Seit vielen Jahren erscheinen in unserem Gemeindeblatt "Gemeinde aktuell" Interviews von Menschen, die von ihrem Glauben an Gott erzählen. Inzwischen ist eine beachtliche Sammlung ermutigender Zeugnisse entstanden.



107
Dezember 2024 und Januar 2025

Wir wollen hier, wo wir wohnen, Licht sein

Sebastian und Sophia Mühne wohnen in einem entzückenden und liebevoll eingerichteten Häuschen in Langenau, gemeinsam mit ihrem Hund Eddie. Sie sind seit 2008 verheiratet und haben drei Kinder, die von diesem Zeitpunkt an in ihrem Haushalt aufwuchsen, und zwei Enkelkinder. Sebastian (50) stammt aus Langenau und ist gelernter Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin. Seit 2020 ist er auf Grund seiner Erkrankung an Multipler Sklerose verrentet und unterrichtet noch immer in dem von ihm mithilfe einer Klinik aufgebauten Trainingszentrum für Ärzte und Schwestern. Sophia (37) stammt aus Ostrau bei Döbeln und arbeitet als OP-Schwester im Krankenhaus Freiberg. Kennengelernt haben sich die beiden beim Dienst in der Notaufnahme in Leipzig. Seit etwa zwei Jahren sind sie ein Teil unserer Gemeinde. Daniela Gneuß hat sie getroffen.

Liebe Sophia, was ist euer gemeinsames Lieblingsessen und was trinkt ihr besonders gern?

Wir essen sehr gern Sauerkrautauflauf als vegane Variante, mit Tofu. Unser Lieblingsgetränk ist vielleicht etwas speziell: Es ist Brottrunk, den trinken wir über den ganzen Tag verteilt, wir mögen ihn sehr.

Welches Buch liegt momentan auf eurem Nachttisch?

Sebastian: Wir haben keine Nachttische, dafür haben wir unser Haus zu klein gebaut. Die haben einfach nicht reingepasst. Aber natürlich lesen wir trotzdem. Bei mir sind es meist Sachbücher, manchmal gleich mehrere zugleich, da ich Bücher immer „quer“ lese. Ich interessiere mich vorwiegend für Bücher über Ernährung und gesunde Lebensweise, besonders hat es mir das Buch „China Study“ angetan. Sehr oft lese ich auch in dem Buch „Seelsorge an der eigenen Seele“ von Erich Schick. Er hat es in den 50er Jahren geschrieben, aber es enthält tiefe Wahrheiten, die auch heute noch eine große Wirkung haben.
Sophia: Ich bin von uns beiden eher die Praktische, die dann das von Sebastian Gelesene über gesunde Ernährung umsetzt. Das heißt, ich lese meistens Kochbücher, zum Beispiel das Kochbuch zu „China Study“, und dann kochen wir gemeinsam etwas daraus.

Gibt es Dinge, die ihr neben dem Kochen noch gern gemeinsam macht?

Sophia: Gemeinsam mit unserem Hund Eddie wandern wir sehr gern.

Wer oder was hat euch hinsichtlich eures christlichen Glaubens geprägt? Oder war es ganz anders? Gab es Umwege? Habt ihr Glaubensvorbilder?

Sophia: Wir sind beide traditionell aufgewachsen, der Grundstein unseres christlichen Glaubens wurde in unseren Familien gelegt und gehörte wie selbstverständlich dazu. Wir sind beide getauft, haben Christenlehre und Konfirmation mitgemacht, an Rüstzeiten und Junger Gemeinde teilgenommen. Woran ich mich aber noch bewusst erinnere und was ich sehr einprägsam fand, war eine Situation im Alter von sechs Jahren. Ich sehe heute noch unseren damaligen Pfarrer in unserer Küche stehen und wie er mich persönlich zur Christenlehre eingeladen hat.
Sebastian: Ich habe zwei persönliche Glaubensvorbilder: zum einen meinen Mathelehrer, der erzkatholisch und für mich sehr inspirierend war. Zum anderen ist das der Theologe Theo Lehmann. In unserer Zeit in Leipzig fuhren wir beide Motorrad, gehörten zu den Christlichen Motorradfahrern Sachsens (CMS) und leiteten einen BibelBikerKreis (BBK). Das war für unser Glaubenswachstum eine prägende Zeit, da wir durch das Vorbereiten der Treffen, das Ausarbeiten der Bibelarbeiten und die Beschäftigung mit Gottes Wort einfach ganz nah dran waren.
Sophia: Als wir uns kennenlernten, war Sebastian seit kurzer Zeit aufgrund der Multiplen Sklerose halbseitig erblindet. Ich war Mutter von drei Kindern, hatte meine Ausbildung zu absolvieren, den Haushalt zu schaffen und brachte mich in der Arbeit der christlichen Motorradfahrer ein. Mein Aufgabenbereich hatte sich in kürzester Zeit vervierfacht. Gegenwind seitens des christlichen Arbeitgebers, des Diakonissenhauses, und seitens meiner Eltern kamen noch hinzu. Für mich begann ein neuer Lebensabschnitt und ich lebte bezüglich meines Glaubens enorm auf. Ständig durfte ich erfahren, wie Gott den Weg für mich geplant und mich begleitet hat.

Gab es Krisen in eurem Leben? Wie seid ihr damit umgegangen? Wer oder was hat euch geholfen? Was könnt ihr anderen Menschen in Krisen mitgeben?

Sebastian: Eigentlich dreht sich bei uns immer alles um die eine große Krise, obwohl wir es letztlich nicht als Krise bezeichnen würden. Als ich die Diagnose MS bekam, ging es mir natürlich erstmal schlecht, sowohl psychisch als auch physisch. Wir wussten nicht, wie es weitergehen konnte; und besonders bei mir kamen deshalb viele Ängste auf, was ja in der Situation ein Stück weit auch menschlich und normal ist. Nach einem kurzen freiwilligen Klinikaufenthalt herrschte bei uns beiden aber mehr Klarheit. Die meisten Menschen scheitern bei Krisen am eigenen Ego, die psychische Komponente wird oft verdrängt. Darum auch meine Entscheidung für diese Auszeit. Es war, als ob wir beide dadurch eine Reset-Taste drücken und dadurch einen gangbaren Weg für uns erkennen konnten. Damals wohnten wir in Pirna, wir entschlossen uns zu einem Umzug mit barrierefreiem Hausbau in Langenau. Das war eine gute und wichtige Entscheidung. Generell sind wir beide Menschen, die bei anstehenden Problemen schauen, was möglich ist und dann auch loslegen. Das klingt sehr pragmatisch, hat uns aber in unserer Situation damals sehr geholfen. Aber natürlich habe ich neu lernen müssen, Gott zu vertrauen. Rückblickend sehen wir diese Krise als Wegweiser. Ich habe im Jahr 2022 am Kurs „Fokus Berufung“ teilgenommen, um einfach auch Antworten auf die Frage zu finden, was denn nun genau, mit der Diagnose MS und allen Umstellungen in meinem Leben, meine Berufung ist. Ich suchte nach Antworten auf meine Lebensfragen und habe sie in dem Kurs bekommen. Durch diesen Kurs durfte ich erfahren und lernen, dass es so, wie es jetzt ist, richtig ist und von Gott letztendlich perfekt gedacht. Nun bin ich dran, daraus etwas zu machen. Auch wenn das jetzt nicht der klassische Missionsauftrag ist, den „Focus Berufung“ eigentlich vermitteln will. Eher sehen wir unseren Platz im ganz normalen Umfeld in der Nachbarschaft und leben hier authentisch unseren Glauben; wollen hier, wo wir wohnen, Licht sein. Wir sind der Überzeugung, hier am meisten bewirken zu können. Auch mit oder gerade wegen der Diagnose MS.
Sophia: Sebastian sagte bereits, dass diese Krise für uns ein Wegweiser war, vielleicht der entscheidende in unserem Leben. Heute macht die Diagnose MS unseren Alltag aus. Wir bewegen uns sehr viel, ernähren uns gesund, leiten eine Selbsthilfegruppe. Was sagen wir anderen Menschen, die ähnliche oder auch ganz andere Krisen erleben? Wir leben vor, dass es trotz Krisen weitergeht, ermutigen zu einem Perspektivwechsel, erzählen authentisch von unseren eigenen persönlichen Erfahrungen. Wir haben die Situation angenommen, Gott vertraut und nie hinterfragt, unser Grundton war immer positiv. Das war und ist unser persönlicher Weg.

Wie lebt ihr als Ehepaar Glauben im Alltag? Wie jeder für sich allein?

