Heute weiß ich: wenn ich Gott ernsthaft und ehrlich und mit voller Überzeugung inständig bitte, dann hat er garantiert ein Wunder, einen Weg, eine Überraschung für mich. Aber es ist schwer, zu so einer Herzenshingabe zu finden, denn das Leben ist so unruhig. Aber Gott tut Wunder, jeden Tag. Das ist gewaltig!

Welche Rolle spielt die Bibel sonst für dich?
Ich habe die Erfahrung gemacht: je mehr ich mich mit der Bibel beschäftigen, desto mehr spüre ich die Wunder Gottes! Das Bibellesen ist wichtig nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern mit anderen zusammen, um das Wort Gottes zu verstehen. Damit es eine Herzenssache wird, brauche ich Gruppen und Kreise, Predigt, Bücher… Und je mehr ich mich mit der Bibel beschäftige, bewundere und achte ich die Schöpfung. Und hier schließt sich für mich der Kreis, dass wir alle, Große und Kleine, dazugehören. So ist jeder Tag für mich eine Bewährungsprobe, Gottes Liebe mit Dank anzunehmen und diese weitergeben zu können.

Danke für das Gespräch und alles Einbringen bei uns in Gemeinde! Ich wünsche dir noch viel dankbares Staunen über die Wunder Gottes und dass du damit viele Menschen anstecken kannst!


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21
Juni und Juli 2010

Henry Kunze

Henry Kunze gehört zu denen, die mit der Vielfalt des Gemeindelebens zunächst in Jakobi und dann in Jakobi-Christophorus in besonderer Weise vertraut sind. Seit kurz vor der politischen Wende 1989 gehört er dazu, wurde wenig später in den Kirchen-vorstand berufen, zu dem er 15 Jahre lang bis zur Vereinigung unserer Kirchgemeinden gehörte. Die Krippenspiele in der Jakobikirche sind seit 1992 kaum ohne ihn denkbar, (auch wenn er in den letzten Jahren nicht mehr die Leitung inne hatte). Nach einem Glaubenskurs 2001 wurde er Mitglied eines Hauskreises; inzwischen gehört er zu den Hauskreisleitern unserer Gemeinde. Wenn nicht gerade der Kindergottesdienst Bakigo stattfindet, zu dessen Team er seit ca. 6 Jahren gehört, kann man ihn eigentlich immer im Erwachse-nen-Gottesdienst treffen, manchmal sogar auch an exponierter Stelle, denn in der „pfarrerlosen Zeit“ (Krankheit und Vakanz von Pfarrer Milde) hat er sich an Lese-Gottesdienste herangewagt, in denen er mit entsprechender Vorlage die Predigt gestaltet. Henry engagiert sich gern im Kirchnerdienst; außerdem ist er Gründungsmitglied des Vereins Markus 10 e.V., denn er hat ein großes Herz für Kinder und für das Anliegen, ihnen in unserer Stadt gute Bedingungen zu schaffen. Henry hat zwei erwachsene Söhne, 1 Enkelkind, lebt in Weißenborn und ist verwitwet. Gundula Rudloff traf sich mit ihm.

Erzähl etwas von deinem Weg, der dich in christliche Gemeinde hinein führte!
Ich habe immer nach dem Sinn des Lebens gesucht und für mich hat der „kommunistische Glaube“ einfach nicht zum „real existierenden Menschen“ gepasst. Heute sehe ich es so: Gott hat mir immer Menschen an die Seite gestellt, durch die er mich geführt hat. Da war zum Beispiel bei der Armee (1977-79) der Zimmergenosse aus einer Landeskirchlichen Gemeinschaft (eine Gemeinschaft innerhalb der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, (Anm. der Red.), mit dem ich intensiv über den christlichen Glauben geredet habe oder nach dem Studium ein Arbeitskollege, durch den ich dann für längere Zeit Anschluss an Treffen der Landeskirchlichen Gemeinschaft hatte. Aber dann kam es, dass einer meiner Söhne im Grundschulalter (also mit etwa 10) mit einem Mädchen aus der Jakobi-Gemeinde befreundet war und deshalb mit zur Christenlehre gehen wollte. So haben wir ihn zur Christenlehre angemeldet und ich bin von da an auch in die Gottesdienste gegangen. Es blieb nicht aus, dass in mir der Wunsch reifte, auch am Abendmahl teilzunehmen. Ich war als Säugling getauft worden und las inzwischen auch in der Bibel, trotzdem sagte mir der Kollege, dass da noch was fehlt, nämlich die Konfirmation. Ich habe also an einem eineinhalbjährigen Kurs „Erwachsenenkonfirmation“ teilgenommen (was damals nicht ungewöhnlich war, weil viele meinten, im "Westen" mit Konfirmation besser anzukommen) – wobei ich im Nachhinein weiß: das war noch lange Zeit ein „Kopfglaube“, eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus habe ich erst viel später (auch im Zusammenhang mit einem Glaubenskurs unserer Gemeinde) bekommen.