Sophia: Für uns ist es selbstverständlich, unseren Glauben im Alltag zu leben, er gehört dazu. Ich habe keine festen Gebetszeiten. Für mich steht Dankbarkeit ganz oben und sehr oft und gern praktiziere ich das auf meinem Weg zur Arbeit, auf dem Rad.
Sebastian: Ich bin den ganzen Tag mit dem „Chef“ im Zwiegespräch.

Habt ihr euch als „Neulinge“ in unserer Gemeinde willkommen gefühlt?

Sebastian: Wir fühlten uns willkommen und wussten sofort, dass das unsere Gemeinde wird. Auch da hat uns unsere Pragmatik geholfen. Dinge, die für uns wichtig sind, die werden dann auch angegangen. Das heißt, um mit Leuten ins Gespräch zu kommen, haben wir uns bewusst Zeit für das Kirchenkaffee genommen und uns für den Glaubenskurs angemeldet.

Habt ihr als Ehepaar eine gemeinsame Vision?

Sophia: Unser Trauvers ist Jesaja 60,1. Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Die Formulierung bei Luther trifft es unserer Meinung nach am besten: Er benutzt das Wort „licht“ im Sinne von rein werden, mit Gott in Verbindung sein und im Gespräch; dann werden wir seine Herrlichkeit erleben, schon jetzt. Das haben wir zu unserer Trauung zugesprochen bekommen und im Lauf der Zeit durfte es zu einer Vision für unsere Ehe und unser Leben reifen.

Wenn es möglich wäre, welche Person aus der Bibel würdet ihr gern treffen? Warum?

Sebastian: Ich frage mich oft: Was würde Jesus tun? Was würde er zur „christlichen Bubble“ sagen? Die „Großen“ in der Bibel waren keine Heiligen von Anfang an, sie kennen beide Seiten und waren Menschen mit Brüchen. Diese Menschen finde ich ermutigend, und die Bibel ist voll davon. Je größer die Last war, desto mehr hat Gott ihnen zugetraut.

Liebe Sophia, lieber Sebastian, vielen Dank für eure Offenheit! Wir wünschen euch weiter ein gutes Ankommen in unserer Gemeinde und freuen uns sehr, dass ihr da seid!


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106
Oktober und November 2024

Jesus, du bist größer, du hast die Kontrolle

Susanne Kaiser ist 44 Jahre alt, mit ihrem Mann René seit 25 Jahren verheiratet und 7-fache Mutter. Gemeinsam mit ihrer Familie wohnt sie im alten Forsthaus in Niederschöna. Seit vielen Jahren ist Susanne ein vertrautes Gesicht in unserer Gemeinde. Sie ist eine unserer Organistinnen, leitet den Kinderchor und ist im Lobpreisteam. Sie ist gerade frisch von einer Familienkur im Sauerland zurück. Daniela Gneuß hat sie zu einem Gespräch in ihrem wunderschönen und liebevoll gestalteten Beratungszimmer getroffen.

Liebe Suse, du wohnst nun schon seit vielen Jahren in Niederschöna. Woher stammst du ursprünglich?

Ich stamme aus Hermannsdorf im Erzgebirge. Meine Eltern leben noch dort und immer, wenn ich da bin, spüre ich beim Hören der Mundart und Anblick der Landschaft ein großes Heimatgefühl. Diese gefühlte Verbundenheit ist im Lauf der Jahre sogar noch stärker geworden, ich genieße sie sehr.

Du bist hauptberuflich Mutter; hat man da auch Zeit für Dinge, die man Hobby nennen könnte?

Es gibt verschiedene Dinge, die mir neben allem anderen auch Freude machen oder mich entspannen. Ich stricke sehr gern, nähe, mache überhaupt gern Handarbeit und höre mir dabei Hörbücher oder Predigten an. Bei der Kur habe ich Korbflechten ausprobiert und fand es toll. Auch während der Hausarbeit, die nicht immer geistig herausfordernd ist, höre ich mir meistens etwas an. Sehr gern fahre ich auch Fahrrad.

Gibt es ein Buch, das du empfehlen kannst?

Das letzte Buch, das ich gelesen habe, war ein Sachbuch von Raphael M. Bonelli, einem Psychiater und Neurowissenschaftler. Der letzte Roman war „Rhapsodie der Freundschaft“ von Lynn Austin, einer christlichen Autorin; das war eher ein Wohlfühlroman für Frauen.

Wer hat dich auf deinem Glaubensweg geprägt?

Hinsichtlich des Familienverständnisses haben mich meine Eltern geprägt. Ich komme aus einer großen Familie und habe selber auch eine. Auch den Glauben haben meine Eltern weitergegeben. Später hat mich die Arbeit der Geistlichen Gemeindeerneuerung in Hermannsdorf geprägt, eine entscheidende Rolle haben dabei Manuela und Frank Otto gespielt. Bei uns im Ort waren oft Rüstzeiten, da habe ich auch meinen Mann kennengelernt. Ich war damals mit im Lobpreisteam und kenne damit die Anfänge dieser wertvollen Arbeit. Heute ist es der Verein „Licht auf dem Berg“ in Annaberg.

Wie lebst du im Alltag deinen Glauben? Hast du Rituale? Gibt es Wegbegleiter?

Ich muss sagen, an den Schultagen meiner Kinder bin ich strukturierter. Das gelingt mir am Wochenende oder in den Ferien nicht so gut. Im Alltag habe ich morgens meine Bibelzeit und Zeit mit Gott. Die ist in den 45 Minuten, wenn das erste Kind zum Bus gegangen ist und die anderen noch schlafen. Ich lese in der Küche die Losung und meist ganze Kapitel aus der Bibel, spreche mit Gott über meine Anliegen und versuche zuzuhören. Was mir zusätzlich seit einiger Zeit sehr wichtig geworden ist und inzwischen schon fast automatisch abläuft, ist ein Ritual, das ich aus der Serie „The Chosen“ übernommen habe. Jesus und seine Jünger beten darin jeden Morgen als erstes und jeden Abend als letztes ein jüdisches Morgen- oder Abendgebet. Das hat mich inspiriert, weswegen ich mich mal näher mit diesen Gebeten befasst und meine eigene Version entwickelt habe. Darin bete ich den dreieinigen Gott an für das, was er ist, unabhängig davon, ob er etwas für mich tut oder ich etwas von ihm erwarte. Es ist kein Dank und keine Bitte, sondern eine Anbetung Gottes in seiner Allmacht. Indem ich mich so auf Ihn ausrichte, sortieren sich die Dinge, die mich beschäftigen, in eine gewisse Ordnung ein. Ich spreche das Gebet, wenn ich morgens meine Augen aufschlage, und in dem Moment, wo ich abends meinen Kopf aufs Kissen lege. Es beginnt so: „Gepriesen seist du, Ewiger, unser Gott, König der Welt …“ Diese Gewohnheit erlebe ich als sehr positiv und hilfreich.

Gab es in deinem Leben Krisen?

Es gab mehrere Krisen in meinem Leben; die herausforderndste war die Krise mit unserem ältesten Sohn. Diese Krise hatte auch das Potential, unsere Ehe zu sprengen. Wir hatten eine wirklich sehr schwere Zeit und sehr oft das Gefühl, uns fliegt unsere gesamte Familie um die Ohren. Aktuell hat es sich dahingehend beruhigt, dass unser Sohn ausgezogen ist und seit über einem Jahr zu uns als Eltern keinen Kontakt haben möchte. Die von ihm erzwungene Distanz schafft auch etwas emotionalen Abstand für uns. Schlimm daran war für mich auch das Gefühl, als Mutter komplett gescheitert zu sein. Aber das bin ich nicht. Ich musste lernen, dass Gelungenes und weniger Gelungenes im Leben nebeneinanderstehen dürfen, sich aber nicht aufheben. Ich darf mich über das eine freuen und das andere betrauern, und beides hat seinen Platz und seine Berechtigung. Ich glaube, das war in dieser Krise mein größter Lernprozess.

Wer oder was hat dir geholfen?

Sehr hilfreich war der Kontakt mit Menschen, die ähnliches erlebt haben. Wir haben auch fachliche Unterstützung gesucht, und es gab viele Menschen, die für uns gebetet haben. Ich selber habe in dieser Zeit oft nicht gewusst, wie ich beten soll, mir fehlten manchmal die Worte. Dann habe ich mich daran erinnert und ausgesprochen: „Jesus, du bist größer, du hast die Kontrolle, ich vertraue dir!“ Darauf habe ich mich immer und immer wieder ausgerichtet.

Auch ein Teil deiner anderen Kinder ist bereits volljährig und schon aus dem Haus. Was würdest du anderen Eltern als Tipp mitgeben wollen?

Loslassen. In meinen Augen ist das die größte Lektion der Mutterschaft. Aber es ist für mich als Mutter entlastend und gibt die Kinder frei. Das ist ja letztendlich von Gott so gedacht; die Kinder gehören uns nicht und dürfen und sollen auf eigenen Wegen gehen. Wir als Eltern treten mehr und mehr in die zweite Reihe und sind nicht mehr der erste Ansprechpartner für unsere Kinder. Für manche Eltern, das erlebe ich, fühlt sich loslassen schwer an oder herzlos. Ich vermute, dass auch eine gesunde Ordnung das Loslassen der Kinder leichter macht: Die Paarbeziehung kommt vor der zu den Kindern und soll gut gepflegt werden!

Liebe Suse, seit einiger Zeit steckst du in einem neuen Projekt: Du lässt dich zur Therapeutischen Beraterin und Seelsorgerin ausbilden. Wie kam es dazu?

Da spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Zum ersten unterstützen wir seit vielen Jahren die Arbeit 1000plus. Das ist eine Arbeit, die sich für den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzt und Frauen „ohne Schein“ berät. Es hat etwas in mir tief berührt, wenn ich dokumentierte Beratungsfälle gelesen habe: Wie es durch die Beratung gelingt, Frauen so zu ermutigen, dass sie sich ihrer Ressourcen bewusstwerden und ein Ja zu ihrem Kind finden. Das zweite ist mein eigener Seelsorgeprozess bei einem Therapeuten. Ich bin beeindruckt von der Veränderung, die bei mir selber möglich war und die ich mir vorher nicht im Geringsten hatte vorstellen können. Ich hatte mehrmals das Gefühl, ganz neue Räume oder ein neues Land zu betreten und entdecken zu dürfen. Diese befreiende Erfahrung möchte ich gern weitergeben und habe daher die Ausbildung zur Therapeutischen Seelsorgerin und zur Heilpraktikerin für Psychotherapie begonnen. Die Prüfung als Heilpraktikerin habe ich dieses Jahr erfolgreich bestanden, die Ausbildung zur Seelsorgerin läuft noch; aber ich darf parallel schon beraten. In meinem Beratungsraum zu Hause biete ich nun Beratung und Seelsorge an und möchte das gern weiterentwickeln und ausbauen. Auch in diesem Prozess vertraue ich darauf, dass Gott mich dahin bringen wird, wo er mich gebrauchen will.

Wenn es möglich wäre: Welche Person aus der Bibel würdest du gern treffen und warum?

Jesus natürlich! Und dann auch Josef.
Ich habe, wie schon erwähnt, die Serie „The Chosen“ geschaut. Die Verkörperung von Jesus hat mich stark beeindruckt und ich lese jetzt nochmal das Neue Testament mit ganz anderen Augen. Jesus ist immer souverän. Es muss für die Jünger sehr herausfordernd gewesen sein, mit ihm unterwegs zu sein. Scheinbar stellt Jesus Dinge auf den Kopf, aber er stellt sie eigentlich auf die Füße. Das beeindruckt mich sehr.
Dann Josef. An seiner Geschichte hat mich schon immer der Moment der Versöhnung mit seinen Brüdern fasziniert. Außerdem hat er auch in ausweglosen Situationen nicht den Mut verloren, sondern Gott vertraut. Gott hat ihn dafür gesegnet und so ist er zum Segen für viele geworden.

Liebe Suse, vielen Dank für dieses ehrliche Interview! Wir wünschen dir Gottes Segen!


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105
August und September 2024

Gebet ist „Atemholen im Glauben“

Norman Martin (34) ist ein sympathischer junger Mann, der seit ein paar Jahren zu unserer Kirchgemeinde gehört und regelmäßig im Gottesdienst anzutreffen ist. Er ist Gymnasiallehrer für Sport und Religion, ledig und stammt aus der Nähe von Zwickau. Er liebt das Klettern, Bouldern und Volleyball, spielt gern Skat und hört sehr gern Musik. Daniela Gneuß hat ihn bei einer Tasse gutem Kaffee getroffen und dieses erfrischende Gespräch geführt.

Lieber Norman, was ist dein Lieblingsessen?

Wiener Schnitzel

Welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

Keins, ich lese tatsächlich fast keine Bücher, lediglich im Sommer und wenn ich Muse dazu habe, aber auch dann sind es meistens Sachbücher oder philosophische Bücher. Im Alltag lese ich tagesaktuelle Themen in verschiedenen Medien.

Gibt es einen Film, den du empfehlen kannst?

Ich mag Forrest Gump und Brave Heart sehr. Und ich schaue sehr gern Ip Man Filme an.

Wer hat dein Glaubensleben geprägt?

Mein Elternhaus würde ich als traditionell christlich bezeichnen und ich war in einem christlichen Kindergarten. Auf meinen weiteren verschiedenen Stationen durch Ausbildung und Studium hatte ich immer wieder Kontakt mit Menschen, die mir zu Glaubensvorbildern wurden, sei es in der jungen Gemeinde oder in der Studentenmission (SMD). Sie lebten ihren Glauben für mich authentisch vor und ich konnte einige Dinge in mein eigenes Glaubensleben integrieren und für mich nach kritischem Prüfen und Hinterfragen übernehmen. Ich habe als Jugendlicher mein Leben Jesus übergeben. Dazu muss ich sagen, dass ich nicht dieses „eine bestimmte“ Glaubenserlebnishatte, sondern es eher ein Prozess war, begleitet von den verschiedensten Menschen und Eindrücken. Durch meine Zeit in der jungen Gemeinde gewöhnte ich mir eine gewisse Bibelfrömmigkeit an, ich lese wirklich sehr gern und mit Gewinn darin.

Wie lebst du momentan deinen Glauben im Alltag? Gibt es Rituale? Hast du Wegbegleiter?

Ich lese jeden Morgen die Losung und parallel lese ich die entsprechenden Bibelstellen und Text in der Bibel. Das ist mein festes morgendliches Ritual. Als Wegbegleiter würde ich einige Freunde ausmeiner Studienzeit bezeichnen, mit ihnen bin ich in regelmäßigem Kontakt und Austausch. Wir erbauen uns gegenseitig und in diesem geschützten Rahmen ist auch Korrektur und Zurechtweisung möglich. Davon profitiere ich sehr.

Norman, du bist am Gymnasium Lehrer für Sport und Religion, wie kam es zu dieser Berufswahl?

Meine Eltern sind beide Lehrer und ich wollte selber nie diesen Beruf ergreifen. Von daher habe ich mich erstmal für eine Ausbildung zum Krankenpfleger entschieden und diese auch beendet. Ich merkte aber recht schnell, dass dieser Beruf für mich persönlich nicht die richtige Wahl war und ich die Belastung in diesem Beruf nur sehr schwer aushalte. Mir hat das selbstbestimmte Arbeiten gefehlt. Es kam zu einer tiefen persönlichen Krise. Mein Vater fragte mich in der Zeit, ob nicht vielleicht doch der Beruf eines Lehrers ein gangbarer Weg für mich ist. Hinzu kam, dass ich immer schon ein großes Interesse an Transzendenz (Anm.d.R.: jenseits der Erfahrung, des Gegenständlichen liegendes) hatte und ich wissen wollte, ob es noch mehr Dinge gibt als nur das, was wir mit unseren 5 Sinnen wahrnehmen können. Aus der Krise heraus fragte ich mich auch, ob im Leben noch andere Dinge zählen als nur zu funktionieren und zu leisten. Sport kam dann noch dazu, weil er für mich immer schon ein gutes Ventil war. Im Lehramtsstudium selber habe ich dann Gott sehr deutlich wahrgenommen und seine Führung gespürt. Meine Eltern waren mir in der Zeit eine große Stütze, emotional als auch finanziell.

Wie ist es für dich, deine Schüler im Gottesdienst zu treffen, quasi in einem privaten Rahmen?

Das ist natürlich für mich immer auch mit einer gewissen Anspannung versehen, da mich meine Schüler in der Öffentlichkeit wahrnehmen. Aber generell ist es eine schöne Erfahrung, ich erlebe meine Schüler anders als im Schulsetting, es ist entspannter und hilft zum gegenseitigen Verständnis. Es ist schön, mit meinen Schülern den Glauben zu teilen und zu erleben, wie sie ihren Glauben außerhalb der Schule leben.

Dir ist Gebet sehr wichtig, warum genau? Kannst du uns das beschreiben?