Wenn du einem Fremden etwas von Jakobi-Christophorus erzählen wolltest, womit würdest du beginnen?
Mit der offenen Atmosphäre! Ich würde erzählen, dass wir Gemeinde sind, die versucht, den Glauben nach außen zu leben und Menschen anzusprechen, die mit Gott noch keinen Kontakt haben. Ich würde erzählen von Jugend, Jugend-Gottesdiensten, Glaubenskursen, Kinder-Gottesdiensten und den vielen Hauskreisen, von einem Verjüngungsprozess und der Lebendigkeit.

Was macht dir am meisten Freude bei uns?
Kinder! Das ist ein Geschenk für mich! Als Schüler habe ich mal versucht, einem Mitschüler, der Lernschwierigkeiten hatte, zu helfen. Dabei bin ich total gescheitert. Ich habe gedacht: ich werde nie Lehrer und mache nie was mit Kindern! – Aber Gott hat mir diese Liebe geschenkt! Die Arbeit mit Kindern ist das, was ich heute nie auslasse; im Gegenteil: das hat mich auch durch eine Zeit getragen, in der ich einem Burnout nah war…

Wenn du einen Wunsch für unsere Gemeinde heute sagen kannst, wäre das….
ein Generationenhaus. Ich bin der Meinung, dass die Generationen füreinander da sind. Vielleicht kann man die Gemeindeprogramme so verändern, dass es mehr Berührungspunkte zwischen jung und alt gibt. Es gibt bestimmt viele ältere Menschen, die basteln oder vorlesen oder Hausaufgabenhilfe anbieten und so nachmittags Kinder betreuen können.

Ein zweites Pi-Haus oder Buntes Haus…..?
Nee, das müsste schon deutlich sein, dass wir das als Christen machen … ich weiß auch nicht, ob sich da jemand freiwillig meldet…

Wie kommst du mit dem Schicksalsschlag klar, dass deine Frau Anfang des letzten Jahres ihrem Leben ein Ende gesetzt hat?
Da war zunächst immer die Warum-Frage: warum war niemand da, der sie hat abhalten können? Aber vor meinem inneren Auge habe ich das Bild: sie ist bei Jesus, in seinen Händen geborgen. Und Gott hat für mich gesorgt: ein viertel Jahr lang bekam ich jeden Tag einen Anruf, jemand, der tröstete, fragte, wie es mir geht…. Es waren nie zu viele, so dass es irgendwie zu viel gewesen wäre. Ich fühlte mich dadurch getragen. Ich habe gemerkt, wie wichtig Beziehungen sind, auch im Hauskreis und wie wichtig es ist, mich nicht zurückzuziehen - aber es gibt keine Patentrezepte…
Und heute hat sich die Warum-Frage verändert in die Frage: Was hat Gott mit mir noch vor? Und das ist spannend für mich!

Welche Reaktionen auf deine Trauer waren für dich am hilfreichsten?
Stille Umarmungen, wenn ich Wärme gespürt habe, nicht Distanz; einfach Nähe, das ist besser als viele gut gemeinte Worte. Schmerz und Leid kann man schlecht in Worte fassen.

Gibt es in deinem Leben ein herausragendes Erlebnis mit Gott?
Da muss ich sofort dran denken, wie ich im Sommer 1989 nochmals zur Reserve eingezogen wurde; eine neue Waffe sollte ausprobiert werden. Ich habe das Schießen verweigert – normalerweise steht darauf Armee-Knast. Aber das war für mich eine Gewissensentscheidung. Durch ein Wunder Gottes habe ich nicht schießen müssen und bin frei geblieben, dafür bin ich heute noch dankbar!

Was würdest du als dein größtes Lernfeld bezeichnen?
Ich bin immer noch am Lernen und merke meine Unvollkommenheit überall – etwa in der Beziehung zu meinen Kindern … Letztlich gilt: ich will authentisch sein… Glauben leben….1. Korinther 13 ist für mich ganz wichtig. Da geht es um die Liebe. Ich denke, darauf kommt es an: als Spiegel der Liebe Jesu zu leben… den einzelnen zu sehen und in Liebe auf ihn einzugehen…

Eine letzte Frage: Was meinst du, was brauchen die Menschen unserer Stadt am meisten?
Unsere Liebe – und Gottes Liebe!

Danke, Henry für's Erzählen und für allen Einsatz bei uns! Viel Kraft und Segen für alle Herausforderungen!





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