Ich brenne seit vielen Jahren dafür und habe eine große Sehnsucht nach Gebet. Ich war über die Jahre immer wieder Teil von verschiedenen Gebetsgruppen, sehr aktiv auch in meiner Zeit in der SMD. Oft gab es dort 24/7 Gebetszeiten und ich bin großer Fan von „durchbeteten Räumen“. Meiner Meinung und Erfahrung nach hängt unser Glaubensleben elementar mit unserem Gebetsleben zusammen und drückt sich darin aus. Wir dürfen groß beten und Gott gegenüber voll Erwartungen sein. Ich bin überzeugt, Gebet kommt nie leer zurück. Im Gebet leben wir Gemeinschaft und Beziehung mit Gott. Diese Sehnsucht war rückblickend immer schon bei mir da und hat schon im Kindergarten begonnen. Heute beschreibe ich Gebet gern als „Atemholen im Glauben“. Gebet fokussiert mich immer wieder neu.

Wo siehst du deinen Platz in unserer Gemeinde? Hast du Wünsche?

Wie gerade schon gesagt, das Thema Gebet liegt mir sehr auf dem Herzen, auch konkret das Gebet mit und für Menschen aus unserer Gemeinde für persönliche Anliegen. Eine ganz andere Idee oder bzw. einen Wunsch für unsere Gemeinde habe ich daneben aber doch noch. Ich habe in meiner SMD Zeit und auch davor gern bei kleinen Theaterstücken mitgemacht, wahrscheinlich würde man eher Laientheater dazu sagen. Wenn da in unserer Gemeinde etwas entstehen könnte, da würde ich auch meinen Platz sehen.

Man sieht dich relativ regelmäßig in unseren Gottesdiensten, was motiviert dich zu kommen?

In erster Linie die Predigt. Ich frage mich, was möchte Gott mir persönlich mit dem Text aus der Bibel, dem Vorlesen, Zuhören und Auslegen sagen. Mir gefallen viele Elemente in unserem Gottesdienst, Dank und Fürbitte sind mir sehr wichtig, im Gottesdienst als auch in meinem persönlichen Leben. Den Lobpreis mag ich auch sehr.

Wenn es möglich wäre, welche Person aus der Bibel würdest du gern treffen? Warum?

Mose. Er und sein Lebenslauf üben auf mich eine große Faszination aus. Er ist am Hof des Pharao aufgewachsen und hat dort erlebt, wie man führt, regiert, Menschen anleitet und kennt eine gewisse Weltläufigkeit. Dann kam der sein Fall von ganz oben nach ganz unten. Seine Geschichte finde ich doppelt trostreich. Er lässt sich von Gott in seinen Stärken und Schwächen gebrauchen, sein Bruder ist ihm ein guter Wegbegleiter. Schwäche macht uns im Optimalfall demütig und dadurch nutzbar für Gott. Aber auch in unseren Stärken gibt uns Gott Felder, die wir einnehmen dürfen. Sehr spannend!

Lieber Norman, vielen Dank für das Gespräch! Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute und sei in allem gesegnet!


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104
Juni und Juli 2024

Menschen sind wie Weintrauben - Jesus in Gemeinschaft erleben

Hanna-Elina (14), Matilda (14), Noah (14) und Philip (wird im Juni 14) sind vier unserer diesjährigen Konfirmanden. Robert Rehm traf die vier großartigen jungen Menschen bei Chips und Orangenlimo wenige Tage vor ihrer Konfirmation zu einem quirligen Interview über Pommes aus dem Freibad, Party ohne Eltern und Hoffnung für eine Krisen-Generation.

Zum Anfang ein paar kurze Fragen und bitte kurze Antworten. Was ist besser: Döner, Pizza oder Pommes?

H: Pizza.
N: Pizza.
P: Döner.
M: Schwierige Frage. Die Pommes aus dem Freibad in Naundorf, die sind eine Legende.

Spielt ihr Instrumente?

M: Ja, Klarinette, aber ich würde gern Gitarre spielen. Da kann man schöner Lieder begleiten. Doch ich muss erst mal ein bisschen in die Klarinette reinkommen.
H: Ja, Klavier seit drei Jahren.

Wofür nimmst du dir am liebsten Zeit?

H: Am liebsten für lange, ausgedehnte Kuschelzeiten mit meiner Katze.
M: Für meine Freunde und fürs Zeichnen. Das kann ich stundenlang machen.
N: Bei mir ist es auch Zeichnen, wenn ich mal Zeit hab.
P: Angeln in der Freiberger Mulde ist cool. Ab 14 mache ich dann meinen Fischerei-Schein. Fußball spiele ich auch sehr gern.

Vervollständigt bitte diesen Satz: „Ohne meine Eltern …“

H: Ohne meine Eltern hätte ich ein sehr schlechtes Zeugnis. Vor einem Test fragen sie mich immer ab. Und sie kämpfen für mich, wenn ich etwas nicht schaffe.
M: Ohne meine Eltern wäre ich erstens nicht existent und zweitens beraten sie mich immer bei Entscheidungen. Sie sind für mich Ratgeber und Leitung.
N: Ich würde eine Party feiern, aber das würde ich auch mit meinen Eltern machen. 

Warum wollt ihr konfirmiert werden?

H: Um Gott näher zu sein. Ich glaube, ich würde niemals von mir selbst heraus die Initiative ergreifen. Dieser feste Zeitpunkt hilft mir da sehr. Ich und zwei andere werden aber jetzt erst getauft. Schon früher als Kind wusste ich: Wer getauft ist, der gehört zu Gott und ist sein Kind. Und das will ich auch, deshalb mach ich das jetzt.
M: Ich wurde mit neun Jahren getauft und jetzt kann ich das nochmal bestätigen: Ich gehöre zu Gott, Punkt.
N: Für mich ist es wichtig, die Konfirmation mit der ganzen Gemeinde zu feiern und zu zeigen, dass ich mit Gott verbunden bin. So habe ich Zeugen dafür.
P: Für mich ist wichtig, dass ich mich nochmal frei entscheiden kann, zu Gott zu gehören. Ich wurde als kleines Kind getauft, da konnte ich mich ja nicht entscheiden. Jetzt habe ich die Gelegenheit dazu.

Wenn ihr an eure Konfi-Zeit zurückdenkt - gibt es da ein Erlebnis, was euch besonders im Kopf geblieben ist, und warum?

H: Die Konfi-JG-Rüstzeit.
M: Stimmt genau. Für mich war die Rüstzeit wichtig, wegen der lieben Leute in unserem Zimmer. Wir hatten viel Spaß und eine tolle Gemeinschaft. Der Segnungsabend war auf jeden Fall mein Highlight. Dann waren diese kleinen Gruppen zum Bibellesen toll und die guten Zettel mit wertschätzenden Worten für einen persönlich.
H: Für mich war es der Austausch mit den anderen während des Konfi-Kurses und während der Rüstzeit. Mit manchen, zum Beispiel mit Matilda, kann ich voll gut über Glaubenssachen reden.
P: Für mich war es auch die Konfi-Rüstzeit, vor allem wegen der Gemeinschaft. Vorher war ich noch nie in der Gemeinde so richtig aktiv. Ich bin seitdem in die Gemeinde reingewachsen und jetzt ein Teil von ihr.
N: Ich fand auch die Gemeinschaft bei der Konfi-Rüstzeit super und den Lobpreis. Überhaupt: Mal ein Wochenende mit tollen Leuten aus der Gemeinde zusammen sein, das ist etwas Besonderes.

Eurer Generation wird nachgesagt, dass ihr stark unter dem Einfluss von Krisen steht und oft schlechte Erwartungen für die Zukunft habt. Was denkt ihr und was gibt euch Hoffnung?

P: Ich glaube, da wurden die Falschen befragt. Es gibt schon schlimme Sachen auf der Welt, aber ich persönlich hatte noch keine großen Krisen.
H: Manchmal stimmt das schon, aber es geht nicht so sehr um die großen Krisen, eher die kleinen Probleme im Leben, im Alltag.
M: Genau, und da bekomm ich Hoffnung von Gott, der mir Kraft gibt. Es ist wie in der Bibel bei einer Weinpflanze und ihren Reben: Wir Menschen sind wie Weintrauben an den Reben, und die Pflanze versorgt von unten aus der Wurzel die Trauben mit allem, was nötig ist. So ist Gott für mich.

Gibt es für dich einen Menschen, der dein Glaubensvorbild ist?

N: Mein Papa und meine Mama. Mein Papa hilft ja ziemlich viel in der Gemeinde mit, aber insgesamt sind meine Eltern für mich ein wichtiges Vorbild.
H: Die Mathilda hier neben mir. Als ich sie das erste Mal gesehen hatte, da stand sie so mutig zu ihrem Glauben und hat auf mich einen guten Eindruck gemacht. Sie wirkt für mich so, als ob es gar nicht schwer ist, vom Glauben zu erzählen. Das würde ich am liebsten auch so können.
Matilda, wie geht's dir damit, sowas zu hören?
M: Das ist schön. Ich mach das schon seit dem Kindergarten so - ich erzähle von meinem Glauben: „Ich bin ein Kind von Jesus.“ Für mich ist natürlich Jesus ein Vorbild und Philipp Mickenbecker - der hat ja in total krasser Krise trotzdem geglaubt.
P: Also mein Glaubensvorbild ist meine Oma. Sie ist oft im Dom im Gottesdienst. Sie hat schon die ganze Bibel durchgelesen. Das find ich toll, aber ich hab das noch nicht geschafft. Ich glaube, dann kann ich mehr von Gott und dem, was er alles getan hat, kennenlernen.

Uns im Konfi-Team ist es wichtig, dass ihr nicht nur Gutes über Jesus hört, sondern die Gelegenheit habt, Jesus zu erleben. Würdet ihr sagen, ihr habt Jesus erlebt - und wenn ja, wie?

M: Beim letzten Promise, in der Lobpreiszeit. Da war es für mich, als würden an der Decke oben wirklich die Engel tanzen. Das konnte ich so richtig sehen, das war toll und krass.
N: Beim hörenden Gebet. Da beten andere für einen und fragen Gott, was er sagen möchte. Oft gibt Gott da einen Satz oder ein Bild in den Kopf. Da hatte einer mal einen Eindruck, dass ich ein Kämpfer Gottes bin. Und ein anderes Mal ging es wieder darum, dass ich ein Kämpfer Gottes sein darf und dass Gott mich gebrauchen möchte, um anderen Menschen zu helfen, damit sie glauben können. Find ich toll. Und dann noch was: Morgens ziehen wir zu Hause immer die „geistliche Waffenrüstung“ an. Also den Helm des Heils und so weiter (Epheser 6). Einmal war ich alleine zu Hause und wollte in den Tag starten, aber ich wusste nicht mehr alles von der Waffenrüstung. Da hatte ich gebetet und dann fiel mir das Wort einfach wieder ein. War ganz leicht.
P: Beim Konfi-Vorstellungsgottesdienst. Da hatte ich zum Abschluss noch was zu sagen. Ich bin vor ans Mikrophon gegangen, aber wusste vor Aufregung gar nicht mehr, was ich sagen wollte. Auf einmal hab ich aber gemerkt, dass da noch einer ist, der mir hilft und mich unterstützt. Er hat mir die Worte in den Mund gelegt. Das war so einfach.
H: Für mich ist es nichts Großes, aber im Alltag. Einmal zum Beispiel hatte ich etwas falsch gemacht und musste mit meinem Lehrer reden, hatte aber Angst. Gott hat mich dann ganz ruhig gemacht und mir Mut gegeben. Dann ging's.

Welche Person aus der Bibel würdet ihr gern persönlich treffen? Was würdet ihr sie fragen oder was würdet ihr am liebsten erleben?

P: Mose. Seine Reise und auch was er durchgemacht hat, finde ich sehr cool und stark von ihm. Er hat sein Volk befreit, aber er ist nicht stolz geworden. Er wusste, dass er es nicht alleine war, sondern er hat es durch Gott gemacht. Er ist für mich ein Held, weil er sich selbst nicht als Held hinstellt. Gott hat ihn auserwählt, um sein Volk zu befreien.
N: Petrus. Petrus würde ich gern treffen, wenn er so wäre, wie in dem Musical, wo ich vor ein paar Wochen mitgemacht habe. Da war er sehr freundlich, und tatsächlich würde ich mich auch mit ihm verhaften lassen und dann nachts von dem Engel freigelassen werden und einfach wieder aus dem Gefängnis rausgehen.
M: Ich hab da eine Liste von mehreren: Maria, die mit den bösen Geistern, die von Jesus geheilt wurde. Dann Jesus auf jeden Fall. Den Naaman, Hiob, Judas, der Jesus verraten hat, und Eva. Ich finde viele in der Bibel cool – weil Gott Großes mit denen gemacht hat. Aber ich glaube, das war nicht nur früher so, sondern auch heute nutzt Gott ja uns Menschen.
H: Ich würde einfach nur Jesus treffen wollen und mit ihm zu jemandem gehen, dem es nicht gut geht. Ich würde gern Jesus zusehen, wie er einen Menschen gesund macht, dann hätte ich mit eigenen Augen einen Beweis.

Liebe Matilda, liebe Hanna-Ilina, lieber Noah und lieber Philip, vielen Dank für dieses tolle Interview. Lasst euch bei der Konfirmation feiern! Wir wünschen euch Gottes Segen.


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103
April und Mai 2024

Es ist begeisternd, wie der Glauben Jugendliche trägt

Frank Herter (60) kommt ursprünglich aus Balingen in Baden-Württemberg, vierzig Kilometer südlich von Tübingen gelegen. Seit August 2009 ist er hauptamtlich in unserer Gemeinde tätig. Gudrun Hein (Gemeindemitglied) interviewte ihn bei einem leckeren Frühstück.

Frank, was sind deine Lebens- und Glaubenswurzeln?

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der mein Vater Atheist war und meine Mutter eine den Glauben bewusst lebende Christin. Meine beiden Geschwister und ich wurden von unserer Mutter im christlichen Glauben erzogen und davon geprägt. Ich gehörte zu einer sehr traditionell evangelischen, aber nicht lebendigen Kirchgemeinde.
Meine Konfirmation wurde mir zu einem außerordentlichen Schlüsselerlebnis. Als der Pfarrer uns Konfirmanden die Frage stellte: „Wollt ihr Jesus in eurem Leben nachfolgen?“, habe ich ein sehr bewusstes JA gesagt. Dieser Glaubensschritt war von meiner Mutter intensiv vorbereitet und mit Gebeten begleitet worden. So habe ich den Start in meinen persönlichen Glauben begonnen.
Nach der Konfirmation bin ich rasch Mitarbeiter in meiner Kirchgemeinde geworden. Ich hielt Andachten, übernahm Gruppenleitungen, und mein Glaubensleben wuchs mit. Als Jugendlicher blieb ich nicht nur in der evangelischen Kirchgemeinde und habe als Mitarbeiter in der Landeskirche gedient. Darüber hinaus erwachte auch mein Interesse für überkonfessionelle und überregionale Glaubensangebote. Deshalb lernte ich in der Nachbargemeinde eine EC-Jugendgruppe kennen, in der nicht nur sehr viel in der Bibel gelesen, sondern sie intensiv studiert wurde. Damals entwickelte ich eine sehr große Liebe für die Bibel. Und diese, meine damalige Bibel, besitze ich heute noch.
Ich lese in der Regel täglich ein Kapitel in der Bibel und markiere mir mit Farben, Kennzeichnungen, Unterstreichungen und Bemerkungen alles Wichtige. Damit ist die Bibel für mich das wichtigste Arbeitsmittel für meinen Glauben und meinen Dienst.
Mein derzeitiger Lieblingsvers steht in 2. Korinther 4,7:
Wir haben aber diesen Schatz (Jesus) in irdenen Gefäßen, auf dass die überschwengliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.
Dieses Bibelwort spricht mich deshalb so stark an, weil Gott hier etwas Unglaubliches tut. Er gibt uns unperfekten Menschen den kostbarsten Schatz, nämlich Jesus und seinen Geist, ein Stück seines Wesens. Und warum? Weil er durch uns kraftvoll wirken will und es auch tut. Ist das nicht großartig?
Überkonfessionell lernte ich andere Gemeinden kennen und bin zu verschiedenen Rüstzeiten gefahren. Ich erlebte Lobpreis-Gottesdienste, Segnungsabende und erstmals die Gegenwart und das Wirken des Heiligen Geistes. Ich spürte, welch große persönliche Freiheit mir dies gab und was für eine Begeisterung für Gott, unseren Himmlischen Vater, entstand. Im Ergebnis dieser wertvollen Erfahrungen hatte ich mich von einem traditionellen Christsein zum bibel-orientierten und schließlich zu einem Christsein entwickelt, das vom Heiligen Geist geprägt ist.

Welcher persönlich-berufliche Weg hat dein besonderes Interesse für die Kinder- und Jugendarbeit geweckt und entwickelt?

Ich habe das technische Gymnasium besucht und beabsichtigte ursprünglich, Architekt oder Grafik-Designer zu werden. Meinen 16-monatigen Zivildienst leistete ich in einem evangelischen Feriendorf in Tieringen, auf der Schwäbischen Alb. Meine Tätigkeiten beinhalteten Hausmeisterdienste und Einsätze als Bademeister im Hallenbad. Außerdem war ich für die Ferienprogramme der Kinder und Jugendlichen und deren Durchführung zuständig. Dadurch bin ich so richtig intensiv in die Kinder- und Jugendarbeit reingekommen. Sie bereitete mir nicht nur sehr große Freude, sondern weckte zugleich eine neue berufliche Zielstellung. Im Gebet führte mich Gott dann dazu, eine Ausbildung zum Jugendreferenten am „Johanneum“ in Wuppertal zu absolvierten.
Meine erste Stelle übernahm ich als Jugendreferent in Herrenberg. In einer Gemeinde in Darmstadt, die der GGE (Geistliche Gemeindeerneuerung in der Ev. Kirche) nahe stand, folgten 14 Jahre als Jugendreferent. Mit Ablauf dieser Zeit stellte sich mir die Frage, welche weitere berufliche Orientierung ich beabsichtigte. Meine Recherche richtete sich auf das Umfeld meiner Heimat, wo meine Mutter noch lebte. Gleichzeitig betete ich und bat Gott um seine Führung. Überraschend erhielt ich eine telefonische Anfrage aus Freiberg.
Wie bist du zur Jakobi-Kirchgemeinde gekommen, und seit wann bist du in der Leiterfunktion als Kinder- und Jugendreferent tätig? Im vorgenannten Telefonat erfuhr ich von der ehemaligen Pfarrerin, Frau Gundula Rudloff, dass in Freiberg ein Kinder- und Jugendreferent an der Jakobi- Kirchgemeinde gesucht wurde. Voran schaute ich erst mal auf die Landkarte, wo Freiberg überhaupt liegt. Ich staunte, als ich es mitten in Sachsen fand, denn diese Region entsprach ja so gar nicht meiner eigentlichen Orientierung. Das sehr gute Gespräch mit Frau Rudloff veranlasste mich, dass ich mir dennoch das unterbreitete Angebot in Freiberg vor Ort „anschauen“ wollte. Das hat mir Gottes Führung auch sehr deutlich gemacht.
Als ich in Freiberg ankam, fielen mir zuerst die noch offensichtlich bestehenden Unterschiede zwischen „Westen“ und „Osten“ auf. Neben den sichtbar noch unsanierten Gebäuden war vieles so ganz anders. Hingegen verliefen die persönliche Begegnung und die Gespräche mit der Pfarrerin und Kirchenvorstehern so tiefgründig gut. Im Ergebnis spürte ich einen Frieden in meinem Herzen, und ich wusste, dass Freiberg der Platz ist, wo Gott mich hinführen wollte.
Am 1. August 2009 folgte dann mein Dienstbeginn in der Jakobi-Kirchgemeinde in Freiberg.

Welche Aufgaben obliegen dir als Kinder- und Jugendreferent? Was sind bewährt gefragte - und was zeitaktuelle Angebote und Höhepunkte?

Ich möchte voranstellen, dass meine Stelle vom Förderverein markus10 schon langjährig finanziert wird. Ich bin sehr dankbar für die Treue der vielen Sponsoren, die somit die Jugendarbeit so wertvoll unterstützen, vielen Dank. Für die Kinderarbeit, im gemeindlichen Kontext „Jakobi-Kids“ genannt, bin ich mit Robert Rehm gemeinsam verantwortlich und tätig. Dazu gehört auch der Kindergottesdienst für Schulkinder. Gleichfalls bin ich in der übergemeindlichen Kinderarbeit aktiv, so im ökumenischen Arbeitskreis am Christmarktstand, beim Bergstadtfest und beim Weltkindertag. Außerdem gestalte ich mit Grit Schmidt wöchentliche Nachmittage mit Flüchtlingskindern in der Chemnitzer Straße.
Ich schätze die Zusammenarbeit im ökumenischen Arbeitskreis sehr, da alle elf Gemeinden von Freiberg nicht nur vertreten sind, sondern eine gute aktive Gemeinschaft praktizieren, was sehr wertvoll ist. Für zwei Schulen, die Körner- und Agricola-Schule, erarbeite ich zusammen mit Schülern im Rahmen der Ganztagsangebote (GTA) Beiträge u.a. für Schülerzeitungen. Bei der Jugendarbeit bin ich, zusammen mit Daniel Liebscher und Robert Rehm, in den Konfirmandenunterricht eingebunden. Die Zusammenarbeit mit der Jungen Gemeinde ist ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit. Wir planen und organisieren unsere regelmäßig stattfindenden Rüstzeiten, die in der Durchführung von den Jugendlichen intensiv und positiv erlebt werden und eine sehr gute Resonanz finden. Wöchentliche Treffs der Jungen Gemeinde werden angeboten, die wir gemeinsam thematisch gestalten. Auf individuellen Wunsch hin können sich Jugendliche in Glaubens- u.a. Fragen und Anliegen bei mir oder anderen Mitarbeitern ihres Vertrauens öffnen.
PROMISE Jugendgottesdienste finden, auch übergemeindlich, großen Zuspruch. Diese vorzubereiten und zu leiten bereitet auch mir viel Freude. Es ist hervorzuheben, wie vielseitig und toll engagiert sich die Jugendlichen mit ihren Begabungen und Fähigkeiten einbringen.
Die digitale Jakobi Kirchgemeinde mit verschiedenen Angeboten zeitaktuell zu vermitteln, gehört auch in meine Zuständigkeit, und ich erfülle diese Aufgaben sehr gern. Das betrifft den Mitschnitt der Gottesdienste, die Zeitschrift „Gemeinde aktuell“ und die Internetseiten.
Gottesdienste leiten, Predigten halten, den Glaubenskurs leiten und begleiten u. ä. gehört gleichfalls zu meinem Aufgabenprofil. Ich gebe somit auch Zeugnis von meinem eigenen lebendigen Glauben, der mich erfüllt.

Welche Glaubensbotschaft steht für deine Kinder- und Jugendarbeit im Mittelpunkt?

Mir ist es besonders wichtig, dass Kinder und Jugendliche durch unsere Angebote und Begleitung den christlichen Glauben kennenlernen und eine persönliche Beziehung zu Jesus entwickeln können. Dies geschieht nicht aus eigener Kraft, sondern dank Gottes Gnade, Liebe und Hilfe, in der Führung und Leitung des Heiligen Geistes. Diese Hinführung zum persönlichen lebendigen Glauben und dessen Wachsen ist Schwerpunkt unserer Kinder- und Jugendarbeit.
Die vielseitigen konkreten Angebote der Jakobi-Kirchgemeinde und auch überkonfessioneller Art erweitern und bereichern eine familiäre christliche Erziehung der Kinder und Jugendlichen. Sie bieten auch denjenigen ohne christliches Elternhaus eine Chance zu erleben, was lebendiger und sichtbarer Glauben bedeutet und welcher Weg zum lebendigen Glauben führt. Gerade in der Entwicklungs- und Findungsphase der Kinder und Jugendlichen wollen wir zum christlich-werteorientierten Fundament unseren Beitrag leisten. Wir verstehen uns nicht nur als Ansprechpartner, sondern jeweils als Förderer und Ermutiger, Begleiter und Freund - mit missionarischer Ausrichtung - für einen lebendigen Glauben an Jesus.
Wir sind dankbar und zugleich ermutigt, wenn wir die Gemeinschaft in unseren Gruppen erleben und sehen, mit wie viel Freude und Offenheit sich Kinder und Jugendliche individuell und gemeinsam einbringen.
Auch die Früchte unserer Botschaft und unseres Handelns nehmen wir mit Freude wahr, so z.B. die überzeugenden und reifen Predigten von Jugendlichen in der JG oder im PROMISE sowie das große Engagement im Lobpreis. Es ist begeisternd, spürbar zu erleben, wie der Glauben Jugendliche trägt.
Ich bin dankbar und es erfüllt mich, dass ich als Mitarbeiter mit dem gesamten Leitungsteam und den vielen, so engagierten Ehrenamtlichen die lebendige Jakobi-Kirchgemeinde als Glaubensgemeinschaft aktiv und dank Gottes Hilfe mitgestalten kann.

Lieber Frank, vielen Dank für das sehr interessante und informative Gespräch!


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Februar und März 2024

Zusammen beten ist ermutigend

Regina Drotziger (70), verheiratet mit Bernd und Mutter von zwei Kindern, hat sieben Enkel und einen Urenkel. Sie ist von Beruf Chemie-Ingenieurin und Chemielaborantin. Nach der Wende konnte sie noch einmal neu durchstarten und wurde Berufsschullehrerin im Lederinstitut. Frank Herter interviewte sie an einem kalten Januartag.

Regina, was ist dein Lieblingsessen?

Mittlerweile esse ich sehr gerne Bio-Sachen mit viel Gemüse und weniger Fleisch.

Was ist deine Lieblingsbeschäftigung?

Ich liebe das Singen und war lange im Chor. Jetzt tanze ich gerne in der Tanzgruppe von Rosi Gruber-Friebel. Und ich sammle Bibeln. Es sind inzwischen rund 40 verschiedene Ausgaben.

Was ist dein Lieblingsbuch?

Das ist eindeutig die Bibel.

Wohin fährst du gerne in Urlaub?

Wir sind Naturfreunde und lieben das Radfahren. Kürzlich haben wir uns niedrige E-Bikes zugelegt. Und wir planen, den Oder-Radweg mit den Rädern zu meistern.

Welche Bedeutung hat Dankbarkeit in deinem Leben?

Eine sehr große. Danklieder gehören zu meinen Lieblingsliedern. Zum Beispiel das Lied EG 329 „Bis hierher hat mich Gott gebracht“, das ich auch gerne auf der Gitarre begleite.

Wie bist du zum Glauben gekommen?

Ich bin in einer christlichen Bauernfamilie in Conradsdorf aufgewachsen. Zum Beispiel haben wir bei schlimmen Gewittern als ganze Familie zusammen um Schutz gebetet. Ich war immer wieder bei Krippenspielen beteiligt, auch als Maria. In der 2. Klasse, in der Christenlehre, hat mich Gott einmal dabei ertappt, wie ich gelogen habe. Eine Freundin und ich haben die Christenlehre geschwänzt und sind stattdessen aufs Eis zum Rutschen gegangen. Der Pfarrer in Conradsdorf ist aber an dem Tag mit den Kindern auf den Kirchturm gestiegen. Später in der Schule sagten dann die anderen zu uns: „Wir haben euch vom Kirchturm aus gesehen!“ Wir waren also ertappt worden. Das war der Punkt, wo ich gesehen habe: Gott gibt es wirklich.

Gab es in deinem Leben Ereignisse, die dir die Liebe Gottes in besonderer Weise deutlich gemacht haben?

Ja, vor allem die Geburt unserer Kinder. Da springt einem das Herz, wenn man die kleinen Babys zum ersten Mal sieht.

Gab es Krisen in deinem Leben?

Als Lehrerin in der Berufsschule war ich oft sehr von den Jugendlichen herausgefordert, weil ich als Ingenieurin keine pädagogische Ausbildung hatte. Ich bin immer nur mit Gebet in den Unterricht gegangen. Doch Gott hat mich stets wunderbar hindurch getragen. Einmal hatte ich ein positives Erlebnis: Bei einer Vertretungsstunde Deutsch habe ich die biblische Geschichte von Josef behandelt. Daraufhin wurde ich von einem Kollegen darauf hingewiesen, dass die Bibel nicht in den Unterricht gehört. Bei einer späteren Deutschstunde war dann eine anonyme Schrift an der Tafel: „Wann erzählen Sie uns wieder etwas aus der Bibel?“ Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Welche Gedanken hast du zur Jahreslosung: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe (1Kor 16,14)? Wie fordert sie dich heraus?

Ja, sie fordert mich heraus, denn ich möchte in Liebe denken, in Liebe sprechen (immer erst überlegen, bevor ich etwas sage) und in Liebe handeln. Da habe ich den Gebrauch von Stoßgebeten mehrfach erlebt: „Gott, hilf mir jetzt!“ Manchmal rutscht einem doch etwas heraus, was man später bereut; das man zurückholen will, aber es ist zu spät. Dann ist Vergebung wichtig. Das schaffen wir von alleine nicht. Wir dürfen immer Gott bitten, dass er uns die Kraft gibt, auf den anderen zuzugehen und um Vergebung zu bitten. Und da passieren manchmal Wunder.

Wie lebst du mit Jesus im Alltag?

Mein Mann und ich beginnen jeden Tag mit der Losung und den Andachten aus dem Kalender „Sonne und Schild“. Wir lesen sie gemeinsam und reden darüber. Und wir hören gerne das „Wort zum Tage“ im MDR kurz vor 9 Uhr. Am Abend danke ich in der Stille, lege Gott alles hin und bitte ihn um seine Hilfe. Viele geistliche Impulse bekam ich von Klöstern. Zum Beispiel vom Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau in der Oberlausitz. Dann habe ich auch Verbindung zur Jesus-Bruderschaft Hennersdorf. Ich konnte dort mein Herz ausschütten und wurde persönlich gesegnet.

Du bist seit vielen Jahren Teil des Gebetskreises in unserer Gemeinde. Welche Bedeutung hat das Gebet für dich?

Unsere Chorleiterin Frau Oertel fragte uns 1986, ob wir uns nicht wöchentlich zum Gebet treffen wollten. Es tobte gerade der Jugoslawienkrieg. Zu jener Zeit begann unser Gebetskreis: anfangs in der Beutlerstraße, auch mal im Garten, und heute bei Frau Kluge. Seitdem treffen wir uns jede Woche zum Gebet. Wir beten für Einheit, Israel und natürlich für aktuelle Anliegen der Gemeinde. Zum Schluss beten wir das Vaterunser.

Was kann man tun, wenn einem das Beten schwerfällt?

Es ist immer besser, man betet zu zweit. Nie alleine versuchen zu kämpfen. Ermutigung kommt, wenn man mit anderen Christen zusammen betet. In der Bibel steht: Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18,20) Mit Gott zu reden ist immer besonders. Zum Beispiel, wenn man sich bei den Allianzgottesdiensten zueinander dreht und mit „fremden“ Christen in der Kleingruppe zusammen betet. Da merkt man einfach: Das Gebet kommt zu Gott, das hört er. Außerdem bete ich gerne mit den Gebeten im hinteren Teil des Gesangbuches.

Welcher Bibelvers ist dir besonders wichtig?

Unser Trauspruch aus Römer 12,12:
„Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“

Was schätzt du besonders an unserer Gemeinde?

Ich finde die Lobpreislieder im Gottesdienst so gut. Viele Lieder kenne ich auch noch nicht, aber die Atmosphäre im Gottesdienst ist wunderbar. Mir gefallen die neuen und die alten Lieder. Dann bin ich auch begeistert von der tollen Kinderarbeit und von den Konfis. Und davon, dass unser Pfarrer Daniel Liebscher mit den Helfern alles sehr gut gestaltet, so abwechslungsreich. Es gibt viele segensreiche Aktivitäten.

Welchen Tipp würdest du den Konfis und Jugendlichen für ihren Glauben geben?

Es ist wichtig, sich regelmäßig mit Gleichgesinnten zu treffen. Die Junge Gemeinde aufsuchen und auf Rüstzeiten fahren, das stärkt den Glauben. Da können sich lebenslange Freundschaften bilden.

Wie begehst du die Passions- und Osterzeit?

Angeregt durch meine Klosterbesuche und weil unsere Tochter ausgebildete Fastenleiterin ist, faste ich regelmäßig in der Passionszeit. Ich nehme für fünf Tage nur Tee und Suppe zu mir. Nach dem Fasten wird etwas im Kopf klarer. Und ich kann das Leiden Jesu und seine Auferstehung besser in seiner Tiefe erfassen.

Liebe Regina, vielen lieben Dank für das Gespräch und deinen treuen Gebetsdienst! Wir wünschen dir und deiner Familie weiterhin Gottes Segen.


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101
Dezember 2023 und Januar 2024

Weihnachten heiße ich Jesus willkommen!

Carina Adlung ist 46 Jahre alt und wohnt gemeinsam mit ihrem Mann Stephan und den beiden Söhnen Marcus (20) und Raphael (15) in Freiberg, vis a vis der Kirche. Sie ist gelernte Physiotherapeutin und arbeitet in der Klinik am Tharandter Wald in Hetzdorf. Sie klettert gern, liebt das Wandern, Fotografieren, Lesen und Waldbaden. Sie ist seit vielen Jahren Teil unserer Kirchgemeinde und lässt uns heute an ihrem Leben teilhaben. Daniela Gneuß hat sich mit ihr auf einen Tee in ihrem liebevoll rekonstruierten Huthaus getroffen. Die zugehörige Grube hieß „Segen Gottes“, und diesen Segen spürt man an Carina und ihrer Geschichte.

Liebe Carina, welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

Ganz aktuell habe ich gerade die Buchreihe „4 Frauen unterwegs mit Gott“ beendet. Diese Bücher haben mich neu dazu inspiriert, wieder mehr und regelmäßig für meine Familie zu beten. Genau das praktiziere ich jeden Morgen. Dabei erlebe ich, wie Gott am Wirken und Arbeiten ist, das begeistert und ermutigt mich. Daneben wäre dann noch ein Reiseführer von Madeira, dorthin möchte ich 2024 gern mit meiner Mutti fahren. Seit sie vor ein paar Jahren eine Krebserkrankung hatte, ist es mir wichtig und zu einem schönen Ritual geworden, mit ihr gemeinsam einmal im Jahr eine Reise zu unternehmen. Im nächsten Jahr soll es also nach Madeira gehen.

Gibt es einen Film, den du besonders magst?

„Birnenkuchen mit Lavendel“, er hat mich sehr berührt.

Du bist Christ und man kann dich oft gemeinsam mit deinem Mann im Gottesdienst treffen. War das schon immer so oder bist du auf Umwegen zum Glauben gekommen?

Als Kind hatte ich in meiner Familie keinen Kontakt zum christlichen Glauben. Lediglich meine Oma war Christin und hat anscheinend sehr oft für mich gebetet. Mein Weg zum Glauben verlief stückweise und besteht aus mehreren Puzzleteilen. Mein erster Freund war Christ und hat mich oft zu Gottesdiensten und Konzerten im Dom mitgenommen. Bei einer Evangelisation bin ich dann dem Aufruf nach vorn gefolgt und habe mein Leben Jesus gegeben. Als ich dann meine Arbeitsstelle in Hetzdorf angetreten habe, lernte ich eine Frau kennen, die mir eine gute Freundin wurde. Mit ihr durfte ich viele tiefe und gute Gespräche über den Glauben führen. Das brachte mich auf meinem Weg mit Gott sehr gut voran und hat viele meiner Fragen beantwortet. Diese Freundin lud mich in einen Hauskreis ein, in dem ich heute noch bin. In dieser Zeit lernte ich meinen Mann Stephan kennen. Da sehr schnell der Wunsch bestand, unsere Beziehung vor Gott festzumachen und zu heiraten, meldete ich mich zum Taufunterricht an und erlebte die Taufe mit 22 Jahren. Seitdem bin ich unterwegs mit Gott.

Wie lebst du aktuell deinen Glauben? Gibt es Alltagsrituale?

Ich bin noch immer Teil dieses Hauskreises und besuche den Gottesdienst. Im Alltag erlebe ich Gott im Lobpreis, damit starte ich in den Tag. Ich höre auf dem Weg zur Arbeit Lobpreismusik und singe gern mit, dieser Einstieg in den Tag ist mir sehr wichtig. Daneben begegnet mir Gott auch in der Natur. Ich gehe sehr gern im Wald spazieren und bin dort gut mit Gott im Gespräch über Dinge, die mich gerade beschäftigen.

Gab es in deinem Leben Krisen? Wie bist du damit umgegangen? Wer oder was hat dir geholfen?

Eine Krise in meinem Leben war, als es unserem großen Sohn gesundheitlich über viele Monate hinweg sehr schlecht ging. Das Erste, was ich immer gemacht habe: Ich habe mir Gebetsunterstützung gesucht, oft noch bevor ich selber beten konnte. Das Wissen, jemand betet mit uns und bringt uns als Familie im Gebet vor Gott, hat mich immer durch solche Zeiten getragen. Dankbar bin ich auch für meine Schwiegermutti, sie ist eine treue Beterin für unsere Familie, auch jetzt noch im hohen Alter von 93 Jahren. Wenn die Tage in solchen Zeiten mit Sorgen und dem ganz normalen Alltag gefüllt waren, hat Gott oft nachts in Träumen zu mir gesprochen. Manchmal bin ich nachts aufgewacht mit einer ganz bestimmten Liedzeile eines Lobpreisliedes im Kopf, die genau in unsere Situation gepasst hat und mich dann über viele Wochen begleitet und ermutigt hat. Manchmal hat mich auch ein Lied oder eine Liedzeile im Gottesdienst persönlich angesprochen und stand dann für viele Wochen über meinem Tag. Auch als Ehepaar und Eltern haben wir in diesen Krisenzeiten Gott als einen persönlichen Gott erlebt, der uns sieht. Oft, wenn wir dachten, es geht gar nicht mehr weiter und wir Gott die komplette Kontrolle abgeben mussten, hat er immer eine Tür geöffnet, durch die wir gehen konnten. Wir mussten lernen loszulassen, Gott zu vertrauen und ihn machen zu lassen. Diese Türen öffneten sich nicht immer unbedingt dann, wenn wir dachten, dass es dafür ein guter Zeitpunkt wäre, aber sie öffneten sich immer zum richtigen Augenblick in Gottes Zeitplan für uns. So konnte ich das manchmal im Rückblick erkennen.

Was bedeutet für dich persönlich Advent und Weihnacht?

Für mich bedeutet Advent das Warten auf die Ankunft von Jesus. Im Advent öffne ich meine Herzenstür für ihn und zu Weihnachten heiße ich ihn willkommen! Aber auch bei mir ist der Advent, wie bei so vielen Menschen, sehr voll. Ich wünsche mir jedes Jahr mehr Zeit für den Adventsgedanken, finde sie aber nur bedingt. Doch egal, wie chaotisch oder unperfekt mein Leben auch aussieht, Advent ist trotzdem, Jesus kommt trotzdem zu mir, und ich darf ihn willkommen heißen. 2020 erlebten wir als Familie einen „besonderen Advent“. Wir waren als ganze Familie ab dem 5. Dezember in Quarantäne und den gesamten Advent zu Hause, aber fühlten uns von unseren Freunden und dem Hauskreis nicht vergessen. Es haben viele an uns gedacht, einen Baum für uns besorgt, mir zu meinem Geburtstag (wenige Tage vor Weihnachten) ein liebevolles Frühstück vor die Tür gestellt. Besonders einprägsam war für mich, als an so einem Tag unser Fenster mal offenstand und eine Frau aus der Gemeinde vorbeikam mit einer Kiste. Diese Kiste stellte sie uns ins Fenster mit der Frage: „Ich habe hier in der Kiste Maria und Joseph, könnt ihr sie aufnehmen?“ Das fand ich so eine schöne Idee! So konnten wir Besuch aufnehmen, obwohl wir gar keinen Besuch bekommen durften. In der Kiste war auch ein Tagebuch; darin konnte man lesen, dass Maria und Joseph auf ihrer Reise schon einiges erlebt hatten. Eine Weihnachtstradition gibt es in unserer Familie: Wir haben einen Weihnachtsbaum mit echten Kerzen. Durch das Krippenspiel bin ich am 24. Dezember tagsüber immer sehr eingebunden, sodass wir, seit unsere Jungs groß genug dafür sind, am Abend immer die Christnacht besuchen.

Du bist fast jedes Jahr beim Ensemble der Krippenspieler mit dabei, was begeistert dich daran?

Es ist mir ein großes Anliegen, die Weihnachtsbotschaft mit meinen Gaben und Fähigkeiten unter die Leute zu bringen, besonders für die Menschen, die nur zu Weihnachten in die Kirche gehen. Seit einiger Zeit habe ich ja die Regie dafür und suche immer Stücke mit „Botschaft“ aus. Ich möchte, dass die Menschen nicht nur „berieselt“, sondern zum Nachdenken gebracht werden; vielleicht gelingt uns das ja bei dem einen oder anderen. Das Stück für dieses Jahr habe ich selber geschrieben, Gott hat es mir sozusagen an einem Wochenende „erzählt“; ich musste es nur noch aufschreiben. Ich finde es auch faszinierend, wie sich die Krippenspieler als Gruppe immer wieder finden und in den Zeiten der Proben zu einer besonderen Gemeinschaft zusammenwachsen.

Was würdest du spontan an einem freien Nachmittag machen?

Ich würde in den Wald gehen, raus in die Natur.

Wenn es möglich wäre: Welche Person aus der Bibel würdest du gern treffen und warum?

Maria. Eine beeindruckende Frau. Sie ließ sich auf Gottes Plan ein und sagte Ja dazu, war bereit. Sie musste und konnte Jesus immer wieder loslassen und ihn auf seinen Wegen ziehen lassen, auch, wenn sie sicher dabei oft Angst um ihn hatte. Das beschäftigt mich auch gerade hinsichtlich unseres ältesten Sohnes, wo es jetzt für mich als Mutter loslassen heißt. Marias Mütterlichkeit, ihr Gottvertrauen und das Loslassenkönnen beeindrucken mich sehr. Sie wusste ja nicht, wie das alles ausgeht für ihren Sohn. Über all das würde ich gern mal mit ihr reden.

Liebe Carina, vielen lieben Dank für das Gespräch! Wir wünschen dir und deiner Familie weiterhin Gottes Segen und sind schon sehr gespannt auf das Krippenspiel.


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